Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Lyrik im thematischen Längsschnitt/Gedichtvergleich: Unterschied zwischen den Versionen

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* ... '''deutet das Gedicht, im Hinblick auf''' romantische Motive und Stimmungen:
* ... '''deutet das Gedicht, im Hinblick auf''' romantische Motive und Stimmungen:
* '''Sehnsucht und Suche:'''
* '''Sehnsucht und Suche:'''
*** Unstillbare Sehnsucht
* Ständige Suche nach demUnerreichbare, z.B.: „Ich suche und finde sie nie.“ (V. 2)
*** Ständige Suche nach dem      Unerreichbaren
* '''Naturverbundenheit:''' Idealisierte Natur, z.B. Erwähnung von Landschaften, Städten und Auen (V. 6),
*** Beispiel: „Ich suche und     finde sie nie.“ ·        '''Naturverbundenheit:'''
* '''Symbolik der blauen Blume als''' Symbol für das Streben nach dem Unendlichen und dem Ideal der Schönheit und Vollkommenheit.
*** Idealisierte Natur
* '''Melancholie und Weltschmerz:''' Ausdruck tiefer Melancholie und dem Gefühl der Unvollständigkeit und Entfremdung, z.B. „Hab lang gehofft, vertraut“ (V.10)
*** Erwähnung von Landschaften, Städten und Auen
* '''Mystik und Transzendenz''' in der Suche nach spiritueller Erleuchtung oder höherem Sinn in der blauen Blume.
*** Beispiel: „Durch Länder, Städt und Au'n.“  ·        '''Symbolik der blauen Blume:'''
* '''Subjektivität und Individualität,''' z.B. in der Betonung der subjektiven Erfahrung durch zahlreiche Anaphern "Ich" (V.1/2, V. 5/9)
*** Symbol für das Streben nach dem Unendlichen
* '''Rückzug in die Innenwelt,''' z. B. im Rückzug in die Träume und die Hoffnungen (V. 4, V. 10) und damit ein Leben in der eigenen Vorstellungswelt.
*** Ideal der Schönheit und Vollkommenheit
Fazit: Das Gedicht erfüllt zahlreiche Merkmale der deutschen Romantik
*** Beispiel: „Die blaue Blume seh ich immer.“  ·        '''Melancholie und Weltschmerz:'''
*** Ausdruck tiefer Melancholie
*** Gefühl der Unvollständigkeit und Entfremdung
*** Beispiel: „Hab lang gehofft, vertraut.“  ·        '''Mystik und Transzendenz:'''
*** Suche nach spiritueller     Erleuchtung oder höherem Sinn
*** Verbindung zum      Transzendenten und Unbekannten
*** Beispiel: „Die blaue Blume      seh ich immer.“  ·        '''Subjektivität und Individualität:'''
*** Betonung der subjektiven     Erfahrung
*** Individuelle Suche nach      Erfüllung
*** Beispiel: „Ich suche und      finde sie nie.“  ·        '''Rückzug in die Innenwelt:'''
*** Rückzug in die Träume und     Hoffnungen des lyrischen Ichs
*** Leben in der eigenen     Vorstellungswelt
*** Beispiel: „Träum ich von ihr      zur Nacht.“  Typische Merkmale der deutschen Romantik

Version vom 20. Juni 2024, 05:55 Uhr

Wie kann ein Gedichtvergleich als Klausurformat der Q1 aussehen? Das folgende Beispiel zeigt es!


Aufgabenstellung:

1)    Interpretiere Joseph von Eichendorffs Gedicht „Die blaue Blume“ inhaltlich, sprachlich und formal unter besonderer Berücksichtigung romantischer Motive und Stimmungen.  (36 Punkte)

2)    Vergleiche Eichendorffs Gedicht mit dem Gedicht „Der junge Schiffer“ von Friedrich Hebbel im Hinblick auf die Gestaltung des Motivs des Unterwegsseins. Prüfe abschließend, inwiefern die Gedichte unterschiedliche oder ähnliche Interpretationen der romantischen Ideale und Sehnsüchte repräsentieren. Berücksichtige dabei auch die jeweiligen Entstehungszeiten.  (36 Punkte)

Materialgrundlage:

Joseph von Eichendorffs. „Die blaue Blume“ / Friedrich Hebbel. „Der junge Schiffer“. Joseph von Eichendorff: Die blaue Blume (1818)




5




10


Ich suche die blaue Blume,

Ich suche und finde sie nie,

Mir träumt, dass in der Blume

Mein gutes Glück mir blüh.


Ich wandre mit meiner Harfe

Durch Länder, Städt und Au'n,

Ob nirgends in der Runde

Die blaue Blume zu schaun.


Ich wandre schon seit lange,

Hab lang gehofft, vertraut,

Doch ach, noch nirgends hab ich

Die blaue Blum geschaut.


Friedrich Hebbel: Der junge Schiffer (1836)



5




10




15

Dort bläht ein Schiff die Segel,

frisch saust dahin der Wind!

Der Anker wird gelichtet,

das Steuer flugs gerichtet,

nun fliegt's hinaus geschwind.


Ein kühner Wasservogel

kreist grüßend um den Mast,

die Sonne brennt herunter,

manch Fischlein, blank und munter,

umgaukelt keck den Gast.


Wär' gern hineingesprungen,

da draußen ist mein Reich!

Ich bin ja jung von Jahren,

da ist's mir nur ums Fahren,

wohin? das gilt mir gleich!

Erwartungshorizont:

Der Prüfling ....

