Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Lyrik im thematischen Längsschnitt/Gedichtvergleich

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Wie kann ein Gedichtvergleich als Klausurformat der Q1 aussehen? Das folgende Beispiel zeigt es!


Aufgabenstellung:

1)    Interpretiere Joseph von Eichendorffs Gedicht „Die blaue Blume“ inhaltlich, sprachlich und formal unter besonderer Berücksichtigung romantischer Motive und Stimmungen.  (36 Punkte)

2)    Vergleiche Eichendorffs Gedicht mit dem Gedicht „Der junge Schiffer“ von Friedrich Hebbel im Hinblick auf die Gestaltung des Motivs des Unterwegsseins. Prüfe abschließend, inwiefern die Gedichte unterschiedliche oder ähnliche Interpretationen der romantischen Ideale und Sehnsüchte repräsentieren. Berücksichtige dabei auch die jeweiligen Entstehungszeiten.  (36 Punkte)

Materialgrundlage:

Joseph von Eichendorffs. „Die blaue Blume“ / Friedrich Hebbel. „Der junge Schiffer“. Joseph von Eichendorff: Die blaue Blume (1818)




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Ich suche die blaue Blume,

Ich suche und finde sie nie,

Mir träumt, dass in der Blume

Mein gutes Glück mir blüh.


Ich wandre mit meiner Harfe

Durch Länder, Städt und Au'n,

Ob nirgends in der Runde

Die blaue Blume zu schaun.


Ich wandre schon seit lange,

Hab lang gehofft, vertraut,

Doch ach, noch nirgends hab ich

Die blaue Blum geschaut.


Friedrich Hebbel: Der junge Schiffer (1836)



5




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15

Dort bläht ein Schiff die Segel,

frisch saust dahin der Wind!

Der Anker wird gelichtet,

das Steuer flugs gerichtet,

nun fliegt's hinaus geschwind.


Ein kühner Wasservogel

kreist grüßend um den Mast,

die Sonne brennt herunter,

manch Fischlein, blank und munter,

umgaukelt keck den Gast.


Wär' gern hineingesprungen,

da draußen ist mein Reich!

Ich bin ja jung von Jahren,

da ist's mir nur ums Fahren,

wohin? das gilt mir gleich!

Erwartungshorizont:

Der Prüfling ....

  • formuliert eine aufgabenbezogene Einleitung unter Nennung von Autor, Titel, Textsorte, Entstehungszeit.
  • benennt das Thema des Gedichtes, z.B. sehnsüchtige Suche nach unerreichbarem Glück oder Ideal, symbolisiert durch die blaue Blume.
  • gibt den Inhalt des Gedichtes mit eigenen Worten wieder, z.B.:
    • Suche nach der blauen Blume
    • Hoffnung auf Glück durch die Blume
    • Wanderung mit Harfe durch verschiedene Orte (Länder, Städte, Wiesen)
    • Langjährige Suche ohne Erfolg
    • Enttäuschung über das Nichtfinden der blauen Blume
  • Interpretiert inhaltlich: Das Gedicht beschreibt die sehnsüchtige Suche des lyrischen Ichs nach der "blauen Blume," welche ein Symbol für das ersehnte, aber unerreichbare Glück oder Ideal darstellt. Diese Suche ist von einer tiefen inneren Sehnsucht geprägt, die das lyrische Ich durch verschiedene Landschaften und Orte führt.

Erste Strophe:

  • Das lyrische Ich träumt von der blauen Blume, die das Symbol für persönliches Glück ist (V. 3/4).
  • Es drückt die Hoffnung aus, dass in der Blume das ersehnte Glück gefunden werden kann.

Zweite Strophe:

  • Das lyrische Ich wandert mit seiner Harfe durch verschiedene Orte (Länder, Städte, Wiesen) auf der Suche nach der blauen Blume (V.5/6).
  • Diese Reise ist eine Metapher für die Suche nach dem Glück oder dem Ideal.

Dritte Strophe:

  • Das lyrische Ich beschreibt, dass es diese Suche schon lange fortsetzt und dabei stets gehofft und vertraut hat, die blaue Blume zu finden (V.10).
  • Trotz der langen Suche und der Hoffnung bleibt die blaue Blume unauffindbar, was Enttäuschung und Resignation erzeugt (V. 11/12).

Interpretation:

  • Die blaue Blume steht als zentrales Symbol für das unerreichbare Ideal oder das ungreifbare Glück, das das lyrische Ich sich erträumt.
  • Die Wanderung mit der Harfe kann als Symbol für die schöpferische oder künstlerische Reise des Individuums verstanden werden, das versucht, durch seine Kunst oder seine Suche Erfüllung zu finden.
  • Die Enttäuschung am Ende des Gedichts spiegelt die oft unerfüllte Sehnsucht des Menschen wider, der trotz aller Anstrengungen und Hoffnungen nicht immer sein ideales Glück oder Ziel erreicht.
  • Das Gedicht thematisiert somit die menschliche Erfahrung des Strebens und Suchens nach einem höheren Ideal, das letztlich unerreichbar bleibt.