Generationenkonflikt und Klimakrise/Clickbait: Die Dreisteren „gewinnen“?
Einleitung
Der Klimawandel ist ein mit der Zeit immer zunehmend präsenteres Thema in sowohl der Gesellschaft, als auch in den Medien. Dabei stehen die Auswirkungen dessen im besonderem Fokus, sodass der Klimawandel als eines der wichtigsten derzeitigen Umweltprobleme wahrgenommen wird, über das sich die Bevölkerung Sorgen macht (Weber, 2008).[1] Diese Sorgen resultieren jedoch vielmehr aus Unwissenheit, als aus einer korrekten Wahrnehmung des Risikos. So verdeutlicht eine 2012 durchgeführte Studie zur Relevanz des Klimawandels und seiner Auswirkungen, die bis dato als umfangreichste Befragung privater Haushalte in Deutschland gilt, dass von den 5744 Haushalten, die an einen bereits stattfindenden oder zukünftig eintretenden Klimawandel glauben, die Mehrheit die Ursachen des Klimawandels nicht durch eine rein anthropogene Kausalität begründet, sondern ein Zusammenspiel aus natürlichen Prozessen und menschlichen Handelns für den Klimawandel verantwortlich macht (Andor et al., 2013).[2] Es liegt die Annahme zugrunde, dass Unwissenheit auf mangelnde Berichterstattung zurück zu führen ist, einhergehend mit dem Trend des Online-Journalismus anstelle des Print-Journalismus. Es ist die Rede von „Vernachlässigung komplexer Inhalte und Prozesse“ (Karidi, 2018, öffentl.-rechtl. Wirklichkeitskonstruktionen, Abs. 7, a.a.O)[3] aufgrund von „Kommerzialisierung des Rundfunks und den Erfolg von Internet und Social Media“ (Karidi, 2018, öffentl.-rechtl. Wirklichkeitskonstruktionen, Abs. 7 a.a.O). [3]Somit ist nahe liegend, dass sich zwangsweise ein Konkurrenzsystem etablieren musste, um hochwertigen Journalismus finanzieren zu können (Waldschmidt, 2019).[4]
Ein wesentlicher Bestandteil dessen ist wiederum das sogenannte „Clickbaiting“. Dieser Begriff stellt einen „Fachausdruck für eine extreme Form des Teasertextens [dar], die erreichen will, dass der User auf einen bestimmten Link klickt“ (Primbs, 2016, S.28).[5] Dabei handelt es sich vornehmlich um Überschriften von Online-Artikeln, welche den Leser anregen soll, den Link zu einem Artikel zu folgen (García Orosa et al., 2017).[6] Es lässt sich ableiten, dass die ökonomische Lage des Online-Journalismus das Anwenden von Clickbait veranlasst, da dieser zunehmend auf die Steigerung der eigenen Reichweite angewiesen ist (Chen et al., 2015).[7] Es wird angenommen, dass die Enttäuschung des Lesers bezüglich des zu erwartenden Artikels signifikant hoch ist, sofern die Technik des Clickbaiting angewandt wird (Andrew, 2017).[8] Falls Artikel und Überschrift sich in wesentlichen charakteristischen Kriterien zu sehr differenzieren und die Überschrift ausschlaggebend für das Anklicken des Artikels ist, wird vermutet, dass der Leser diesen stark ablehnt. Somit wird der Hahn zur Informationsquelle zugedreht, was, am Beispiel der Klimakrise, in einer falschen Einschätzung der Bedrohlichkeit des Klimawandels und dessen Auswirkungen, sowie Ursachen mündet. Da es in der heutigen Zeit jedoch enorm signifikant ist, sich zu informieren und dies für eine funktionierende Demokratie Grundvoraussetzung ist (Waller & Külling, 2019)[9], stellt sich die Frage, ob dies in Zeiten von Clickbait möglich ist.
Einhergehend mit der Technik des Clickbaiting ist das Melden von einer „inkorrekten Nachricht, einer Falschnachricht, einer Desinformation“ (Appel, 2019, S.10)[10], den sogenannten „Fake News“. Ergebnisse einer Studie, aus Anlass der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl von 2016, zeigen, dass das Maß der geteilten Twitter Beiträge, welche Fake News beinhalten, von älteren deutlich höher ist als von jungen Erwachsenen (Grinberg et al., 2019).[11] Dies gibt Anlass die verschiedenen Generationen genauer im Hinblick auf Clickbaiting zu betrachten.
Soziale Medien sind ein zentraler Bestandteil des Alltags von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diese Medien dienen unter anderem als Plattform für Initiativgruppen wie Fridays For Future, um auf die Dringlichkeit des Problems aufmerksam zu machen und auf Handlungsoptionen dessen zu verweisen. Bereits tausende Jugendliche engagieren sich für den Klimaschutz und haben klare Forderungen an die Politik (Fridays For Future, 2020).[12] Durch hohe Medienaffinität wird vermutet, dass Vertrautheit mit einem Thema und somit einhergehend ein gewisser Bildungsgrad bzw. Wissensstand in Bezug auf Clickbaiting eine Resistenz des Lesers bewirkt.
Aus diesen Gründen hat sich die Studiengruppe zum Ziel gesetzt, am Beispiel der Klimakrise, zu untersuchen, ob Menschen unterschiedlichen Alters unterschiedlich stark auf Clickbait reagieren.
Zunächst wird ein theoretischer Hintergrund bezogen auf Clickbaiting, Generationen und Klimawandel, sowie dessen mediale Darstellung konstruiert. In Folge dessen werden Fragestellungen und Hypothesen formuliert. Im Anschluss wird das Vorgehen der Arbeit erläutert. Dem anlehnend folgt die Darstellung der Ergebnisse, einhergehend mit der Diskussion dessen. Zuletzt soll ein Ausblick für die Zukunftsforschung gegeben werden.
Theoretische Fundierung
Im Folgenden wird die theoretische Fundierung als Grundlage für das Forschungsprojekt begründet. Diesbezüglich werden relevante Studien sowie der bisherige Forschungs- und Sachstand zu den Themen Clickbait und Generationen vorgestellt. Da die Forschungsarbeit am Beispiel des Klimawandels erfolgt, wird auch diese Thematik in bisherige Erkenntnisse eingeordnet und präsentiert. Dies geschieht unter besonderer Betrachtung der medialen Berichterstattung.
Clickbait
In einer Zeit, die vom digitalen Wandel geprägt ist, müssen Journalisten sich gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen. Die Medienmärkte sind einem starken Wandel ausgesetzt, welcher besonders den Zeitungsmarkt betrifft. Bereits zwischen 2000 und 2010 war feststellbar, dass die Auflagenverkäufe um mehr als 25% und die Werbeeinnahmen zwischen 2005 und 2010 um mehr als 50% gesunken waren (Wellbrook, 2016).[13] Gegensätzlich zu dieser Entwicklung wächst die Unterhaltungs- und Medienbranche kontinuierlich, besonders im Bereich des Internets und der Onlinewerbung. Mit der zunehmenden Digitalisierung und dem disruptiven Wandel war und ist der Journalismus gezwungen sich ebenfalls zu wandeln, um ökonomisch weiterhin Gewinne zu erzielen. Mit der Verschiebung des Print- Journalismus in Richtung des Online-Journalismus ist der Konkurrenzkampf in der publizistischen Branche gestiegen. Folglich hängt der Erfolg im Internet von der Anzahl der Klicks ab (Waldschmidt, 2019).[4] Die Technik des Clickbaiting ist deshalb ein Mittel, um die Reichweite des jeweiligen Medienunternehmens zu steigern.
