Generationenkonflikt und Klimakrise/Aufmerksamkeit I: Der Kampf um unsere wichtigste Ressource: Unterschied zwischen den Versionen

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<u>Grundlegende Paradigmen</u>
<u>Grundlegende Paradigmen</u>


* Cherrys (1953) Theorie des dichtomonen Hörens (dichotic listening)
*Cherrys (1953) Theorie des dichtomonen Hörens (dichotic listening)
* Broadbents (1954) Split Span Paradigma
*Broadbents (1954) Split Span Paradigma
* Welfords (1952) Paradigma zur psychologischen Refraktärperiode (psychological refractory period; PRP)
*Welfords (1952) Paradigma zur psychologischen Refraktärperiode (psychological refractory period; PRP)




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Die Erkenntnisse die Boradbents daraus schloss waren folgende:
Die Erkenntnisse die Boradbents daraus schloss waren folgende:


* "das aufgabenirrelevante Nachrichten vor ihrer vollen Verarbeitung abgeblockt werden
*"das aufgabenirrelevante Nachrichten vor ihrer vollen Verarbeitung abgeblockt werden
* dass physikalische Merkmale der Eingangsinformation effektive Hinweisreize (>>cues<<) sind, um die unterschiedlichen Nachrichten auseinanderzuhalten,
*dass physikalische Merkmale der Eingangsinformation effektive Hinweisreize (>>cues<<) sind, um die unterschiedlichen Nachrichten auseinanderzuhalten,
* dass nur physikalische Merkmale der nichtbeachteten Nachricht entdeckt werden können und
*dass nur physikalische Merkmale der nichtbeachteten Nachricht entdeckt werden können und
* dass folglich die Nachrichtenselektion auf der Basis physikalischer Reizmerkmale (z.B. Reizort, Ohr, Frequenz etc. erfolgt"
*dass folglich die Nachrichtenselektion auf der Basis physikalischer Reizmerkmale (z.B. Reizort, Ohr, Frequenz etc. erfolgt"




Das Paradigma zur psychologischen Refraktärperiode
In diesem experimentellen Aufbau wurde Versuchspersonen zwei Reize in schneller Aufeinanderfolge dargeboten. Aufgabe des Probanden war es, so schnell wie möglich auf den Reiz zu reagieren. Dabei stellte sich heraus, dass die Reaktionszeit der Versuchspersonen davon abhing, in welchem Abstand der zweite Reiz auf den ersten folgte (Stimulus onset asynchrony; SOA) Bei einer kurzen Stimulus onset asynchrony wurde die Reaktionszeit länger, da der erste Reiz noch nicht vollständig verarbeitet wurde. Die Verarbeitung des ersten Reizes muss erst abgeschlossen sein, damit ein neuer Reiz danach wahrgenommen und im Anschluss zusätzlich verarbeitet werden kann.
Diese Erkenntnis führte zu weiteren ersten experimentellen Untersuchungen. Aus der Erkenntnis des Paradigmas zur psychologischen Refraktärperiode entwickelte sich die Informationsverarbeitungstheorie von Broadbent, seine Filtertheorie (1958). Seine Theorie war, dass nur eine Nachricht zu einer Zeit verarbeiten werden kann. Durch einen Filter auf einer frühen Verarbeitungsstufe wird die entsprechende Nachricht ausgewählt, andere werden herausgefiltert, bzw. nicht verarbeitet.
Die Filtertheorie von Broadbents wurde dann Grundlage für weitere theoretische Überlegungen.





Version vom 26. Mai 2020, 10:00 Uhr

Inwieweit beeinflusst die mediale Darstellung die Aufmerksamkeit der Rezipienten am Beispiel der Klimadebatte?

Hypothesen

  1. Negatives erregt mehr Aufmerksamkeit als Positives.
  2. Positives führt hingegen zu lösungsorientiertem Denken und aktivem Handeln.


