Studsemgym-saar/Motivation/SG

Aus ZUM Projektwiki

1. Aufgabe – Entscheidung über motivationsförderliche und –hinderliche Strategien

      I.         Fallbeispiel: „Meret, das hast du besser gemacht als Julius!“

  • Die Strategie ist für Meret aufgrund der ihr zufallenden Anerkennung (Recognition) motivationsförderlich. Allerdings erfolgt keine Bewertung, die individuell auf die erbrachte Leistung bzw. den Lernerfolg eingeht. Eine individuelle oder an Kriterien orientierte Rückmeldung erscheint daher noch motivationsförderlicher zu sein, da dann auch der Bereich Evaluation berücksichtigt wird.
  • Allerdings gilt die Motivationsförderlichkeit für Meret nur so lange, bis sie erkennt, dass bei der nächsten Rückmeldung Julius und sie die Positionen tauschen könnten, dass also die Anerkennung der Leistung des einen mit der Abwertung der Leistung des anderen einhergeht. Außerdem wäre es wichtig zu wissen, wer in dem Beispiel die Aussage mithört: Wenn Julius die Aussage mitbekommt (direkt oder durch die Berichterstattung Merets), wirkt das auf Julius natürlich demotivierend. Wenn also Meret erkennt, dass ihre Leistung kompetitiv bewertet wird, kann auch das demotivierend wirken, weil sie - wie erwähnt - ggf. beim nächsten Mal diejenige sein kann, die etwas schlechter gemacht hat als Julius.


     II.         Fallbeispiel: „Wir werden einen Gedichtwettbewerb durchführen und jeder Mitschüler benotet durch Aufzeigen von Punkten!“

  • Die Strategie ist insofern motivationsförderlich, dass den Lernenden Verantwortung gegeben wird und eine gewisse Bewertungsmaßnahme vorgenommen wird, wodurch die Bereiche Autonomy und Evalution berücksichtigt werden. Durch eine Bewertung der vorgetragenen Gedichte mithilfe eines Rückmeldebogens könnte der Bereich Evaluation mehr zur Motivation beitragen. Durch eine wertschätzende individuelle Rückmeldung könnte zusätzlich der Bereich Recognition motivationsförderlich wirken.
  • Außerdem spielt das Grouping hier eine große Rolle, da eine solche Evaluation nur in Lerngruppen durchgeführt werden kann, die mindestens zwei Bedingungen erfüllt: Erstens muss sie im Feedbackverhalten geschult sein und zweitens dürfen klasseninterne Konflikte hier nicht dazu führen, dass einzelne Schüler vor der Klasse denunziert oder bloßgestellt werden.
  • Der Wettbewerbscharakter kann für einige SchülerInnen motivierend und aktivierend sein. Allerdings gibt es auch Lerner, die diesem Wettbewerb mit Angst/Ängstlichkeit gegenübertreten. Dies kann bspw. durch Misserfolge in der Schule bedingt sein, die die SuS im Vorfeld erlebt haben. Sie richten den Fokus auf die Leistungsbewertung, was für die Betroffenen demotivierend sein kann und schlimmstenfalls zu Verweigerung. Es muss sichergestellt werden, dass kein unangemessener Druck ausgeübt wird.


   III.         Fallbeispiel: Am Gedenktag für den Mauerfall spricht der Lehrer kurz über das historische Ereignis, geht aber dann weiter auf Hitler ein.

  • Das Verhalten der Lehrkraft ist als motivationshinderlich zu bewerten. Die Lehrkraft geht zwar sowohl auf das aktuelle historische Ereignis als auch auf das im Zuge der Reihe zu behandelnde Thema ein, wodurch eigentlich der Bereich Task angesprochen würde. Sowohl dem aktuellen Ereignis als auch dem eigentlich angedachten Thema wird jedoch nicht genügend Bedeutung beigemessen, sodass beide Themen als wenig lohnenswert erscheinen. Eine Schwerpunktsetzung hingegen beispielsweise auf das aktuelle Ereignis hätte durchaus zur Motivation der Lernenden beitragen können.
  • Dem ersten Punkt entsprechend ist also der Bereich Relevance betroffen: Solche Feiertage stellen den Lebensweltbezug für Schüler her: In den Medien wird darüber berichtet und den Schülern können die Ereignisse "hautnah" erfahrbar gemacht werden. Feiertage, die in die Sphäre eines bestimmten Schulfachs gehören, können eigentlich auch in der Jahresplanung berücksichtigt werden, sodass damit verbundene Lerninhalte mit einem hohen Lebensweltbezug unterrichtet werden können.


