Psychologie im Umweltschutz/Wie (S)In(n)fluencer zu Nachhaltigkeit überzeugen

Aus ZUM Projektwiki

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Einleitung

Nachhaltigkeit statt blinden Konsums – Können Sinnfluencer:innen Konsumenten beeinflussen?

Laut einem neuen Bericht des Vereinigten Königreichs über nachhaltige Unternehmensführung, interessieren sich Unternehmensleiter verstärkt für Klimaschutzmaßnahmen - dank des „Greta-Effekts“. Der Bericht führt diese Veränderung auf die weltweiten Streiks zurück, die von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg inspiriert wurden (Hutt, 2020). Aber nicht nur Unternehmen sind umweltbewusster geworden. Auch beim Konsum nachhaltiger Produkte im privaten Bereich zeichnet sich ein positiver Trend ab. So bieten auch Super- und Drogeriemärkte immer mehr nachhaltige Produkte, wie Bio-Lebensmittel, recycelte Verpackungen und Fairtrade-Artikel an und ersetzen Plastiktüten durch Papier- und Stofftaschen (Schmidt, Bick & Rubik, 2020). Infolgedessen steigt auch die Präsenz der Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den Sozialen Medien und es werden zunehmend nachhaltige Produkte dort beworben.

Schon lange werden Soziale Medien von Unternehmen als Werbeplattform genutzt. Die Werbetreibenden, sogenannte „Influencer:innen“, sind Personen, die aufgrund ihres Wissens und ihrer Expertise in bestimmten Themen, Glaubwürdigkeit bei einem großen Publikum in den Sozialen Medien aufgebaut haben und dadurch einen erheblichen Einfluss auf die Kaufentscheidungen ihrer Follower ausüben (De Veirman, Cauberghe & Hudders, 2017). Dieser Einfluss wird oft von Firmen und Marken genutzt, um mit Influencer:innen Werbeverträge zu schließen, sodass diese die Produkte der Firma oder Marke anpreisen und so ihre Abonnenten geneigt sind, diese auch zu erwerben (Audrezet, de Kerviler & Moulard, 2018).

Diese Arbeit beschäftigt sich nun mit der Thematik, ob dieser Einfluss auch genutzt werden kann, um Nachhaltigkeit und ein bewussteres Leben zu vermitteln.

Influencer:innen, die ihre Inhalte auf den sozialen Medien, wie beispielsweise Instagram, auf Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit und ähnliche Themen konzentrieren, werden umgangssprachlich „Sinnfluencer:innen“ genannt. Diese Bezeichnung ist ein Wortspiel aus den Wörter Sinn und Influencer:in und nicht fest definiert (Benecke, 2019).  

Auf Grundlage des Artikels „The mechanism by which social media influencers persuade consumers: The role of consumers’ desire to mimic“ von Chung‐Wha ‘Chloe’ Ki und Youn‐Kyung Kim aus dem Jahr 2019, soll herausgefunden werden, inwieweit und mit welchen Mitteln Sinnfluencer:innen ihre Follower zu nachhaltigerem und bewussterem Verhalten bewegen. Dazu wurde eine Umfrage in Form eines Fragebogens durchgeführt, welche von der Sinnfluencerin „mysustainableme“ auf ihrem Instagram Profil geteilt wurde. Hinter diesem Profil steht die Sinnfluencerin Marisa Becker. Die junge Mutter arbeitet als freie Journalistin, Bloggerin und Podcasterin und beschäftigt sich auf ihrem Instagram Profil mit 22,7 Tausend Abonnenten, mit den Themen nachhaltiges Leben, Umweltschutz und soziales Verantwortung.

Theoretischer Hintergrund

Als Grundlagen dieser Arbeit diente eine Studie von Ki und Kim (2019), welche sich grundsätzlich mit den Mechanismen beschäftigt, durch die Influencer:innen in den Sozialen Medien Konsumenten dazu bewegen, von ihnen beworbene Marken zu adaptieren. Die theoretischen Hintergründe der durchgeführten Studie werden nachfolgend weiter ausgeführt.

