Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Erzählungen: Lebensentwürfe in der Literatur aus unterschiedlichen historischen Kontexten/Die Marquise von O.: Unterschied zwischen den Versionen
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Betrachtet man die Protagonistin der gleichnamigen Erzählung „Die Marquise von O“ von Heinrich von Kleist aus dem Jahr 1970, wird deutlich, dass es sich bei der jungen Witwe um eine charakterstarke, emanzipierte und emotionale Frau handelt. | |||
Die Marquise von O ist eine Witwe, da ihr Mann,in den sie schwer verliebt war, drei Jahre vor der Handlung der Erzählung, während einer Geschäftsreise verstorben ist (vgl.S.5.Z.14ff).Mit ihm hat sie mehrere Kinder und erwartet ein weiteres Kind von einen unbekannten Mann, den sie versucht durch einen Aufruf in der Zeitung auf zu finden(vgl. S.5, Z.4ff). Sie ist die Tochter des Herrn von G... , den Kommandanten der Zitadelle bei M..., und der Frau von G... und hat somit einen guten Ruf(vgl.S.5,Z.13ff). Nachdem Tode ihres Mannes, zieht sie mit ihren Kindern in das Haus der Eltern und verlässt ihr Landhaus bei V..(vgl.S.5, Z.19ff). Sie liebt Lektüren, die Kunst und kümmert sich nebenbei um die Erziehung ihrer Kinder, sowie die Pflege ihrer Eltern (vgl. S.5, Z.22ff). Man erfährt nicht viel über das Aussehen der Marquise von O, bis auf ihre Körperstatur, die als schlank beschrieben wird(vgl. S.7, Z. 10:,, schlanken Leib’‘). | |||
Die Marquise von O wird ein Kind gebären, dessen Vater sie nicht kennt. Trotz der schwierigen Umstände wagt sie es ihr Schicksal in der Zeitung öffentlich zu machen, um den Kindesvater zu suchen (vgl. S.5, Z.5-10). Damit versucht sie den Normen und Werte der damaligen Zeit, die es nicht als angemessen sehen ein Kind vor der Ehe zu haben, wieder zu entsprechen, indem sie den Vater ihres ungeborenen Kindes heiratet . | |||
Direkt zu Beginn der Erzählung wird deutlich, dass die junge Frau bereit ist, die Initiative zu ergreifen, als sie einen Zeitungsartikel veröffentlicht, in dem sie nach dem unbekannten Vater ihres ungeborenen Kindes zu suchen (vgl. S.5, Z.6ff). Dies deutet nicht nur darauf hin, dass die Marquise recht wenig Wert auf ihre persönliche hohe gesellschaftliche Stellung als Tochter des Kommandanten (vgl.S.5, Z.13 u.18) gibt, sondern zeugt auch von einer, für die damalige Zeit untypische, Emanzipation und Selbstbestimmtheit. | |||
Diese emanzipierte Seite tritt vor allem zu beginn der Handlungen in den Vordergrund. Nicht nur ihre langzeitige Weigerung erneut zu heiraten (S.14, Z.1f: "entschlossen, keine zweite Vermählung einzugehen"), sondern auch ihre Überzeugung weiterhin ohne Mann an ihrer Seite zu Recht zu kommen, nachdem sie von ihren Eltern verstoßen wurde, sowie, dass sie in diesem Zusammenhang ihre Kinder mit sich nimmt machen dies weiter Male deutlich. | |||
Außerdem weist sie sich als ein dankbarer Mensch aus, da sie ihre eigene Gesundheit nach hinten stellt, um ihre Dankbarkeit gegenüber ihres Retters ausdrücken zu können (vgl. S.8,Z.21ff). | |||
In vielen Momenten der Novelle stellt sich heraus, dass die Marquise von O ein emotionaler Mensch ist (vgl. S.10, Z.32ff). | |||
Durch ein offenes Zeigen ihrer Sorge um ihre Mitmenschen (vgl. S.12, Z.22f) wird ihr Mitgefühl gezeigt, jedoch wird deutlich, dass Julietta im Laufe der Erzählung von einer ständigen Trauer über den Tod ihres ersten Ehemannes begleitet wird, was sich in ihrem Wunsch nicht erneut zu heiraten widerspiegelt (vgl. S.20, Z.30-32). Auch in dem Verhalten der Marquise, als ihre Eltern sie verstoßen (S.28,Z.32f: "Geh! Geh!" ), da sie nicht weiß, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist, ist ihre emotionale, von anderen Menschen abhängige Seite, zu erkennen, welche sich ebenfalls häufig durch Kreislaufprobleme und zittrige Knie äußert. | |||