  • formuliert eine aufgabenbezogene Einleitung unter Nennung von Autor, Titel, Textsorte, Entstehungszeit.
  • benennt das Thema des Gedichtes, z.B. sehnsüchtige Suche nach unerreichbarem Glück oder Ideal, symbolisiert durch die blaue Blume.
  • gibt den Inhalt des Gedichtes mit eigenen Worten wieder, z.B.:
    • Suche nach der blauen Blume
    • Hoffnung auf Glück durch die Blume
    • Wanderung mit Harfe durch verschiedene Orte (Länder, Städte, Wiesen)
    • Langjährige Suche ohne Erfolg
    • Enttäuschung über das Nichtfinden der blauen Blume
  • Interpretiert inhaltlich: Das Gedicht beschreibt die sehnsüchtige Suche des lyrischen Ichs nach der "blauen Blume," welche ein Symbol für das ersehnte, aber unerreichbare Glück oder Ideal darstellt. Diese Suche ist von einer tiefen inneren Sehnsucht geprägt, die das lyrische Ich durch verschiedene Landschaften und Orte führt.

Erste Strophe:

  • Das lyrische Ich träumt von der blauen Blume, die das Symbol für persönliches Glück ist (V. 3/4).
  • Es drückt die Hoffnung aus, dass in der Blume das ersehnte Glück gefunden werden kann.

Zweite Strophe:

  • Das lyrische Ich wandert mit seiner Harfe durch verschiedene Orte (Länder, Städte, Wiesen) auf der Suche nach der blauen Blume (V.5/6).
  • Diese Reise ist eine Metapher für die Suche nach dem Glück oder dem Ideal.

Dritte Strophe:

  • Das lyrische Ich beschreibt, dass es diese Suche schon lange fortsetzt und dabei stets gehofft und vertraut hat, die blaue Blume zu finden (V.10).
  • Trotz der langen Suche und der Hoffnung bleibt die blaue Blume unauffindbar, was Enttäuschung und Resignation erzeugt (V. 11/12).

Gesamtinterpretation des Inhalts

Die blaue Blume steht als zentrales Symbol für das unerreichbare Ideal oder das ungreifbare Glück, das das lyrische Ich sich erträumt.Die Wanderung mit der Harfe kann als Symbol für die schöpferische oder künstlerische Reise des Individuums verstanden werden, das versucht, durch seine Kunst oder seine Suche Erfüllung zu finden. Die Enttäuschung am Ende des Gedichts spiegelt die oft unerfüllte Sehnsucht des Menschen wider, der trotz aller Anstrengungen und Hoffnungen nicht immer sein ideales Glück oder Ziel erreicht. Das Gedicht thematisiert somit die menschliche Erfahrung des Strebens und Suchens nach einem höheren Ideal, das letztlich unerreichbar bleibt.

  • ... interpretiert sprachlich, z.B.:
  • Symbolik:
    • Blaue Blume: Symbol für Glück (V. 4), darüber hinaus auch möglich: Sehnsucht, unerreichbares Ideal.
    • Harfe (V.5): Symbol für Kunst, Kreativität, Begleitung auf der Suche.
  • Wortwahl:
    • "Suche" und "finde sie nie" (V.2): Betonung der Unmöglichkeit, das Ideal zu erreichen.
    • "träumt" (V.4): Ausdruck von Hoffnung und Wunschdenken.
    • "wandre" (V.5): Bewegung und ständige Suche, Rastlosigkeit.
  • Wiederholung:
    • "Ich suche", "Ich wandre": Verstärkung der fortwährenden Suche und Anstrengung.
    • "Die blaue Blume": Wiederkehrendes Symbol, das die zentrale Bedeutung unterstreicht.
  • Metaphern:
    • "Durch Länder, Städt und Au'n" (V. 6): Metapher für das umfassende, allumfassende Suchen in allen Lebensbereichen.
    • "Hab lang gehofft, vertraut" (V. 10): Metapher für die anhaltende Hoffnung und den Glauben an das Erreichen des Ziels.
  • ... interpretiert formal, z.B.:
    • Struktur:
      • Drei Strophen: Jede Strophe vertieft die Suche und die damit verbundenen Gefühle.
      • Steigerung: Zunehmende Intensität der Suche und der Enttäuschung.
    • Metrum: vierhebiger Jambus mit  Zäsuren in den Versen 1, 2 und 5.
      • - einigermaßen gleichmäßige Suche (mit Hindernissen).
      • Reim: (unreine) Kreuzreime mit alternierenden Kadenzen unterstützen die Gleichmäßigkeit.
    • Klang:
      • Rhythmus und Reim: Verstärken die melancholische und sehnsüchtige Stimmung des Gedichts.
  • ... deutet das Gedicht, im Hinblick auf romantische Motive und Stimmungen:
  • Sehnsucht und Suche:
  • Ständige Suche nach demUnerreichbare, z.B.: „Ich suche und finde sie nie.“ (V. 2)
  • Naturverbundenheit: Idealisierte Natur, z.B. Erwähnung von Landschaften, Städten und Auen (V. 6),
  • Symbolik der blauen Blume als Symbol für das Streben nach dem Unendlichen und dem Ideal der Schönheit und Vollkommenheit.
  • Melancholie und Weltschmerz: Ausdruck tiefer Melancholie und dem Gefühl der Unvollständigkeit und Entfremdung, z.B. „Hab lang gehofft, vertraut“ (V.10)
  • Mystik und Transzendenz in der Suche nach spiritueller Erleuchtung oder höherem Sinn in der blauen Blume.
  • Subjektivität und Individualität, z.B. in der Betonung der subjektiven Erfahrung durch zahlreiche Anaphern "Ich" (V.1/2, V. 5/9)
  • Rückzug in die Innenwelt, z. B. im Rückzug in die Träume und die Hoffnungen (V. 4, V. 10) und damit ein Leben in der eigenen Vorstellungswelt.

Fazit: Das Gedicht erfüllt zahlreiche Merkmale der deutschen Romantik