Wendepunkte des 20. Jahrhunderts/Vorgeschichte: Jugoslawien als "dritter Weg" zwischen den Blöcken
Jugoslawien als „dritter Weg“ zwischen den Blöcken
Autor: TS
Jugoslawien nach dem 2. Weltkrieg
Im November 1945 wird unter der Führung von Josip „Tito“ Broz und der kommunistischen Partei die Föderative Volksrepublik Jugoslawien ausgerufen. Dazu gehören sechs Teilrepubliken: Slowenien, Kroatien, Bosnien- Herzegowina, Serbien, Montenegro und Mazedonien. 1948 kommt es, aufgrund der Abwesenheit jugoslawischer Delegierten beim Zusammentreten der „Kominform“, ein Zusammenschluss aller kommunistischen Parteien Osteuropas, zum Bruch zwischen Tito und Stalin. Ab jetzt ist Jugoslawien weder Teil des kommunistischen Ostblocks noch des kapitalistischem Westblocks.
Die rasante Industrialisierung, partielle Liberalisierung und wachsender Wohlstand bis Mitte der Sechziger Jahre sind erste Anzeichen des „dritten Weges“. Dank Tito haben die konkurrierenden Machtblöcke ein blockloses Jugoslawien akzeptiert.
Die Zeit nach Tito
Durch die Vielfalt Jugoslawiens gibt es starke ethnische Konflikte, die Tito stets zu unterbinden versucht. Nach dem Tod des Staatsführers Tito 1980 ist die ganze Nation bedrückt und weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Unter der neuen Regierung, die aus Vertretern der verschiedenen Regionen bestand, gab es immer mehr Unstimmigkeiten, da die Präsenz Titos fehlte. Die unterschiedlichen Völker sind äußerst unzufrieden und die Konflikte laufen aus dem Ruder. Zudem zeigen sich unübersehbare Anzeichen einer Inflation und diese lösen weitere Unruhen aus.
1987 richtet sich der Zorn der Bevölkerung immer stärker gegen die eigene Führung. Die Serben finden Hoffnung in dem serbischen Parteichef Slobodan Miloševićs, der stark ihre Interessen vertritt und sie bevorzugt. Nach der Machtergreifung Miloševićs beginnt die „antibürokratische Revolution“ zudem folgt die Gleichschaltung der überregionalen serbischen Medien. Miloševićs nimmt Verfassungsänderungen vor, um Serbien mehr Macht als den anderen Mitgliedern Jugoslawiens zuzusprechen.
1988 werden „bestellte Demonstrationen“ organisiert, die Anfahrt wie Verpflegung werden kostenfrei für die Demonstranten zur Verfügung gestellt. Die ungefähr 100 Demonstrationen zwingen zusammen mit den Medien die gegnerischen Politiker Miloševićs zum Rücktritt. Miloševićs zwingt die Provinzen Kosovo und Vojvodina einer serbischen Verfassungsänderung zu zustimmen. Mit der Verfassungsänderung ist der Kosovo und Vojvodina nicht mehr autonom. Er scheut dabei nicht vor Gewalt und Verhaftungen zurück.
Zeitgleich kommt in Slowenien Milan Kučan an die Macht. Mit dem Ausbruch des „slowenischen Frühlings“ wird er ein Gegner der serbischen Politik.
Der Zerfall der Föderation
Schon davor im Jahre 1989 haben sich fast alle Republiken von dem Gedanken an ein gemeinsames Jugoslawien getrennt, eigene Verfassungen werden gefordert und nationalistisches Gedankengut setzt sich in fast jeder Republik durch.
1990 finden in den Republiken zum ersten Mal seit 1927 freie Wahlen statt. In allen Republiken außer Serbien und Montenegro gewinnen überall antikommunistische und nationalistische Parteien. Mehrere Verfassungen werden geändert und Serbien erklärt sich im September als souveräner und unabhängiger Staat. Slowenien und Kroatien folgen im Dezember.
1991 werden Wahlen über die staatliche Souveränität gehalten und abgesehen von der äußerst hohen Wahlbeteiligungen sind auch die Ergebnisse für den Austritt eindeutig:
- Slowenien: 88 Prozent
- Kroatien: 94,7 Prozent
- Bosnien-Herzegowina: 92,8 Prozent
- Mazedonien: 91 Prozent
- Montenegro: 55,5 Prozent.
Mit dem 10-Tage-Krieg von Slowenien, dem Kroatienkrieg und dem Bosnienkrieg setzen sich alle drei Staaten gegen die Jugoslawische Volksarmee durch und erreichen es, unabhängig zu werden. Der 26. April 1992 wird als Tag der Auflösung Jugoslawiens betrachtet.
Relevanz für die heutige Zeit
Autor: BW
Durch die Zerstreuung Jugoslawiens, entstanden als Folge dessen mehrere Unabhängige Staaten. Darunter waren: Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro sowie Mazedonien. Diese Staaten waren durch die Trennung von Jugoslawien aber nicht nur Unabhängig geworden, sondern wurden auch international anerkannt.
Mit der Annahme einer neuen Verfassung benannte sich die Bundesrepublik Jugoslawien am 4.Februar 2003 um in „Serbien und Montenegro“. So wurde Jugoslawien durch die territorial und aus völkerrechtlicher Sicht identische „Staatliche Gemeinschaft Serbien und Montenegro“ abgelöst. Dies stellte das Ende des Begriffs „Jugoslawiens“ als Staatsnamen dar. Die Staatenunion von Serbien und Montenegro, deren Rechtsnachfolger Serbien antrat, löste sich 2006 mit dem Ausscheiden Montenegros auf, nach einer Volksabstimmung am 21. Mai 2006 proklamierte nämlich auch Montenegro am 3. Mai 2006 seine Unabhängigkeit, sodass heute alle früheren Teilrepubliken der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens unabhängige Staaten darstellen. Zum Schluss erklärte sich, am 17. Februar 2008 , die Provinz Kosovo für unabhängig, wobei der völkerrechtliche Status bis heute umstritten ist.
Quellen
- Autor unbekannt, “Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien, Wikipedia – Die freie Enzyklopädie“, Veröffentlichungsdatum unbekannt, Wikipedia, (25.03.2020).
- Franziska von Thiesenhausen, “Balkan in Flammen – Ein Land zerfällt, ZDFinfo“, 05.06.2019, ZDF.de, (26.03.2020).
- Kathrin Pavic, “Jugoslawien, Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“, 2014, [ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32625 OME-Lexikon der Uni Oldenburg], (26.03.2020).
- Klaus Kastenholz, “Balkan in Flammen – Pulverfass Jugoslawien, ZDFinfo“, 05.06.2019, ZDF.de, (26.03.2020).
- Vorname Unbekannt Florian, “Jugoslawien – Der dritte Weg?, Archiv Bürgerbewegung Leipzig E.V.“, Veröffentlichungsdatum unbekannt, Archiv-Buergerbewegung.de, (24.03.2020).