Wendepunkte des 20. Jahrhunderts/Atomare Aufrüstung im Kalten Krieg
Atomares Wettrüsten zu Zeiten des kalten Krieges
Atomares Wettrüsten zu Zeiten des kalten Krieges
Autorin: LD
Definition des Wortes “Wettrüsten” bzw. “Rüstungswettlauf”
⇒ Beschreibt das etappenweise Aufrüsten von Militär zweier oder mehrerer sich antagonistisch gegenüberstehenden Staaten oder Bündnissen.
Überblick über den Kalten Krieg
Der durch dem Kalten Krieg zugrundeliegenden Grundkonflikt, war ein Konflikt zweier Gesellschaftsmodelle mit unterschiedlichen Ideologien mit dem kommunistischen Modell der staatssozialistischen “Volksdemokratie” (vertreten durch die Sowjetunion) und das Modell der liberal kapitalistischen, parlamentarischen Demokratie (vertreten durch die USA). Hauptakteure waren somit die beiden als Siegermächte aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangenen Allianzen.
Die Entstehung des Konfliktes ist auf die nach der gemeinsamen Zerschlagung des Nationalsozialismus folgende Entfremdung der beiden Parteien, die beide auf die Allgemeingültigkeit ihres Systems beharrten zurückzuführen. Weitere Staaten schlossen sich im Verlauf des kalten Krieges einer der beiden Fraktionen an, ausgenommen von China und ein paar weiteren, nicht mittels Verträgen an eine der beiden Parteien gebundene Staaten, die ihre politisch-wirtschaftliche Unabhängigkeit beibehielten.
Hergang
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die ersten nuklearen Sprengköpfe durch die US-Army bei einem Angriff auf Hiroshima und Nagasaki in Japan eingesetzt.
Sie beide hatten eine zu dem Zeitpunkt noch nie gesehene Sprengkraft und löschten jeweils die dortige Zivilisation gänzlich aus.
Kurz nach dem Angriff kapitulierte Japan.
Dies zeichnete den Anfang der Entwicklung atomarer Waffen ab.
Erste Spaltungen
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und Zerschlagung des Nationalsozialismus wurde das Deutsche Gebiet im Februar 1945 unter den Siegermächten (die USA, Groß Britannien, Frankreich und die Sowjetunion (UdSSR)) in Besatzungszonen aufgeteilt.
Die Hauptstadt Berlin hatte hierbei eine besondere Stellung, da sie zum Teil zum westlichen Gebiet der Alliierten gehörte, jedoch inmitten des östlichen Gebiets der Sowjetunion lag.
Kurz nach der Aufteilung kam es zu einer Verschlechterung der Verhältnisse zwischen den USA und der Sowjetunion, da diese die USA einer aggressiv-expansiven Politik bezichtigten.
1947 stellte Harry Trueman (der derzeitige Präsident der USA) die “Containment”(Eindämmungs)-Politik vor, die darauf abzielte Staaten, die sich vom Kommunismus bedroht sahen, zu unterstützen.
Damit einher ging, der sogenannte “Marshall-Plan”, welcher die europäische Wirtschaft, die nach dem Zweiten Weltkrieg stark geschwächt war, unterstützen sollte.
Josef Stalin (der damalige Diktator der Sowjetunion) verbot als Reaktion darauf sämtlichen vom Kommunismus beherrschten Staaten sich an diesem Plan zu beteiligen, hier zeichnet sich bereits die “Teilung der Welt”, die das Zentrum der Ära des Kalten Krieges bildete, ab.
Diese Spaltung zwischen West-Alliierten und der UdSSR wurde noch weiter verstärkt, als die D-Mark (Deutsch Westmark) als neue, zentrale Währung in Westdeutschland eingeführt wurde.
Die UdSSR blockierte daraufhin die Warenversorgung Westberlins zu Lande, was dazu führte, dass die West-Alliierten sich zusammenschlossen, um Flugzeuge (sog. “Rosinenbomber”) nach Westberlin zu schicken, welche dieses dann über den Luftweg belieferten.
