Wendepunkte des 20. Jahrhunderts/These vom „Ende der Geschichte“ (Fukuyama): Unterschied zwischen den Versionen

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Eines der von ihm verfassten Werke ''„The End of History“''erschien im Jahre 1992. Es ist inhaltlich von dem Systemkonflikt zwischen kapitalistischer Demokratie und planwirtschaftlichem Staatskommunismus geprägt. Grob gesagt, vertrat Fukuyama die These, dass '''der ökonomische und politische Liberalismus sich weltweit in Form von Demokratie und Marktwirtschaft durchsetzen werde''', und dies die einzige Möglichkeit für einen Fortgang der Geschichte sei. Dieses System befriedige im Vergleich zu anderen am besten das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Wenn sich dieses System durchsetzen würde, entfalle der Kampf um Anerkennung und somit auch der Antrieb der Geschichtsentwicklung.
Eines der von ihm verfassten Werke ''„The End of History“''erschien im Jahre 1992. Es ist inhaltlich von dem Systemkonflikt zwischen kapitalistischer Demokratie und planwirtschaftlichem Staatskommunismus geprägt. Grob gesagt, vertrat Fukuyama die These, dass '''der ökonomische und politische Liberalismus sich weltweit in Form von Demokratie und Marktwirtschaft durchsetzen werde''', und dies die einzige Möglichkeit für einen Fortgang der Geschichte sei. Dieses System befriedige im Vergleich zu anderen am besten das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Wenn sich dieses System durchsetzen würde, entfalle der Kampf um Anerkennung und somit auch der Antrieb der Geschichtsentwicklung.


Er ist festdavon überzeugt, dass sich die liberale Demokratie überall auf der Welt durchsetzen werde, und falls es noch irgendwo Defizite gäbe, dann sei dies kein Mangel des Systems selbst, sondern liege nur der Umsetzung. Trotz aller Überzeugung verheimlicht Fukuyama nicht die Kritikpunkte an dem liberaldemokratischen Modell, wie beispielsweise '''soziale Ungleichheit'''. Ebenfalls sagt er kein schnelles Durchsetzen des Systems voraus. Er beruft sich immer wieder auf die Philosophen ''Karl Marx'' und ''Georg Wilhelm Friedrich Hegel''. Nach deren Ansicht entwickele sich die Geschichte durch Kämpfe (bei Marx: Klassenkämpfe), die zu einem Endzustand führen. Das Ende der Geschichte heißt also nicht, dass keine Ereignisse mehr stattfinden, sondern lediglich, dass sich nichts mehr an den grundlegenden Prinzipien und Institutionen ändert. Grund für diese Annahme einer „Universalgeschichte“ ist das immer weiter steigende Interesse an Naturwissenschaften, die für wirtschaftliche und militärische Interessen durchaus wichtiger wurden, sowie das Bedürfnis nach Anerkennung (Hegel). Der Kampf der Menschen gegen die Natur und der Kampf der Kulturen untereinander seien die treibenden Kräfte für geschichtliche Entwicklung und Fortschritt, und fänden laut Fukuyama ihr friedliches Ende in Kapitalismus und Demokratie.
Er ist fest davon überzeugt, dass sich die liberale Demokratie überall auf der Welt durchsetzen werde, und falls es noch irgendwo Defizite gäbe, dann sei dies kein Mangel des Systems selbst, sondern liege nur der Umsetzung. Trotz aller Überzeugung verheimlicht Fukuyama nicht die Kritikpunkte an dem liberaldemokratischen Modell, wie beispielsweise '''soziale Ungleichheit'''. Ebenfalls sagt er kein schnelles Durchsetzen des Systems voraus. Er beruft sich immer wieder auf die Philosophen ''Karl Marx'' und ''Georg Wilhelm Friedrich Hegel''. Nach deren Ansicht entwickele sich die Geschichte durch Kämpfe (bei Marx: Klassenkämpfe), die zu einem Endzustand führen. Das Ende der Geschichte heißt also nicht, dass keine Ereignisse mehr stattfinden, sondern lediglich, dass sich nichts mehr an den grundlegenden Prinzipien und Institutionen ändert. Grund für diese Annahme einer „Universalgeschichte“ ist das immer weiter steigende Interesse an Naturwissenschaften, die für wirtschaftliche und militärische Interessen durchaus wichtiger wurden, sowie das Bedürfnis nach Anerkennung (Hegel). Der Kampf der Menschen gegen die Natur und der Kampf der Kulturen untereinander seien die treibenden Kräfte für geschichtliche Entwicklung und Fortschritt, und fänden laut Fukuyama ihr friedliches Ende in Kapitalismus und Demokratie.