   IV.         Fallbeispiel: Der Lehrer bedrängt zum Beenden der Arbeit oder Das Tempo richtet sich nach dem langsamsten Schüler.

  • Diese Strategie erscheint vor dem Hintergrund, dass der Zeitplan des Unterrichts (Time) nicht individuell auf die Lernenden abgestimmt ist, als motivationshinderlich. Auch eine Unterstützung (Support) der langsameren Lernenden scheint nicht gegeben zu sein, was die Motivation gerade bei denjenigen, welche dem Lerntempo nicht standhalten können, mindert.
  • Unnötiger Zeitdruck sollte vermieden werden, da dies Druck auf die SuS ausübt, welcher der Motivation entgegensteht. Ebenso kann der Zeitdruck bei einigen Lernenden dazu führen, dass sie es als Misserfolg erleben, die Aufgaben nicht in der vorgegebenen Zeit geschafft zu haben.

2. Aufgabe – Vergleich des ARCS-Modells mit dem TARGETS-Modell

TARGETS-Modell

von Carole Ames,

erweitert durch E. Kiel et al.

ARCS-Model

von John M. Keller

Bereiche der Motivationsförderung:
  • Task, d.h. Aufgabenstellung
  • Autonomy, d.h. Selbstständigkeit
  • Recognition, d.h. Anerkennung
  • Grouping, d.h. Gruppenbildung/-aufteilung
  • Evaluation, d.h. Bewertungsmaßnahmen
  • Time, d.h. Zeitplan des Unterrichtsverlaufs
  • Support, d.h. Unterstützung
Hauptdimensionen zur Motivationsförderung:
  • Attention, d.h. Aufmerksamkeit
  • Relevance, z.B. gegenwärtiger Wert
  • Confidence, d.h. Zuversicht
  • Satisfaction, d.h. Zufriedenheit
  • Konkrete Bereiche zur Förderung der Motivation, d.h. konkrete Anhaltspunkte für die Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht
  • Grundbedingungen zur Umsetzung:
    • Störungsfreie Lernumgebung
    • Nutzen von Fehlern als Lernchance
    • Angemessene Förderung
    • Herstellung von Lebensrelevanz
  • Übergeordnete Dimensionen zur Förderung der Motivation, d.h. keine konkreten Anhaltspunkte für die Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht
  • Keine Angabe von Grundbedingungen notwendig, da die Dimensionen diese implizieren




Konkrete Strategien innerhalb der ARCS-Dimensionen (nach https://selbstlerner.online/2019/04/08/selbstmotivation-mit-dem-arcs-modell/)

Attention: Aufmerksamkeit als Voraussetzung zum Lernen

  • Inszenierung eines (Wissens-)Konflikts
  • Anschaulichkeit der Inhalte
  • Abwechslungsreichtum in der Präsentation
  • Raum für Humor
  • Erkundungsmöglichkeiten
  • Chancen zur Partizipation
  • Bezug zu einer konkreten Lerneinheit/Unterrichtsstunde--> Aufgabe der Lehrkraft ist es, einen Einstieg so zu konzipieren, der die SuS abholt & mitnimmt und so Raum gibt für die Erarbeitung/Erkundung von Lerninhalten.

Relevance: Handlungsbereitschaft entsteht nur dann, wenn "eine Tätigkeit sinnvoll und relevant erscheint"

  • Aktualität der Themen
  • Bedürfnisorientierung
  • Bereitstellung von Vorbildern
  • Ermöglichung von Wahlfreiheiten
  • Bezug zu einer konkreten Lerneinheit/Unterrichtsstunde--> Aufgabe der Lehrkraft ist es, im Vorfeld den Lerngegenstand auf Aktualität (Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung) hin "abzuklopfen" und die Planung so durchzuführen, dass Identifikationsangebote und unterschiedliche Partizipationsmöglichkeiten angelegt sind und auf diese optimal auf die Lernenden adaptiert sind (Passgenauigkeit).

