Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Lyrik im thematischen Längsschnitt/Rebellion/Emma Döltz: Hoffnung: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Krieg wird nicht mehr erklärt,
Geh’ ich abends durch die lauten Straßen,  


sondern fortgesetzt. Das Unerhörte
Schleicht die graue Sorge mir zur Seit’:


ist alltäglich geworden. Der Held
Zeigt mir, mit den gichtgekrümmten Fingern,


bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache
Meiner Brüder, meiner Schwestern Leid, –


ist in die Feuerzonen gerückt.
Haucht, mit ihrem giftgetränktem Atem


Die Uniform des Tages ist die Geduld,
Den Vorübergeh’nden ins Gesicht,


die Auszeichnung der armselige Stern
Zeigt mir Furchen in den Kinderstirnen


der Hoffnung über dem Herzen.
Und wie früh sie junge Körper bricht ...


Er wird verliehen,
Tret’ ich ein in die Versammlungshalle,  


wenn nichts mehr geschieht,  
Bleibt die graue Sorge draußen stehn,  


wenn das Trommelfeuer verstummt,
Denn sie wagt es nicht in so viel frohe,  


wenn der Feind unsichtbar geworden ist
Hoffnungsstarke Augen g’rad zu sehn.


und der Schatten ewiger Rüstung
Schreit’ ich nachts dann durch die stillen Straßen,


den Himmel bedeckt.
Geht die junge Hoffnung mir zur Seit’,


Er wird verliehen
Und nur fern, in dunkler Häuser Schatten


für die Flucht von den Fahnen,
Flattert scheu der Sorge graues Kleid.


für die Tapferkeit vor dem Freund,
aus: [https://de.wikipedia.org/wiki/Emma_D%C3%B6ltz Emma Döltz]: ''Die Neue Welt. Illustriertes Unterhaltungsblatt''. Hamburg 1909, Nr. 31, S. 246.<ref>https://dewiki.de/Lexikon/Emma_D%C3%B6ltz#cite_note-5</ref>


für den Verrat unwürdiger Geheimnisse
Linkadresse zu diesem Gedicht: [https://www.lyrikmond.de/gedichte-thema-11-129.php#2702 www.lyrikmond.de/gedichte-thema-11-129.php#2702]


und die Nichtachtung
<br />
 
jeglichen Befehls.
 
aus: [https://de.wikipedia.org/wiki/Ingeborg_Bachmann Ingeborg Bachmann]: Die gestundete Zeit. Gedichte. Faber & Faber Leipzig 2019, S. 36.
 
https://www.lyrikline.org/de/gedichte/alle-tage-265<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Alle_Tage</ref>
 
https://de.wikipedia.org/wiki/Alle_Tage<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Alle_Tage</ref>


*[[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?#1..29%20Der%20erste%20Eindruck|1.) Der erste Eindruck]]
*[[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?#1..29%20Der%20erste%20Eindruck|1.) Der erste Eindruck]]
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*[[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?#4..29%20Entstehungshintergrund|4.) Entstehungshintergrund]]
*[[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?#4..29%20Entstehungshintergrund|4.) Entstehungshintergrund]]
*[[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?#5..29%20Fazit|5.) Fazit]]
*[[Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?#5..29%20Fazit|5.) Fazit]]
<references />

Version vom 12. November 2023, 14:22 Uhr

Geh’ ich abends durch die lauten Straßen,

Schleicht die graue Sorge mir zur Seit’:

Zeigt mir, mit den gichtgekrümmten Fingern,

Meiner Brüder, meiner Schwestern Leid, –

Haucht, mit ihrem giftgetränktem Atem

Den Vorübergeh’nden ins Gesicht, –

Zeigt mir Furchen in den Kinderstirnen

Und wie früh sie junge Körper bricht ...

Tret’ ich ein in die Versammlungshalle,

Bleibt die graue Sorge draußen stehn,

Denn sie wagt es nicht in so viel frohe,

Hoffnungsstarke Augen g’rad zu sehn.

Schreit’ ich nachts dann durch die stillen Straßen,

Geht die junge Hoffnung mir zur Seit’,

Und nur fern, in dunkler Häuser Schatten

Flattert scheu der Sorge graues Kleid.

aus: Emma Döltz: Die Neue Welt. Illustriertes Unterhaltungsblatt. Hamburg 1909, Nr. 31, S. 246.[1]

Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-11-129.php#2702