Grundlagen und Definitionen

  1. Definition Aufmerksamkeit (Fokus auf Positivem und Negativem)
  2. Auswahl oder Selektion bestimmten Inputs (z.B. durch Sinnesorgane, Gedanken, Erinnerungen) --> das bedeutet: durch die Selektion müssen andere Eindrücke ausgeblendet werden
  3. Dem Bewusstsein die aktuell relevanten Informationen zur Verfügung stellen: selektive Aufmerksamkeit


May I have your attention, please: Electrocortical responses to positive and negative stimuli

  • bestehende Untersuchungen haben konstant ergeben, dass negative Informationen einen größeren Einfluss haben auf die Informationsverarbeitung als positive
  • die verantwortlichen Systeme für die Verarbeitung von negativen Informationen reagieren stärker als die Systeme zu positiven Informationsverarbeitung
  • negative Informationen sind werden oft stärker verarbeitet als positive
  1. Definition mediale Gestaltung
    • Positive vs. Negative Darstellung
    • Storytelling vs. Faktenbasierte Darstellung
    • Visuelle Darstellungen

Positive Psychology as a theoretical Foundation for Constructive Journalism (K. MCIntyre, C. Gyldnsted)

  • konstruktiver Journalismus ziel darauf ab Techniken der positiven Psychologie anzuwenden um produktiv, motivierend zu berichten
    • Lösungen bieten --> das Lesen lösungsorientierter Berichterstattung führt dazu, dass der Rezipient die Emotion einer aktiven Handlung nachempfinden kann, dies wiederum führt zu einer höheren Motivation/ Selbstwirksamkeit
    • zukunftsorientiert schreiben (Was jetzt?) --> bietet eine produktive Perspektive für die Zukunft und die Möglichkeit der Bürger etwas dafür zu tun
    • Depolarisation --> gegen Polarisierung arbeiten um Dynamiken entstehen zu lassen "Could we talk?"
    • konstruktive Interviews --> Fragen sollen mögliche Ressourcen, Kollaborationen, Gemeinsamkeiten und Lösungen klären können
    • Daten verwenden die sowohl positive als auch negative Entwicklungen aufzeigen können
    • die Bürger/Rezipienten einbeziehen/ motivieren, Kooperationen entstehen
  • soll nicht nur informieren sondern die Bürger motivieren zu handeln und eine öffentliche Debatte erzeugen
  • ausgeglichene Berichterstattung zwischen Konflikt/ Kollaboration, Rückschritten/ Fortschritten
  • dabei ist nicht zu vergessen, dass objektiver Journalismus nicht möglich ist, denn jeder Journalist beeinfluss seine Artikel, indem er Quellen aussucht, entscheidet, was relevant ist oder nicht
  • andere Arten des "positiven" Journalismus sind "civic journalism"


"Tell me Something Good": Testing the Longitudinal Effects of Constructive News [...] (K. McIntyre)

  • Experiment: Teilnehmer lebten mit Google Assistent der das Feature "Something Good" hatte, sprich ihnen wurde mind. einmal am Tag eine konstruktiv verfasste Berichterstattung der aktuellen Nachrichten vorgelesen oder auf einem Mobilgerät angezeigt. Das ganze wurde mit Pre- und Posttest, sowie einer Vergleichsgruppe verglichen
  • Hauptergebnisse:
    • Teilnehmer, die dieses Feature nutzten waren signifikant positiver eingestellt, als diese, die das Feature nicht nutzten
    • die Ergernissen lassen darauf schließen, dass sich die Nachrichtenkonsumenten durch die konstruktive Berichterstattung positiver fühlten und dieses las Ressource bei der Verarbeitung von den Auswirkungen der "normalen" Berichterstattung nutzen konnten
    • die Ergebnisse zeigen auch, dass sich durch diesen Versuch die Gefühle der Teilnehmer veränderten, allerdings nicht ihre Auseinandersetzung mit den Nachrichten --> der Unterschied zwischen Einstellungen/ Gefühlen und Verhalten ist ein entscheidender
    • die Teilnehmer waren gewillter zwischen Pre- und Posttest, die herkömmlichen Nachrichten als negativ zu beschreiben
    • Teilnehmer waren gegenüber des Features eher positiv eingestellt
  • Zusammenfassung: Durch konstruktiver/ positivere Berichterstattung verändern sich tatsächlich die Gefühle und auch die Einstellungen der Rezipienten, allerdings wird dadurch weniger das tatsächliche Verhalten geändert


Grundlegende Paradigmen

  • Cherrys (1953) Theorie des dichtomonen Hörens (dichotic listening)
  • Broadbents (1954) Split Span Paradigma
  • Welfords (1952) Paradigma zur psychologischen Refraktärperiode (psychological refractory period; PRP)