Die Marquise ist die Hauptperson der Novelle und ist eine dynamisch angelegte Figur. Im Laufe der Novelle entwickelt sich die Dynamik der Marquise. Sie gewinnt an Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit, als sie von ihren Eltern ausgestoßen wird und ihr Leben in eigene Hand, mit ihren zwei Kindern nehmen muss (vgl. S.26 z.35). Dies wird auch deutlich, als sie gegen den Willen des Vater, der die Kinder bei sich behalten wollte, setzt (vgl. s.25 z.20). | |||
Zudem besteht eine Mehrdimensionalität, da sie als alleinerziehende Mutter, Tochter, Witwe, Hausfrau, Pflegerin der Eltern oder als Opfer verstanden werden kann. | |||
Durch sentimentale und körperlicher Nähe zu ihrem Vater wird illustriert, dass sie Inzest mit dem Vater begeht(vgl.S45). Zu dem lässt sich hinzufügen, dass die Marquise Sorge hat, dass ihr vaterloses und illegitimes Kind eines Tages von der Gesellschaft geächtet werden könnte. Daher überwindet sie sich und entscheidet sich dazu den Mann zu heiraten, der sie unbewusst genutzt hat und sie in solch einem Zustand gebracht hat. | |||
Die Marquise hat zu ihrer Mutter eine starke emotionale und körperliche Bindung. Deutlich wird dies, als die Marquise von ihrer Schwangerschaft erfährt und ihre Mutter sie in den Arm nimmt(vgl. S.23 z. 14). Die Mutter zweifelt nach dem Rausschmiss von Marquise an ihrer Schuld und reist zu Marquise um sich davon zu überzeugen und holt ihre Tochter wieder Nachhause (vgl.S.33 z.1f) | |||
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Maquise zunächst ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche unterdrückt, während sie vor hat den Vater des Kindes zu finden und zu heiraten und somit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unterliegt. Die Dynamik der Marquise entwickelt sich von einer zurückhaltenden Person zu einer selbstbewussten, nachdem sie nach ihrem Rausschmiss undwährend ihrer Schwangerschaft eine Persönlichkeitsfindungsphase durchläuft. | |||
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Eine abschließende Bewertung der moralischen Integrität des Grafen ist schwierig, weil die Schwere der Tat in so starkem Kontrast zu seinem sonstigen Auftreten und Verhalten steht. [<nowiki/>[[Benutzer:LiFNSG|LiFNSG]]] | Eine abschließende Bewertung der moralischen Integrität des Grafen ist schwierig, weil die Schwere der Tat in so starkem Kontrast zu seinem sonstigen Auftreten und Verhalten steht. [<nowiki/>[[Benutzer:LiFNSG|LiFNSG]]] | ||
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Version vom 21. Januar 2021, 17:38 Uhr
Inhalt
Die Novelle „ Die Marquise von O...“, von Heinrich Kleist, erschienen 1808, spielt in Italien zur Zeit des zweiten Koalitionskriegs. Die Novelle handelt um die verwitwete Marquise von O..., die schwanger ist, ohne dass sie von einem möglichen Vater weiß.[1]
Durch eine Zeitungsannonce bittet die Marquise den Vater ihres Kindes sich zu melden, da sie ihn aus Rücksicht auf die Familie heiraten wollen würde. Während der Zeit des Krieges gerät die Marquise in die Hände von russischen Soldaten und wird in letzter Sekunde vor Misshandlungen und Vergewaltigungen gerettet. Ihr Retter ist der russische Offizier Graf F..Ohne dies der Marquise zu Beichten hält der Graf um die Hand der Marquise an und während der Bedenkzeit der Familie wird sich die Marquise bewusst über das Kind welches sie genährt. Erst nach einem Jahr gelingt es dem Graf die Marquise für sich zu gewinnen. Und so findet eine Hochzeit statt aus der ein weiteres Kind und ein gemeinsames Kind hervorgeht.[2]
Figurenanalyse
Die Marquise:
Betrachtet man die Protagonistin der gleichnamigen Erzählung „Die Marquise von O“ von Heinrich von Kleist aus dem Jahr 1970, wird deutlich, dass es sich bei der jungen Witwe um eine charakterstarke, emanzipierte und emotionale Frau handelt.