'''Kritiker*innen wenden jedoch ein, dass Demokratie verbunden mit kapitalistischen Prinzipien keinesfalls die endgültige Lösung sein könne'''. Die unteren Bevölkerungsschichten würden durch eine generelle soziale Ungerechtigkeit mit klaren Gewinnern und Verlierern extrem ausgebeutet. Eine wirkliche Perspektive im Kapitalismus sei nur für die Vermögenden möglich. Ebenfalls seien traditionelle tribale Kulturen und einige Religionsgruppen nicht anpassungsfähig genug, um sich diesem kapitalistisch-demokratischen System anzupassen. Es käme statt einer Angleichung eher zu einer Art '''„Kampf der Kulturen“'''. Ebenfalls nahm Fukuyama den christlichen Glauben als einzige Religion für den demokratischen Kapitalismus an. Dies führte ebenfalls dazu, dass sich seine These im Diskurs nicht durchsetzen konnte. Generell führe das für Fukuyama am meisten durchsetzungsfähige System in einigen Teilen zu Erfolg und Sicherheit, jedoch keinesfalls zu Gemeinschaftsgefühl oder der freien Entfaltung der Identität. Diese Aspekte würden von einigen Ethnien viel stärker hervorgebracht, und bildeten dadurch eine weltanschauliche Alternative, die die tiefsten Bedürfnisse des Menschen befriedige.
'''Kritiker*innen wenden jedoch ein, dass Demokratie verbunden mit kapitalistischen Prinzipien keinesfalls die endgültige Lösung sein könne'''. Die unteren Bevölkerungsschichten würden durch eine generelle soziale Ungerechtigkeit mit klaren Gewinnern und Verlierern extrem ausgebeutet. Eine wirkliche Perspektive im Kapitalismus sei nur für die Vermögenden möglich. Ebenfalls seien traditionelle tribale Kulturen und einige Religionsgruppen nicht anpassungsfähig genug, um sich diesem kapitalistisch-demokratischen System anzupassen. Es käme statt einer Angleichung eher zu einer Art '''„Kampf der Kulturen“'''. Ebenfalls nahm Fukuyama den christlichen Glauben als einzige Religion für den demokratischen Kapitalismus an. Dies führte ebenfalls dazu, dass sich seine These im Diskurs nicht durchsetzen konnte. Generell führe das für Fukuyama am meisten durchsetzungsfähige System in einigen Teilen zu Erfolg und Sicherheit, jedoch keinesfalls zu Gemeinschaftsgefühl oder der freien Entfaltung der Identität. Diese Aspekte würden von einigen Ethnien viel stärker hervorgebracht, und bildeten dadurch eine weltanschauliche Alternative, die die tiefsten Bedürfnisse des Menschen befriedige.

Version vom 15. April 2020, 16:49 Uhr

Wiki der Wendepunkte/ These von Ende der Geschichte (Francis Fukuyama)


These vom Ende der Geschichte (Francis Fukuyama)

Francis Fukuyama wuchs bei seiner akademisch geprägten Familie in New York auf. Er studierte zunächst politische Philosophie und machte schließlich seinen Abschluss in Politikwissenschaften an der Harvard University. Anschließend war er unter anderem für die US-amerikanische Regierung tätig und arbeitete für etliche hoch angesehene Universitäten als Professor.

