Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Dramenanalysen/Woyzeck - ein Dramenfragment/Inhaltsanalysen
Szene 5
Während Woyzeck den Hauptmann rasiert, wird Woyzeck vom Hauptmann ermahnt, ihn langsamer zu rasieren (S.12, Z.2,3: „Langsam, Woyzeck, langsam; eins nach dem andern. Er macht mir ganz schwindlig“). Daran erkennt man die hierarchischen Rollenverteilungen: Durch die Dominanz, die der Hauptmann von Anfang an ausstrahlt, wird deutlich, dass der Hauptmann aus einer höheren Gesellschaftsschicht kommt und Woyzeck aus einer niedrigeren Gesellschaftsschicht. Dies erkennt man daran, dass er mit ihm in seinem Beisein in der dritten Person redet (S.12, Z.20).
Anschließend thematisiert der Hauptmann die Ewigkeit, wobei er sagt, dass er in Angst gerät, wenn er über die Ewigkeit nachdenkt (S.12, Z.10). Hier wird veranschaulicht, dass der Hauptmann dadurch, dass er Hauptmann ist, keine weiteren Tätigkeiten nebenbei ausüben muss und somit nicht viel zu tun hat.
Zunächst sagt der Hauptmann, dass Woyzeck verhetzt aussieht und erklärt dabei, dass ein guter Mensch dies nicht tut ( S.12, Z.20 ff.). Außerdem stellt er Woyzeck die Frage, wie das Wetter heute ist (Z. 22f.). Nachdem Woyzeck antwortet, das Wetter sei „schlimm“ (Z. 24) , stellt der Hauptmann Woyzeck eine „Falle“ bzw. „legt Woyzeck rein“ (Z. 27: „Ich glaub, wir haben sowas aus Süd-Nord“). Dies beschreibt, dass der Hauptmann der Meinung ist, Woyzeck sei dumm, da er aus einer unteren Gesellschaftsschicht kommt und somit auch nicht sonderlich gebildet ist.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs spalten sich die Meinungen des Hauptmanns und Woyzecks aufgrund eines Vorwurf des Hauptmannes. Dieser besteht darin, dass der Hauptmann behauptet, Woyzeck besitze keine Tugend, erkennbar an seinem unehelichen Kind (S.12, Z.33f: „Er hat ein Kind, ohne den Segen der Kirche“).
Die Absichten der beiden Personen unterscheiden sich grundlegend. Die Intention des Hauptmanns liegt darin, sich selbst darzustellen. Dies erkennt man im Verlauf des Gesprächs, wenn er Woyzeck als guten Menschen bezeichnet (vgl. S.13, Z.31), obwohl er ihm am Anfang vorwirft, dies nicht zu sein (S.12, Z.32: „Er hat keine Moral“) und es am Ende genau der gleiche Stand ist wie anfangs, nur dass der Hauptmann sich in Szene setzen konnte.
Während der Hauptmann Woyzeck aufgrund eines Mangels an Moral, wegen des unehelichen Kindes kritisiert, verweist er darauf, dass dies der Garnisonspfarrer gesagt hätte (vgl. S.12, Z.35f). Dies zeigt, dass der Hauptmann nicht charakterstark ist, weil er Kritik nicht direkt äußert.
Woyzeck spricht noch einmal davon, dass es mit dem nötigen Budget leicht sei, tugendhaft zu handeln und er gerne so handeln würde (vgl. S. 13, Z. 27), damit meint Woyzeck, dass er Marie aufgrund seines geringen Einkommens nicht heiraten könne. Nachdem Woyzeck davon spricht, gibt der Hauptmann bei, weil er von Woyzecks Argumentation überfordert wirkt (vgl. S.13, Z. 26).
Anschließend schickt der Hauptmann Woyzeck weg (vgl. S13, Z. 33). Dieser Befehl zeigt, dass der Hauptmann in der Position eines Übergeordneten ist: Er ist als Hauptmann der Vorgesetzte des einfachen Soldaten Woyzeck und präsentiert dadurch ebenso eine Dominanz gegenüber Woyzeck.