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Wiki zu Motivation 2

Entscheidung über motivationsförderliche und –hinderliche Strategien

1. Fallbeispiel: „Meret, das hast du besser gemacht als Julius!“

Diese Rückmeldung ist für Meret aufgrund der gezeigten Anerkennung (Recognition) zwar motivationsförderlich, sie bezieht sich jedoch auf eine soziale Bezugsnorm und ist daher nur wenig aussagekräftig. Weiß Meret bspw., dass er generell leistungsstärker als Julius ist, so steigert sie seine Motivation nur geringfügig. Besser wäre eine sachbezogene Rückmeldung, da dann auch der Bereich Evaluation berücksichtigt wird.

Motivationshinderlich für Julius, wenn er das Gespräch mitbekommen hat, da er als Bezugsnorm für eine mitttlere/schlechte Leistung stehen könnte. Andere Formulierung: "Meret, das hast du noch besser gemacht als es Julius schon gemacht hat!" könnte auch für Julius eine Motivation darstellen, da dieser mit der Aussage ebenfalls für seine Leistung gelobt wurde.

2. Fallbeispiel: "Wir werden einen Gedichtwettbewerb durchführen und jeder Mitschüler benotet durch Aufzeigen von Punkten!"

Verantwortung (autonomy) für die Beteiligten, teilweise auch evaluation, wenn die Beteiligten Kriterien zur Verfügung hätten -> Steigerung der Motivation

Eventuell zu bedenkende Aspekte: Ist der vortragende S. im Klassenverband gut/weniger gut aufgenommen? Herrscht vielleicht Mobbing? Wie alt sind die Schüler? Welche Art differenzierten Feedbacks kann ich von Fünftklässern erwarten? Jenachdem sind Bewertungen durch die Schüler im Klassenverbund schwierig. Möglich wäre auch: Es entsteht Angst durch das Vortragen vor der Klasse und der Bewertung durch die anderen Schüler (keine anonyme Rückmeldungsatmosphäre)

Manche Schüler denken vielleicht auch: Wenn ich dem Vortragenden wenige Punkte gebe, bekomme ich nach meinem Vortrag von ihm auch wenige Punkte. Aus dieser Sichtweise könnte es sich negativ auf die Motivation auswirken.

3. Fallbeispiel: "Am Gedenktag für den Mauerfall spricht der Lehrer kurz über das historische Ereignis, geht aber dann weiter auf A. Hitler ein."

task: wenig Betrachtung des aktuellen Themas und des angedachten Themas der Reihe -> beide stiefmütterlich behandelt --> motivationshinderlich (zusätzlich kein Übertragen von Aufgaben auf die S.)

Spricht das aktuelle Thema das Interesse und die Neugierde der S. an, kann es motivationsförderlich sein

4. Fallbeispiel: "Der Lehrer drängt zum Beenden der Arbeit oder das Tempo richtet sich nach dem langsamsten Schüler."

Motivationshinderlich (Zeitplanung (time), Selbständigigkeit (autonomy), Anerkennung der Arbeit (recognition))

Ursache des Zeitdrucks möglicherweise: Material unstrukturiert und zu schwierig --> Lernen fällt schwer, Zeitdruck führt zu Konzentrationsproblemen --> potentiell Entstehung von Angst (insbesondere in Prüfungssituationen) von generell eher ängstlichen Schülern --> motivationshinderlich

Tempo richtet sich nach dem langsamsten Schüler: schnellere Schüler entwickeln Langeweile und stören, hier wären echte Differenzierungsangebote notwendig, um auch schnelleren Lernern gerecht zu werden und damit deren Motivation zu steigern

Vergleich der Modelle: ARCS – TARGETS

(nach https://selbstlerner.online/2019/04/08/selbstmotivation-mit-dem-arcs-modell/ und E. Kiewald (2019): Bildungsmonitoring und Inklusion. In: Hartmut Ditton, Rudolf Tippelt und Thomas Eckert (Hg.): Qualität, Professionalisierung und Monitoring im Bildungssystem. Festschrift zum 60. Geburtstag von Thomas Eckert, S. 35–44.)

ARCS - Modell nach J. Keller (2011) TARGETS – Modell nach Carol Ames, erweitert durch E.Kiel
4 Hauptdimensionen der Motivationsförderung:


A ttention = Aufmerksamkeit

Aufmerksamkeit und Neugierde als wichtige Voraussetzung

Strategien, um Aufmerksamkeit zu wecken

  • Konflikt inszenieren
  • Anschaulichkeit
  • Medienvielfalt
  • Erkundungsmöflichkeiten
  • Chancen zur Partizipation

R elevance = Relevanz

Handlungsbereitschaft nur dann vorhanden, wenn eine Tätigkeit als sinnvoll erscheint

Strategien, um Relevanz sicherzustellen

  • Erfahrungen einbinden
  • Aktualität
  • Bedürfnis ansprechen
  • Wahlfreiheiten ermöglichen

C onfidence = Erfolgszuversicht

Aussicht auf Erfolg muss gegeben sein

Strategien, um Erfolgszuversicht zu erhöhen

  • Lernziele
  • Anforderungsbereiche /Schwierigkeitsgrad
  • angemessene Erwartunghorizonte
  • realistisches Verständnis von Mis-/Erfolg
  • Selbstbewusstsein fördern

S atisfaction = Zufriedenheit

Negative Emotionen sollten vermieden werden

  • Rahmen-/ Lernbedingungen
  • Belohnungen
  • positive Rückmledungennegative Sanktionen vermeiden
  • L als Unterstützer und Begleiter
T ask = Aufgaben, die Schüler erledigen sollen
  • Anpassung der Schwierigkeit der Aufgaben an die Schüler*innen
  • Aufgaben mit Lebensweltbezug
  • Strukturierung in Teilschritte und Teilziele
  • Reduzierung von Aufgaben
  • Generierung von Aufgaben mit mind. zwei untersch. Lösungsmöglichkeiten