Als ein relativ neues Phänomen besitzt Clickbait keine einheitliche Definition. So definieren sowohl Biyani et al. (2016)[14] , als auch Chakraborty et al. (2016)[15] die Technik des Clickbaiting als eine journalistische Praxis zur Generierung von Klicks durch attraktive Überschriften, die die geweckten Erwartungen an den Artikel nur wenig oder überhaupt nicht erfüllen. Indurthi et al. (2018)[16] sieht Clickbaiting sehr negativ und erwähnt einerseits die Qualitätseinbuße des Inhaltes und andererseits auch den alleinigen Zweck Werbeinhalte zu verbreiten und die Werbeerträge zu steigern. Appel fasst diese Definitionen wie folgt zusammen:
„[E]in ansprechender Medieninhalt, meist in Form einer Überschrift oder eines Bildes, […] wobei das Ziel der Generierung von Klicks im Vordergrund steht. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob der Artikel hält, was Überschrift oder Bild verspricht. Sowohl die Erfüllung der Ankündigung (wobei die Beurteilung darüber individuell und subjektiv erfolgt) als auch eine Irreführung sind möglich. “ (Appel, 2020, S.70).[10]
Zudem ist in der Literatur und Medienforschung noch nicht festgelegt worden, ob Clickbait sich auf Sensationsmeldungen, Half und/oder Fake News bezieht (Garcia et al., 2017).[6] Allgemein lässt sich sagen, dass Clickbait-Überschriften den eigentlichen Inhalt nicht thematisch zusammenfassen, wie es ursprünglich vorgesehen ist, sondern den Rezipienten durch vielversprechende Schlagzeilen und Bilder zur Animation anregen, einen folgenden Link oder Ähnliches durch eine psychologische Manipulation anzuklicken (Waldschmidt, 2019).[4]
Verwendung von Clickbait
Der Begriff des Clickbaiting, zusammengesetzt, laut dem Oxford Dictionary, aus dem Englischen „click“ für "Anklicken" und „bait“ für „Köder“, wurde bereits in den 90er Jahren verwendet. Wichtiger als die Wortabstammung ist jedoch das Phänomen, welches hinter der Technik des Clickbaiting steckt. Bereits in der Entwicklung der frühen Boulevardpresse um das Jahr 1900, der Yellow Press, wurden besonders reißerische und übertriebene Überschriften eingesetzt, um den Verkauf der gedruckten Ausgaben anzukurbeln (Örnebring und Jönsson 2004).[17] Gemeinsame Charakteristika der stark kritisierten Boulevardpresse und des Clickbaiting sind „Sensationalisierung, Emotionalisierung, Simplifizierung und Falschmeldungen“ (Appel, 2020, S.68).[10] Heutzutage wird Clickbaiting hauptsächlich in Medien eingesetzt, die sich nicht auf die Finanzierung durch Paid-Content-Modelle verlassen können, sondern auf Werbeeinahmen angewiesen sind (Blom & Hansen, 2015).[18] Clickbaiting zielt deshalb darauf ab, möglichst viele Rezipienten für den Link anzuwerben, anstatt sich auf die Verweildauer des Lesers und Qualität des Artikels zu konzentrieren. Es zählen die Webseitenimpressionen (Waldschmidt, 2019).[4] Dies steht im starken Kontrast zu der klassischen Aufgabe der Überschrift, nämlich das Thema zusammenzufassen und dem Leser ausreichende Informationen zu geben. „Der Fokus [liegt] darauf, möglichst viele Klicks auf die Website der Nachricht zu leiten und somit den Preis der auf diesem ausgestrahlten Display Werbung zu erhöhen. Ob der Besucher der Website den Artikel liest, spielt dabei keinerlei Rolle.“ (Waldschmidt, 2019, S.9).[4] Eine Schweizer Studie konnte nachweisen, dass die Auswahl und Darstellung von Themen im Online-Journalismus von den jeweiligen Webseitenimpressionen und Klicks abhängig ist (Fürst, 2017).[19] Allein 2017 konnte von dem BVDW festgestellt werden, dass knapp 80% der in Deutschland lebenden über 14-jährigen das Internet nutzen. Ca. 70% von ihnen nutzen das Internet, um sich online über aktuelle Nachrichten zu informieren (BVDW, Report, 2017, S. 14–19)[20], was den bitteren Konkurrenzkampf, um die Aufmerksamkeit des Lesers verdeutlicht. Wer keine Klicks erhält, geht in einer reizüberfluteten Gesellschaft, durch eine digitale Art der Selektion, unter.
Stilistische Merkmale von Clickbait
Die Überschrift hat im Journalismus zwei Funktionen: Zum einen das Zusammenfassen des Inhaltes und zum anderen das Motivieren und Animieren zum Lesen. Clickbait-Überschriften erfüllen die Zusammenfassung der inhaltlichen Informationen nicht, sondern setzen ihren maximalen Fokus darauf, den Leser anzulocken (Appel, 2020).[10] Sie wollen den Nutzer möglichst lange auf der Webseite verweilen lassen (Garcia, et al. 2017).[6] Laut Forschungsergebnissen sind Clickbait-Überschriften, anders als traditionelle Überschriften, durchschnittlich länger bezüglich der Wortanzahl; gegensätzlich dazu sind die einzelnen Wörter jedoch kurzer. Die durchschnittliche Wortlänge der Überschriften der Clickbait-Überschriften liegt bei 4,5 Zeichen, während sie bei traditionellen Überschriften bei sechs Zeichen liegt. Diese Differenz kann ihren Ursprung im Verwenden von Funktionswörtern haben oder Wortkürzungen. Grammatikalisch folgen Clickbait-Überschriften einem komplizierteren Satzbau. Ebenfalls ist die ungewöhnlich häufige Verwendung von Jugendsprache bzw. Internet Slang aufzufinden, welches auch durch die Zeichensetzung symbolisiert wird. Formulierungen wie „You won’t belive this...“ oder „This will blow your mind“ sind eindeutige Indizien für das Vorhandensein von Clickbait und verdeutlichen den unkonventionellen Sprachstil dieser. (Chakraborty et al. 2016).[15] Ein weiteres stilistisches Indiz für Clickbait sind Hyperbeln. Clickbaiting ist auf Übertreibungen und Dramatisierungen angewiesen, ebenso wie auf die persönliche Ansprache des Lesers (Waldschmidt, 2019).[4] Eine weitere Form von Clickbaiting ist Irreführung, was schlichtweg eine faktisch falsche Überschrift darstellt. Ambiguität wird angewandt, wenn die Überschrift mehrdeutig oder absichtlich unklar formuliert ist, welches erneut unterstreicht, wie sehr Clickbaiting die traditionelle Aufgabe der Überschrift im Zusammenfassen des Inhaltes missachtet. Besonders im Hinblick auf Themen, die erheblich negative Inhalte haben und bereits oft thematisiert wurden, werden Mittel wie Provokation oder zerstörerische und dramatische Metaphern verwendet (Appel, 2020).[10]
Psychologische Wirkung von Clickbaiting
Clickbaiting versucht den Rezipienten psychologisch zu manipulieren. Er soll im Glauben sein, nicht genug Wissen zu einem Thema zu haben, also eine Wissenslücke zu besitzen. Die daraus resultierende unaufhaltbare Neugierde muss somit gestillt werden. Die Theorie der "information gap" oder "curiosity gap" findet ihren Ursprung bei Loewenstein (1994) [21] wieder. Diese besagt, dass sobald der Mensch sich einer Wissenslücke zu einem Thema bewusst wird, er ein unangenehmes Bedürfnis empfindet. Diese Diskrepanz, zwischen dem, was er bereits weiß und was er wissen möchte, versucht er zu beseitigen. Der Mangel an Informationen wird dabei als äußerst unangenehm empfunden. Dabei ist es in erster Linie irrelevant, wie das Individuum ihren tatsächlichen Wissensstand zu diesem Thema beurteilt. Die Theorie, auf Clickbaiting übertragen, geht davon aus, dass die von Clickbait-Überschriften erzeugte Neugierde bei dem Rezipienten ein Gefühl der Wissenslücke entstehen lässt, die wir durch Konsum von informativen Medien mit simplen Antworten auf die wahrgenommenen Defizite des Wissensstandes sofort füllen müssten, solange das Angebot des Mediums besteht (Cheng et al., 2015).[22] Loewenstein besagt ebenfalls, dass die empfundene Wissenslücke größer ist, sobald wir bereits viele Informationen zu einem Thema haben. Zudem ist die Kluft zwischen Wissen und Wissen möchten höher, je schneller und dichter die potenzielle Wissenslücke geschlossen werden kann und je präsenter eine einfache und direkte Lösungsmöglichkeit ist. Die Informationslücke wird ebenfalls deutlich spürbar, wenn wir das Gefühl haben, dass jemand anderes als alleinige Person die Antwort auf unsere aufkommenden Wissensdefizite hat und unsere eigenen Erwartungen in der Vergangenheit zu dem Thema verletzt wurden (Loewenstein, 1994[21] und Appell, 2020).[10] Eine mögliche Erklärung für die information gap theory liefert die Neurowissenschaft, welche nachweisen konnte, dass bei dem Lesen von Clickbait-Überschriften Dopamin ausgeschüttelt wird, noch bevor der eigentliche Artikel gelesen wird. Demnach lässt sich also sagen, dass Neugierde mit Belohnungsverhalten zusammenhängt: Wir reagieren froh darauf, eine mögliche Wissenslücke schließen zu können. Ebenfalls unterstützt die Studie von Kang et al. diese Annahme (Kang et al., 2009).[23] Auch Marvin und Shohamy konnten nachweisen, dass Neugier, physisch betrachtet, ein belohnungsgesteuertes Verhalten widerspiegelt (Marvin & Shohamy, 2016).[24]
Clickbaiting löst in uns jedoch nicht spürbare Erleichterung oder Freude aus. Vielmehr sind viele Personen Clickbaiting gegenüber negativ gestimmt, wie die Ergebnisse der Studie von von Beleslin, Njegovan und Vukadinovic 2017 besagen. 41 Prozent ihrer Teilnehmer gaben an genervt von Clickbaiting zu sein (Beleslin et al., 2017).[25] Wir wissen Mittlerweile sogar, dass Clickbaiting absichtlich unsere Emotionen adressiert und das Anklicken des Artikels provozieren möchte. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob die Emotionen positiv oder negativ sind (Cheng et al., 2015).[22] „[Es] konnte festgestellt werden, dass die Clickbait-Überschriften in der Lage waren, emotionale Erregung hervorzurufen. Außerdem wuchs die Absicht, weiterlesen zu wollen, mit dem Grad der Erregung an. (Appel, 2020, S.73).[10]
Generationen
Mitglieder einer Generation teilen ähnliche und kollektive Erfahrungen. Dabei ist die Zugehörigkeit, zu welcher spezifischen Generation man gehört, abhängig vom Geburtsdatum. Diese zeitliche Einteilung ist jedoch nur ein Näherungswert, da der Übergang zwischen den Generationen fließend ist. Das Konzept von Generationen wird unter anderem zur Erklärung von Unterschieden im Erleben und Verhalten von Menschen verschiedener Altersgruppen verwendet (Klaffke, 2014).[26]
Im deutschsprachigen Raum wird meistens eine Einteilung in fünf Generationen vorgenommen.