Dieses Ereignis war einschneidend hinsichtlich der Beziehung der Sowjetunion mit den West-Alliierten, da diese somit das erste Mal gezwungen waren gesammelt gegen die UdSSR vorzugehen, folglich ihre Verbindung zueinander festigte und die Spaltung von der Sowjetunion eben noch verstärkte.
Kurz darauf (im April 1949) schlossen sie sich so zur NATO zusammen und die DDR wurde Ende des Jahres durch die UdSSR gegründet.
Beginn des Korea-Krieges und Tests neuartiger Waffen
Währenddessen kam es bereits zur Entwicklung erster nuklearer Waffen.
So kam es noch innerhalb 1949 zu einem Auftrag der US-Army an das “Pictanny Arsenal” zur Produktion einer nuklearen Granate mit dem Namen “Atomic Annie”.
Noch im selben Jahr kam es zur Zündung der ersten sowjetischen Atombombe auf einem Testgelände.
Bereits ein Jahr später begann der Korea-Krieg, provoziert durch die widerstandslose Einnahme des westlich orientierten Seouls (die Hauptstadt Südkoreas) durch das kommunistisch, sowjetisch unterstützte Nordkorea.
Dieses Ereignis führte zu weiteren Anspannungen zwischen den beiden Atommächten (USA und UdSSR).
Zwei Jahre später (im September 1952) plante die NATO die Strategie der “Massive Retaliation”, welche einen atomaren Gegenschlag gegen potenzielle sowjetische Angriffe vorsah.
Noch innerhalb desselben Jahres testeten die USA ihre erste H-Bombe (eine Art von Atombombe) mit einem nuklearen Sprengkopf auf den sogenannten Marshall- Inseln, sowie - ein Jahr später - die nun fertiggestellte “Atomic Annie” auf einem Testgelände in Nevada.
Dies markierte den ersten Artillerietestschuss einer atomaren Waffe.
Einen Monat später - im Juni des Jahres 1953 - gab es daraufhin erste Pläne einer Stationierung von Atomwaffen durch die USA in Deutschland.
Im August desselben Jahres nahm nun auch die Sowjetunion eine Testung ihrer H-Bombe vor und es entstand ein “nukleares Patt” zwischen beiden Atommächten.
Stationierung atomarer Waffen in Westdeutschland und Unruhen im Volk
Ende 1953 trafen dann auch die geplanten Geschütze zum Feuern nuklearer Raketen in Westdeutschland ein - sie waren jedoch erste 1954 einsatzbereit.
Die Bevölkerung befürwortete dies jedoch nicht, was sich in der “Göttinger Erklärung” im April 1947 zeigt, bei der sich mehrere Wissenschaftler gegen das atomare Wettrüsten, sowie die geplante atomare Aufrüstung der Bundeswehr aussprachen und eine friedliche Nutzung der Atomenergie forderten.
Im Februar 1958 erreichte der Unmut der Bevölkerung unter der “Kampf dem Atomtod”-Bewegung - eine außerparlamentarische Bewegung bestehend aus Wissenschaftlern, Gewerkschaftlern, Schriftstellern und Kirchenvertretern, die sich gegen das atomare Wettrüsten und die atomare Aufrüstung der Bundeswehr stellte.
Trotz der vielen Proteste stimmt der Bundestag der atomaren Aufrüstung der Bundeswehr im März 1958 zu, was von der UdSSR als “Atomkriegspläne der deutschen Revanchisten” dargestellt wird.
Am 31. Oktober 1958 begannen die Genfer Gespräche - eine Konferenz der vier Großmächte (Frankreich, USA, Groß Britannien und UdSSR) zur Besprechung der politischen Lage - die vorerst ergebnislos verblieb.
Jedoch konnte sich auf eine vorübergehende Einstellung weiterer atomarer Waffentests einigen.
