Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Erzählungen: Lebensentwürfe in der Literatur aus unterschiedlichen historischen Kontexten/Sommerhaus später/Sommerhaus später - Inhalt: Unterschied zwischen den Versionen

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===2.1 Figurenanalyse der Protagonisten===
===2.1 Figurenanalyse der Protagonisten===


===2.1.1. Charakterisierung Ich-Erzählerin===
===2.1.1 Charakterisierung Ich-Erzählerin===
Von der Ich-Erzählerin der Erzählung „Sommerhaus, später“ wird weder ihr Aussehen beschrieben, noch erfährt man ihren Namen. Auch erfährt man nicht ihr Geschlecht. Ich habe sie allerdings als eine weibliche Figur gelesen und beschreibe die deswegen als Ich-Erzählerin. In dem gewählten Auszug (S.144 - 153) werden einzig ihre Handlungen und Gedankengänge beschrieben, während einer gemeinsamen Taxifahrt und einer Hausbesichtigung mit dem Charakter Stein.
Von der Ich-Erzählerin der Erzählung „Sommerhaus, später“ wird weder ihr Aussehen beschrieben, noch erfährt man ihren Namen. Auch erfährt man nicht ihr Geschlecht. Ich habe sie allerdings als eine weibliche Figur gelesen und beschreibe die deswegen als Ich-Erzählerin. In dem gewählten Auszug (S.144 - 153) werden einzig ihre Handlungen und Gedankengänge beschrieben, während einer gemeinsamen Taxifahrt und einer Hausbesichtigung mit dem Charakter Stein.


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Somit ist die Ich-Erzählerin eher eine ruhige, in sich gekehrte Person. Sie ist nicht impulsiv, sondern denkt nach über das, was sie tut. Dennoch ist sie sich ihrer eigenen Gefühle gegenüber Stein nicht sicher.  [<nowiki/>[[Benutzer:LiENSG|LiENSG]]]
Somit ist die Ich-Erzählerin eher eine ruhige, in sich gekehrte Person. Sie ist nicht impulsiv, sondern denkt nach über das, was sie tut. Dennoch ist sie sich ihrer eigenen Gefühle gegenüber Stein nicht sicher.  [<nowiki/>[[Benutzer:LiENSG|LiENSG]]]


===2.1.3. Figurenkonstellation===
===2.1.3 Figurenkonstellation===
Die Ich-Erzählerin ist ein Teil der Clique und verhält sich dieser gegenüber auch cliquenkonform. So ist sie bei den rebellierenden Handlungen aktiv mit dabei und nimmt auch verschiedene Drogen. Dennoch scheint sie noch eine stärkere Ich-Bezogenheit zu haben als die anderen Menschen in dieser Clique, z.B. in Form einer noch stärkeren Abgrenzung nach innen. Diese zeigt sich vor allem durch ihre Gleichgültigkeit, zum Beispiel als Toddi ins Eis einbricht und sie, statt zu helfen, mit Stein Witze reißt und lacht. Auch ist sie stark abwertend gegenüber der Landbevölkerung, wie Frau Andersson. Dies lässt darauf schließen, dass sie sich selbst sieht, als wäre sie mehr wert oder besser als die Landbevölkerung. Ein weiteres Indiz für ihre starke Ich-Bezogenheit wäre ihr Umgang mit Stein. So schiebt sie Treffen mit ihm immer weiter auf und wartet einfach ab, was so passiert. Auch wenn sie der Beziehung nicht abgeneigt scheint, lässt sie Stein auf sich zukommen und macht es sich bequem, ohne auch einen Schritt auf Stein zuzumachen. Somit ist die Ich-Erzählerin schon eine sehr Ich-bezogene Person und könnte in der Erzählung als „personifiziertes Ich“ gesehen werden.
Die Ich-Erzählerin ist ein Teil der Clique und verhält sich dieser gegenüber auch cliquenkonform. So ist sie bei den rebellierenden Handlungen aktiv mit dabei und nimmt auch verschiedene Drogen. Dennoch scheint sie noch eine stärkere Ich-Bezogenheit zu haben als die anderen Menschen in dieser Clique, z.B. in Form einer noch stärkeren Abgrenzung nach innen. Diese zeigt sich vor allem durch ihre Gleichgültigkeit, zum Beispiel als Toddi ins Eis einbricht und sie, statt zu helfen, mit Stein Witze reißt und lacht. Auch ist sie stark abwertend gegenüber der Landbevölkerung, wie Frau Andersson. Dies lässt darauf schließen, dass sie sich selbst sieht, als wäre sie mehr wert oder besser als die Landbevölkerung. Ein weiteres Indiz für ihre starke Ich-Bezogenheit wäre ihr Umgang mit Stein. So schiebt sie Treffen mit ihm immer weiter auf und wartet einfach ab, was so passiert. Auch wenn sie der Beziehung nicht abgeneigt scheint, lässt sie Stein auf sich zukommen und macht es sich bequem, ohne auch einen Schritt auf Stein zuzumachen. Somit ist die Ich-Erzählerin schon eine sehr Ich-bezogene Person und könnte in der Erzählung als „personifiziertes Ich“ gesehen werden.