Die erste Generation bildet die Nachkriegsgeneration. Mitglieder dieser sind zwischen 1945 und 1955 geboren und in der Zeit des Kalten Krieges aufgewachsen. Wenn die Vertreter dieser Generation noch nicht in den Ruhestand gegangen sind, befinden sie sich gerade auf dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn (Oertel, 2008).[27]
Die zweite Generation bilden die Baby-Boomer. Vertreter dieser Generation sind zwischen 1956 und 1965 geboren. Diese Bevölkerungsgruppe ist in Deutschland zahlenmäßig allen anderen Generationen überlegen. Als prägende Ereignisse für Mitglieder der Generation Baby-Boomer können die Mondlandung, die Ölkrise, sowie die Zeit des RAF-Terrors genannt werden. Ebenfalls haben Vertreter der Generation in ihrer Jugend und Studentenzeit diverse Friedens-, Umwelt- und Anti-Atomkraftbewegung gegründet.
Die dritte Generation bildet die Generation X, welche die Menschen einschließt, die im Zeitraum zwischen 1965 bis 1980 geboren sind. Prägende Ereignisse waren hier der Mauerfall und die Tschernobyl-Katastrophe. Die Bezeichnung der Generation geht auf den Roman »Generation X – Geschichten für eine immer schneller werdende Kultur« von Coupland (1991) zurück.
Die vierte Generation wird als Generation Y oder auch Millennials bezeichnet. Sie beinhaltet alle Personen, welche zwischen 1981 und 1995 geboren wurden. Die Generation Y ist auch als Generation bekannt, welche grundsätzlich Fragen stellt beziehungsweise alles hinterfragt. Die Jugend der Generation wurde durch das aufkommende Internet beeinflusst. Außerdem sind die Mitglieder dieser Generation eine große Optionen-Vielfalt im konsumtiven und medialen Bereich gewöhnt. Als ein besonders prägendes Ereignis kann das Attentat von 9/11 genannt werden (Klaffke & Parment, 2011).[28]
Die letzte Generation ist die Generation Z. Sie umschließt alle Personen, welche nach 1995 geboren wurden. Diese Generation ist die erste Generation, welche vollkommen im digitalen Zeitalter aufwächst.
Um die Unterschiede im Verhalten von Menschen verschiedener Altersgruppen zu erklären, existieren grundsätzlich drei mögliche Erklärungen (Bruch et al. 2009):[29]
Als Erstes existiert die Theorie des Alters-Effekts. Diese sagt aus, dass sich die Einstellungen und Werte eines Menschen nur durch den (biologischen) Alterungsprozess verändern. Demnach müsste allerdings ein heute 20-Jähriger über die gleichen Werte verfügen, wie ein heute 40-Jähriger vor 20 Jahren.
Als zweite Erklärung kann der Lebensphasen-Effekte genannt werden. Dieser beinhaltet, dass Werte und Einstellungen von den individuellen Lebensumständen der Personen abhängig sind.
Der dritte Effekt wird als Generationen-Effekt bezeichnet und besagt, dass sich Werte und Einstellungen einer Altersgruppe aus der gemeinsamen Sozialisierung ergeben. (Klaffke, 2014).[26]
Ein Großteil der Studien zu Generationen-Unterschieden ist allerdings nicht quantitativ ausgerichtet, sondern beruht auf qualitativen Interviews oder hat oftmals gar anekdotenhaften Charakter (Parry & Urwin, 2011)[30], wodurch nicht abschließend geklärt werden kann, wie sich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Generationen genau begründen lassen.
Klimawandel und mediale Berichterstattung
Der anthropogene Klimawandel, dessen Grundannahmen beinhalten, dass „es eine außergewöhnliche globale Erwärmung gibt, die menschlich durch Emission von Treibhausgasen verursacht und mit gravierenden Problemen und Risiken verbunden ist“ (Brüggemann et al., 2016, S.6)[31], ist ein gesellschaftlich anerkanntes und konstruiertes Phänomen, welches nicht nur die Wissenschaft, Wirtschaft und Politik umfasst, sondern uns vor eine globale Forderung nach Veränderung zur Nachhaltigkeit drängt (Beck, 1997).[32] Die globale Erderwärmung und ihre Folgen wären ohne die mediale Berichterstattung ein wissenschaftlich anerkanntes, doch gesellschaftlich still geschwiegenes Problem geblieben (Storch et al., 2018).[33] Menschen stehen im ständigen kommunikativen Austausch darüber, was sie unter der Thematik "Klimawandel" verstehen, welche Folgen er mit sich bringt und wie das Problem zu bewältigen ist (Brüggemann et al., 2016).[31] Zunächst stellt das Themenfeld „Klima“, im Gegensatz zum Themenfeld "Wetter", für den Menschen ein schwer erfassbares Konstrukt dar, da nur wenige individuell „sinnlich erfahrbare Anschauungen“ existieren (Taddicken & Neverla, 2011, S.506).[34] Extreme Wetterereignisse, heiße Sommer und Temperatursprünge können als individuell erfahrbare Anzeichen des Klimawandels gedeutet werden, jedoch erläutern sie nicht die Kernessenz der Problematik (Arlt et al. 2010).[35]
Die Kommunikation des fragilen Problems und der Handlungsaufforderung unterliegt deshalb der medialen Berichterstattung, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat (Brüggemann et al., 2016).[31] Die Thematik des Klimawandels beruht auf wissenschaftlichen Modellrechnungen und Extremwerten, „die sich auf so große Räume und derart weite Zeitspannen beziehen, dass sie außerhalb der individuellen Erfahrungswelt liegen“ (Taddicken & Neverla, 2011, S.506)[34] und deshalb die Existenz und das Begreifen der vom Klimawandel ausgehenden Bedrohung erschweren. Zudem sind die Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Publikationen zu kompliziert für Laien ohne Kenntnisse der fachrelevanten Linguistik, weshalb die Anerkennung des Klimawandels in der Gesellschaft zeitverzögert zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolgt (Boykoff & Boykoff, 2007).[36] Aufgabe der Medien ist es deshalb diese komplexen Erkenntnisse in einfache und kognitiv leichte Botschaften zu übersetzen, die breite Massen erreichen. Heutzutage gehört der Klimawandel zu den Top-Themen der öffentlichen Agenda und es ist kaum vorzustellen, dass dieses Thema in den kommenden Jahren an Wichtigkeit verlieren könnte. Die Medien als zentrale Informations- und Interpretierungsinstanz moderner Gesellschaften (Peters & Heinrichs, 2005)[37] bestimmen darüber, wie viel Aufmerksamkeit bestimmten Problemen gewidmet wird, in welchem Licht sie dargestellt werden und welche Gesellschaftsschichten adressiert werden. Medien bedienen sich der Öffentlichkeit und sind deshalb kausal in der sozialen Definierungsphase eines Problems und erlauben einem breiten Publikum eine Teilnahme am öffentlichen Geschehen (Brüggemann et al., 2016).[31] Menschen vertrauen auf publizistische Berichterstattung und stärken deshalb die Position medialer Berichterstattungsinstanzen. Bevölkerungsrepräsentative Umfrageuntersuchungen zeigen auf, dass ein Großteil der Befragten eher auf Medieninformationen als auf andere Informationsquellen zurückgreifen würde, wenn sie sich über Klimaveränderungen informieren wollen würden (Schäfer & Neverla, 2010).[38] Die intensive Berichterstattung sensibilisiert des Weiteren die Aufmerksamkeit der Rezipienten für den Klimawandel und lässt folglich die Relevanz der Thematik in der Öffentlichkeit steigen (Arlt et al. 2010).[35] Eine repräsentative Studie von Brulle et al. (2012) hat den Einfluss der Medien auf das Klimabewusstsein in den USA mit anderen Faktoren verglichen (wie Extremwetterereignissen und Wirtschaftsfolgen) und als zentrales Ergebnis festgestellt, dass die mediale Berichterstattung am stärksten das Klimabewusstsein beeinflusst. Ein ähnliches Ergebnis erzielten auch die Autoren Sampei & Aoyagi-Usui (2009), die anhand einer japanischen Studie herausfanden, dass die öffentliche Besorgnis bezüglich des Klimawandels unmittelbar mit der Berichterstattung einhergeht (Taddicken & Neverla, 2011).[34]
Klimawandel in den Medien
Bilder vom 2005 wütenden Hurrikan Katrina in den USA, Brände im Amazonasgebiet 2019 und australische Buschbrände 2020 schockierten die Welt. Die mediale Darstellung des Klimawandels wird oft mit Weltuntergansszenarien und der Klimakatastrophe assoziiert. Gleichzeitig wird eine Forderung nach „Klimagerechtigkeit“ gestellt (Dietz & Garrelts, 2013).[39] Schlagzeilen, wie „VERHEERENDE FEUER-KATASTROPHE Neuer Horror-Hitzerekord in Australien“[40] und „Unwetter Europa: Orkantief Sabine fordert mehrere Tote“[41], kreieren die Illusion einer anbauenden tödlichen Gefahr, wütender Stürme, nahender Überflutungen und brennender Wälder. Solche Schlagzeilen prägen nicht nur die Titelseiten, sondern locken mit angsteinflößenden Szenarien absichtlich Rezipienten an. Diese Darstellung ist nicht nur oft dramatisiert, sondern weicht teilweise von dem wissenschaftlichen Sachstand ab (Schäfer & Neverla, 2010).[38] Die Medien erzeugen eine eigene Wirklichkeit, von der die Rezipienten annehmen, dass diese eine wahrheitsgemäße Abbildung der Realität ist (Schäfer & Neverla, 2010).[38]
Während Forscher auf ihre Unsicherheiten und Interpretationshindernisse hinweisen, neigen die Medien dazu, Fragen als Aussagen und Vorhersagen als Gewissheiten darzustellen (Brüggemann et al., 2016).[31] Obwohl Wissenschaftler sich relativ uneinig sind, in welchem Ausmaß extreme Wetterereignisse mit dem Klimawandel im Zusammenhang stehen, lässt sich jedoch objektiv festhalten, dass die Anzahl wetter- und naturbedingter Katastrophen in den Jahren vergleichbar schnell gestiegen ist (Dietz & Garrelts, 2013).[39] Inhaltlich entsprechen diese Ereignisse den Prognosen, die von Forschern über die Folgen des globalen Klimawandels aufgestellt wurden, weshalb der Klimawandel als Erklärungsfaktor hinzugezogen wird.
