Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?/ Syntaktische Analyse: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Satzbau (die Syntax,  der syntaktische Aufbau des Textes) ist bei Gedichten nicht nur durch den [[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?#2. .29 Die Inhaltsangabe|Inhalt]],  sondern auch durch die Versform, den [[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?/Das Reimschema|Reim]] und das [[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?/Das Metrum|Metrum]] beeinflusst.
Der Satzbau (die Syntax,  der syntaktische Aufbau des Textes) ist bei Gedichten nicht nur durch den [[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?#2. .29 Die Inhaltsangabe|Inhalt]],  sondern auch durch die Versform, den [[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?/Das Reimschema|Reim]] und das [[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?/Das Metrum|Metrum]] beeinflusst. Aufgrund der Dichte des Textes (Gedichte sind "verdichtete Sprache"!) sind die Sätze sehr bewusst konstruiert, wobei du auf folgende Aspekte besonders achten solltest:


Untersucht man z. B. das Verhältnis von Vers und Satzbau, so lassen sich die drei folgenden Aspekte unterscheiden:   
Untersucht man z. B. das Verhältnis von Vers und Satzbau, so lassen sich die drei folgenden Aspekte unterscheiden:   


1. Zeilenstil:      Satzende und Versende stimmen überein.  
# '''Zeilenstil''':      Satzende und Versende stimmen überein. Beim Lesen macht man am Ende des Verses einer Pause.                         
                          Beim Lesen macht man am Ende des Verses einer Pause
# '''Enjambement''' (Zeilensprung):  Der Satz überspringt das Versende und setzt sich im folgenden Vers fort. Beim Lesen macht man am Ende des Verses keiner  Pause. 
# '''Hakenstil''': Eine Folge von Enjambements, so dass die Verse durch die übergreifenden Satzbögen gleichsam verhakt erscheinen.
# Rhetorische Figuren wie bspw. '''Anapher''' (Wiederholung des gleichen Wortes oder mehrerer Wörter am Satzanfan: Sie verzichten auf Freiheit/Sie verzichten auf Lohn) oder '''Ellipse''' (Auslassung von Wörtern im Satz: ''Ich, ein Mörder? (statt: Ich soll ein Mörder sein?''), '''Inversion''' (Umkehrung bei normaler Wortstellung im Satz: ''Ein Lügner ist er!'' (statt: Er ist ein Lügner!), '''Parallelismus''' (parallele Anordnung gleichrangiger Satzteile, oft verbunden mit einer Anapher: ''Sie hört nur, was sie will/Sie tut nur, was sie will''.)
# Satzarten:  Ausrufesätze, Fragesätze, Aussagesätze
# Satzkonstruktion: '''Parataxe'''/parataktischer Satzbau (nebengeordnete Sätze, kurze Sätze) oder '''Hypotaxe'''  -  hypotaktischer Satzbau  (Unterordnung von Sätzen z. B. durch einen Hauptsatz mit vielen Nebensätzen) 


2. EnjambementZeilensprung:  Der Satz überspringt das Versende und setzt sich im
Häufig weicht die Syntax von der  grammatikalisch richtigen Form der Satzkonstruktionen ab, was bei der Interpretation beschrieben, belegt und  interpretiert werden muss!
  folgenden Vers fort. Beim Lesen macht man am Ende des Verses keiner Pause.
3. Hakenstil:    Eine Folge von Enjambements, so dass die Verse durch die übergreifenden  Satzbögen gleichsam verhakt erscheinen.


4.  Rhetorische Figuren:
===== Übungsaufgaben =====
Rhetorische Figur
Definition Beispiel
Anapher Wiederholung des gleichen Wortes oder mehrerer Wörter am Satzanfang Sie verzichten auf Freiheit.
Sie verzichten auf Lohn.
Ellipse Auslassung von Wörtern im Satz Ich, ein Mörder? (statt: Ich soll ein Mörder sein?)
Inversion Umkehrung bei normaler Wortstellung im Satz Ein Lügner ist er! (statt: Er ist ein Lügner!)
Parallelismus Parallele Anordnung gleichrangiger Satzteile, oft verbunden mit einer Anapher Sie hört nur, was sie will.
Sie tut nur, was sie will.


 
# Erfinde Sätze im Zeilenstil, mit  Enjambement, im  Hakenstil. Verwende dafür Wörter aus dem Wortfeld Natur/Herbst: Z.B. Herbst, bunte Blätter, Drachen im Wind, Ernte,  Früchte, Wein
Häufig weicht der  Autor von der  grammatikalisch richtigen Form der Satzkonstruktionen ab, was  bei der Interpretation beschreiben, belegt und  interpretiert werden muss. 
# Vergleiche die unterschiedliche Wirkung der Verse.  
 