Version vom 30. November 2020, 05:48 Uhr


Zeitstrahl zu Sommerhaus später. (c): MaFlo

1.1 Inhaltsangabe

Die Erzählung "Sommerhaus, später" von Judith Hermann, erschienen im Jahr 1998, handelt von einer gescheiterten Beziehung zwischen einem Taxifahrer namens Stein und der Ich-Erzählerin. Orte des Geschehens sind Berlin und Canitz, ein fiktives Dorf im brandenburgischen Umland. Die Erzählung setzt abrupt mit einem Anruf von Stein ein, indem er der Ich-Erzählerin von seinem soeben gekauften Haus erzählt und sie begeistert zu einer Besichtigung abholen will. Stein ist Taxifahrer und führte in der Vergangenheit eine dreiwöchige Beziehung mit der Ich-Erzählerin. Nach dem Telefonat holt Stein die Ich-Erzählerin ab und sie fahren gemeinsam zu dem Haus. Er hat dieses große, verfallene Gebäude in Canitz gekauft in der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr. Die Ich-Erzählerin bleibt jedoch distanziert. In der Folgezeit renoviert Stein das Haus trotzdem weiter. Nach einem Unglück in der gemeinsamen Clique verschwindet Stein und berichtet der Ich-Erzählerin mit Briefen über das Voranschreiten der Hausrenovierung. Wenn kein Brief für die Ich-Erzählerin ankommt, ist sie enttäuscht, macht aber keine Anstalten, ihn zu besuchen. Eines Tages kommt ein Brief für sie mit einem Zeitungsartikel darüber, dass ein frisch renoviertes Gutshaus in Canitz abgebrannt sei. Auf diese Nachricht reagiert die Ich-Erzählerin nur mit dem Wort: "Später".

1.2 Analyse der Gesamtaussage/Intention

2.1 Figurenanalyse der Protagonisten

2.1.1 Charakterisierung Ich-Erzählerin

Von der Ich-Erzählerin der Erzählung „Sommerhaus, später“ wird weder ihr Aussehen beschrieben, noch erfährt man ihren Namen. Auch erfährt man nicht ihr Geschlecht. Ich habe sie allerdings als eine weibliche Figur gelesen und beschreibe die deswegen als Ich-Erzählerin. In dem gewählten Auszug (S.144 - 153) werden einzig ihre Handlungen und Gedankengänge beschrieben, während einer gemeinsamen Taxifahrt und einer Hausbesichtigung mit dem Charakter Stein.

So denkt sie häufig an alte Zeiten zurück (S.145) und denkt auch über ihre momentane Situation mit Stein nach und warum sie sich in dieser befindet (S.144). Somit ist sie anscheinend eine sehr nachdenkliche und nostalgische Person.

