Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Lyrik im thematischen Längsschnitt/Naturlyrik/Georg Trakl: Sommersonate
Georg Trakl (1909-1912): Sommersonate
Täubend duften faule Früchte.
Busch' und Bäume sonnig klingen,
Schwärme schwarzer Fliegen singen
Auf der braunen Waldeslichte.
In des Tümpels tiefer Bläue
Flammt der Schein von Unkrautbränden.
Hör' aus gelben Blumenwänden
Schwirren jähe Liebesschreie.
Lang sich Schmetterlinge jagen;
Trunken tanzt auf schwülen Matten
Auf dem Thymian mein Schatten.
Hell verzückte Amseln schlagen.
Wolken starre Brüste zeigen,
Und bekränzt von Laub und Beeren
Siehst du unter dunklen Föhren
Grinsend ein Gerippe geigen.
Inhalt
Das Gedicht Sommersonate von Georg Trakl beschreibt eine Naturszenerie an einem heißen Sommertag. Das lyrische Ich steht auf einer Waldlichtung an einem Tümpel und beschreibt seine sinnlichen Wahrnehmungen: den Geruch faulenden Obstes, die Geräusche der Insekten, das Singen der Amseln, das blaue Wasser und zwei Wolken am Himmel. Es empfindet das Wahrgenommene aber nicht als positiv-idyllisch, sondern vor allem als unangenehm riechend, aufdringlich laut, aber auch sexualisiert und vergänglich. Es fantasiert ein grinsendes Gerippe zwischen den dunklen Bäumen.