Mechanismen der Einflussnahme durch Influencer:innen (Ki und Kim, 2019)

Auf Grundlage von Scheer und Stern (1992), wurde von Ki und Kim (2019) ein konzeptionelles Modell entwickelt (Abbildung 1), welches im Folgenden näher erläutert wird. In diesem Modell wird von vier verschiedenen Phasen, während der versuchten Einflussnahme durch Influencer:innen ausgegangen.

Zunächst erfolgt demnach in der ersten Phase des Einflussnahmeversuchs auf die Zielperson durch einen Beitrag auf dem Profil der Influencer:innen in den Sozialen Medien. Als Kernqualitäten des Beitrags, von denen der Erfolg oder Misserfolg des Beeinflussungsversuchs abhängt, sind Attraktivität, Prestige, Information sowie Interaktion und Expertise definiert. Dabei werden die visuellen Aspekte Attraktivität und Prestige, sowie die verbalen Aspekte Information, Interaktion und darüber hinaus die erkennbare Expertise, welche sich sowohl visuell als auch verbal darstellt, unterschieden.

Abbildung 1: Konzeptionelles Model (Ki und Kim, 2019); SMI: social media Influencer; sWOM: social media word-of-mouth

Im Kontext der Studie wird Attraktivität als das Ausmaß, zu dem die Inhalte des Instagram Profils der Influencer:innen als optisch ansprechend oder ästhetisch empfunden werden definiert, während Prestige dem Maß entspricht, zu dem die Beiträge der Influencer:innen vom Betrachter als qualitativ hochwertig und prestigeträchtig angesehen werden. Expertise wird als die Kompetenz konzeptionalisiert, mehr Wissen und/oder Erfahrung zu besitzen als Andere. Des Weiteren beschreibt Information das Ausmaß, zu dem die Zielperson, die durch die Influencer:innen geteilten Inhalte, als informativ wahrnimmt. Zudem wird Interaktion als Kernqualität des Einflussnahmeversuchs angesehen, da Influencer:innen als Informationsvermittler zwischen den Medien oder Marken und der Öffentlichkeit fungieren (Meng und Wei, 2015).  

In der zweiten Phase folgt die einstellungsbezogene Reaktion der Zielperson, abhängig von der individuellen Bewertung der Inhalte. Erfolgt eine positive Beurteilung der visuellen Aspekte der Inhalte, also der Attraktivität, Prestige sowie Expertise, die durch den Beitrag vermittelt wird, so nehmen Influencer:innen in der Wahrnehmung der betrachtenden Zielperson eine Führungsrolle aufgrund ihres guten Geschmacks (Geschmacksführerschaft) ein. Darunter wird genauer die Fähigkeit von Influencer:innen verstanden, über Instagram Beiträge aktiv die neusten Trends und Designs oder Beispiele für Stilsicherheit und guten Geschmack, mit anderen Konsumenten dieser Produkte, zu teilen. Erfolgt darüber hinaus eine vorteilhafte Bewertung der verbalen Aspekte, sprich der vermittelten Expertise, Information und Interaktion, so werden diese auch als Meinungsführer (Meinungsführerschaft) wahrgenommen. Darunter wird das Vermögen der Influencer:innen verstanden, die Einstellung oder das Verhalten der Abonnenten durch Mundpropaganda (sWOM) zu beeinflussen.

In Abhängigkeit von der Bewertung folgt in der dritten Phase der Einflussnahme, der Wunsch der Zielperson die Influencer:innen zu imitieren (Nachahmungswunsch). Dieser gründet sich auf den Doppelgänger Effekt, welcher das Phänomen der bewussten Nachahmung des Konsumverhaltens anderer beschreibt (Ruvio, Gavish & Shoham, 2013).

Letztlich stellt sich nun eine verhaltensbezogene Reaktion ein, welche sich sowohl in der nicht-sozialen Reaktion, also der Intention beworbene Produkte zu erwerben (Kaufintention), als auch durch das Teilen, Liken oder Folgen des Profils und dessen Beiträgen (social media Word-of-Mouth (sWOM)), äußert.

In der von Ki und Kim (2019) durchgeführten Untersuchung, konnte sowohl der positive Einfluss der fünf Kernqualitäten auf die Einstellung der Betrachter, als auch auf den Wunsch zur Nachahmung der Influencer:innen und so in Konsequenz auf das Verhalten dieser, bestätigt werden.

