Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Lyrik im thematischen Längsschnitt/Nelly Sachs: Gebete für den toten Bräutigam

Aus ZUM Projektwiki

Gebete für den toten Bräutigam (1946)

Die Kerze, die ich für dich entzündet habe,

Spricht mit der Luft der Flammensprache Beben,

Und Wasser tropft vom Auge; aus dem Grabe

Dein Staub vernehmlich ruft zum ewgen Leben.

O hoher Treffpunkt in der Armut Zimmer.

Wenn ich nur wüßte, was die Elemente meinen;

Sie deuten dich, denn alles deutet immer

Auf dich; ich kann nichts tun als weinen.

Wenn ich nur wüsste,

Worauf dein letzter Blick ruhte.

War es ein Stein, der schon viele letzte Blicke

Getrunken hatte, bis sie in Blindheit

Auf den Blinden fielen?


Oder war es Erde,

Genug, um einen Schuh zu füllen,

Und schon schwarz geworden

Von soviel Abschied

Und von soviel Tod bereiten?

Oder war es dein letzter Weg,

Der dir das Lebewohl von allen Wegen brachte

Die du gegangen warst?

Eine Wasserlache, ein Stück spiegelndes Metall,

Vielleicht die Gürtelschnalle deines Feindes,

oder irgend ein anderer, kleiner Wahrsager

Des Himmels?

Oder sandte dir diese Erde,

Die keinen ungeliebt von hinnen gehen lässt,

Ein Vogelzeichen durch die Luft,

Erinnernd deine Seele, dass sie zuckte

In ihrem qualverbrannten Leib?

aus: Nelly Sachs: In den Wohnungen des Todes (1947)

Inhalt

In dem Gedicht "Gebete für den toten Bräutigam" von Nelly Sachs, erschienen im Jahr 1946, geht es um eine Witwe, welche um ihren Bräutigam trauert.

Die Witwe steht weinend an dem Grab ihres Mannes und trauert (V.3). In dem vierten Vers spricht das lyrische Ich von Staub, mit diesem könnte die Asche des Mannes gemeint sein, auf die das lyrische Ich guckt. Das lyrische Ich überlegt an was ihr Mann zuletzt gedacht oder angeguckt hat, doch findet keine Antwort (V.10ff). Dennoch führt es diesen Gedanken bis zum Ende des Gedichtes.

Das Gedicht ist aus der Perspektive einer Witwe (lyrisches Ich) geschrieben (V. 3 und Titel), die am (imaginären) Grab ihres Bräutigams steht und sich dabei erst weinend fragt, was die Elemente meinen würden (V. 6). Als Elemente werden hier eine Kerze (V.1), Tränen (V.3) und die Erde (V.4) verstanden. Diese Elemente werden im folgenden Gedankengang wieder aufgegriffen. Das lyrische Ich fragt sich verzweifelt (V.9) wie sein Bräutigam den gestorben sei. Es werden dann Vermutungen aufgestellt darüber, ob der letzte Blick des Verstorbenen ein Stein oder Erde gewesen sei (V.10) , ob der letzte Weg eine Wasserlache, ein Metall oder gar der Feind selbst (V.11-23). Als letztes Element wird die Luft aufgegriffen V.25). Als Himmel steht sie für die Hoffnung des lyrischen Ichs auf ein friedvolles Nachleben ihres Bräutigams.

Das lyrische Ich erklärt dass ihr Geliebter nicht vergessen werden wird (V.27). Das Gedicht endet mit dem Vers "In ihrem qualverbrannten Leib?". Dieser letzte Vers gibt dem Gedicht eine traurige und finstere Stimmung. [FaBNSG]

2) In ihrem Gedicht erzählt Nelly Sachs davon, wie sie um ihren verstorbenen Mann trauert, indem sie sagt dass Wasser vom Auge tropfe (V.3). Aus dem Satz "Dein Staub vernehmlich rufe zum ewigen Leben"(V.4), kann man deuten, dass die Leiche ihres Mannes verbrannt wurde, da dies üblich ist in der jüdischen Religion. Sie fragt sich: "Worauf dein letzter Blick ruhte." , daraus lässt schließen, dass Nelly Sachs bei seinem Tod nicht dabei war und er wahrscheinlich von jemandem ermordet wurde. Außerdem äußerte sie die Frage, ob es ein letzter Weg war (V.19). Nelly Sachs kommt aus einem Jüdischen Haushalt, weswegen ihr Mann ermordet wurde. Er wurde "qualverbrannt" (V.30). Er wollte nicht sterben und wurde dennoch ermordet.

3)

Das Gedicht Gebete Für den toten Bräutigam besteht aus 30 Versen. In den ersten vier Versen wird deutlich das sich Nelly Sachs vor dem Grab ihres ermordeten Mannes befindet. Daraufhin wird die tiefe Trau die sie aufgrund ihres Verlustes empfindet beschrieben bzw. das er ihr fehlt (z.5-9). In den folgenden Zeilen (10-11) wird einem bewusst das Nelly Sachs als ihr Ehemann starb nicht bei ihm gewesen ist. Sie macht sich Gedanken darüber was ihm in seinen letzten momentan widerfahren ist und worauf als letztes geschaut haben könnte (Z.12-17). Zuletzt geht die darauf ein das Ihr Ehemann Qualvoll von den Nationalsozialisten ermordet und verbrannt worden ist (Z.29-30).

Sprache

Personfikation: „ Spricht mit der Luft der Flammensprache Beben“ Das Kerzenfeuer vermischt sich mit der Luft und wird zu einer Flamme.

Metonymie: „Und Wasser tropft vom Auge“ Die Witwe weint über dem Grab.

Personifikation: „ Dein Staub vernehmlich ruft zum ewgen Leben“ Die verbrannte Leiche wird ewig weiterleben (im Himmel) [FaBNSG]

Form