Wendepunkte des 20. Jahrhunderts/Versailler Vertrag
Der Versailler Vertrag
Autor: FJ
Nach dem Ersten Weltkrieg arbeiteten die Siegermächte ab dem 8. Januar 1919 einen Friedensvertrag zwischen sich und dem Deutschen Reich aus. Der Vertrag wurde vor allem von den USA (Präsident Woodrow Wilson), Großbritannien (Premierminister David Lloyd George) und Frankreich (Ministerpräsident George Clemenceau) ausgehandelt. Vertreter des Deutschen Reichs wurden von den Verhandlungen ausgeschlossen.
Der Vertrag wurde am 28. Juni 1919 von der deutschen Verfassunggebenden Nationalversammlung angenommen und schließlich von Außenminister Herman Müller im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles unterzeichnet, also am selben Ort, an dem 1871 die deutsche Kaiserproklamation stattgefunden hatte. Am 10. Januar 1920 trat der Versailler Vertrag in Kraft. Die Deutschen waren mit den Bedingungen des Vertrags überhaupt nicht einverstanden, doch sie waren gezwungen, ihn anzunehmen, da das Deutsche Reich andernfalls von den Alliierten besetzt worden wäre.
Dem Volk erzählten nationalistisch-monarchistische Kreise, das deutsche Heer sei unbesiegt gewesen und der Krieg sei im Sinne des Friedens einfach abgebrochen worden. Hierfür wurden politische Linke, Pazifisten und Juden verantwortlich gemacht.
Inhalt des Versailler Vertrags
1. Entmilitarisierung
-Verbot von schweren Waffen (Schiffe, U-Boote, Panzer, Flugzeuge…)
-Beschränkung der Armee auf 100.000 Soldaten (Verbot der allgemeinen Wehrpflicht)
2. Reparationszahlungen
-Dem Deutschen Reich wird in Artikel 231 des Versailler Vertrags die alleinige Schuld am Ausbruch des Krieges zugeschrieben.
-Das Deutsche Reich soll die anderen Länder für alle Kriegsschäden entschädigen.
-Die Reparationszahlungen werden auf 226 Mrd. Reichsmark festgelegt.
-Außerdem müssen Güter wie Lokomotiven, Maschinen, Vieh oder Kohle an andere Länder abgegeben werden.
-Der Artikel über die alleinige Schuld am Krieg verursachte Empörung bei den Deutschen, zumal sie glaubten, das deutsche Heer hätte sich im Sinne des Friedens aus dem Krieg zurückgezogen.
3. Gebietsabtretungen
-Das Deutsche Reich muss Gebiete an andere Länder abtreten.
-Es verliert 13% seines Staatsgebiets und 10% der Bevölkerung.
-Verlorene Gebiete sind: Elsass-Lothringen, Posen und Westpreußen, Ostoberschlesien, Memelland, Hultschiner Ländchen, Eupen Malmedy, Nordschleswig, Danzig, Saargebiet und alle Kolonien.
Die Folgen
Der Versailler Vertrag belastete die Weimarer Republik politisch und wirtschaftlich stark, die Bestimmungen wurden aber nach und nach wieder gelockert. So wurden z. B. die Reparationszahlungen 1932 eingestellt und die vom Vertrag verbotene allgemeine Wehrpflicht im Jahr 1935 von Reichskanzler Adolf Hitler wieder eingeführt.
Quellen:
- Arnulf Scriba, „Der Versailler Vertrag“, aussenpolitik/versailler-vertrag.html Lebendiges Museum Online, 02.09.2014 (23.04.2020).
- Patrick Henßler, „Versailler Vertrag, 1919/20“, publiziert am 04.09.2007; in: Historisches Lexikon Bayerns, Versailler_Vertrag,_1919/20, (23.04.2020).