Fragestellung und Hypothesen

Um zu überprüfen, ob sich jene Mechanismen, welche als Bestandteile des Prozesses einer versuchten Einflussnahme durch Influencer:innen auf das Verhalten der Zielpersonen identifiziert wurden, auch auf Sinnfluencer:innen und die Vermittlung von mehr Nachhaltigkeit anwenden lassen, wurden die von Ki und Kim (2019) aufgestellten Hypothesen (H1-H10) angepasst übernommen. Des Weiteren wurde eine zusätzliche Hypothese aufgestellt (H11), um festzustellen, ob die Abonnenten von Sinnfluencer:innen auch tatsächlich umweltfreundliches Verhalten zeigen.

Hypothesen

H1: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson die Instagram Inhalte von Sinnfluencer:innen als optisch ansprechend empfindet, beeinflusst deren Einstellung gegenüber den Sinnfluencer:innen, hinsichtlich der Wahrnehmung als Führungspersönlichkeit aufgrund seines guten Geschmacks.

H2: Das Ausmaß zu dem eine Zielperson die Instagram Inhalte von Sinnfluencer:innen als prestigeträchtig empfindet, beeinflusst deren Einstellung gegenüber den Sinnfluencer:innen, hinsichtlich der Wahrnehmung als Führungspersönlichkeit aufgrund seines guten Geschmacks.

H3: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson empfindet, dass die Instagram Inhalte von Sinnfluencer:innen Expertise vermitteln, beeinflusst deren Einstellung gegenüber den Sinnfluencer:innen, hinsichtlich der Wahrnehmung als Führungspersönlichkeit aufgrund seines guten Geschmacks.

H4: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson empfindet, dass die Instagram Inhalte von Sinnfluencer:innen Expertise vermitteln, beeinflusst deren Einstellung gegenüber den Sinnfluencer:innen, hinsichtlich der Wahrnehmung als Meinungsführer.

H5: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson die Instagram Inhalte von Sinnfluencer:innen als informativ empfindet, beeinflusst deren Einstellung gegenüber den Sinnfluencer:innen, hinsichtlich der Wahrnehmung als Meinungsführer.

H6: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson die Instagram Inhalte von Sinnfluencer:innen als interaktiv empfindet, beeinflusst deren Einstellung gegenüber den Sinnfluencer:innen, hinsichtlich der Wahrnehmung als Meinungsführer.

H7: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson Sinnfluencer:innen als Führungspersönlichkeit aufgrund seines guten Geschmacks empfindet, hat einen positiven Effekt auf den Wunsch diese Nachzuahmen.

H8: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson Sinnfluencer:innen als Meinungsführer empfindet, hat einen positiven Effekt auf den Wunsch diese nachzuahmen.

H9: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson inspiriert ist, Sinnfluencer:innen nachzuahmen, hat einen positiven Effekt auf das Weiterverbreiten von dessen Inhalten (sWOM) als soziale verhaltensbezogene Reaktion.

H10: Das Ausmaß, zu dem eine Zielperson inspiriert ist Sinnfluencer:innen nachzuahmen, hat einen positiven Effekt auf die Intention, die beworbenen Produkte oder Leistungen zu erwerben, als nicht-soziale verhaltensbezogene Reaktion.

H11: Die Abonnenten von Sinnfluencer:innen zeigen ein hohes Maß an umweltfreundlichem Verhalten.

Methode

Zur Überprüfung der aufgestellten Hypothesen, wurde zunächst sowohl der von Ki und Kim (2019) entwickelte Fragebogen übernommen als auch die weiterentwickelte Teilskala der etablierten Umweltbewusstseinsskala (Geiger & Holzhauer, 2020) verwendet, welche sich auf das Umweltverhalten bezieht. Nachfolgend werden sowohl das Erhebungsinstrument, die Durchführung der Befragung als auch die Stichprobe näher beschrieben.

