Benutzer:JoDNSG
Schule: Nelly-Sachs-Gymnasium
Seminar: Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss
Meine Projekte: Rebellion– ein Lyrikprojekt der Jahrgangsstufe 10
Mein Tätigkeitsschwerpunkt: Ingeborg Bachmann: Alle Tage, Ernst Jandl: My own song
Wie interpretiere ich ein Gedicht?
Betreut von: Benutzerin:MaFlo
Ingeborg Bachmann: Alle Tage
Der Krieg wird nicht mehr erklärt,
sondern fortgesetzt. Das Unerhörte
ist alltäglich geworden. Der Held
bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache
ist in die Feuerzonen gerückt.
Die Uniform des Tages ist die Geduld,
die Auszeichnung der armselige Stern
der Hoffnung über dem Herzen.
Er wird verliehen,
wenn nichts mehr geschieht,
wenn das Trommelfeuer verstummt,
wenn der Feind unsichtbar geworden ist
und der Schatten ewiger Rüstung
den Himmel bedeckt.
Er wird verliehen
für die Flucht von den Fahnen,
für die Tapferkeit vor dem Freund,
für den Verrat unwürdiger Geheimnisse
und die Nichtachtung
jeglichen Befehls.
Erster Eindruck:
Der Text zeigt die Auswirkungen und Verzweiflungen vom Krieg und gibt einen Einblick in eine hoffnungsvollere Zukunft. Das Gedicht wirkt trotzdem größtenteils düster und bedrückend.
Inhaltsangabe:
Das Gedicht beschreibt zuerst die Situation des Krieges und dass einfach nur gekämpft wird ohne den Grund zu rechtfertigen. Außerdem handelt der Text von zurückgezogenen Helden und kämpfenden Schwachen. Zuletzt werden die Bedingungen (z.B. Kampf stilllegen, Tapferkeit erweisen) in deren Hoffnung entstehen können aufgelistet und eine mögliche eher negative Zukunftsvision dargestellt.
Inhaltsanalyse:
Am Anfang wird von einem unerhörten Krieg (V.2) geschrieben, der alltäglich geworden (V.3) ist in welchem die Kämpfer die Schwachen und die Helden die zurückhaltenden sind (V.3-4). Also normalerweise gesellschaftliche angesehene Rollenbilder vertauscht und verbotene Dinge zum Alltag gehören. Diese Situation wirkt wie eine Akzeptanz in der Verzweiflung, da eine hoffnungslose, sowie ernüchternde Stimmung erweckt wird. Anschließend wird auf die alltägliche Geduld, auf das Ziel des armseligens Sterns, der Hoffnung hingewiesen (V.6-8). Dies hat den Effekt einer leicht positiveren Stimmung, weil die Situation nun nicht mehr ganz so auswegslos wirkt. Danach hinterlässt der weitere Text eine direkte Stimmung und erzeugt eine entschlossene, sowie auffordernde Wirkung. Sie handeln von den möglichen Schritten um den armseligen Stern der Hoffnung verleihen zu können, wie z.B. das Verstummen der Trommelfeuer (V. 11), dem Verschwinden der Feinde (V.12) und oder das Missachten jeglicher Befehle (letzter Vers). Außerdem wird vor der Nachkriegszeit gewarnt (V.13) in Form von „der Schatten ewiger Rüstung den Himmel bedeckt“. Diese Taten haben alle etwas mit der Verweigerung des Voranbringen des Krieges zu tun, was auf mich unerreichbar und etwas unrealistisch wirkt, da es immer ein paar Menschen gibt, die einen Krieg nicht freiwillig aufgeben werden. Und genau das lässt sowohl den Erzähler als auch den Leser mit einem pessimistischen Blick auf das Eintreten der Verleihung des Sternes der Hoffnung zurück.
Der Zusammenhang zwischen Text und Titel „Alle Tage“ ist zwar nicht auf den ersten Blick erkennbar kann jedoch unterschiedlich mit dem Inhalt des Gedichtes in Zusammenhang gesetzt und interpretiert werden. Der Titel könnte für all die Tage (unklare Anzahl, allgemein verfasst) in denen der Krieg stattfindet stehen und so alle Tage des Krieges meinen, die zum Alltag geworden sind.
Dabei wird mit einer kritischen Perspektive auf den Krieg geschaut, also ursprünglich moralisch angesehenen Taten, umgekehrt (Heldenrolle/ Schwächling). All das verleiht dem Gedicht eine bizarre Note. Zuletzt werden wir zurückgelassen mit einer dunklen Vision, welche auf eine schwierige Nachkriegszeit hindeuten könnte. Die Kernaussage könnte sein, dass Hoffnung erst entsteht, sobald Kriege beendet werden.
