Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Lyrik im thematischen Längsschnitt/Rebellion/Udo Jürgens: Das ehrenwerte Haus
in diesem mietshaus wohnen wir seit einem jahr und sind hier wohlbekannt
doch stell dir vor, was ich soeben unter unsrer haustür fand
es ist ein brief von unsern nachbarn, darin steht, wir müssen raus!
sie meinen du und ich wir passen nicht, in dieses ehrenwerte haus
weil wir als paar zusammen leben und noch immer ohne trauschein sind
hat man sich gestern hier getroffen und dann hat man abgestimmt
und die gemeinschaft aller mieter schreibt uns nun „ziehen sie hier aus!“
(hey, hey, hey)
denn eine wilde ehe, das passt nicht in dieses ehrenwerte haus
es haben alle unterschrieben; schau dir mal die lange liste an
die frau von nebenan, die ihre lügen nie für sich behalten kann
und die vom erdgeschoss, tagtäglich spioniert sie jeden aus
auch dieser kerl, der seine tochter schlägt, spricht für dies' ehrenwerte haus
und dann die dicke, die den hund verwöhnt, jedoch ihr eigenes kind vergisst
der alte, der uns stets erklärt, was hier im haus verboten ist
und der vom ersten stock, er schaut die ganze zeit zum fenster raus
(hey, hey, hey)
und er zeigt jeden an, der mal falsch parkt, vor diesem ehrenwerten haus
der graue don juan, der starrt dich jedes mal im aufzug schamlos an
die witwe, die verhindert hat, dass hier ein schwarzer einziehen kann
auch die von oben, wenn der gasmann kommt, zieht sie den schlafrock aus
sie alle schämen sich für uns, denn dies ist ja ein ehrenwertes haus
wenn du mich fragst, diese heuchelei halt' ich nicht länger aus
wir packen unsere sieben sachen und ziehen fort aus diesem ehrenwerten haus
Quelle: LyricFind
Songwriter: Michael Kunze / Udo Juergens
Songtext von Ein ehrenwertes Haus © BMG Rights Management
https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_ehrenwertes_Haus_(Lied)[6]
Der erste Eindruck:
Das Lied beschreibt eine Situation in einem Mietshaus: Ein Mann und seine Frau wohnen seit einem Jahr hier und erhalten nun einen Brief, in dem sie gebeten werden, aus diesem ‘‘ehrenwerten Haus" wieder auszuziehen, weil sie noch immer unverheiratet sind und trotzdem als Paar zusammen leben. Den Brief haben alle anderen Mietparteien unterschrieben.
Die anderen Hausbewohner, welche das Wohnen des Paars in diesem Haus mithilfe ihrer Unterschriftensammlung verhindern wollen, werden einzeln benannt, bewertet und ihre eigenen Fehler hervorgehoben. Es sind Menschen, die lügen, ihren Nachbarn nachspionieren, ihre Kinder schlagen oder vernachlässigen, rassistisch agieren oder sich selbst nicht an ihre angeblichen Moralvorstellungen halten.
Damit werden die Bewohner des ehrenwerten Hauses diesem selber nicht gerecht. Das lyrische Ich bezeichnet dieses Verhalten als "Heuchelei" und entscheidet am Ende, aus eigenen Stücken auszuziehen, da sein Verständnis von einem ehrenvollen Hauses nicht mit diesem übereinstimmt.
1.) Der erste Eindruck
Das Gedicht wirkt auf mich sehr tiefgründig und behandelt wichtige alltägliche Themen. Durch die Art und Weise wie das Gedicht verfasst wurde, hat es die Wirkung auf mich das es auch zu einem Teil harmonisch klingt. Dies liegt and den verschiedenen Reimschemen, sowie der Melodie die zu diesem Gedicht gehört. Die Wörter hey, hey, hey nach jeder Strophe lassen es sehr lässig rüberkommen wodurch ihm ich mal etwas Leichtigkeit verliehen wird.
2. ) Die Inhaltsangabe
Ein Mann und seine Frau wohnen schon seit einem Jahr in diesem ‘‘ehrenwerten’‘ Haus. Die anderen Mieter sind jedoch der Meinung das sie ausziehen müssen, da sie keinen Trauschein besitzen und trotzdem als paar zusammen leben. Laut den Nachbarn gehören sie nicht in dieses ‘‘ehrenwerte’‘ Haus und wurden mit einem Brief darum gebeten auszuziehen. In dem Lied redet der personale Erzähler von den Nachbarn welche sich ihnen und anderen gegenüber extrem unangemessen verhalten. Diese werden dafür jedoch nicht verurteilt. Am Ende des Gedichtes haben sie sich dann dazu entschieden ihre Sachen zu packen und auszuziehen.