Erhebungsinstrument

Abbildung 2: Skalenreliabilität

Es wurde ein zweiteiliger quantitativer Fragebogen verwendet. Im ersten Teil der Befragung wurde der von Ki und Kim (2019) entwickelte Fragebogen, welcher in der zuvor detailliert beschriebenen Studie zur Untersuchung der Mechanismen der Einflussnahmen durch Influencer:innen diente, verwendet. Um diesen nun hinsichtlich, der gestellten Fragestellung in dieser Studie nutzen zu können, wurden die Items entsprechend an das Thema Nachhaltigkeit und das Instagram Profil der Sinnfluencerin „mysustainableme“, angepasst (Abbildung 2). Der Fragebogen besteht aus zehn Teilskalen, welche jeweils zur Messung eines der verschiedenen Konstrukte, also Attraktivität, Prestige, Expertise, Information, Interaktion, Geschmacks- und Meinungsführerschaft sowie Kaufintention und sWOM, verwendet wurden.  Zur Beantwortung der einzelnen Items wurde, nach dem Vorbild von Ki und Kim (2019), eine siebenstufige Antwortskala, mit Antwortmöglichkeiten von „Stimme überhaupt nicht zu“ bis „Stimme voll und ganz zu“, angegeben.

Im zweiten Teil des Fragebogens, wurde die Teilskala der Umweltbewusstseinsskala bezüglich des Umweltverhaltens (Geiger & Holzhauer, 2020) herangezogen, um auch die Hypothese hinsichtlich der Nachhaltigkeit des Verhaltens der Probanden, zu überprüfen. Zur Beantwortung der neun Items wurde eine fünfstufige Likert-Skala, welche von „Nie“ bis „Immer“ reichte, vorgegeben.

Untersuchungsdurchführung

Der Fragebogen, wurde auf der online Umfrageplattform „Soscisurvey“ angelegt und der Zugangslink von der Sinnfluencerin „mysustainableme“ auf ihrem Instagram Profil geteilt. So war es den Abonnenten ihres Profils möglich, an der Umfrage teilzunehmen. Durch dieses Vorgehen konnte sichergestellt werden, dass die Teilnehmer der Studie mit den Inhalten des Profils der Sinnfluencerin vertraut sind und den Fragebogen wahrheitsgemäß beantworten können.

Stichprobe

Abbildung 3: Zusammensetzung der Stichprobe

Insgesamt wurde der Fragebogen von 127 Probanden begonnen. Nach der Bereinigung  der Daten konnten 97 Fragebögen weiterhin verwendet werden. Betrachtet man die Zusammensetzung der Stichprobe (Abbildung 3), so ist zunächst auffällig, dass die große Mehrheit der Teilnehmer angibt, weiblichen Geschlechts zu sein. Lediglich jeweils zwei, der insgesamt 97 Teilnehmer geben an, entweder männlichen oder diversen Geschlechts zu sein. Die Altersangaben der Probanden bewegen sich zwischen 17 und 52 Jahren, wobei der größte Anteil der Teilnehmenden angibt, zwischen 20 und 30 Jahren alt zu sein. Hinsichtlich des Bildungstandes ist zu erkennen, dass 27,84 % die Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife und 56,7 % einen Hochschulabschluss als höchsten erreichten Abschluss angeben. In Einklang mit dem Bildungsgrad der Befragten, geben 35 Probanden an, momentan zu studieren, während 29 der Teilnehmer als Beschäftigung eine Anstellung auswählten. Hinsichtlich des Einkommens lässt sich festhalten, dass dieses bei den Befragten in der Stichprobe mehrheitlich zwischen 250€ und 2500€ variiert. Außerdem geben 15 der Befragten an, kein eigenes Einkommen haben. Jedoch lässt sich vermuten, dass dies auf den Anteil an Studierenden zurückführen ist.

Ergebnisse

Die Auswertung der Ergebnisse des Fragebogens erfolgte mit Hilfe des Statistikpogramms R. So wurden die angepassten Skalen zunächst auf ihre Reliabilität hin überprüft, gefolgt von der Überprüfung der Hypothesen auf Grundlage der gesammelten Daten. Abschließend wurden die Ergebnisse dieser Studie mit den Befunden von Ki und Kim (2019) verglichen.