Die mediale Berichterstattung geht jedoch davon aus, dass die Rezipienten „eher an klaren und eindeutigen Aussagen interessiert“ sind (Brüggemann et al., 2016)[31], anstatt an komplizierten und unsicheren Vermutungen. Anhand der wiederholenden Verknüpfung zwischen dem Klimawandel und konkreten Ereignissen in der medialen Berichterstattung, werden den Rezipienten einseitige Denkmuster und Wirkungszusammenhänge präsentiert. „Die unzulässigen Vereinfachungen und die fehlende Kontextualisierung (Boykoff 2011)[36] führen dann auch zu
„unexplained flip-flops“ (Stocking, 1999, S.28) [42], bei denen Einzelergebnisse von Studien verabsolutiert werden und sich Artikel aneinanderreihen, die sich zu widersprechen scheinen: Erst schmelzen die Gletscher, Eisschilde usw. schneller als gedacht, dann weniger schnell. Diese Art der Berichterstattung kommt wiederum Klimaskeptikern zugute, da sie den Eindruck vermittelt, dass der Klimawandel als solcher ein höchst umstrittenes Thema ist.“ (Brüggemann et al., 2016, S.8).[31]
Andererseits scheint es, als sei die Debatte zwischen „Skeptikern“ und „Klimawandelgläubigern“ besonders interessant für die Berichterstattung, da diese besonders viel Aufmerksamkeit auf sich zieht (Schäfer & Neverla, 2010).[38]
Innerhalb eines Medientypus kommt es ebenfalls häufig zu Unterschieden in der Aufmerksamkeit und Berichterstattung, die der Klimawandel erhält. Studien aus den USA und Großbritannien weisen darauf hin, dass die konservative Qualitätspresse eher dazu neigt, die Existenz des Klimawandels in Frage zu stellen und den Befürwortern dieser Position mehr Platz in der Berichterstattung zu bieten. Dieses Verhältnis zeichnet sich ebenso in konservativen Mediensendern ab. "Auch in führenden amerikanischen Zeitungen zeigen sich deutliche Unterschiede in der Klimaberichterstattung. Feldman et al. (2015)[43] belegen, dass das Wall Street Journal im Vergleich zu anderen amerikanischen Zeitungen die Folgen des Klimawandels weniger oft diskutiert, gleichzeitig aber öfter Konflikte sowie negative wirtschaftliche Konsequenzen in der Klimaberichterstattung betont.“ (Storch et al., 2018, S.247).[33] Der Grund für einen solchen thematischen Schwerpunkt liegt, darin dass Boulevardmedien die Wirklichkeit ihrer Zielgruppen wiederspiegeln wollen. Allgemein lässt sich sagen, dass die Medien eine Bevorzugung gegenüber der Berichterstattung von Krisen und Positionen mit hohen Konfliktpotenzialen haben, als chronisch wiederkehrenden gesellschaftlichen Problemen, die bereits oft behandelt wurden (Boykoff & Boykoff, 2007).[36] Clickbaiting ist deshalb nur ein weiterer Trend in der medialen Berichterstattung des Klimawandels und stellt einen weiteren Meilenstein in dem geschichtlichen Verlauf der medialen Darstellung und Berichterstattung zu der Thematik des Klimawandels dar.
Eine solche polarisierte und eintönige Darstellung der Wirklichkeit kann jedoch über einen langen Zeitraum gefährlich werden, da Medienwirkung sich über Jahre und Jahrzehnte hinweg summiert (Storch et al., 2018).[33] Auch die Studie von Zhao (2009)[44] zeigt auf, dass der Wissensstand zum Klimawandel direkt von der Rezeption medialer Inhalte beeinflusst wird (Taddicken & Neverla, 2011).[34] Folglich liegt es nahe, dass „Klimaskeptiker“ eher mediale Inhalte, wie die vorhin genannte konservative Presse, nutzen und sich in einer Filterblase befinden mit Inhalten, die in ihr Realitätskonzept passen und bereits Tief in ihrem Standpunkt verankert sind. Jene sind Muster der Zuwendung zu bereits vertrauten Inhalten und Themen, zu denen bereits ein gewisses Vorwissen besteht. Dies wird grundsätzlich als kognitiv leichter empfunden. „Die Wirkkraft der Medien ist, wie in vielen anderen Themenbereichen auch, abhängig von den individuellen Eigenschaften der Rezipienten, von ihrem Bildungsgrad und Medienrepertoire und nicht zuletzt auch von ihrer gesamten Einstellung zu Umweltfragen.“ (Storch et al., 2018, S.252).[33]
Trends in der Berichterstattung
Die Intensität in der Berichterstattung der Klimadebatte verläuft in den diversen Ländern sehr unterschiedlich. Dies betrifft sowohl das Framing, als auch die Entwicklung der Thematik, was anhand des Verlaufs in der Berichterstattung des Klimawandels deutlich wird. Erst seit ungefähr drei Jahrzehnten gehört die Thematik des Klimawandels auf die mediale Agenda. „Dass das Thema Klimawandel in den zurückliegenden Jahren sowohl beim Publikum als auch in der Politik große Aufmerksamkeit erfahren hat, ist ohne Zutun der Medien kaum erklärbar“ (Arlt et al. 2010, S.6).[35] Des Weiteren hält der Masterframe „anthropogener Klimawandel“ bereits seit den 1990er-Jahren an und konfrontiert den Rezipienten zunehmend mit seinem Schuldeingeständnis. Besonders auffällig ist die Gemeinsamkeit, in der vermehrten Berichterstattung der Debatte zwischen „Skeptikern“ und „Gläubigen“. Eine besonders hohe mediale Abdeckung des Themas Klimawandel findet deshalb in Regionen mit polarisierten Positionen statt (Storch et al., 2018).[33] Als Erklärung dafür könnten die journalistischen Normen der „personalization, dramatization, and novelty“ (Boykoff & Boykoff, 2007, S.1190)[36] dienen, die besonders rezipientenaffin sind.
Einen weiteren Erklärungsansatz für die mediale Berichterstattung liefern die Nachrichtenfaktoren nach Galtung und Ruge (1965) (Pürer, 2014).[45] Diese besagen, dass jede Nachricht hat einen Wert berichtet zu werden, welcher steigt, wenn bestimmte Faktoren des Inhalts erfüllt sind. Nachrichten mit einem hohen Wert werden sich eher in der medialen Berichterstattung wiederfinden, als Nachrichten mit einem niedrigen Wert. Der Klimawandel erfüllt dabei mittlerweile fast jedes der 12 Faktoren. Durch das globale Ausmaß der Problematik, ist der Faktor Betroffenheit und Bedeutsamkeit sofort erfüllt, zumal viele Personen glauben durch Temperaturänderungen ein Indiz für den Klimawandel persönlich zu erfahren. Durch tragische Bilder und individuelle Berichte von Menschen, die ihren ganzen Besitz in Überflutungen und gefährlichen Feuern verloren haben, ist auch die Personalisierung erfüllt, die das Handeln oder Schicksal von Individuen darstellt. Da der Klimawandel seit den 1990er-Jahren bereits sich in der regelmäßigen Berichterstattung wiederfindet, ist die Kontinuität erfüllt, welche besagt, dass ein Ereignis, das bereits als Nachricht definiert ist, ein hohes Potenzial besitzt, von den Medien weiterhin beachtet und berichtet zu werden, ebenso wie der Schwellenfaktoraufgrund der langen Historie der Berichterstattung erfüllt ist. Eine besondere Quantität der Berichterstattung lässt sich beispielsweise in der USA wiederfinden, womit der Faktor Bezug zu Elite-Nationen erfüllt wird. Ebenso beabsichtigen reißerische Schlagzeilen den Faktor Überraschung zu erfüllen und deshalb mehr Rezipienten anzulocken. Da der Klimawandel beinahe sofort mit Weltuntergangsszenarien assoziiert wird, ist der Faktor Negativität auf eine maximale Art und Weise ausgeschöpft und wahrscheinlich der wichtigste aller Nachrichtenfaktoren im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum Thema Klimawandel. Diese Erkenntnis ist besonders wichtig unter anderem im Hinblick auf das Internet und die online Berichterstattung.
Negative Schlagzeilen und Konflikte sind von hohem Nachrichtenwert, weshalb „Klimaskeptiker“ vermehrt mediale Aufmerksamkeit erfahren. Weil sie sich in einer virtuellen Filterblase befinden, aufgrund ausgewerteter Nutzerdaten, werden ihnen Inhalte angezeigt, die ihrem Online-Verhalten entsprechen. In der wirklichen Welt, wie an einem Stand mit Print-Medien, müsste die Selektion der Inhalte bewusst stattfinden und es würde ein größerer Raum für die Zuwendung des Individuums zu anderen potenziellen Inhalten bleiben, welches aufgrund des Online-Konsums der Massenmedien nicht mehr möglich ist. So geraten sie in eine Spirale der Eintönigkeit, ebenso wie Anhänger der Klimathematik. Treffen nun beide so eintönige Sichtweisen aufeinander, kollidiert die Berichterstattung beinahe, weil die jeweilige Position des Gegenüber so realitätsfremd und absurd erscheint.