Confidence: Handlung auf Erfolg ist Voraussetzung für Handlungsbereitschaft

  • Eindeutige Lernziele
  • Passung des Schwierigkeitsgrads
  • Angemessenheit der Erfolgserwartungen
  • Vermittlung eines realistischen Verständnisses von Erfolg/Misserfolg
  • Förderung des Selbstbewusstseins
  • Bezug zu einer konkreten Lerneinheit/Unterrichtsstunde--> Aufgabe der Lehrkraft ist es, möglichst früh Lernzieltransparenz herzustellen und die Erarbeitungen fordernd aber nicht in ungünstigem Maße überfordernd zu gestalten. Zudem gilt es, die Lernenden zu einer realitätsnahen Selbsteinschätzung zu befähigen.

Satisfaction: Negative Emotionen und schlechte Stimmungen können demotivierend wirken à Zufriedenheit im Lernprozess herstellen

  • realistische und natürliche Lernbedingungen herstellen
  • (unerwartete) Belohnungen
  • Positive Reaktionen
  • Vermeidung von negativen Sanktionen
  • Unterstützung und Begleitung
  • Bezug zu einer konkreten Lerneinheit/Unterrichtsstunde--> Aufgabe der Lehrkraft ist es, angemessen und ausreichend zu loben, den Fokus auf Gelungenes zu legen und so erwünschtes Lernverhalten zu bestärken.

3. Aufgabe – Vergleich des ARCS-Modells mit Klafki

ARCS Motivationsplanungsprozess

Analyse der Rahmenbedingungen:

  1. Kenntnisse über die geplante Unterrichtsstunde: Methoden, Ziele, Aufbau der Stunde etc.
  2. Kenntnisse über die Lernenden: Analyse des Lehr-/Lernfeldes, Klärung der Lernvoraussetzungen sowie der Einstellung der Lerngruppe
  3. Analyse der Motivation: Klärung der Grundmotivation sowie der veränderbaren Einflüsse
  4. Analyse des bestehenden Materials: Funktion, Vor- und Nachteile, Angemessenheit

Konzeption:

  1. Zielsetzung und Bewertung: Zielsetzung in Bezug auf die Motivation und Festlegung einer Erfolgskontrolle
  2. Mögliche Maßnahmen: Festlegung von Strategien für den Einstieg und das Ende
  3. Auswahl und Planung der Maßnahmen: Passung der Strategien an die Lernenden, die Planung und die Lehrkraft
  4. Integration in die Unterrichtsplanung: Anpassung Stunde je nach 7. à Integration

Konkrete Vorbereitung und Auswertung der Stunde:

  1. Gestaltung: Auswahl und Entwicklung des Materials
  2. Auswertung: Beobachtung der Reaktion und Zufriedenheit der Lernenden + Reflexion über eine Änderung der bisherigen Materialien und Strategien

Vergleich mit Klafki

  • Ähnliche Grundlage: Bedingungsanalyse
  • Unterschiedliche Einstellung bei der Planung:
    • Klafki: Herausarbeiten des Relevanten und damit Motivieren am Lerngegenstand, d.h. was ist an dem vorliegenden Lerngegenstand relevant und interessant
    • ARCS: Anwendung einer bestimmten Strategie zur Motivierung im Zusammenhang mit einem Lerngegenstand, d.h. wie mache ich die Stunde interessant und motivierend
  • Stärkerer Fokus auf die Evaluation bei dem ARCS-Modell im Vergleich zu Klafki

Motivationale Aspekte:

  • Begründungszusammenhang
    • Gegenwartsbedeutung und Zukunftsbedeutung für die SuS (Thema wird in Alltagswelt der SuS integriert - Was hat das Thema mit mir und meiner Umwelt zu tun?)
  • Zugangs- und Darstellungsmöglichkeiten
    • Einsatz verschiedener Medien, anschauliches Material, ggf. SuS selbst Dinge ausprobieren lassen, Erkundungen im näheren Umfeld vornehmen

Unterricht soll diskursiv gerechtfertigt und geplant werden, also auch von SchülerInnen mit geplant werden. Dies kann ebenfalls motivationsfördernd sein, wenn Schülervorschläge in die Planung des Unterrichts einfließen. Dies entspricht auch der Schülerorientierung, die von Klafki gefordert wird.