Gütekriterien

Betrachtet man bezüglich der Reliabilität der Skalen, die für Cronbachs Alpha errechneten Werte (Abbildung 2) für die Teilskalen der Konstrukte Attraktivität, Expertise, Information, Interaktion, Geschmacksführerschaft, Nachahmungswunsch, sWOM und Kaufintention so fällt auf, dass diese über dem Grenzwert von 0,70 liegen und somit innerlich konsistent sind. Die Werte für die Teilskalen Prestige sowie Meinungsführerschaft jedoch, erreichten diesen Wert nicht. Bei der Verwendung der Umweltverhaltensskala wurde von einer innerlichen Konsistenz dieser ausgegangen, da diese bereits mehrfach weiterentwickelt wurde und als etabliertes Instrument gilt.

Hypothesenprüfung

Durch die Auswertung der gesammelten Daten wird deutlich, dass nicht alle Beziehungen, wie in den Hypothesen formuliert, statistisch bestätigt werden können (Abbildung 4).

Erkennbar ist, dass das Ausmaß, zu dem die Befragten die Beiträge der Sinnfluencerin als optisch ansprechend (H1) und prestigeträchtig (H2) empfinden, sowie Expertise erkennen lassen (H3), positiv und signifikant, mit deren Wahrnehmung als Führungspersönlichkeit aufgrund ihres guten Geschmacks (Geschmacksführerschaft), in Zusammenhang stehen. Auch die Einschätzung der erkennbare Expertise (H4) sowie das Ausmaß, zu dem die Teilnehmer die Inhalte als informativ wahrnehmen (H5), und das Maß, zu dem die Sinnfluencerin als Meinungsführerin (Meinungsführerschaft) wahrgenommen wird, sind signifikant positiv miteinander verknüpft. Betrachtet man nun das Ausmaß, zu dem die Teilnehmer der Umfrage, die Inhalte des Instagram Profils von „mysustainableme“ als interaktiv betrachten, in Bezug auf die Bewertung als Meinungsführerin (H6), so wird zwar auch hier ein positiver und signifikanter Zusammenhang deutlich, jedoch ist dieser als sehr gering zu beschreiben. Darüber hinaus lässt sich erkennen, dass ein sowohl positiver als auch signifikanter Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der Sinnfluencerin als Führungspersönlichkeit, aufgrund ihres guten Geschmacks und dem Wunsch der Probanden zur Nachahmung (H7), besteht. Auch zwischen der Bewertung als Meinungsführerin und dem Wunsch zur Nachahmung (H8), lässt sich zwar eine positive Beziehung erkennen, jedoch ist diese nicht signifikant, sodass nicht von einem Zusammenhang ausgegangen werden kann. Des Weiteren kann auch die Beziehung zwischen dem Wunsch zur Nachahmung der Sinnfluencerin und der sozialen verhaltensbezogenen Reaktion (sWOM) (H9) nicht, wie in der Hypothese formuliert, bestätigt werden.

Abbildung 4: Lineare Regression; ***=p<0.001; **=p<0.001; *=p<0.05; " " =p>0.05

Betrachtet man in diesem Zusammenhang, die in der Korrelationsmatrix erhaltenen Werte (Abbildung 5), so ist besonders auffällig, dass zwischen der Variable sWOM und den übrigen Konstrukten entweder negative oder vergleichsweise kleine Werte errechnet wurden. Es lässt sich somit erkennen, dass zwischen den Variablen sWOM und Prestige, Expertise, Geschmacksführerschaft und dem Wunsch zur Nachahmung sowie Kaufintention, ein negativer Zusammenhang besteht. Die Korrelation zwischen der Variable sWOM und den übrigen Variablen lässt zudem erkennen, dass nur ein schwach positiver Zusammenhang besteht.

Abbildung 5: Korrelationsmatrix (ATT: Attraktivität, PRE: Prestige, INFO: Information, INTER: Interaktion, GF: Geschmacksführerschaft, MF: Meinungsführerschaft, NW: Nachahmungswunsch, sWOM: social media Word-of-mouth, INT: Kaufintention)

Im Gegensatz dazu, konnte jedoch ein positiver und signifikanter Zusammenhang zwischen dem Wunsch zur Nachahmung der Sinnfluencerin und der nicht-sozialen Reaktion, also der Kaufintention (H10), bestätigt werden.