A utonomy = Selbstständigkeit, die den Lernern eingeräumt werden soll

  • Übertragung der Verantwortung für das Lernen und die Zusammenarbeit in der Klasse
  • Wahl von (Teil-)Lernzielen, Lernaktivitäten, Lernwegen und Lernmaterialien --> Selbstregulation, Wahlfreiheit
  • offene Ergebnisdarstellung

R ecognition = Anerkennung, die Schüler für ihre Leistung erfahren

  • Anerkennung von Lob, positive emotionale Reaktion, Belohnung --> Verstärkung
  • Anerkennung individueller Verbesserungen
  • keine Bevorzung von leistungsschwachen und leistungsstarken Schülern
  • Anerkennung individueller Lösungszugänge
  • konstruktives Fehlerklima --> Fehler = Lernchance, Fehler ≠ Anzeichen mangelnder Kompetenz

G rouping: Gruppenaufteilungen

  • Verwendung von kooperativen Lernmethoden, Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen
  • Einführung eines Rotationssystems (Schüler*innen ohne Beeinträchtigung leisten individuelle Unterstützung für Schüler*innen mit Beeinträchtigung)
  • Möglichkeit der Teilhabe an jedem Fach

E valuation: Bewertungsmaßnahmen

  • Einführung von Lernentwicklungsgesprächen
  • Zulassen von individuellen Belegen zur Aufgabenbearbeitung
  • Verwendung von individuellen und kriterialen Bezugsnormen (z.B. Kompetenzraster + Ziffernnote)

T ime: Zeitplan des Unterrichtsverlaufs

  • Gewährung von ausreichender Bearbeitungszeit (für Aufgaben, für Leistungstest, Übungszeit für Präsentationen)
  • Ausrichtung der Lernzeit an leistungsschwächeren Schüler*innen (ggf. Zusatzaktivitäten für leistungsstärkere Schüler*innen)

S upport: Unterstützung

  • Verwendung leichter Sprache, umfassende Erklärung von Fachbegriffen und Zusammenhängen (Arbeitsaufträge)
  • Befürwortung der Nutzung technischer Hilfsmittel
  • Anpassung an Lernumgebung
- bietet Handlungsempfehlungen zur Gestaltung von Lernumgebungen

- keine konkreten Aussagen über die Gestaltung des Unterrichts

-  bietet Handlungsempfehlungen zur Planung und Durchführung des Unterrichts

- offenes Unterrichtskonzept (bspw. Wochenplan)


Vergleich der Modelle: ARCS-Planungsmodell - Planungsprozess Klafkis

1) ARCS - Planungsmodell

a) Analyse der Rahmenbedingungen:

  1. Kenntnisse über die geplante Unterrichtsstunde: Ziele, Aufbau der Stunde, ...
  2. Kenntnisse über die Lernenden: entspricht der Analyse des Lehr- und Lernfeldes, Klärung der Lernvoraussetzungen sowie der Einstellung der Lerngruppe
  3. Analyse der Motivation der Lernenden: Klärung der Grundmotivation und der veränderbaren Einflüsse auf die Grundmotivation
  4. Analyse des bestehenden Materials: Angemessenheit, Funktion, Abwägen von Vor- und Nachteilen

b) Konzeption:

  1. Zielsetzung und Bewertung (in Bezug auf die Motivation)
  2. Mögliche Maßnahmen (Planung von Strategien für einen motivierenden Einstieg und ein motivierendes Ende)
  3. Auswahl und Planung der Maßnahmen (Anpassen der Strategien an die Lernenden und an mich als Lehrkraft)
  4. Integration in die Unterrichtsplanung

c) konkrete Vorbereitung und Auswertung der Stunde

  1. Vorbereitung: konkrete Auswahl und Entwicklung des Materials
  2. Reflexion der Verwendung der Materialien (ggf. Änderung der bisherigen Strategien und Materialien)


2) Planungsprozess Klafkis

Klafkis Perspektivschema zur Unterrichtsplanung.jpg
  • Bedingungsanalyse: Analyse der konkreten, sozio-kulturell vermittelten Ausgangsbedingungen einer Lerngruppe (Klasse), der Lehrkraft und den unterrichtsrelevanten institutionellen Bedingungen (mögliche Schwierigkeiten, Störungen)

--> Begründungszusammenhang (Alltagsbezug des Themas für die SuS -Gegenwarts-/Zukunftsbedeutung-->motivationsfördernd)

--> thematische Strukturierung

--> Bestimmung von Zugangs- und Darstellungsmöglichkeiten (schülerzentriert, S. experimentieren/erkunden lassen, Darstellung von Ergebnisse durch Schüler-Medieneinsatz-->motivationsfördernd)

--> methodische Strukturierung

--> Einbezug der Schüler in die Unterrichtsplanung (motivationsfördernd)

Quelle: C. Surkamp (2017). Metzler Lexikon Fremdsprachendidaktik: Ansätze – Methoden – Grundbegriffe. Stuttgart: J.B. Metzler Verlag (S.363)

(online abgerufen: https://books.google.de/books?id=0qUyDwAAQBAJ&pg=PA363&lpg=PA363&dq=planungsprozess+klafkis&source=bl&ots=DLnDVm05jz&sig=ACfU3U0qlCGrmk9T6Lww5psSYzvD6Vhh1g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwji1s3GzsboAhWG-6QKHQpmC2UQ6AEwBHoECAwQKw#v=onepage&q=planungsprozess%20klafkis&f=false)