Am 13. Oktober.1961 wurde zwei Jahre später die Berliner Mauer fertiggestellt, was das Verhältnis der UdSSR zu den Westalliierten erneut verschlechterte.
Die Kuba-Krise als einer der riskantesten Momente im Kalten Krieg
Etwas mehr als ein Jahr später - am 14. Oktober. 1962 - kam es dann zur Kuba-Krise:
Trotz der nun Vereinbarung keine weiteren Atomwaffentests mehr anzusetzen, entdeckten amerikanische Aufklärungsflugzeuge sowjetische Abschussvorrichtungen auf Kuba.
Die Kuba-Krise ist als einer der gefährlichsten Momente des Kalten Krieges zu sehen - es kam aufgrund der angespannten Lage beinahe zum Dritten Weltkrieg.
Eine Verhinderung dessen war lediglich durch eine lange Verhandlung zwischen John F. Kennedy (der amtierende Präsident der USA) und Nikita Crustschov (dem amtierenden Parteichef der KPdSU) möglich.
Im Zuge dieser Verhandlungen verpflichtete sich die USA ihre eigenen Geschütze in der Türkei abzubauen und sah von einer Invasion Kubas ab.
Es kam somit zwar zu keinem Dritten Weltkrieg, jedoch wurden stellvertretend Kriege in anderen Ländern geführt (siehe Vietnamkrieg, Angolakrieg und Kriege im Mittleren Osten).
Atomwaffensperrvertrag
Um ähnlich riskanten Situationen zukünftig entgegenzuwirken, wurde am 20. Juni.1963 der sog. “Heiße Draht” eingeführt - eine direkte Nachrichtenverbindung zwischen USA und UdSSR.
5 Jahre später - am 1. Juli.1968 wurde dann der “Atomaffensperrvertrag” zwischen den fünf Atommächten (USA, Frankreich, Groß Britannien und der Sowjetunion) festgelegt:
Er verpflichtete diese zum Abbau atomarer Waffen.
Im Jahr 1976 stationierte die Sowjetunion dennoch “SS-20”-Raketenabschussanlagen (Mittelstreckenraketen zum Transport atomarer Sprengköpfe) im Westen der Sowjetunion.
Aus Angst vor einem atomaren Erstschlag der USA legte die Sowjetunion im Mai des Jahres 1981 die Operation “Ryan” an. Sie stellte die größte Spionageaktion der sowjetischen Regierung dar.
Innerhalb desselben Jahres im November wurde anschließend im Rahmen der Genfer Konferenz über die Stationierung der sowjetischen SS-20-Raketen gesprochen - es kam jedoch zu keiner Einigung.
Da die USA sich durch die nukleare Präsenz der Sowjetunion bedroht fühlten fordert der derzeitige Präsident der USA, Ronald Reagan, im März im Rahmen der “SDI” (Strategic Defense Initiative) einen weltraumgestützten Abwehrschirm gegen Atomraketen - diese Forderung trägt zu einer erneuten Verschlechterung des Verhältnisses zwischen USA und der Sowjetunion bei.
Im November des gleichen Jahres kam es dann erneut beinahe zum Dritten Weltkrieg, als die US-Army die Übung “Able Archer 83” durchführte.
Sie erprobten hiermit den Fall eines atomaren Angriffes seitens der Sowjetunion und nutzten hierbei eine neuartige Funkverschlüsselung.
Die Sowjetunion rechnete während der Übung mit einem atomaren Erstschlag der USA - die Lage entspannte sich jedoch wieder noch Beendigung der Übung,
Das Ende des Kalten Krieges
Erst am 8. Dezember. 1987 einigten sich Ronald Reagan und Michael Gorbatschow auf die Vernichtung aller landgestützten Mittelstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen.
Zwei Jahre darauf - am 9. November. 1989 - kam es dann zum Fall der Berliner Mauer, da die Sowjetunion die finanziellen Mittel nicht länger hatte, um diese aufrechtzuerhalten, und zugleich den Kalten Krieg zu führen.