Hinsichtlich des Umweltverhaltens der Teilnehmer lässt sich festhalten, dass diese insgesamt angeben, die abgefragten Verhaltensweisen umzusetzen. Betrachtet man die Mittelwerte der verschiedenen Items zur Messung des Umweltverhaltens, so wird deutlich, dass diese mehrheitlich zwischen 3,2 und 4,2 liegen. Daraus kann geschlossen werden, dass bei der Mehrheit der Items, von den meisten Befragten, die Antwortmöglichkeiten „Manchmal“ oder „Oft“ ausgewählt wurden. Lediglich die Items zur Abfrage der Spendenbereitschaft für Umwelt- oder Naturschutzgruppen sowie das persönliche Engagement in diesen, ergaben geringere Mittelwerte.  

Ergebnisvergleich

Vergleicht man die zuvor beschriebenen Ergebnisse mit den Daten aus der Studie von Ki und Kim (2019), so wird deutlich, dass im Gegensatz zu den Ergebnissen der ursprünglichen Studie, nicht alle angenommenen Beziehungen bestätigt werden konnten. So konnte ein Zusammenhang, sowohl zwischen der Meinungsführerschaft und dem Wunsch zur Nachahmung als auch zwischen dem Wunsch zur Nachahmung und der sozialen Reaktion in den sozialen Netzwerken (sWOM), in dieser Studie nicht bestätigt werden. Auch der Zusammenhang zwischen der Interaktion und der Wahrnehmung der Sinnfluencerin als Meinungsführerin, fällt in dieser Studie deutlich geringer aus. Die übrigen formulierten Beziehungen treffen, wie auch bei Ki und Kim (2019), ebenfalls in dieser Studie zu.

Diskussion

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich eine verhaltensbezogene Reaktion, also eine Kaufintention der beworbenen umweltfreundlichen Produkte, bei den Abonnenten der Sinnfluencerin „mystustainableme“ nur dann einstellt, wenn diese die Inhalte auf dem Instagram Profil als attraktiv, prestigeträchtig identifizieren sowie Expertise in diesen erkennen können. Diese nicht-soziale Reaktion resultiert aus dem Wunsch die Sinnfluencerin nachzuahmen. Die Wahrnehmung als Meinungsführerin jedoch führt nicht zum Wunsch sie nachzuahmen und so in Konsequenz auch nicht zu einer Intention die beworbenen Produkte zu erwerben. Daraus lässt sich schließen, dass Sinnfluencer:innen ihre Abonnenten besser davon überzeugen können sich nachhaltiger zu verhalten, wenn Sie von diesen als Führungspersönlichkeit, aufgrund ihres guten Geschmacks wahrgenommen werden. So implizieren die Ergebnisse dieser Studie, dass Beiträge, welche als visuell ansprechend und prestigeträchtig empfunden werden und zudem auch Expertise in diesem Feld erkennen lassen, die Betrachter eher dazu bewegen umweltfreundlichere Produkte zu erwerben und sich nachhaltiger zu verhalten als Beiträge, welche rein informativ und interaktiv sind, da eine Wahrnehmung als Meinungsführer nicht zu einem Wunsch führte die Sinnfluencerin nachzuahmen und so auch letztlich nicht zu der Intention, nachhaltigere Produkte zu konsumieren.