# Beschreibe und erkläre den Aufbau und die Syntax aus dem  Gedicht „[https://www.deutschelyrik.de/reklame.html Reklame]“ von Ingeborg Bachmann.
Aufgrund der Dichte des Textes, des Reims und des Metrums konstruiert  der Autor die Sätze sehr bewusst, wobei du auf folgende  Aspekte besonders achten solltest:
4.  Satzarten: 
Ausrufesätze, Fragesätze, Aussagesätze
 
5. Satzkonstruktion:
Parataxe    -  parataktischer Satzbau  =  Nebengeordnete Sätze, kurze Sätze
  Hypotaxe  -  hypotaktischer Satzbau  = Unterordnung von Sätzen z. B.
  durch viele einen Hauptsatz mit vielen Nebensätzen
 
 
 
 
 
Aufgabenstellung an der Station:
1.a)  Schreibe zu den Wörtern Sätze
- im Zeilenstil
- mit  Enjambement, Zeilensprung
- im  Hakenstil  
Wörter: Herbst, bunte Blätter, Drachen im Wind, Ernte,  Früchte, Wein
  b) Vergleiche die unterschiedliche Wirkung der Verse.  
 
Aufgabenstellung zu den Gedichten deines Themas :
Analysiere schriftlich unter Berücksichtigung der vorgegebenen Aspekte die Syntax in deinen Gedichten. Denke dabei an den Dreischritt von Beschreiben, Belegen und Deuten!
 
freiwillige Zusatzaufgabe:
Beschreibe und erkläre den Aufbau und die Syntax aus dem  Gedicht „Reklame“ von Ingeborg Bachmann.

Aktuelle Version vom 8. November 2021, 14:53 Uhr

Der Satzbau (die Syntax, der syntaktische Aufbau des Textes) ist bei Gedichten nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch die Versform, den Reim und das Metrum beeinflusst. Aufgrund der Dichte des Textes (Gedichte sind "verdichtete Sprache"!) sind die Sätze sehr bewusst konstruiert, wobei du auf folgende Aspekte besonders achten solltest:

Untersucht man z. B. das Verhältnis von Vers und Satzbau, so lassen sich die drei folgenden Aspekte unterscheiden:

  1. Zeilenstil: Satzende und Versende stimmen überein. Beim Lesen macht man am Ende des Verses einer Pause.
  2. Enjambement (Zeilensprung): Der Satz überspringt das Versende und setzt sich im folgenden Vers fort. Beim Lesen macht man am Ende des Verses keiner Pause.
  3. Hakenstil: Eine Folge von Enjambements, so dass die Verse durch die übergreifenden Satzbögen gleichsam verhakt erscheinen.
  4. Rhetorische Figuren wie bspw. Anapher (Wiederholung des gleichen Wortes oder mehrerer Wörter am Satzanfan: Sie verzichten auf Freiheit/Sie verzichten auf Lohn) oder Ellipse (Auslassung von Wörtern im Satz: Ich, ein Mörder? (statt: Ich soll ein Mörder sein?), Inversion (Umkehrung bei normaler Wortstellung im Satz: Ein Lügner ist er! (statt: Er ist ein Lügner!), Parallelismus (parallele Anordnung gleichrangiger Satzteile, oft verbunden mit einer Anapher: Sie hört nur, was sie will/Sie tut nur, was sie will.)
  5. Satzarten: Ausrufesätze, Fragesätze, Aussagesätze
  6. Satzkonstruktion: Parataxe/parataktischer Satzbau (nebengeordnete Sätze, kurze Sätze) oder Hypotaxe - hypotaktischer Satzbau (Unterordnung von Sätzen z. B. durch einen Hauptsatz mit vielen Nebensätzen)

Häufig weicht die Syntax von der grammatikalisch richtigen Form der Satzkonstruktionen ab, was bei der Interpretation beschrieben, belegt und interpretiert werden muss!

Übungsaufgaben
  1. Erfinde Sätze im Zeilenstil, mit Enjambement, im Hakenstil. Verwende dafür Wörter aus dem Wortfeld Natur/Herbst: Z.B. Herbst, bunte Blätter, Drachen im Wind, Ernte, Früchte, Wein
  2. Vergleiche die unterschiedliche Wirkung der Verse.
  3. Beschreibe und erkläre den Aufbau und die Syntax aus dem Gedicht „Reklame“ von Ingeborg Bachmann.