Die Marquise von O ist eine Witwe, da ihr Mann,in den sie schwer verliebt war, drei Jahre vor der Handlung der Erzählung, während einer Geschäftsreise verstorben ist (vgl.S.5.Z.14ff).Mit ihm hat sie mehrere Kinder und erwartet ein weiteres Kind von einen unbekannten Mann, den sie versucht durch einen Aufruf in der Zeitung auf zu finden(vgl. S.5, Z.4ff). Sie ist die Tochter des Herrn von G... , den Kommandanten der Zitadelle bei M..., und der Frau von G... und hat somit einen guten Ruf(vgl.S.5,Z.13ff). Nachdem Tode ihres Mannes, zieht sie mit ihren Kindern in das Haus der Eltern und verlässt ihr Landhaus bei V..(vgl.S.5, Z.19ff). Sie liebt Lektüren, die Kunst und kümmert sich nebenbei um die Erziehung ihrer Kinder, sowie die Pflege ihrer Eltern (vgl. S.5, Z.22ff). Man erfährt nicht viel über das Aussehen der Marquise von O, bis auf ihre Körperstatur, die als schlank beschrieben wird(vgl. S.7, Z. 10:,, schlanken Leib’‘).
Die Marquise von O wird ein Kind gebären, dessen Vater sie nicht kennt. Trotz der schwierigen Umstände wagt sie es ihr Schicksal in der Zeitung öffentlich zu machen, um den Kindesvater zu suchen (vgl. S.5, Z.5-10). Damit versucht sie den Normen und Werte der damaligen Zeit, die es nicht als angemessen sehen ein Kind vor der Ehe zu haben, wieder zu entsprechen, indem sie den Vater ihres ungeborenen Kindes heiratet .
Direkt zu Beginn der Erzählung wird deutlich, dass die junge Frau bereit ist, die Initiative zu ergreifen, als sie einen Zeitungsartikel veröffentlicht, in dem sie nach dem unbekannten Vater ihres ungeborenen Kindes zu suchen (vgl. S.5, Z.6ff). Dies deutet nicht nur darauf hin, dass die Marquise recht wenig Wert auf ihre persönliche hohe gesellschaftliche Stellung als Tochter des Kommandanten (vgl.S.5, Z.13 u.18) gibt, sondern zeugt auch von einer, für die damalige Zeit untypische, Emanzipation und Selbstbestimmtheit.
Diese emanzipierte Seite tritt vor allem zu beginn der Handlungen in den Vordergrund. Nicht nur ihre langzeitige Weigerung erneut zu heiraten (S.14, Z.1f: "entschlossen, keine zweite Vermählung einzugehen"), sondern auch ihre Überzeugung weiterhin ohne Mann an ihrer Seite zu Recht zu kommen, nachdem sie von ihren Eltern verstoßen wurde, sowie, dass sie in diesem Zusammenhang ihre Kinder mit sich nimmt machen dies weiter Male deutlich.
Außerdem weist sie sich als ein dankbarer Mensch aus, da sie ihre eigene Gesundheit nach hinten stellt, um ihre Dankbarkeit gegenüber ihres Retters ausdrücken zu können (vgl. S.8,Z.21ff).
In vielen Momenten der Novelle stellt sich heraus, dass die Marquise von O ein emotionaler Mensch ist (vgl. S.10, Z.32ff).
Durch ein offenes Zeigen ihrer Sorge um ihre Mitmenschen (vgl. S.12, Z.22f) wird ihr Mitgefühl gezeigt, jedoch wird deutlich, dass Julietta im Laufe der Erzählung von einer ständigen Trauer über den Tod ihres ersten Ehemannes begleitet wird, was sich in ihrem Wunsch nicht erneut zu heiraten widerspiegelt (vgl. S.20, Z.30-32). Auch in dem Verhalten der Marquise, als ihre Eltern sie verstoßen (S.28,Z.32f: "Geh! Geh!" ), da sie nicht weiß, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist, ist ihre emotionale, von anderen Menschen abhängige Seite, zu erkennen, welche sich ebenfalls häufig durch Kreislaufprobleme und zittrige Knie äußert.
Die Marquise ist die Hauptperson der Novelle und ist eine dynamisch angelegte Figur. Im Laufe der Novelle entwickelt sich die Dynamik der Marquise. Sie gewinnt an Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit, als sie von ihren Eltern ausgestoßen wird und ihr Leben in eigene Hand, mit ihren zwei Kindern nehmen muss (vgl. S.26 z.35). Dies wird auch deutlich, als sie gegen den Willen des Vater, der die Kinder bei sich behalten wollte, setzt (vgl. s.25 z.20).