Dem Charakter Stein gegenüber, mit welchem sie befreundet ist und auch für drei Wochen eine Beziehung hatte, sind ihre Gefühle eher ambivalent. Einerseits sehnt sie sich nach seiner Nähe, berührt ihn häufiger (S.145ff) und will „seine Berührung nicht wieder verlieren“ (S.149), was drauf schließen lässt, dass sie noch etwas für ihn empfinden könnte. Andererseits fühlt sie sich manchmal von ihm bedrängt, schreckt vor ihm zurück und zittert (S.150), was zeigt, dass sie seine Nähe wohl doch nicht immer als sehr angenehm empfindet und anscheinend sogar Angst vor ihm hat.

Somit ist die Ich-Erzählerin eher eine ruhige, in sich gekehrte Person. Sie ist nicht impulsiv, sondern denkt nach über das, was sie tut. Dennoch ist sie sich ihrer eigenen Gefühle gegenüber Stein nicht sicher. [LiENSG]

2.1.3 Figurenkonstellation

Die Ich-Erzählerin ist ein Teil der Clique und verhält sich dieser gegenüber auch cliquenkonform. So ist sie bei den rebellierenden Handlungen aktiv mit dabei und nimmt auch verschiedene Drogen. Dennoch scheint sie noch eine stärkere Ich-Bezogenheit zu haben als die anderen Menschen in dieser Clique, z.B. in Form einer noch stärkeren Abgrenzung nach innen. Diese zeigt sich vor allem durch ihre Gleichgültigkeit, zum Beispiel als Toddi ins Eis einbricht und sie, statt zu helfen, mit Stein Witze reißt und lacht. Auch ist sie stark abwertend gegenüber der Landbevölkerung, wie Frau Andersson. Dies lässt darauf schließen, dass sie sich selbst sieht, als wäre sie mehr wert oder besser als die Landbevölkerung. Ein weiteres Indiz für ihre starke Ich-Bezogenheit wäre ihr Umgang mit Stein. So schiebt sie Treffen mit ihm immer weiter auf und wartet einfach ab, was so passiert. Auch wenn sie der Beziehung nicht abgeneigt scheint, lässt sie Stein auf sich zukommen und macht es sich bequem, ohne auch einen Schritt auf Stein zuzumachen. Somit ist die Ich-Erzählerin schon eine sehr Ich-bezogene Person und könnte in der Erzählung als „personifiziertes Ich“ gesehen werden.

Stein kommt in der Erzählung neu zu der Clique dazu, passt jedoch von seiner Art nicht unbedingt zu dem, was cliquenkonform wäre. Zwar ist er bei allen ihren Handlungen immer mit dabei und fängt auch an, Drogen zu nehmen, da die Clique dies tut, jedoch wird auch von der Ich-Erzählerin beschrieben, dass er zwar immer mit dabei war, jedoch nicht wirklich dazu gehörte, da sein Charakter sich doch noch von denen der anderen abgrenzt. Er scheint mehr ein Mitläufer zu sein, der nicht mitmacht, weil er von den Handlungen überzeugt ist und auch alleine nicht so handeln würde, sondern mehr wegen der Gruppenzugehörigkeit. Dennoch erscheint er nicht wirklich wie ein Anhängsel oder ein Stein, der bei der Clique wie ein Klotz am Bein hängt. So ergreift er auch Eigeninitiative und sucht ein Haus. Dies tut er nicht, weil die Clique das wollte oder dasselbe tun würde. Somit könnte man ihn damit sogar als Bereicherung für die Gruppe ansehen. Dies zeigt sich auch darin, dass er immer denen hilft, bei denen er gerade wohnt. So ist er eben kein „Stein“, sondern gibt den anderen auch immer etwas zurück und gleicht so aus, dass er auf ihre Kosten lebt. Zwischen Stein und der Clique herrscht also ein recht ausgeglichenes Geben und Nehmen. [LiENSG]

  1. Handlungsverlauf "Dramaturgie"