Wichtig ist die Erkenntnis, dass Boulevardmedien nach dem Leitmotiv „crisis over continuity“ und „present over the past or future“ (Boykoff & Boykoff, 2007, S.1191)[36] arbeiten, was bedeutet akute und aktuelle Situationen sind interessanter als langfristige Entwicklungen. Für das Beispiel des Klimawandels würde dies bedeuten, es ist berichtenswerter einen Skandal zu veröffentlichen als eine langfristige und objektive Zukunftsprognose. Ebenso zeigt es sich für Deutschland (Storch et al., 2018)[33], dass der Klimawandel immer wieder in den medialen Fokus gerät, wenn es spürbare Temperaturschwankungen oder Temperaturanstiege gibt. Dieser Faktor scheint jedoch nicht in Regionen, wo es dauerhaft warm ist, wie Australien oder Indien, von Relevanz zu sein und ist deshalb ein Phänomen der westeuropäischen Berichterstattung (Storch et al., 2018).[33] Ebenso sind extreme Wetterereignisse, Naturkatastrophen und politische Entscheidungen von großer Relevanz für die mediale Aufmerksamkeit zu sein. Von geringer Relevanz scheint dagegen die Anzahl der veröffentlichten wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Klimawandel zu sein (Brüggemann et al., 2016).[31] Der Ursprung dieser Erkenntnis könnte darin liegen, dass die Fachmagazine und Fachliteratur zu kompliziert und schwer verständlich für fachfremde Individuen ist (Boykoff & Boykoff, 2007).[36] "Wissenschaftliche Entdeckungen stellen eine spezialisierte Form des Wissens dar, die fast immer in der Fachsprache verpackt ist“ (Boykoff & Boykoff, 2007).[36] Umso wichtiger ist es deshalb für die Medien, kurze und leicht verständliche Inhalte zu produzieren, mit besonderem Hinblick auf eine kurze und sofort verständliche Überschrift, um den Rezipienten anzulocken.
Die Inhalte der Berichterstattung in den konventionellen Medien sind relativ simpel, eindeutig formuliert und lassen Forschungslücken weg. Dies führt zu einer einfachen kognitiven Verarbeitung und Rezipienten können die Inhalte einfach als Wissen abspeichern, ohne weitere Hinterfragungs- oder Verständnisprozesse, die bei Fachliteratur beansprucht sind. Besonders die Online-Medien bieten ihren Nutzern die Möglichkeit sich aktiv zu beteiligen an der Berichterstattung, beispielsweise durch die Kommentarfunktion unter gewissen Artikeln (Storch et al., 2018).[33] Problematisch im Zusammenhang mit der Berichterstattung zu Klimathemen ist jedoch die Tatsache, dass diese nach intensiven Phasen der Berichterstattung sehr stark abnehmen. Die Medien bevorzugen lieber frisches und neues Material, anstatt bereits behandelte Probleme erneut zu berichten und eine Wiederholung zu Riskieren.
Fragestellung und Hypothesen
Aufgrund der medialen negativen Darstellung des Klimawandels und dem Klischee der Kluft zwischen Generationen, kam die Studiengruppe nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema Clickbait zu dem Schluss, dass es sehr interessant wäre zu untersuchen, inwieweit es Generationenunterschiede in der Rezeption von medialen Clickbaitinhalten bezüglich des Klimawandels gibt. Als Inspiration zur Untersuchung des Clickbaitverhaltens galt die Studie von Grinberg et al. (2016), dessen Hauptergebnis war, dass ältere Rezipienten anfälliger für sog. Fake News in den sozialen Medien sind. Mit dem Wissen zum Konkurrenzkampf im Online-Journalismus kam die Studiengruppe deshalb zu der Fragestellung: “Reagieren Menschen unterschiedlichen Alters unterschiedlich stark auf Clickbait?”.
Vor dem Hintergrund des Generationenkonflikts, den Ergebnissen der Studie zu Fake News und der aktuellen Klimakrise wurden drei Hypothese ausgearbeitet:
- Je älter der Rezipient/die Rezipientin ist, desto anfälliger ist er/sie für Clickbait.
- Je höher der Bildungsstand, desto weniger anfällig sind die Rezipienten für Clickbait.
- Je mehr Clickbait eine Überschrift enthält, für desto unseriöser wird sie empfunden.
Die erste Hypothese wurde von den Ergebnissen der Studie von Grinberg et al. (2016) inspiriert und überprüft, inwieweit sich diese ebenfalls auf das Thema Clickbait und Online-Journalismus übertragen lassen, im Gegensatz zu der Verortung der Studie in den sozialen Netzen.
Die zweite und dritte Hypothese überprüfen, inwieweit der Bildungsstand und demographische Hintergründe ausschlaggebend für die Erfolgung der psychologischen Manipulation zum Anklicken einer reißerischen Überschrift sind. Die Annahme hinter den Hypothesen war dabei, dass Personen, die eine umfassende Bildung genossen haben, sich von so einfachen Manipulationen und Intrigen nicht beeindrucken lassen und diese ggf. durchschauen und dessen Quellen deshalb als unseriös betrachten.
Um die Hypothesen sinn- und zweckgemäß untersuchen zu können, wurde der Fragebogen in zwei inhaltliche Hälften geteilt. Der erste Teil des Fragebogens untersucht zunächst die Anfälligkeit für Clickbait und ob diese abhängig von dem Bildungsstand der Probanden ist. Der zweite Teil des Fragebogens untersucht, inwieweit die Clickbait lästigen Überschriften als unseriöser eingestuft werden.
Methodik
Im Folgenden wird das methodische Vorgehen des Forschungsprojektes erläutert. Hierbei wird zuerst auf den Aufbau des Fragebogens eingegangen und vorgenommene Änderungen werden geschildert und erklärt. Anschließend wird die Art der Gewinnung der Stichprobe vorgestellt die Zusammensetzung dieser näher behandelt.
Fragebogen
Um die Daten quantitativ erheben zu können, wurde ein Fragebogen konzipiert. Dieser beinhaltet mehrere potenzielle Überschriften zum Thema Klimawandel, welche sich in zehn thematische Blöcke einteilen lassen. Pro Kategorie existieren jeweils drei Auswahlmöglichkeiten an Überschriften. Hierbei handelt es sich um eine dreistufige Ratingskala, welche von „kein/wenig Clickbait“ über „etwas Clickbait“ zu „viel Clickbait“ geht, wodurch diese Daten rangbasiert erfasst werden können. Die Überschriften werden durch ein semantisches Differenzial ergänzt, welches noch einige Dimensionen zu den vorher gezeigten Überschriften abfragt. Anschließend wurden demografische Daten wie Alter, Geschlecht und Bildungsstand abgefragt, sowie die empfundene Einschätzung der Bedrohung durch den Klimawandel. Diese wurden extra am Ende abgefragt, damit die hohe Aufmerksamkeit, welche am Anfang der Befragung herrscht, für die Auswahl der Überschriften genutzt werden kann.
Den Teilnehmer*innen der Befragung wurde in der Einleitung und der Instruktion des Fragebogens nicht geschildert, dass es sich um die Erfassung von Clickbait handelt um sie nicht vorher zu primen und damit eine spontane und intuitive Reaktion erfasst werden kann.
Item- und Skalenformate
Die Auswahl der Überschriften erfolgt über eine dreistufige Ratingskala, wodurch die Daten ordinal skaliert sind. Bei einer vier- oder fünfskalierten Skala wäre die Abgrenzung zwischen den einzelnen Clickbait Kategorien sonst nicht differenziert genug gewesen. Wie die einzelnen Überschriften von den Teilnehmer*innen empfunden werden, wird über ein semantisches Differenzial mit den Dimensionen „nicht ansprechend/ ansprechend“, „unseriös/ seriös“ und „wertend/ neutral“ abgefragt. Das semantische Differenzial ist eine spezielle und klassische Form von Ratingverfahren. Es liefert Polaritätsprofile, die eine schnelle Orientierung über zentrale Merkmale bzw. Unterschiede zwischen Merkmalsträgern erlauben (Hussy et al. 2013).[46]
Das Alter der Teilnehmenden wird durch ein offenes Itemformat erhoben. Die erhobenen Daten sind verhältnisskaliert. Das Geschlecht wird über eine dreistufige Skala erhoben und die Daten sind nominalskaliert, während es sich bei dem Item für die Erfassung des Bildungsstandes um eine siebenstufige Ratingskala handelt. Das letzte Item in dem Fragebogen erfragt die empfundene Bedrohung durch den Klimawandel. Hierbei wurde es sich für eine vierstufige Skala entschieden, da damit die Tendenz zur Mitte wegfällt. Durch die Beschriftung an allen Auswahlmöglichkeiten durch: „gar nicht bedrohlich“, „etwas bedrohlich“, „ziemlich bedrohlich“ und „stark bedrohlich“ sind verbale Anker gegeben, welche die Antwortmöglichkeiten der Probanden definieren, allerdings keine Aussage über die Abstände zwischen den Antwortmöglichkeiten treffen. Dadurch ist ein Ordinalskalenniveau hergestellt.
Pretest und Revision
Von der Entwicklung der ersten Version des Fragebogens über die Revision dessen bis zur finalen Version des Fragebogens, wurden einige Items und Formate verbessert und verändert, um eine möglichst hohe Validität des Fragebogens zu erreichen.
Deswegen wurde ein Pre-Test durchgeführt, wo 15 Teilnehmende mithilfe von kognitiven Interviews zu ihren Erfahrungen mit der Durchführung des Fragebogens befragt wurden. So sollte geklärt werden, ob es zu Verständnisfragen gekommen ist und ob alle Befragten die Items gleich verstanden haben.