Zudem besteht eine Mehrdimensionalität, da sie als alleinerziehende Mutter, Tochter, Witwe, Hausfrau, Pflegerin der Eltern oder als Opfer verstanden werden kann.
Durch sentimentale und körperlicher Nähe zu ihrem Vater wird illustriert, dass sie Inzest mit dem Vater begeht(vgl.S45). Zu dem lässt sich hinzufügen, dass die Marquise Sorge hat, dass ihr vaterloses und illegitimes Kind eines Tages von der Gesellschaft geächtet werden könnte. Daher überwindet sie sich und entscheidet sich dazu den Mann zu heiraten, der sie unbewusst genutzt hat und sie in solch einem Zustand gebracht hat.
Die Marquise hat zu ihrer Mutter eine starke emotionale und körperliche Bindung. Deutlich wird dies, als die Marquise von ihrer Schwangerschaft erfährt und ihre Mutter sie in den Arm nimmt(vgl. S.23 z. 14). Die Mutter zweifelt nach dem Rausschmiss von Marquise an ihrer Schuld und reist zu Marquise um sich davon zu überzeugen und holt ihre Tochter wieder Nachhause (vgl.S.33 z.1f)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Maquise zunächst ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche unterdrückt, während sie vor hat den Vater des Kindes zu finden und zu heiraten und somit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unterliegt. Die Dynamik der Marquise entwickelt sich von einer zurückhaltenden Person zu einer selbstbewussten, nachdem sie nach ihrem Rausschmiss undwährend ihrer Schwangerschaft eine Persönlichkeitsfindungsphase durchläuft.
Graf F.
Graf F ist eine der vier Hauptfiguren der Novelle. Er zeigt sich als mehrdimensionaler Charakter, motivisch umgesetzt in der Engels-Teufels-Metaphorik ("Er würde ihr damals nicht wie ein Teufel erschienen sein, wenn er ihr nicht, bei seiner ersten Erscheinung, wie ein Engel vorgekommen wäre" S. 47, Z.30): Graf F als gefallener Engel (Teufel).
Neben der Marquise, dem Herrn von G und der Frau von G, ist er der einzige, der nicht zu der italienischen Familie gehört. In der gesamten Erzählung wird nur die Verwandtschaft zu seinem Onkel, General K erwähnt (vgl. S. 15 Z. 19-21). Im Vergleich zu den anderen Charakteren verfügt er also über mehr Freiheiten, da er nicht so eng an die Familie gebunden ist.
Man erfährt nicht viel über seine Hintergründe und Vorgeschichten. So bleibt sein Vorname auch ungewiss. Graf F ist „ein russischer Offizier“( S. 7, Z. 5-6). Durch sein Verhalten beim Angriff auf die Zitadelle der Familie der Marquise werden seine großen militärischen Fähigkeiten deutlich (vgl. S. 5-7). Neben seinem hohen militärischen Stand geniest er einen ausgezeichneten Ruf und wird auch als „Obristlieutnant vom t…n Jägerkorps und Ritter eines Verdienst- und mehrerer andrer Orden“ (S. 8, Z. 24-25) bezeichnet. Außerdem verfügt er über ein „ansehnliche[s] Vermögen“, sodass man ihn zu der hohen, adeligen Gesellschaftsschicht zuordnen kann. Zudem wird er vom Erzähler als „schön, wie ein junger Gott“ (S. 12, Z. 15) beschrieben.
Der Graf hat einen guten Ruf und in der Vergangenheit nie etwas Verwerfliches getan ("die Erkundungen, die man über ihn einzog, sprachen ziemlich zu seinem Vorteil", S.23, Z.27f.).
Als bei dem Angriff auf die Zitadelle russische Soldaten versuchen, die Marquise zu vergewaltigen (vgl. S. 7 Z. 2-5), erscheint Graf F und befreit sie aus den Fesseln der triebgesteuerten Soldaten. Sein Mut und seine Hilfsbereitschaft resultieren darin, dass die Marquise ihn als „Engel des Himmels“ (S. 7, Z. 8-9) bezeichnet.
Obwohl es sich bei den Vergewaltigern um seine Soldaten handelt, schreckt er nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden (vgl. S. 7, Z. 9-12). Nach seiner Rettungstat bietet er der Marquise „unter einer verbindlichen, französischen Anrede den Arm“ (S. 7 Z. 12-13). Dies zeigt sein charmantes Auftreten gegenüber Frauen.