Wie ist das Gedicht grundsätzlich gestaltet?:
Das Gedicht wurde mit vielen Reimschemen versehen und hat viele abwechslungsreiche Themen aufgelistet. Es wiederholt sich kaum ein Sort, bis auf das ,,ehrenwert,, Haus.
Erzählt es eine Geschichte?:
Das Gedicht erzählt die Geschichte eines Paares, welche von ihren Nachbarn dazu gezwungen wurden aus ihrem Haus auszuziehen, das sie als unverheiratetes Paar dort leben.
Beschreibt es eine Situation?:
Es beschreibt die Ungerechtigkeit mit der manche Menschen zu kämpfen haben, obwohl sie nichts falsch gemacht haben. Andere sehen sie jedoch in irgendeiner Hinsicht als Bedrohung oder etwas ,,Neues,, und möchten aber nichts mit ihnen zu tun haben. Das Gedicht macht jedoch auch deutlich das Menschen andere verurteilen, obwohl sie selber in manchen Hinsichten unmoralisch handeln.
Formuliert es eine Botschaft?:
Die Botschaft dieses Gedichtes ist das man selber niemanden verurteilen sollte und selber darauf achten muss was moralisch korrekt und nicht korrekt ist. Sich in das Leben anderer einzumischen tun nur die Menschen die keine Kontrolle über ihr eigenes Leben haben.
3a.) Inhaltsanalyse:
Wovon handelt das Gedicht konkret?
Das Gedicht ist in 24 Verse unterteilt, welche jeweils in drei Strophen aufgeteilt sind (Z. 1-8, Z. 9-17, Z. 18-24). Unteranderem gibt es einen Refrain welcher in dem Lied auftaucht (Z. 8, Z. 17). Durch die Melodie, welche über das Gedicht gelegt wurde, wirkt es harmonisch und keineswegs bedrückend. ohne die Melodie jedoch, wirkt es aufweinen sehr bedrückend. Besonders wird dies im Gedichtet deutlichen als von dem Rauswurf des Paares geredet wird, welches ohne Trauschein in diesem Mietshaus lebt (Z. 4-5). Der personale Erzähler macht in den Folgenden Versen jedoch deutlich, das dieses Verhalten nicht akzeptabel ist, indem er die schamlosen Taten der Bewohner aufzählt (Bsp. Z. 11). Dabei betont er die Wörter '' ehrenwertes ''Haus sehr deutlich. In der ersten Strophe kommen dienenden Wörter nur ein mal vor (Z. 4), in der Darauffolgenden jedoch zwei mal (Z. 9, Z. 13) und in der letzten sogar drei mal (Z. 18, Z. 22, Z. 24). Das Gedicht wird mit den Wörtern ''ehrenwertes Haus'' beendet, was die Ironie noch einmal verdeutlicht. Das Gedicht befasst sich mit tiefgründigen gesellschaftlichen Themen wie zum Beispiel Rassismus (Z. 20) und sexuelle Belästigung (Z. 19).
Welche Erwartungen weckt die Überschrift?
Der Titel und der ganze Text entsprechen sich gut. Anfangs denkt man bei dem Wort ehrenwert an anständig, lobenswert oder auch ehrbar. Im Verlauf des Gedichtes wird deutlich das ''ehrenwert'' in einem falschen Zusammenhang verwendet wird. Der personale Erzähler spielt hierbei mit der Sprache und möchte dieses Wort als Ironie darstellen. Dadurch das er die nicht lobenswerten Taten der Bewohner aufzählt und das Wort ehrenwert, hinter den Versen benutzt, wird dieses Wort noch einmal in einem anderen licht dargestellt. Das Wort wird benutzt um darzustellen wie viel als ehrenwert betitelt wird, jedoch in der Realität, dem Wort nich ein mal nah kommt.
Welche Kernaussage/Botschaft ergibt sich aus dem Inhalt?