Hierbei wurde sehr oft Kritik an dem semantischen Differenzial geäußert, weswegen dieses verändert wurde. Zunächst wurden zwei Dimensionen gestrichen, da diese Überschneidungen hatten und für Verwirrung gesorgt haben, sodass es sich dann nur noch um die Dimensionen „seriös“, „ansprechend“ und „neutral“ gehandelt hat. Ebenfalls wurde oft die generelle Länge des semantischen Differenzials kritisiert. Deswegen wurde dieses auf sechs Seiten reduziert und die Darstellung etwas verändert. So handelte es sich nach der Revision um jeweils drei Seiten "klassisches" Differenzial und drei Seiten als vierstufige Sterneskala. Diese Skala wurde vierstufig gemacht, damit es keine Tendenz zur Mitte geben kann, da in der Auswertung des Pre- Testes ebenfalls aufgefallen ist, dass bei vielen Items eine Tendenz vorlag, Extremurteile zu vermeiden.
Zusätzlich wurden noch einige Rechtschreibfehler und generelle Formulierungen korrigiert und das Design etwas angepasst, damit beispielsweise ein Balken welcher den Fortschritt des Ausfüllens verdeutlicht, angezeigt wird.
Stichprobe
Die Erhebung der Daten erfolgte online über das Befragungstool SoSci Survey. Hierbei wurde der Fragebogen im persönlichen Umfeld der Versuchsleiter geteilt. Es wurden ebenfalls Teilnehmer*innen durch die Website Survey Circle und durch diverse Facebook Gruppen, welche den Zweck haben neue Teilnehmende für Umfragen zu erreichen, gewonnen.
Letztendlich wurden 153 Interviews abgeschlossen, wovon allerdings nur 94 als gültige Fälle gezählt werden können, da nur diese den Fragebogen auch bis zur letzten Seite ausgefüllt haben. Von diesen 94 Fällen wurden anschließend noch einmal zwei Fälle ausgeschlossen, da das angegebene Alter (99 & 12345 Jahre) als sehr unwahrscheinlich angesehen werden kann. Somit beträgt die Anzahl der Teilnehmenden n=92. Von diesen 92 Teilnehmer*innen sind 26 männlich, was einem Prozentsatz von 28,3 % entspricht und 66 sind weiblich, was einem Prozentsatz von 71,7 % entspricht.
2,2 % der Teilnehmenden verfügen über einen Hauptschulabschluss, während 5,4 % eine Mittlere Reife vorweisen können. Eine Allgemeine Hochschulreife haben 37 % der Befragten und 17,4 % haben eine Berufsausbildung abgeschlossen. Während 21,7 % der Teilnehmer*innen ein Bachelorstudium abgeschlossen haben, verfügen 15,2 % über einen Master/Examen/Diplom als Abschluss. 1,1 % der Befragten haben promoviert.
Niemand der Teilnehmenden hat angegeben, dass der Klimawandel als „gar nicht bedrohlich“ anzusehen ist. Als „etwas bedrohlich“ empfinden ihn 7,6 % und die Mehrheit der Befragten mit 55,4 % vertritt die Meinung, dass der Klimawandel „ziemlich bedrohlich“ sei. 37 % vertreten sogar die Auffassung, dass er „stark bedrohlich“ sei.
Die Altersspanne der Befragten geht von 14 bis 68 Jahre. Allerdings ist die Altersverteilung nicht komplett ausgeglichen, da mehr jüngere Befragte vorliegen. So liegt der Modalwert beispielsweise bei 21 Jahren, da dieser zehn Mal auftritt. Der Median der Stichprobe liegt bei 35 Jahren. Aufgrund dessen wurde die Stichprobe anschließend in zwei Gruppen eingeteilt, welche anschließend miteinander verglichen wurden. Die jüngere Gruppe, welche von 14 bis 35 Jahre definiert wurde und die ältere Gruppe, welche von 36 bis 68 definiert wurde.
Ergebnisse
Im Folgenden werden die Ergebnisse dargestellt, welche im späteren Verlauf interpretiert und diskutiert werden. Zur Auswertung der Datensätze wurde das statistische Auswertungsprogramm "SPSS Statistics" angewandt. Die Software SPSS ermöglicht eine statistische und grafische Analyse der erhobenen Daten, welche im Anhang vollständig vorzufinden sind.
Statistische Auswertung
Anhand deskriptiv statistischer Verfahren wurden die erhobenen Datensätze zu allen Items aus dem Fragebogen ausgewertet und untersucht. Im besonderen Fokus dieser Untersuchung stand dabei der von der Studiengruppe konzipierte "Clickbaitscore". Dieser zeigt das durchschnittliche Antwortverhalten der Rezipienten im Bereich der Tendenz clickbaitlastige Antworten zu wählen. Seine Ausprägung kann sich dabei im Raum von eins bis drei bewegen. Dafür wurden die Ausprägungen von eins bis drei der ersten zehn Items aufaddiert und durch die Anzahl der Items geteilt.
Um sicherzustellen, dass die erhobenen Daten normal verteilt sind, wurden sie mittels des Kolmogorow-Smirnow-Tests überprüft. Der Test ergab einen Z-Wert von 0,84 und eine asymptotische Signifikanz von 0,487. Dies deutet auf eine Normalverteilung hin und erlaubt somit weitere statistische Untersuchungen. Der Durchschnittswert des "Clickbaitscores" liegt bei 1.92 und ist nur 0.08 Punkte unterhalb des Theoretischen Mittelwertes. Die Standardabweichung beträgt 0,42. Das Histogramm und die Normalverteilungskurve in Abbildung 4 visualisieren diese Verteilung.
Zwischen den männlichen und weiblichen Teilnehmern wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Die Gruppen haben einen durchschnittlichen "Clickbaitscore" von 1,86 und 1,95. Der T-Test zu diesen beiden Variablen ergab eine mittlere Differenz von -0,08 und ein Signifikanzniveau von 0,841. Es tendieren somit beide Gruppen gleichermaßen viel bzw. wenig zu clickbaitlastigen Überschriften.
Hypothesen
Die erste Hypothese, “Je älter der Rezipient / die Rezipientin ist, desto anfälliger ist er/sie für Clickbait.” wurde mittels eines T-Tests überprüft. Dabei wurden die beiden Variablen “Clickbaitscore” und “Altersgruppe” gegenübergestellt und in Abbildung 5 visualisiert. Der Test zeigt, dass es zwischen diesen beiden Variablen keinen signifikanten Zusammenhang gibt.
Die Mittlere Differenz liegt bei -0,02 und das Signifikanzniveau bei 0,402. Somit wird die erste Hypothese abgelehnt. Aus dieser Studie gibt es keine Hinweise darauf, dass die älteren Probanden mehr zu Clickbait-Überschriften neigen als die jüngeren Probanden.
Im nächsten Schritt wurde untersucht, ob der Bildungsabschluss mit dem "Clickbaitscore" korreliert. Dazu wurden die gleichen Variablen in einer Korrelationsanalyse gegenübergestellt. Die Visualisierung dieser ist in Abbildung 6 dargestellt.
Die Analyse ergab ein Korrelationskoeffizient von -0,22 und ein Signifikanzniveau von 0,037. Damit liegt das Signifikanzniveau unter 0,05 und deutet auf eine leichte abnehmende Korrelation zwischen "Clickbaitscore" und Bildungsabschluss hin. Abbildung 7 verdeutlicht diesen Zusammenhang mittels eines Streudiagramms und der zugehörigen Regressionsgeraden. Sie zeigt einen absteigenden Trend mit höher werdenden Bildungsstand. Der durchschnittliche Rezipient mit einem Master/Diplom Abschluss hat ein "Clickbaitscore" von 1.79 und der durchschnittliche Abiturient hat einen "Clickbaitscore" von 2.10. Somit lässt sich ein leichter Trend ablesen der besagt, dass desto höher der Bildungsabschluss ist, desto weniger reagiert der Rezipient auf Clickbait. Die Repräsentativität dieses Ergebnisses, im Hinblick auf eine mögliche Beeinflussung der vorliegenden Stichprobe, wird in späteren Abschnitten ausführlicher diskutiert.
Als nächstes wurde anhand einer Korrelationsanalyse überprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen dem "Clickbaitscore" und der Klimakrisen-Einschätzung gibt. Die Analyse ergibt einen leichten negativen Zusammenhang. Dies besagt, dass die die den Klimawandel als “stark bedrohlich” einstufen, weniger dazu tendieren, auf Clickbait zu reagieren, als jene die den Klimawandel als “weniger bedrohlich” einstufen. Die Ergebnisse befinden sich am Rande der Signifikanz mit einem Korrelationskoeffizient von -0,18 und einem Signifikanzniveau von 0,092. Diese Ergebnisse sind mit Vorsicht zu betrachten und dienen lediglich als Orientierungshilfe für Folgearbeiten. Personen die den Klimawandel als "stark bedrohlich" einstufen, weisen im Schnitt einen "Clickbaitscore" von 1,83 auf und Personen die den Klimawandel als "etwas bedrohlich" einstufen haben im Schnitt einen "Clickbaitscore" von 2,04. Keiner der Teilnehmer hat angegeben, dass der Klimawandel “nicht bedrohlich” ist und sieben haben angegeben, dass sie ihn “etwas Bedrohlich” finden. Dies zeigt eine starke rechts steile Verteilung in Richtung “stark Bedrohlich” und deutet auf eine Ungenauigkeit in der Messmethode hin und wird daher in der Diskussion mit berücksichtigt.
