Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Dramenanalysen/Woyzeck - ein Dramenfragment/4.) Formanalyse

Aus ZUM Projektwiki

Szene[5] Der Hauptmann. Woyzeck


Betrachtet man den formalen Aufbau der Szene 5, werden die Machtverhältnisse zwischen dem Hauptmann und Woyzeck deutlich.

Der Hauptmann, welcher das Gespräch beginnt, erhält von Woyzeck kurze, unterwürfige Zustimmungen. Durch die sich immer wiederholenden Antworten von Woyzeck „Jawohl, Herr Hauptmann.“ (S.12 Z.9,19,28) erkennt man, dass der Hauptmann Woyzeck übergeordnet ist. Dies alles passiert in Monologen des Hauptmannes mit kurzen Unterbrechungen durch Bestätigungen von Woyzeck.

Nachdem der Hauptmann ein persönliches Thema, Woyzecks uneheliches Kind (S.12 Z.33-36), anspricht, ändert sich die Gesprächssituation zu einem ausgewogenen Dialog, da Woyzeck nun das erste mal in eine verteidigende, meinungsvertretende Position tritt (S.13 Z.1-4). Trotzdem bleibt er respektvoll gegenüber seinem Vorgesetzten.

Der Hauptmann beginnt (S.12 Z.1)nicht nur das Gespräch sondern beendet es auch (S.13 Z.33). Außerdem führt er meist das Wort und gibt die Themen vor (S.13 Z.14 Bsp. Tugend).

Auffällig an den Regieanweisungen ist, dass sie nur beim Hauptmann zu finden sind, welche zum einen seine Gefühlslage (S.12 Z.30/S.13 Z.21 „gerührt“) und zum anderen seinen Tonfall (S.12 Z.27 „pfiffig“, S.12 Z.31 „mit Würde“) beschreiben. Die Ausgangssituation, mit der die Szene beginnt, wird durch eine Regieanweisung (S.12 Z.1 „Hauptmann auf einem Stuhl, Woyzeck rasiert ihn.“) geschildert.

Abschließend kann man sagen, dass sich die Redeanteile im laufe des Gespräches verändern, aber die Hirachieverhältnisse trotzdem deutlich bleiben.