Theorie des dichotomen Hörens

Bei dieser Theorie wurde den Versuchspersonen zwei unterschiedliche Nachrichten auf das rechte und das linke Ohr gleichzeitig abgespielt. Sie sollten nur eine Nachricht beachten und diese nachsprechen. Dies war den Probanden kaum bis gar nicht möglich, sowie auch das Wiedergeben des Inhalts der nicht beachteten Nachricht. Der Grund dafür: Die Stimulierung desselben Sinnesorgans mit zwei unterschiedlichen Nachrichten macht es unmöglich nur eine Nachricht anzuhören und diese zusätzlich noch nachzusprechen.


Das Split Span Paradigma

Eine Abfolge von gleichzeitig Ziffernpaaren wurden den Probanden vorspielt. Die erste Ziffer auf das linke Ohr, die zweite Ziffer auf das rechte Ohr. Die Ziffernpaare sollten wiedergegeben werden. Die Probanden gaben aber nicht die Ziffernpaare an sich wieder, sondern gaben die Ziffern nach rechten und linkem Ohr wieder.

Die Erkenntnisse die Boradbents daraus schloss waren folgende:

  • "das aufgabenirrelevante Nachrichten vor ihrer vollen Verarbeitung abgeblockt werden
  • dass physikalische Merkmale der Eingangsinformation effektive Hinweisreize (>>cues<<) sind, um die unterschiedlichen Nachrichten auseinanderzuhalten,
  • dass nur physikalische Merkmale der nichtbeachteten Nachricht entdeckt werden können und
  • dass folglich die Nachrichtenselektion auf der Basis physikalischer Reizmerkmale (z.B. Reizort, Ohr, Frequenz etc. erfolgt"


Das Paradigma zur psychologischen Refraktärperiode

In diesem experimentellen Aufbau wurde Versuchspersonen zwei Reize in schneller Aufeinanderfolge dargeboten. Aufgabe des Probanden war es, so schnell wie möglich auf den Reiz zu reagieren. Dabei stellte sich heraus, dass die Reaktionszeit der Versuchspersonen davon abhing, in welchem Abstand der zweite Reiz auf den ersten folgte (Stimulus onset asynchrony; SOA) Bei einer kurzen Stimulus onset asynchrony wurde die Reaktionszeit länger, da der erste Reiz noch nicht vollständig verarbeitet wurde. Die Verarbeitung des ersten Reizes muss erst abgeschlossen sein, damit ein neuer Reiz danach wahrgenommen und im Anschluss zusätzlich verarbeitet werden kann.

Diese Erkenntnis führte zu weiteren ersten experimentellen Untersuchungen. Aus der Erkenntnis des Paradigmas zur psychologischen Refraktärperiode entwickelte sich die Informationsverarbeitungstheorie von Broadbent, seine Filtertheorie (1958). Seine Theorie war, dass nur eine Nachricht zu einer Zeit verarbeiten werden kann. Durch einen Filter auf einer frühen Verarbeitungsstufe wird die entsprechende Nachricht ausgewählt, andere werden herausgefiltert, bzw. nicht verarbeitet.

Die Filtertheorie von Broadbents wurde dann Grundlage für weitere theoretische Überlegungen.



Forschungsmethode

(Aktualisiert: 25.05.2020 in Vorlesung von Lara Berkhauer, Anna Lübke, Julia Mertens)

Zur Erforschung der Fragestellung wurde ein Fragebogen mit der Plattform SosciSurvey eigens erstellt. Dabei sollten Gegenüberstellungen von positiv und negativ formulierten Schlagzeilen auf ihre Wirkung beim Leser untersucht werden. Bezüglich der oben genannten Hypothesen, war das Ziel festzustellen, ob negative Schlagzeilen zwar eher die Aufmerksamkeit der Teilnehmer erregen, positive allerdings eher zu einer Handlung motivieren. Dazu wurden wurden fünf bestehende thematisch aufeinander abgestimmte Schlagzeilen ausgewählt. Jeweils drei Items pro Gegenüberstellung wurden entworfen um die unterschiedliche Auswirkung der positiv und negativ formulierten Schlagzeilen zu messen. Zusätzliche wurde zu Beginn eine generelle Abfrage gestellt, welche die Aufmerksamkeit der Leser bezüglich der unterschiedlichen Überschriften abfragen sollte. Ebenso wurde abschließend ein finales Item angeschlossen, mit welchem überprüft werden sollte welche Überschrift bzw. welche Schlagworte den Teilnehmern in Erinnerung geblieben ist.