Limitationen

Eine Limitation dieser Arbeit liegt in der Stichprobe, da diese lediglich aus 97 Teilnehmern bestand und zudem fast ausschließlich Frauen teilnahmen. Da darüber hinaus der Fragebogen nur auf das Profil von „mysustainableme“ angepasst wurde und infolgedessen auch nur von den Abonnenten ihres Profils beantwortet wurde, ist es somit möglich, dass die Abonnenten anderer Sinnfluencer:innen die Fragebögen grundlegend anders beantworten würden. Eine weitere Limitation der Studie besteht darin, dass, aufgrund des Untersuchungsdesigns, der Fragebogen nur von Menschen beantwortet wurde, die ohnehin an Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein interessiert sind und somit schon ein Interesse an einer nachhaltigen Lebensweise mitbringen. Somit lässt sich davon ausgehen, dass die Abonnenten von Sinnfluencer:innen ohnehin die Absicht haben, nachhaltige Produkte zu erwerben. Hinzu kommt, dass auch die Skalen zur Erfassung der Konstrukte   Meinungsführerschaft und Prestige überarbeitet werden müssen, da die Überprüfung der Reliabilität der Skalen zeigt, dass diese nicht innerlich konsistent sind. Ein weiterer Aspekt, welcher als Kritikpunkt dieser Studie gesehen werden könnte, ist, dass als verhaltensbezogene Reaktion die Kaufintention nachhaltiger Produkte definiert ist. Jedoch kann auch der Verzicht auf Konsum als wünschenswerte Reaktion auf die Inhalte von Sinnfluencer:innen angesehen werden.

Ausblick

Da die Tendenz zu einem umweltbewussteren, nachhaltigeren Leben in den letzten Jahren immer weiter angestiegen ist, lässt sich vermuten, dass Sinnfluencer:innen in den nächsten Jahren eine immer größere Rolle spielen werden. Gerade junge Leute sind viel in den Sozialen Medien aktiv und zeigen zudem auch zunehmend Interesse, an auf den Profilen von Sinnfluencer:innen behandelten Themen. So könnte es interessant sein, die Rolle weiterer Merkmale der Instagram Profile von Sinnfluencer:innen weiter zu beleuchten. Näher betrachtet werden könnten beispielsweise, ob auch die Abonnentenzahl oder der Name und Beschreibung des Profils, einen Einfluss auf die Bewertung der Sinnfluencer:innen hat. Darüber hinaus könnte auch analysiert werden, ob die untersuchten Mechanismen sich auch auf andere Plattformen in den sozialen Medien, wie zum Beispiel YouTube, übertragen lassen. Ein weitere zukünftiger Forschungsansatz könnte es sein, weiter zu erforschen, wie sich die Kernqualitäten der Beiträge explizit in den Inhalten der Sinnfluencer:innen darstellen.

Quellen

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Benecke, M. (2019). Vom Influencer zum Sinnfluencer. Verfügbar unter https://www.dw.com/de/vom-influencer-zum-sinnfluencer/a-50720616

De Veirman, M., Cauberghe, V., & Hudders, L. (2017). Marketing through Instagram influencers: The impact of number of followers and product divergence on brand attitude. International Journal of Advertising, 36(5), 798–828.

Geiger, S., & Holzhauer, B. (2020). In Umweltbundesamt (Hrsg.) Weiterentwicklung einer Skala zur Messung von zentralen Kenngrößen des Umweltbewusstseins. Abgerufen von http://www.umweltbundesamt.de/publikationen

Hutt, R. (2020). The Great Effect? Why businesses are more committed to climate action in 2020. Verfügbar unter https://www.weforum.org/agenda/2020/02/greta-effect-business-climate-action/

Ki, C‐W’C’., & Kim, Y‐K. (2019). The mechanism by which social media influencers persuade consumers: The role of consumers’ desire to mimic. Psychology & Marketing, 36, 905–922. https://doi.org/10.1002/mar.21244

Meng, F., & Wei, J. (2015). What factors of online opinion leaders influence consumers purchase intention? International Journal of Simulation-Systems, Science & Technology, 16, 1-8.

Rubio, A., Gavish, Y., & Shoham, A. (2013). Consumer’s doppelganger: A role model perspective on intentional consumer mimicry. Journal of Consumer Behavior, 12(1), 60-69.

Scheer, L. K., & Stern, L.W. (1992). The effect of influence type and performance outcomes on attitude toward the influencer. Journal of Marketing Research, 29(1), 128-142.

Schmidt, S., Bick, C. & Rubik, F. (2020). Ansätze einer nachhaltigkeitsorientierten Verpackungsoptimierung: Implikationen für Geschäftsmodelle im Einzelhandel. Abgerufen von Institut für ökologische Wirtschaftsforschung: https://www.ioew.de/publikation/ansaetze_einer_nachhaltigkeitsorientierten_verpackungsoptimierung