Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Das Haus in der Dorotheenstraße/erzählerische Vermittlung
Die Erzähltechnik: Die erzählerische Vermittlung
Analyse der Vermittlung durch den Erzähler der Novelle "Das Haus in der Dorotheenstraße" von Hartmut Lange:
Erzählform:
- Es ist ein Er/Sie Erzähler (vgl. Absatz 1. Z. 2) ----> erzählt das Geschehen in der dritten Person
Erzählperspektive:
- Der Erzähler ist ein unbeteiligter Beobachter (vgl. Absatz 1. Z. 6-7) ----> Außensicht
- Der Erzähler nimmt eine Außenperspektive ein (vgl. Absatz 3. Z.4) ----> nimmt die Figur aus der Distanz wahr
Erzählverhalten:
- Der Erzähler weist überwiegend ein neutrales Erzählverhalten auf. da er sich kein Urteil über das Verhalten der Figuren erlaubt.
- An einigen Stellen ist aber auch ein auktoriales Erzählverhalten erkennbar (vgl. Absatz 3. Z. 1)
Erzählhaltung:
- Der Erzähler beschreibt das Geschehen (Umwelt, Gefühle, Verhalten, etc.) ----> stellt sich mit dem Rezipienten auf eine Ebene ("Was letztendlich geschah, wir wissen es nicht")
Deutungshypothese bezüglich des Grundes für die Auswahl dieser erzählerischen Vermittlung:
Der Erzähler weist ein "neutrales" und ein teilweise auktoriales Erzählverhalten auf, da auch der Protagonist der Novelle, Gottfried Klausen, insbesondere am Anfang der Novelle ein überwiegend rationales und pragmatisches Verhalten aufweist, würde durch einen emotionalen Erzähler die Figur Klausen für den Rezipienten verfälscht werden können (die rationalen und pragmatischen Eigenschaften der Figur würden von einem emotionalen Erzähler verdrängt/übertönt werden). Auch im späteren Verlauf der Erzählung, in der das Verhalten der Figur Klausen von seinem primären Verhaltensweisen abweicht, ist ein neutrales und maximal auktoriales Erzählverhalten von besonderer Bedeutung, da es dem Rezipient möglich seinen soll, sich eine eigene Meinung zum Verhalten und den Entscheidungen der Figur Klausen zu bilden, ohne dabei von der Meinung des Erzählers beeinflusst zu werden. Durch die kommentierende Funktion des Erzählers erlangt der Rezipient außerdem einen Eindruck der Handlungsumstände, indem durch den Erzähler beispielsweise die Umgebung genauer beschrieben wird, so kann sich dieser wiederum besser in das jeweilige Geschehen hineinversetzten. Die weiterführenden Frage, warum dem Rezipienten ein Einblick in Klausens Gefühlswelt überwiegend verwehrt wird, könnte darin begründet sein, dass der Rezipient die neutrale und somit rationale und pragmatische Sichtweise des Protagonisten Klausens einnehmen soll und aus dieser Perspektive (Klausens Perspektive) das Geschehen betrachten soll. Des weiteren führt die überwiegende Verwehrung der Einsicht in die Gefühlswelt Klausens dazu, dass der Rezipient während der Erzählung sich auf seine persönlichen Gefühle konzentriert und somit zu den Ereignissen eine persönlichen Zugang findet, indem dieser sich unterbewusst Selbst fragt, wie er sich während einer solchen Situation fühlen würde. Dies zwingt den Rezipienten schließlich zu einer emphatischen Eigenleistung.
Datei:Erzähler - Vermittler des Erzählten.pdf