Sprachanalyse:
Die Wortfelder in diesem Gedicht sind teilweise widersprüchlich und erzeugen somit auch gegensätzliche Emotionen, welche den Gesamteindruck nicht deutlich positiv bzw. negativ definieren lassen. Beispiele dazu sind die eher negativ konnotierten Worte „das Unerhörte“ (V. 2), „der Schwache“ (V.4), „Feuerzone“ (V.5), „armselig“ (V.7) im Vergleich zu positiveren Substantiven: „Stern der Hoffnung“ (V.7-8), „Herz(…)“ (V.8), „Held“ (V.3). Diese Worte erwecken bei mir im Gegensatz zu der eher verzweifelten, bedrohten und leidenden Wirkung, eine warme, hoffnungsvolle Stimmung, jedoch nur alleinstehend. Im inhaltlichen Zusammenhang bedeuten Textausschnitte wie „die Auszeichnung der armselige Stern der Hoffnung“, „die Geduld als Uniform des Tages“ , „das Trommelfeuer verstummt“ oder „der Schatten ewiger Rüstung den Himmel bedeckt“ den mangelnden Fortschritt in eine Welt ohne Krieg sowie die Trübseligkeit/ Trostlosigkeit
„Die Auszeichnung“, die verliehen werden soll könnte das Ziel, das erfüllt werden soll darstellen, dadurch wird uns ein anschaulicher Einblick erlaubt. „Der armselige Stern der Hoffnung“ könnte für das eher gering wahrscheinliche (armselige) Eintreten des „Stern der Hoffnung“, welcher symbolisch als Wärme, Lichtstrahlen sowie Fröhlichkeit wahrgenommen wird und sich gegenseitig in der Bedeutung stützt stehen.
Das „Trommelfeuer“, welches „verstummt“ könnte den Stillstand der Waffen bedeuten. Dabei werden die Sinne Sehen und Hören verbunden.
„Der Schatten ewiger Rüstung den Himmel bedeckt“: Ein Schatten entsteht, wenn ein Gegenstand das Licht verdeckt, etwas nachhaltig „dunkel macht“. In diesem Fall ist dieser Gegenstand die Rüstung, welche für den Krieg stehen könnte. Der ganze Himmel wird verdeckt und somit sind alle auch nach dem Krieg noch von den Auswirkungen betroffen. Insgesamt erzeugen die bildlichen Darstellungen nicht nur Spannung und stellen die Absurdität des Krieges da, sondern schaffen es auch Bilder zu malen.
Die Uniform/ Kleidung in der zweiten genannten Metapher ist notwendig um sein Leben z.B, in einem Beruf gut auszuführen, in dieser bildlichen Darstellung wird verdeutlicht, dass der Zustand „Geduld“ wie ein Kleidungsstück „angezogen“ werden muss um diese Rolle weiter zu verkörpern.
Außerdem bewirkt in dem Gedicht eine Anapher („Er wird verliehen“) das bereits erwähnte noch einmal zu betonen und um klar zustellen, dass der Beginn des Satzes nicht vergessen wird. Dadurch, dass nachdem ein und dasselbe geschrieben wurde trotzdem anderer Inhalt folgt, wird die Vielfältigkeit (wann? und für wen?) (in diesem Fall der Auszeichnung) hervorgehoben.
Desweiteren bewirken diese rhetorischen Mittel sich die Situation besser vorstellen und auch besser emotional nachvollziehen zu können. Das wird mit bereits vorher negativ/ positiv konnotierten Wörtern klargestellt, die einen in die eine sowohl als auch in die andere Richtung lenken/ beeinflussen können.
Insgesamt ist das Thema (Umgang mit dem) Krieg mit teilweise düsteren Bildern umrandet und lässt uns mit einer Erzählung, die auch in der heutigen Zeit noch real und nachvollziehbar ist zurück.
Ernst Jandl: My own song (1966)
my own song
ich will nicht sein
so wie ihr mich wollt
ich will nicht ihr sein
so wie ihr mich wollt
ich will nicht sein wie ihr
so wie ihr mich wollt
ich will nicht sein wie ihr seid
so wie ihr mich wollt
ich will nicht sein wie ihr sein wollt
so wie ihr mich wollt
nicht wie ihr mich wollt
wie ich sein will will ich sein
nicht wie ihr mich wollt
wie ich bin will ich sein
nicht wie ihr mich wollt
wie ich will ich sein
nicht wie ihr mich wollt
ich will ich sein
nicht wie ihr mich wollt will ich sein
ich will sein.
aus: Ernst Jandl: poetische werke 8. Luchterhand Verlag, München 1997
http://www.planetlyrik.de/lyrikkalender/ernst-jandls-gedicht-my-own-song/
1.) Der erste Eindruck
Das Gedicht könnte sich mit der Auseinandersetzung des eigenen Ichs und der Selbstverwirklichung befassen. Auf den ersten Eindruck wirkt der Text auf mich sehr selbstbestimmt sowie trotz einfacher Sprache komplex.
2. ) Die Inhaltsangabe
Beschrieben wird ein Gedanke oder auch eine Art Rede bestehend aus dem Wunsch man selber zu sein. Außerdem handelt der Text von dem Phänomen von anderen ungewollt beim ausleben des eigenen Ichs beeinflusst/ gestört zu werden. Die Botschaft ist somit, dass das lyrische Ich ein eigenständiges Individuum, nicht von äußeren Einflüssen geschaffen, sein möchte.
3a.) Inhaltsanalyse