Eines der von ihm verfassten Werke „The End of History“erschien im Jahre 1992. Es ist inhaltlich von dem Systemkonflikt zwischen kapitalistischer Demokratie und planwirtschaftlichem Staatskommunismus geprägt. Grob gesagt, vertrat Fukuyama die These, dass der ökonomische und politische Liberalismus sich weltweit in Form von Demokratie und Marktwirtschaft durchsetzen werde, und dies die einzige Möglichkeit für einen Fortgang der Geschichte sei. Dieses System befriedige im Vergleich zu anderen am besten das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Wenn sich dieses System durchsetzen würde, entfalle der Kampf um Anerkennung und somit auch der Antrieb der Geschichtsentwicklung.

Er ist fest davon überzeugt, dass sich die liberale Demokratie überall auf der Welt durchsetzen werde, und falls es noch irgendwo Defizite gäbe, dann sei dies kein Mangel des Systems selbst, sondern liege nur der Umsetzung. Trotz aller Überzeugung verheimlicht Fukuyama nicht die Kritikpunkte an dem liberaldemokratischen Modell, wie beispielsweise soziale Ungleichheit. Ebenfalls sagt er kein schnelles Durchsetzen des Systems voraus. Er beruft sich immer wieder auf die Philosophen Karl Marx und Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Nach deren Ansicht entwickele sich die Geschichte durch Kämpfe (bei Marx: Klassenkämpfe), die zu einem Endzustand führen. Das Ende der Geschichte heißt also nicht, dass keine Ereignisse mehr stattfinden, sondern lediglich, dass sich nichts mehr an den grundlegenden Prinzipien und Institutionen ändert. Grund für diese Annahme einer „Universalgeschichte“ ist das immer weiter steigende Interesse an Naturwissenschaften, die für wirtschaftliche und militärische Interessen durchaus wichtiger wurden, sowie das Bedürfnis nach Anerkennung (Hegel). Der Kampf der Menschen gegen die Natur und der Kampf der Kulturen untereinander seien die treibenden Kräfte für geschichtliche Entwicklung und Fortschritt, und fänden laut Fukuyama ihr friedliches Ende in Kapitalismus und Demokratie.

Kritiker*innen wenden jedoch ein, dass Demokratie verbunden mit kapitalistischen Prinzipien keinesfalls die endgültige Lösung sein könne. Die unteren Bevölkerungsschichten würden durch eine generelle soziale Ungerechtigkeit mit klaren Gewinnern und Verlierern extrem ausgebeutet. Eine wirkliche Perspektive im Kapitalismus sei nur für die Vermögenden möglich. Ebenfalls seien traditionelle tribale Kulturen und einige Religionsgruppen nicht anpassungsfähig genug, um sich diesem kapitalistisch-demokratischen System anzupassen. Es käme statt einer Angleichung eher zu einer Art „Kampf der Kulturen“. Ebenfalls nahm Fukuyama den christlichen Glauben als einzige Religion für den demokratischen Kapitalismus an. Dies führte ebenfalls dazu, dass sich seine These im Diskurs nicht durchsetzen konnte. Generell führe das für Fukuyama am meisten durchsetzungsfähige System in einigen Teilen zu Erfolg und Sicherheit, jedoch keinesfalls zu Gemeinschaftsgefühl oder der freien Entfaltung der Identität. Diese Aspekte würden von einigen Ethnien viel stärker hervorgebracht, und bildeten dadurch eine weltanschauliche Alternative, die die tiefsten Bedürfnisse des Menschen befriedige.


Grafik Fukuyama.jpg

Francis Fukuyama (2005), Francis Fukuyama at Nexus Institute, by Robert Goddyn, Lizenz: CC BY-SA 3.0


Quellen:

[[1]]

( „Ende der Geschichte“ Kolumne von Josef joffe Die Zeit Nr. 25/2014 12.Juni 2014, abgerufen am: 24.03.2020)


[[2]]

(Stefan Jordan, Francis Fukuyama und das „Ende der Geschichte“ Version: 1.0 in: Docupedia-Zeitgeschichte, 30.05.2011, abgerufen am: 24.03.2020)


[[3]]

( Francis Fukuyama”Identität”, Jochen Trum, 04.02.2019, abgerufen am 24.03.2020)