Inhaltlich möchte das Gedicht aufklären in welcher Weise das Wort '' ehrenwert'' ausgenutzt werden kann. Auch weißt der Dichter auf die Menschheit zurück und welche Vorurteile anderen Menschen gegenüber entstehen, die nicht den Idealen der Gesellschaft bzw. der Mehrheit entsprechen. Das Gedicht macht deutlich das die Menschen Mitläufer sind, die sich nur der Mehrheit anschließen um selbst nicht verurteilt zu werden.
3b.) Sprachanalyse:
Bei der sprachlichen Analyse ist es besonders wichtig, nicht nur Stilmittel zu finden und zu benennen, sondern auch sie in Bezug auf den von ihnen dargestellten Inhalt zu deuten. Das wird nämlich oft vergessen! Eine Alliteration z.B. steht aber nicht einfach so im Gedicht, sie erzeugt eine Wirkung, z.B. die beiden Wörter miteinander klaglich und damit auch gedanklich zu verknüpfen.
Welche sprachlichen Merkmale kennzeichnen das Gedicht?
- Beschreibung der Wortfelder von Substantiven, Adjektiven und Verben. Darstellung ihrer Wirkung.
Welche sprachlichen Mittel wurden verwendet? Benennung von Vergleichen, Metaphern, Metonymien, Symbolen usw. Darstellung ihrer Wirkung.
Wie ist das Gedicht syntaktisch gestaltet? (Syntax ist der Satzbau). Welche Wirkung erzielt die Syntax?
Welche anderen rhetorischen Stilmittel erkenne ich? Darstellung des Effektes, den die verwendeten Stilmittel erzeugen.
- Formulierung einer Gesamtdeutung der sprachlichen Gestaltung des Gedichtes, die zum Inhalt und ihrer Gesamtdeutung passt. Das kann auch ein Kontrast sein, wenn z.B. inhaltlich ganz schöne Dinge (Liebesgeflüster) mit düsteren Bildern und Farben dargestellt werden. Dann ist die Liebe vielleicht schon erloschen, das lyrische Ich hat es aber nur im Unterbewusstesein begriffen.
3c.) Formanalyse:
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Form und Inhalt?
Das Gedicht vereint viele verschiedene Reimschemen, welche im Verlauf deutlich gezeigt werden. Das Gedicht besteht aus drei Strophen, wobei die erste Strophe und die letzte Strophe jeweils Sieben Verse haben und die zweite Acht Verse. Die Strophen sind jeweils durch ein ,,hey, hey, hey‘‘ getrennt. Das das Gedicht in Form eines Liedes geschrieben wurde, stellt dieses ,,hey, hey, hey‘‘ den sogenannten Refrain da. Dies sorgt für mehr Stimmung und lässt das Gedicht entschlossener und interessanter wirken.
Die erste Strophe (Z.1-7) wurde in Paareim verfasst. Dies erkennt man deutlich, da sich die aufeinander folgenden Satzenden reimen. Der letzte Vers ist alleinstehend und hat keinen weiteren Vers, der sich mit ihm reimt.
In der zweiten Strophe (Z. 9-16) wird deutlich das es sich hierbei um einen umarmenden Reim handelt. Das letzte Wort des ersten Vers (Z. 9) reimt sich hierbei auf das letzte Wort des vierten Vers (Z. 13). Dazwischen befindet sich jedoch noch ein Reimpaar. Dies bedeutet das sich das letzte Wort aus Vers 2 (Z.10) und Vers 3 (Z. 11) reimen. Dieses Reimschema kommt zwei mal in der zweiten Strophe vor.
Die dritte Stophe (Z. 18-24) beginnt unter anderem auch mit einem umarmenden Reim. Das Außergewöhnliche an dieser Strophe ist jedoch das die letzten Wörter der letzten drei Verse (Z. 22-24) sich reimen. Dies kam bisher noch nicht in diesem Gedicht vor und gibt dem Gedicht ein recht flottes Ende. Es wirkt auf den Leser sehr gehetzt, da es keine Abwechslung gibt und somit die Sätze schnell aufeinander folgen.
5.) Fazit
Im Fazit wird die Gesamtdeutung des Gedichtes vorgenommen, wichtige Aspekte der Interpretation noch einmal benannt und die Deutungshypothese wieder aufgegegriffen. Ein Ausblick, z.B. eine Bewertung vor dem Entstehungshintergrund, rundet die Interpretation ab. Interpretiert von HaDNSG