Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Lyrik im thematischen Längsschnitt/Rebellion/Emma Döltz: Hoffnung: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Gedicht beinhaltet viele Formulierungen, die -vor allem bedrohliche- Gefühle erzeugen, einige Mytonomien (z.B. „graue Sorge“ —> grau als Symbol für Trauer/ negative Emotionen), Metaphern (z.B. „Furchen auf Kinderstirnen“), starke Personifikation der Sorge mit vielen Charaktereigenschaften („bleibt draußen stehen“, „wagt es nicht“). Bei der Syntax handelt es sich um ein Enjambement (Zeilensprung). Das bedeutet, dass das Versende nicht mit dem Satzende übereinstimmt. Am Ende wird ein großer Kontrast erzeugt.
Das Gedicht beinhaltet viele Formulierungen, die -vor allem bedrohliche- Gefühle erzeugen, einige Metaphern (z.B. „graue Sorge“ —> grau als Symbol für Trauer/ negative Emotionen), Metonymien (z.B. „Furchen auf Kinderstirnen“), starke Personifikation der Sorge mit vielen Charaktereigenschaften („bleibt draußen stehen“, „wagt es nicht“). Bei der Syntax handelt es sich um ein Enjambement (Zeilensprung). Das bedeutet, dass das Versende nicht mit dem Satzende übereinstimmt. Am Ende wird ein großer Kontrast erzeugt.


''Insgesamt''  unterstützen die verwendeten sprachlichen Mittel die Wirkung des Gedichts stark, da die sowieso schon bedrückende Stimmung durch die nahezu gruselige Personifikation der Sorge und durch bedeutungsvolle Metaphern wie die Heimsuchung von Kinder durch die Sorge ein extremes Gesamtbild erzeugen. Am Ende des Gedichts wird die Stimmung durch den starken Kontrast zwischen Sorge und Hoffnung gehoben.  
''Insgesamt''  unterstützen die verwendeten sprachlichen Mittel die Wirkung des Gedichts stark, da die sowieso schon bedrückende Stimmung durch die nahezu gruselige Personifikation der Sorge und durch bedeutungsvolle Metaphern wie die Heimsuchung von Kinder durch die Sorge ein extremes Gesamtbild erzeugen. Am Ende des Gedichts wird die Stimmung durch den starken Kontrast zwischen Sorge und Hoffnung gehoben.  

Version vom 19. November 2023, 12:06 Uhr

Geh’ ich abends durch die lauten Straßen, 1

Schleicht die graue Sorge mir zur Seit’:

Zeigt mir, mit den gichtgekrümmten Fingern,

Meiner Brüder, meiner Schwestern Leid, –

Haucht, mit ihrem giftgetränktem Atem. 5

Den Vorübergeh’nden ins Gesicht, –

Zeigt mir Furchen in den Kinderstirnen

Und wie früh sie junge Körper bricht ...

Tret’ ich ein in die Versammlungshalle,

Bleibt die graue Sorge draußen stehn, 10

Denn sie wagt es nicht in so viel frohe,

Hoffnungsstarke Augen g’rad zu sehn.

Schreit’ ich nachts dann durch die stillen Straßen,

Geht die junge Hoffnung mir zur Seit’,

Und nur fern, in dunkler Häuser Schatten 15

Flattert scheu der Sorge graues Kleid.

aus: Emma Döltz: Die Neue Welt. Illustriertes Unterhaltungsblatt. Hamburg 1909, Nr. 31, S. 246.[1]

Quelle: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-11-129.php#2702

Unser erster Eindruck:

Das Gedicht „Hoffnung“ beschreibt, wie das lyrische Ich abends durch laute Straßen geht und die Sorgen und Probleme der Menschen sieht. In einer Versammlungshalle findet es Trost und Gemeinschaft, ein Zufluchtsort vor den Sorgen. Die Worte malen ein Bild von Dunkelheit und Problemen, aber auch von Hoffnung und Gemeinschaft.

Inhaltsangabe:

In dem Gedicht begibt sich das lyrische Ich auf einen Spaziergang durch belebte Straßen. Währenddessen wird eine "graue Sorge" als Begleiter präsentiert, der das Leid der Mitmenschen offenbart. In einer Versammlungshalle findet der Autor Schutz vor dieser Sorge, wo die Gemeinschaft Hoffnung und Freude ausstrahlt. Nachts, begleitet von der positiven Kraft der "jungen Hoffnung", durchstreift das Ich stille Straßen, während die Sorge im Dunkeln verweilt. Das Gedicht erzählt von der Wechselhaftigkeit von Sorge und Hoffnung, wobei die Gemeinschaft als Ort der Trostes dargestellt wird und einen plötzlichen Wechsel in der Stimmung vornimmt.