Im zweiten Teil des Fragebogens wurden mittels eines semantischen Differenzials alle Überschriften auf ihr Seriosität und für wie ansprechend sie empfunden wurden, untersucht. Zwischen “Seriosität” und “ansprechend” gibt es eine starke Korrelation. Dies wurde für jedes Item mittels einer Regression berechnet. Beispielhaft ist das Ergebnis von der Überschrift 5 "Klimakrise: Darum wird sie uns noch in 50 Jahren verfolgen" in Abbildung 10 dargestellt. Alle anderen Überschriften zeigen eine ähnliche Ausprägung und werden dem Anhang beigefügt. Es gibt nur zwei Überschriften bei denen dieses Muster abweicht. Das ist zum einen die Überschrift 10 "Hurrikane in Amerika weist Windgeschwindigkeit von 170 km/h auf" und zum anderen die Überschrift 19 "Voraussichtliche Trockenperiode im Sommer 2020". Überschrift 10 hat ein R-Quadrat von 0,03 und Überschrift 19 hat ein R-Quadrat von 0,08. Diese zwei Überschriften werfen Bedenken auf und werden daher in der Diskussion weiter besprochen. Alle anderen Überschriften variieren zwischen einem R-Quadrat von 0.24 und 0.51 und deuten somit auf einen starken Zusammenhang hin. Es lässt sich erkennen, dass ansprechende Überschriften auch gleichzeitig als seriös eingestuft werden.
Mit dem semantischen Differenzial wurde zusätzlich abgefragt, wie "wertend" die Teilnehmer die einzelnen Überschriften finden. Zwischen “wertend” und “seriös”, sowie zwischen “wertend” und “ansprechend", gibt es jedoch keinen signifikanten Zusammenhang.
Abschließend lässt sich sagen, dass keine Hinweise dafür gefunden wurden, dass Clickbait-Überschriften als unseriöser bewertet werden. Es zeigt sich jedoch ein allgemeiner Zusammenhang zwischen seriösen und ansprechenden Überschriften. Dies lässt darauf schließen, dass "ansprechende" Überschriften auch tendenziell als seriös angesehen werden.
Diskussion
Um die Ergebnisse dieser Studie richtig einzuordnen und um mögliche Schlussfolgerungen aus diesen ziehen zu können, werden zunächst Limitationen aufgezeigt und die Vorgehensweise der Studiengruppe kritisch hinterfragt. Folglich werden daran anlehnend, die Ergebnisse in den Kontext der theoretischen Fundierung eingeordnet, interpretiert und schließlich werden Impulse für zukünftige Forschungsfragen gesetzt.
Limitationen
Im Umgang mit den Ergebnissen muss berücksichtigt werden, dass die Stichprobe in ihrer Zusammensetzung nicht ausgeglichen ist und dadurch nicht als repräsentativ angesehen werden kann. Insbesondere muss diesbezüglich die Geschlechterverteilung betrachtet werden, da hier deutlich mehr Daten von weiblichen Probanden vorliegen. Die Verteilung der Bildungsabschlüsse ist ebenfalls nicht ausgeglichen, da kaum Teilnehmer*innen mit einem Hauptschulabschluss, Mittleren Reife oder einer Promotion partizipierten. Die Meisten der Befragten verfügen über eine Allgemeine Hochschulreife. Auch die Altersverteilung ist nicht ausgeglichen, was sich durch einen Überschuss an jüngeren Teilnehmer*innen im Vergleich zu der älteren Gruppe äußert. Die generelle Einteilung der zwei Altersgruppen ist sehr weitläufig gefasst, was bei der Betonung der Unterschiede zwischen diesen zwei Gruppen nicht hilfreich ist.
Es ist ebenfalls auffällig, dass von den 59 Teilnehmern, welche den Fragebogen vorzeitig abgebrochen haben, dies in 29 Fällen auf Seite 13 & 14 geschehen ist. Hier kann davon ausgegangen werden, dass dies durch eine irreführende Formulierung zustande gekommen ist. Insbesondere der Satz „Hiermit hast du den ersten Teil beendet.“ hat bei einigen Teilnehmenden den Eindruck erweckt, dass sie die gesamte Befragung an dieser Stelle beenden können.
Zusätzlich muss kritisiert werden, dass die Ergebnisse eventuell aussagekräftiger gewesen wären, wenn es bei der Formulierung der Items mehr Auswahlmöglichkeiten zwischen den einzelnen Überschriften gegeben hätte. Denn durch eine Begrenzung auf drei Auswahlmöglichkeiten können Trends schlechter abgebildet werden, als dies beispielsweise bei zehn Auswahlmöglichkeiten der Fall gewesen wäre.
Diskussion der Ergebnisse
Der Klimawandel und dessen Folgen haben zunehmend an medialer Präsenz gewonnen. Dabei stellen Techniken, wie Clickbaiting, eine Methode dar, um durch auffallende Überschriften, die Reichweite und somit das Traffic-Aufkommen der Onlineseiten zu steigern. Dies generiert bei den Betreiben mehr Umsätze und sorgt somit für einen Interessenkonflikt zwischen aussagekräftigen Überschriften und Clickbait-Überschriften. Demzufolge hat sich die Studiengruppe zum Ziel gesetzt, zu untersuchen, ob bei der Wahrnehmung von clickbaitlastigen Überschriften Unterschiede innerhalb verschiedener Generationen bezüglich der Wahrnehmung dessen anfallen.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Alter der Rezipienten keinen wesentlichen Einfluss auf das Verhalten bezüglich der Anfälligkeit für Clickbait hat. Dies lässt sich durch die individuelle psychologische Wirkung begründen, welche unabhängig vom Alter bei jeder Person gleich wirkt. Der Anreiz der bei clickbaitlastigen Überschriften entsteht, wirkt bei jedem Rezipienten durch das „bewusste Vorenthalten von Informationen und die dadurch erzeugte Neugier“ (Appel, 2019).[10] Dies basiert auf der Annahme, dass es eine Wissenslücke gibt. George Loewenstein griff dieses Phänomen bereits 1994[21] in seiner Information-Gap Theory zur Neugier des Menschen auf. Dazu sagt er, dass durch die Realisierung, dass eine Wissenslücke besteht, ein gewisses Schamgefühl entsteht und der Drang dieses zu beseitigen, hervorgerufen wird. Im Kontext auf Clickbait lässt sich das Phänomen in so weit übertragen, dass Clickbait beim Rezipienten das Gefühl der Existenz einer Wissenslücke erzeugt. Der Rezipient verspürt eine gewisse Absenz, welche nur durch die Beschaffung von Informationen stimuliert werden kann. Mittel zum Zweck ist dabei der Klick auf den Link. Angelehnt an Loewensteins Information-Gap Theory, ergänzt Litmann (2005 a.a.O)[47] neben dem Fakt, dass Neugier aus dem Wunsch einer Reduzierung der Informationslücke entsteht, auch, dass persönliche Interessen aufgrund der Informationsaufnahme befriedigt werden können. Wie sehr wir etwas mögen und wie sehr wir etwas wollen, beeinflusst demnach unsere Neugier (Litmann, 2005, a.a.O.).[47] Bezogen auf Clickbait erhofft sich der Rezipient durch den Klick, dass seine Erwartungen erfüllt werden. Dieser Prozess findet, wie erwähnt, unabhängig vom Alter und individuell statt, weshalb wahrscheinlich kein Zusammenhang zwischen dem „Clickbaitscore“ und dem Alter der Rezipienten ermittelt werden konnte.
Eine weitere Erkenntnis aus der Erhebung ist, dass es tendenziell einen negativen Zusammenhang zwischen einem hohem Bildungsabschluss und der Anfälligkeit gegenüber Clickbait gibt. Jedoch lässt sich die Hypothese, dass ein hoher Bildungsstand mit geringer Anfälligkeit für Clickbait einhergeht, nicht vollständig verifizieren. Da von insgesamt 92 Probanden nur ein Proband angab, promoviert zu sein, 2 über einen Hauptschulabschluss verfügen und 4 den Bildungsgrad der mittleren Reife besitzen, ist die Repräsentativität der Stichprobe nicht geben. Trotzdem lassen sich Kausalitäten zwischen Bildungsstand und Anfälligkeit für Clickbait erahnen. So wird angenommen, dass jene Probanden mit einem hohen Bildungsabschluss bereits durch das Studium oder durch Eigeninteresse Berührungspunkte mit Fachliteratur haben. Aufgrund dieser Affinität gegenüber fachlich formulierten Artikeln und dem potentiellen Wissen, wie Clickbait funktioniert, besitzt der Rezipient eine gewisse Resistenz gegenüber Clickbait-Überschriften. Betrachtet man das Ergebnis invers, lässt sich interpretieren, dass Boulevardzeitschriften, die primär die Technik des Clickbaiting anwenden, häufiger von Rezipienten mit einem niedrigeren Bildungsabschluss konsumiert werden. Die BILD Zeitung stellt hier ein klassisches Beispiel dar. So ist die Gruppe der (sehr) gut ausgebildeten Menschen, in der deutschen Leserschaft stark unterrepräsentiert. Zudem wurde festgestellt, dass der durchschnittliche Leser einer BILD-Zeitung, ein Mann mittleren Alters ohne Abitur ist (Journalist - Das Medienmagazin, 2018).[48] Aufgrund mangelnder Bildung lässt sich somit vermuten, dass diese Rezipienten den Drang zur Füllung der oben beschriebenen Wissenslücke, nicht kritisch hinterfragen und ihr somit leichter nachgeben.