Die Marquise und Graf F kennen sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Deswegen ist es umso erstaunlicher, welche Bemühungen der Graf aufwendet, um die Marquise zu beschützen. Zwar übernimmt der Graf Verantwortung für sein Handeln (?), indem er die Marquise rettet, reagiert aber selbst triebgesteuert und impulsiv, indem er sie vergewaltigt (vgl. S.14, Z.16f.).Zusätzlich scheint der Graf sehr rücksichtsvoll, gefühlsvoll und sentimental, da er sich stark um das Wohlbefinden der Marquise von O. sorgt (vgl. S.12 Z. 21-26). Allgemein lässt sich sagen, dass der Graf etwas für die Marquise empfindet. So schreibt er ihr wärend er in Neapel ist zwei mal und versucht so Kontakt zu ihr zu behalte (vgl. S.14, Z.18ff). Auch besucht er ihr Haus, sobald er wieder zurück war, in der Hoffnung die Marquise dort anzutreffen. Als er hört was in seiner Abwesenheit passierte, sucht er sie auf und obwohl der Türsteher ihm sagt die Marquise möchte niemanden sehen, geht er trotzen in den Garten um mit ihr zu reden (vgl. S.14-15). Dies zeigt einerseits wie wichtig es ihm ist die Marquise zu heiraten, anderer Seit deutet dies auch auf eine große Hartnäckigkeit und Rücksichtslosigkeit, welche sich auch in seiner Überlegung einfach durch das "zur Seite stehente offene Fenster ein[zu]steigen" (S.15 Z.34-35).Des Weiteren greift er nach ihren Händen und möchte diese küssen, wodurch er nochmals seine Gefühle für die Marquise zum Ausdruck bringt (vgl. S.12, Z.37f).
Dadurch, dass sogar der Vater der Marquise, welcher von den Truppen des Grafen angegriffen wurde, ihn als "ehrlicher Mann" bezeichnet, kann man davon ausgehen, dass der Graf nach außen ein sehr ehrenhaftes Erscheinungsbild hat und mit allen Menschen manierlich umgehen kann (vgl. S.15 Z. 7f).
Nachdem er die Marquise in den sicheren Westflügel des Palastes gebracht hat, fällt diese in Ohnmacht. In diesem Moment ändert sich das Verhalten des Grafen. Er lässt sich auf das Niveau der „Hunde“ (S. 7, Z. 6) herab und wird nun selbst zum Vergewaltiger. Kurz darauf verspürt er jedoch tiefe Reue und nimmt sich vor, "die einzige nichtswürdige Handlung, die er in seinem Leben begangen hätte" (S. 15, Z. 4-6) wiedergutzumachen. In Gesprächen, in denen es um die Marquise geht, wird er oftmals rot (vgl. S.9, Z.19f./ S.14, Z.33). Das zeigt, dass ihm sein vergangenes Verhalten unangenehm ist und dass er seine Emotionen schlecht verbergen kann.. Er deutet sein Fehlverhalten an, findet jedoch nicht den Mut, es auszusprechen ("...unter anderen Umständen.../... dringende Verhältnisse...", S.14, Z.10-15). Hier zeigt sich eine gewisse Feigheit, Scham oder zumindest Vermeidungshaltung an.
Dass sein Interesse an der Marquise aufrichtig ist, zeigt sich durch seine Entschlossenheit, alles zu tun, um diese für sich zu gewinnen. Der Graf ist sogar bereit, seinen hohen beruflichen Stand aufzugeben, indem er die bevorstehende Dienstreise abbrechen will, um die Familie der Marquise überzeugen zu können, dass diese einer Hochzeit zustimmt. Ihm ist die Hochzeit mit der Marquise so wichtig, dass er sogar den Heiratsvertrag annimmt (vgl. S.49, Z.3f).
Durch die Vertuschung seiner Tat, aber auch aufgrund seiner Empfindung gegenüber der Marquise, weist der Graf eine gewisse Ambivalenz auf. Obwohl sich überwiegend standesgemäß als Gentleman verhaltend, zeigt doch seine Tat an der Marquise eine andere, dunkle Seite in seinem Charakter.