Zwei Monate später, am 3. Dezember. 1989, erklärten so George Bush (der nun amtierende amerikanische Präsident) und Michael Gorbatschow den Kalten Krieg für beendet.
Relevanz für die Gegenwart
Autorin: NK
Das atomare Wettrüsten der USA und der Sowjetunion während des Kalten Kriegs beeinflusst die militärischen, (gesellschafts-)politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, aber auch die Umwelt- und Klimapolitik, etwa im Rahmen der friedlichen Nutzung von Kernenergie, weltweit bis heute.
Die aktuellen Folgen des Wettlaufs können hier nur exemplarisch aufgezeigt werden. Beispiel: Der Iran droht seit Anfang 2020 mit dem Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag.
Der Atomwaffensperrvertrag war in den 1960er Jahren in der Hochphase der nuklearen Aufrüstung ausgehandelt worden und trat 1970 in Kraft. Die freiwillige Verpflichtung, bei der es im Kern darum geht, die weitere Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern, haben 191 Staaten unterzeichnet. Der Iran tat dies 1968.
In dem Vertrag verpflichten sich die Atommächte, Atomwaffen nicht an andere Länder weiterzugeben, und Nicht-Atommächte verzichten auf Versuche, Atomwaffen in ihren Besitz zu bringen. Atomstaaten bekennen sich außerdem zum Abbau ihrer Nuklearwaffen, und alle Staaten wollen zusammenzuarbeiten, wenn es um die zivile Nutzung der Atomtechnologie geht. Hinzu kommen nuklearwaffenfreie Zonen. Die 1957 gegründete Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) soll die Einhaltung dieser Artikel kontrollieren.
Dem Iran wird seit 2003 vorgeworfen, Atomwaffen zu besitzen oder zumindest an deren Bau zu arbeiten. Seit Dezember 2006 gibt es, nicht durchgehend, Sanktionen gegen den Iran, um ihn vom Bau von Atomwaffen abzuhalten. Der Iran bestreitet alle Vorwürfe im Zusammenhang eines solchen Vorhabens. Die Beweislage ist alles andere als eindeutig. 2015 schlossen die fünf Veto- und Atommächte des UN-Sicherheitsrates und Deutschland ein weiteres Atomabkommen mit der Regierung in Teheran, um alles außer einer friedlichen Nutzung zu verhindern. Bis heute ist nicht geklärt, ob oder inwieweit der Iran ein Atomprogramm, das nicht den Vereinbarungen entspricht, verfolgt. Nun gab der Iran bekannt, aus dem Atomwaffensperrvertrag auszutreten, falls der Streit über das Atomabkommen im Sicherheitsrat landen sollte.
Der inzwischen 50 Jahre alte Atomwaffensperrvertrag sollte die Gefahr eines Atomkriegs zwischen Nato und Warschauer Pakt verringern. Heute ist er unter anderem Grundlage für Sanktionen, die Drohung einer Aufkündigung – wie im Fall des Iran - dient immer noch als Druckmittel.
Quellen
Atlanta-Service, Karte “Besatzungszonen”, in: LeMO, Lebendiges Museum Online, [LEMO] ; Stand vom 23.3.20, 11:54.
Sandra Kampmann, Deutsche Geschichte: Kalter Krieg veröffentlicht in [Planet-Wissen] 17.02.2020, abgerufen am 22.03.2020, 10:46.
Bernd Stöver, Der Kalte Krieg und das Wettrüsten, Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht in [BPB], 11.10.2008, abgerufen 23.03.2020, 11:05.
Wikipedia, Wettrüsten [Wikipedia] , 18.02.2020; abgerufen am 23.03.2020, 11:02.
Mark Willock, Zeitstrahl: Kalter Krieg [Planet-Schule], 2008, abgerufen am 22.03.2020, 11:37.