Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Lyrik im thematischen Längsschnitt/Georg Heym: Gott der Stadt
GEORG HEYM
Der Gott der Stadt
Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
Die letzten Häuser in das Land verirrn.
Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
die großen Städte knieen um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.
Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.
Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.
Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.
aus: Georg Heym: Werke. Mit einer Auswahl von Entwürfen aus dem Nachlaß von Tagebuchaufzeichnungen.
Der erste Eindruck
Inhalt
Sprache
Form
Bei dem Metrum des Gedichts handelt es sich um einen reinen, durchgängigen Jambus, wärend das Reimschema aus ebenfalls reinen Kreuzreimen besteht. Diese durchgängigkeit unterstützt die Aussagekraft des Gedichts. Wie auch die Wut des lyrischen ichs ist die Form dieses undurchbrechbar, sie wird einfach weiter geführt, egal was kommt. Auch die Kadenzen weisen auf diese Ausdruckskraft hin. So handelt es sich in Strophe eins, zwei, drei und fünf durchgängig um betonte, also weibliche Kadenzen. In Strophe vier jedoch wird dieses Schema von zwei unbetonten Kadenzen unterbrochen, welche sich in Vers 13 und 15 befinden.
Entstehungshintergrund
[1]http://www.planetlyrik.de/lyrikkalender/gottfried-benns-gedicht-schoene-jugend/