Dies geht zudem mit der Erkenntnis, dass es einen leicht negativen Zusammenhang zwischen der Einschätzung der Bedrohlichkeit des Klimawandels und dem des "Clickbaitscores" gibt, einher. Rezipienten die den Klimawandel als kaum bedrohlich einstufen und tendenziell anfälliger für Clickbait sind, verspüren vermutlich eher das Bedürfnis eine Wissenslücke füllen zu müssen. Sie sind mit der Thematik des Klimawandels weder vertraut, noch sensibilisiert und können anhand der Überschriften die Gefahr des Clickbaiting nicht abschätzen. Der Drang die Wissenslücke füllen zu wollen, steht im Vordergrund ihrer Emotionen, sodass auch hier der Klick auf den Link als Mittel zum Zweck dient.
Kritisch zu betrachten ist an der Studie jedoch, dass das Signifikanzniveau für die Korrelationsanalyse zwischen "Clickbaitscore" und Klimawandel-Einschätzung über dem kritischen Wert von 0,05 liegt. Somit ist dieses Ergebnis nicht signifikant. Zudem scheint die Messmethode zur Einschätzung des Klimawandels stark einseitige Ergebnisse zu liefern. Dies deutet auf eine ungenaue Messung hin und sollte beispielsweise durch mehrstufige Auswahlmöglichkeiten modifiziert werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass Probanden aus sozialer Erwünschtheit angaben, den Klimawandel als stark bedrohlich einzustufen. Konträr zum Ergebnis der Studiengruppe steht, dass die Handlungsbereitschaft für den Klimaschutz innerhalb der Gesellschaft nur sehr gering ausfällt. So können sich beispielsweise nur 50 Prozent der Deutschen […] vorstellen, weniger tierische Nahrungsmittel zu sich zu nehmen (Schleich et al., 2014).[49] Die Einschätzung, dass der Klimawandel eine starke Bedrohung ist, die Handlungsbereitschaft innerhalb der Gesellschaft jedoch sehr gering ausfällt, stellt ein Indiz für eine verzerrte Messung dar.
Durch die Studie wurde auch ein Zusammenhang zwischen ansprechenden und seriös wirkenden Überschriften festgestellt. Gleichgültig ob die Überschrift reißerisch oder sachlich formuliert ist, der Rezipient stuft diese, sofern er sie für ansprechend hält, auch als seriös ein. Mögliche Gründe für diesen Zusammenhang könnten auf dem Konsistenzprinzip beruhen. Der Rezipient stuft persönlich ansprechende überschriften gleichzeitig als seriös ein, da dies sonst gegen die sozialen Normen der Gesellschaft verstoßen würde. Der Rezipienten würde dann mit seinem Verhalten als nicht konsistent wirken und somit in der Gesellschaft auf Widerstand stoßen. Denn es gilt der allgemeine Konsens, dass man nur seriösen Quellen vertrauen sollte. Die Seriosität wird aber nicht vom Rezipienten systematisch analysiert, sondern beruht auf einer spontanen und emotionalen Einschätzung.
Zusammengefasst zeigt sich anhand der Limitation, einer kritischen Betrachtungsweise, sowie einer Einordnung in aktuelle wissenschaftliche Zusammenhänge, dass aus dieser Studie interessante und verwertbare Erkenntnisse gezogen werden konnten. Die Forschungsfrage, ob verschiedene Generationen unterschiedlich stark auf Clickbait reagieren konnte nicht final beantwortet werden. Die Interpretation der Ergebnisse bietet jedoch neue Anreize für weitere Forschungen. Diese werden im folgenden Abschnitt erläutert.
Ausblick und Fazit
„Die Laienbevölkerung nimmt den Klimawandel durch den Filter der Medien wahr und verbindet die Informationen gleichzeitig mit persönlich wahrgenommenen Wetteränderungen“ (Weber, 2008, S.235).[1] Dies lässt darauf schließen, dass die mediale Darstellung der Klimakrise unsachgemäß stattfindet. Die Technick des Clickbaiting stellt, wie in diese Arbeit herausgestellt, eine Komponente dessen dar.
Ziel der Forschungsarbeit war es, am Beispiel der Klimakrise zu untersuchen, ob Menschen unterschiedlichen Alters unterschiedlich stark auf Clickbait reagieren. Auch wenn die Hypothese, dass ältere Rezipienten anfälliger für Clickbait sind, nicht verifiziert werden konnte, gibt die Studie trotzdem Anlass zu weiterer Forschung. Jene Probanden, die angaben den Klimawandel als stark bedrohlich einzustufen und anfälliger für Clickbait sind, stellen eine eigene Zielgruppe dar. Sie müssen nicht durch Clickbait geködert werden, denn ihr Nutzungsverhalten gegenüber gewissen Nachrichtenseiten kann grundlegend als loyal und routiniert beschrieben werden. Dies lässt darauf schließen, dass die Technik des Clickbating eine Methode für vor allem werbefinanzierte Medien darstellt, um durch die starke psychologische Wirkungsweise von überspitzten Überschirften die Reichweiten steigern zu können. Jedoch birgt Clickbaiting auch negative Langzeitfolgen. Da eine Clickbait-Überschrift verspricht, was der Artikel nicht halten kann, kommt es zu einer Endtäuschung der Leser, was in Traffic Verlust resultiert. Zudem kann dies dem Image des Unternehmens schaden (Andrew, 2017).[8] Dies gibt Anlass weitere Studien bezüglich möglicher Risiken, wohl gleich auch Chancen, des Clickbaiting durchzuführen, um die Strategieentwicklung zur Trafficgenerierung von Unternehmen in der Medienbranche zu modifizieren.
Zudem konzentrierten sich bisherige Studien ausschließlich auf die psychologische Wirkung, die semantsiche Struktur von Clickbait (Chen et al., 2015)[7], sowie den Themenkomplex rund um Erkennungstools für Clickbait in den sozialen Medien (z. B. Potthast et al. 2016).
Im Kontrast dazu gibt es kaum Forschungen bezüglich der verschiedenen Zielgruppen, besonders im Hinblick auf die verschiedenen Generationen. Es gibt lediglich Definitionsansätze einzelner Generation, die Aufschluss über das jeweils vorherrschende Paradigma geben. Hier setzt die Erhebung der Studiengruppe an, um die Leerstelle auf diesem Forschungsgebiet zu schließen und den Bogen zu Clickbait zu spannen. Aufgrund mangelnder Repräsentativität war es, wie in der Diskussion erläutert, nicht möglich die Forschungsfrage final zu beantworten. Jedoch gibt die Arbeit einen ersten Impuls für weitere Zielgruppen- und Generationen bezogene Studien. So könnte ermittelt werden, welche Unterschiede konkret beim Wahrnehmen von Clickbait in den jeweiligen Generationen anfallen und wie Medienunternehmen sowie Journalisten diese Erkenntnis für sich nutzen können, um durch Steigerung ihres Traffic-Aufkommens Einnahmen generieren zu können.
Trotz immenser Kritik an der Technik des Clickbaiting, stellt diese eine bewahrte Strategie zur Finanzierung des Online Journalismus dar (Marchmann, 2014).[50] Dennoch loht es sich, vor allem in Bezug zur Klimakrise, das Thema mit mehr Neutralität und weniger Wertigkeit zu betrachten. Fakt ist, wir Leben in einer reizüberfluteten Welt mit 24/7 Dauerbeschallung. In diesem Kontext stellt das Clickbaiting nur eine weitere Methode dar, um die Aufmerksamkeit der Leser auf sich zu ziehen und diese durch Informationen zum aktiven Meinungsbilden anzuregen und zur Handlungsübernahme zu animieren. Im Hinblick auf den Klimawandel kann Clickbaiting sogar eine Chance darstellen, Zielgruppen, die den Klimawandel als weniger bedrohlich ansehen oder einen niedrigen Bildungsabschluss haben, mit übertriebenen und unterhaltenden Überschriften für Artikel, die sonst eher als belanglos oder langweilig angesehen werden, abzuholen und zum Informationsfluss anregen. Die mögliche negative Assoziation des Klimawandels aufgrund des Clickbaitings, welches als unseriös empfunden werden könnte, ist aus dieser Studie nicht zu entnehmen und bietet einen interessanten kognitiven Ansatz, der überprüft werden sollte. Eine Generalisierung dieser Art muss jedoch nicht zwingend einen negativen Effekt auf die Rezipienten haben, denn selbst bei dem Empfinden, alle Schlagzeilen im virtuellen Raum seien im Zusammenhang mit Clickbaiting mehrheitlich negativ und angsteinflößend, steigert sich die Wahrnehmung, dass der Klimawandel weiter voranschreitet und die Situation sich zuspitzt. Folglich könnte ein solches Empfinden und die Realisation der Problematik zu einer, über einen längeren Zeitraum hin, wachsenden Handlungsbereitschaft führen, da sich das Wissen zu dem Klimawandel mit jeder Schlagzeile, die bewusst oder auch unbewusst aufgenommen wird, aufsummiert.
Letztlich sind Information und Bildung die Basis für eine eine funktionierende Demokratie (vgl. Waller, Külling, 2019)[9] und Clickbaiting eine Methode dies an alle Generationen zu vermitteln. Ob die Wahrnehmung dessen nun positiv oder negativ ausfällt, bleibt die subjektive Entscheidung einer jeden Person selbst und bedarf weiterer Forschung. Schlagzeilen sind jedoch ein erfolgreiches Mittel, um die akute Problematik nicht vergessen zu lassen und als ein Thema, welches die Mehrheit der journalistischen Nachrichtenfaktoren erfüllt, wird das Clickbaiting im Zusammenhang mit dem Klimawandel nicht vermieden werden können.
Literatur
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Anhang