Inhaltsanalyse

Das lyrische Ich geht abends durch laute Straßen, wobei sich etwas namens „graue Sorge“ an es heranschleicht. Eine angespannte Atmosphäre wird geschaffen (V. 1-2). Die graue Sorge wird mit metaphorischen "grauen Finger" dargestellt, welche an eine Art Horrorfilm erinnern. Sie bedrücken das Ich mit den Sorgen seiner Mitmenschen (V.3-4). Der giftige Atem der Sorge befällt die Passanten und verstärkt das Gefühl einer Bedrohung (V.5-6). Sogar Kinder, deren Haut eigentlich als jung und glatt sowie voller Leben gilt, werden mit faltiger Stirn beschrieben. Es sagt aus, dass die Sorge sich bereits in den Kindergesichtern widerspiegelt (V. 7-8). Eine Versammlungshalle wird als Zufluchtsort vor der Sorge beschrieben, in dem Hoffnung Raum findet (V. 9-10). Der Zusammenhalt der Gemeinschaft symbolisiert einen Kontrast zur Sorge, welche sich in die fröhliche Atmosphäre nicht hinein traut (V.11-12). Nun geht das lyrische Ich durch stille Straßen, welche einen großen Kontrast zu den anfangs erwähnten lauten Straßen darstellen. Dieser Kontrast wird dadurch bestärkt, dass das Ich nun von „junger Hoffnung“ begleitet wird (V. 13-14). Die Sorge bedrückt das Ich in dem Moment zwar nicht mehr, ist allerdings in der Dunkelheit der Gassen immer noch präsent. Das Leben kann als abwechselndes Spiel aus Hoffnung und Sorge beschrieben werden (V. 15-16).

Sprachanalyse:

Das Gedicht beinhaltet viele Formulierungen, die -vor allem bedrohliche- Gefühle erzeugen, einige Metaphern (z.B. „graue Sorge“ —> grau als Symbol für Trauer/ negative Emotionen), Metonymien (z.B. „Furchen auf Kinderstirnen“), starke Personifikation der Sorge mit vielen Charaktereigenschaften („bleibt draußen stehen“, „wagt es nicht“). Bei der Syntax handelt es sich um ein Enjambement (Zeilensprung). Das bedeutet, dass das Versende nicht mit dem Satzende übereinstimmt. Am Ende wird ein großer Kontrast erzeugt.

Insgesamt unterstützen die verwendeten sprachlichen Mittel die Wirkung des Gedichts stark, da die sowieso schon bedrückende Stimmung durch die nahezu gruselige Personifikation der Sorge und durch bedeutungsvolle Metaphern wie die Heimsuchung von Kinder durch die Sorge ein extremes Gesamtbild erzeugen. Am Ende des Gedichts wird die Stimmung durch den starken Kontrast zwischen Sorge und Hoffnung gehoben.

Formanalyse:

Das Gedicht „Hoffnung“ lässt ein klares Reimschema erkennen, das jedoch nicht genau benannt werden kann. Es sind ab Vers 2 durchgängig Kreuzreime zu erkennen, diese werden im jeweils darauf folgenden Vers jedoch durch einen reimlosen Vers unterbrochen. Vers 6 und 8 bilden eine Ausnahme, da hier sowohl ein zweisilbiger als auch ein einsilbiger Reim vorkommen. Inhaltlich lässt sich kein Grund erkennen, weshalb die Reime als Kreuzreim auftreten, da es hier keinen Zusammenhang gibt. Im Gedicht ist ein durchgehender Trochäus, also ein Wechsel aus betonter und unbetonter Silbe zu erkennen.

Fazit:

Das Gedicht "Hoffnung" setzt sich aus vielen Gegensätzen und einer bedeutungsvollen Geschichte zusammen, die von einigen rhetorischen Mitteln unterstützt wird. Besonders auffallend ist, dass ein Zusammenhang zwischen Titel und Text erst nicht zu erkennen ist, am Ende des Gedichtes durch den starken Kontrast jedoch sehr deutlich wird. Es beginnt nämlich alles andere als Hoffnungsvoll, eher beängstigend. Damit Hoffnung jedoch entstehen kann, muss erst eine beängstigende Stimmung erzeugt wird, was hier der Fall ist. Die Angst vor den Klauen der Sorge, die selbst am Ende des Gedichtes immer noch lauert, gibt einen Grund, zu hoffen. Insgesamt zieht sich eine nahezu schaurige Stimmung durch das Gedicht, die durch Metaphern sowie die Personifizierung der Sorgen bekräftigt wird. Im Sinn des Gedichtes tut sich allerdings eine Frage auf: warum bieten hier die stillen Gassen, auf denen man sich rein instinktiv eher unsicher fühlt, Sicherheit vor der Sorge? Warum traut sie sich nicht in die Versammlungshalle, jedoch auf die vollen Straßen? Eine Antwort könnte sein, dass man quasi mit den Sorgen der Mitmenschen konfrontiert wird, da jeder diese auf der Straße ausstrahlt. Interagiert man jedoch mit anderen Menschen, ist kein Platz mehr für Sorgen.



Interpretiert von: JoANSG, BeRoNSG, JuUNSG, NoSaNSG