Die zwei Seiten seines Charakter spiegeln sich auch in seiner Sprache wieder. Auf der einen Seite ist er fähig, sich differenziert, in einem gehobenen Stil auszudrücken. Geht es jedoch um seine schändliche Tat, so ist sein Sprachverhalten geprägt von Verlegenheit und Scham und seine Fähigkeit, sich differenziert auszudrücken, verfliegt (vgl. S. 14, Z. 33-34). +
Eine abschließende Bewertung der moralischen Integrität des Grafen ist schwierig, weil die Schwere der Tat in so starkem Kontrast zu seinem sonstigen Auftreten und Verhalten steht. [LiFNSG]
Vater:
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Mutter:
Die Mutter (auch Obristin von G, oder Frau von G), ist eine Vertrauensperson der Marquise, die sich im Laufe der Novelle immer weiter entwickelt. Ihr gelingt die Versöhnung des Vaters mit der Tochter und gegen Ende wird sie sich auch ihrer Fehler gegenüber der Marquise bewusst und gesteht sich diese ein (S. 39, Z. 33 ff). Sie hält die Familie so zusammen und stellt sich im Laufe der Novelle über den Obristen.
Sie ist die Frau von Herr von G, dem Obristen. Daher hält sie den Adelstitel Obristin inne.
Über das Aussehen oder ein genaues Alter erfährt man nichts. Da sie aber erwachsene Kinder hat und von der Marquise gepflegt wird, ist sie vermutlich bereits älter.
Die Mutter würde die Marquise gerne wieder verheiraten und probiert sie anfangs vom Graf F zu überzeugen (S. 20 Z. 24ff).
Anscheinend mischt sie sich gerne in die Angelegenheiten anderer Familienmitglieder ein, da ihr der Ruf ihrer Familie sehr wichtig scheint.
Vermutlich möchte sie deshalb dass ihre Tochter heiratet. Sie hat ein mütterliches Gefühl für die Marquise, obwohl sie aufgrund der Schwangerschaft enttäuscht ist: Die Marquise fällt in Ohnmacht nachdem ihre Schwangerschaft bestätigt wurde, die Mutter hilft ihr trotz Enttäuschung wieder schnell auf die Beine (S. 25).
Die Obristin hat eine spezielle Beziehung zu ihrer Tochter. Zunächst zweifelt sie an der Schwangerschaft ihrer Tochter, doch ihre mütterlichen Instinkte sind an vielen Stellen schwerwiegender als ihre Zweifel. Zusätzlich zeigt sie eine starke Emotionalität ihrer Tochter gegenüber, welche die Wichtigkeit dieser Beziehung für die Mutter darlegt. (vgl. S.28 Z. 24).Nach der Annonce in der Zeitung, fährt die Mutter zur Marquise, um diese auf die Wahrheit dieser zu testen. Nachdem sie erfährt, dass die Marquise nicht gelogen hat, ist sie dieser gegenüber sehr demütig, woraufhin sie sich sehr emotional entschuldigt (vgl. S. 41 Z. 23-27). Sie will alles tun, damit die Tochter ihr verzeiht: "ich will keine andre Ehre mehr, als deine Schande; wenn du mir nur wieder gut wirst" (S. 42 Z. 6-7).
Ihre Gefühle für ihre Familie wirken stärker als der rationale Wille.
Die Mutter zeigt sich zu Beginn des Geschehens als eine sehr traditionelle Frau. Sie reagiert verärgert, als sie erfährt, dass die Tochter außerehelich schwanger geworden ist (S. 28 Z. 32). Obwohl sie zunächst noch zur Versöhnung bereit ist (vgl. S.28, Z.30-31), wirft sie die Tochter dennoch sofort aus dem Haus raus. Dies lässt auf einen impulsiven Charakter schließen (S. 28, Z. 32). Allerdings führt das tyrannische Verhalten des Vaters (Rauswurf der Marquise, vgl. S.29, Z.24-26) dazu, dass sie selbstkritisch über ihre Rolle als Mutter nachdenkt und sich gegen den Willen des Obristen stellt (S.36, Z. 10-15). Dieses Verhalten zeigt sich erneut als sie, ohne es den Obristen wissen zu lassen, zur verstoßenen Marquise reist. Daraus lässt sich schließen, da sich die Mutter ihren Handlungen bewusst wird und reflektierend ihr Verhalten ändert, sie eine Entwicklung durchläuft und somit als ein dynamischer Charakter bezeichnet werden kann.
Die Mutter weicht der Tochter am Ende nicht mehr von der Seite und unterstützt sie, als ihr Vergewaltiger auftaucht (S. 46 Z. 14-15).
Frau von G entspricht zum Schluss der Novelle nicht den zeitgenössischen Vorstellungen einer passiven, gehorsamen Frau, da sie gegen den Willen des Ehemannes aktiv zur Konfliktlösung beigetragen hat.