Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Wie interpretiere ich ein Gedicht?/Das Reimschema
3. Reim: Zwei Wörter reimen sich, wenn sie vom letzten betonten Vokal an gleich klingen, z. B. erhellend – schwellend.
3.1. Endreim: In vielen Gedichten werden die einzelnen Verse durch einen Endreim
miteinander verbunden. Endreime werden durch Buchstaben aus dem kleinen Alphabet gekennzeichnet. Gleichlautende Reime erhalten immer den gleichen Buchstaben, auch wenn sie erst in einer anderen Strophe wieder aufgegriffen werden.
Die regelmäßige Abfolge von Endreimen ergibt verschiedene Reimschemata:
Paarreim a
a
b
b
Kreuzreim: a
b
a
b
umarmender Reim a
b
b
a
schweifender Reim a
a
b
c
c
b
3.2. Binnenreim: Beim Binnenreim reimen sich zwei Wörter innerhalb ein und
desselben Verses, z. B.:„Wenn die Meise leise weint...“(James Krüss)
3.3. Unreiner Reim: Als unreinen Reim bezeichnet man den annähernden Gleich-
klang von Lauten, besonders von Vokalen, z.B. : Gewissen - küssen
Assonanz: Es ist ein unreiner Reim, bei dem nur die Vokale, nicht aber die
Konsonanten übereinstimmen, z. B.: sagen –Raben
3.4. Stabreim oder Alliteration: Mehrere Wörter beginnen mit den selben Buchstaben
z.B.: Milch macht munter, mit Kind und Kegel
Wörter, die sich reimen, haben oft auch einen inhaltlichen Bezug zueinander, der bei der Interpretation hergestellt werden muss.
(z. T. wörtlich übernommen aus: Deutschbuch, Grundausgabe, Orientierungswissen, hrsg. von B.Schurf, Berlin, 2002, S. 37 sowie aus: Texte, Themen und Strukturen, hrsg. von H. Biermann und B. Schurf, Berlin, 1999S. 180ff)
Aufgaben:
Aufgaben zur Station:
1. Finde selbst Reimwörter, die zu deinem Thema passen, und ordne sie dem jeweiligen
Reimschema der Endreime zu!
2. Erfinde zwei Verse mit je einem Binnenreim!
3. Schreibe zwei unreine Reime auf!
Aufgaben zu den Gedichten deines Themas
Bestimme in deinen Gedichten die Reime, belege sie durch Wortzitate und versuche ihre Wirkung unter Berücksichtigung der inhaltlichen Aspekte bzw. der Intention des Autors zu erklären (Tabelle) .
freiwillige Zusatzaufgabe:
Rilke schrieb sein Gedicht „Der römische Brunnen“ im Laufe der Zeit immer wieder um und veränderte dabei vor allem die formalen Aspekte. Von dem Gedicht sind vier Fassungen abgedruckt, die 1860, 1864, 1870, 1882 entstanden.
- Versuche die Jahreszahlen den Fassungen zuzuordnen!
- Welche ist die letzte, die vollkommenste Fassung?
Das solltest du können:
- Vier Endreime benennen und am eigenen Beispiel erklären
- Binnenreim, Stabreim und Assonanz in Gedichten erkennen und erklären
- Wissen, dass die Form vom Dichter nicht zufällig gewählt wird und immer bzgl. der inhaltlichen Aussage bzw. hinsichtlich der jeweiligen Funktion und Wirkung gedeutet werden muss.