Auswahl und Gestaltung der Items

Das erste vorangestellte Item besteht aus einer "Auswahl- Abfolge mit Reaktionszeit", wobei diese nicht ausgewertet wird. Dargestellt wird jeweils eine der fünf Schlagzeilen, bei welcher der Teilnehmer entscheiden soll ob er oder sie diese lesen würde oder nicht. In der Auswertung wird betrachtet ob ein Unterschied der Lesebereitschaft zwischen den positiv und negativ konnotierten Überschriften besteht.

Darauf folgend werden in fünf Gegenüberstellungen die ausgewählten Überschriften mit jeweils drei Items untersucht. Dabei ist die erste Abfrage immer ein semantisches Differential (Polaritätenprofil) mit vier Ausprägungen. Es wurden vier Ausprägungen der Skala gewählt um eine Anordnung in der Mitte zu vermeiden. Hierbei geht es nicht darum, wie sehr die persönliche Präferenz zu der jeweiligen Überschrift ausgeprägt ist, sondern zu welcher Schlagzeile generell sich der Teilnehmer eher hingezogen fühlt. Auch aus diesem Grund haben wir uns für vier und nicht mehr Auswahlmöglichkeiten entschieden. Die Teilnehmer können sich dadurch für die persönlich präferierte Schlagzeile eher stark oder weniger stark entscheiden. Um zu vermeiden, dass die Versuchspersonen sich nicht zu 100 Prozent auf eine der beiden Schlagzeilen festlegen müssen und dadurch unter Druck geraten, wurden nicht nur zwei Ausprägungen der Skala angelegt.

Das zweite Item in jeder Gegenüberstellung fragt spontane Assoziationen der Teilnehmer zu den Überschriften ab. Als Frage wurde hier der Typ "offene Nennung" verwendet. Hierbei ist für die Auswertung interessant, was die Versuchspersonen aus den Schlagzeilen verstehen beziehungsweise was für Gefühle, Emotionen, Gedanken sie mit diesen verbinden. Mindestens ein Begriff soll genannt werden und maximal drei Antwortfelder stehen zur Verfügung. Aus technischen Gründen konnte nicht vermieden werden, dass Teilnehmer diese Mindestangabe nicht befolgen, da die Option zu einer verbindlichen Antwort zu technischen Problemen geführt hat.

Als letzte Abfrage in jeder der Gegenüberstellungen, werden die Teilnehmer nach ihrer Bereitschaft zu Handeln gefragt. Dabei ist von Bedeutung welche der beiden Schlagzeilen sie motivieren würde sich eher mit dem Thema auseinander zu setzen. Als Nebeneffekt soll diese Frage die Versuchspersonen dazu anregen die eigenen Gedanken zu reflektieren und Gewohnheiten zu verändern. Als Fragetyp wurde hier die "Auswahl-Abfolge mit Reaktionszeit" gewählt, wobei auch hier die Reaktionszeit nicht von Bedeutung ist.


Vorab Abfrage:

  • Demographische Daten
    • Alter
    • Geschlecht
    • höchster Bildungsgrad
  • Welchen Bezug haben Sie zu dem Thema Klimawandel? (Sprachfreies Item)


Hauptabfrage:

  • Zu Beginn spontane Entscheidung der gegenübergestellten Headlines
  • 3 gegenübergestellte Headlines (positiv u. negativ)
    • ohne Bilder o. Andere visuelle Darstellungen,
    • sollen so neutral wie möglichpräsentiert werden
  • Jede Gegenüberstellung wird einzeln bewertet
    • Begriffe/Assoziationen,
    • semantisches Differenzial
    • Überprüfung der Handlungsmotivation

Finale Abfrage:

Welche Headline ist Ihnen besonders hängen geblieben?

Mögliche Handlungsempfehlungen für Rezipienten

  • Aufklärung über Manipulation unseres Gehirns durch die Medien
  • Reißerisch ist nicht unbedingt = wahr
  • Bewusstsein schaffen für das Hinterfragen der Medien und Informationen