Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Dramenanalysen/G.E.Lessing: Nathan der Weise

Aus ZUM Projektwiki

Das Spannungsfeld zwischen Individuum um Gesellschaft im Spiegel des Theaters

Was bedeutet das Thema für uns? Welche Schwerpunkte wollen wir setzen

Denkmal "Nathan der Weise" in Wolfenbüttel, zum Gedenken an Gotthold Ephraim Lessing, ein Werk von Erich Schmidtbochum. (c) Holbein66 (2012)

Diese Projektseiten werden gestaltet vom Leistungskurs und Grundkurs Deutsch 21/22

Wer war Gotthold Ephraim Lessing? Annäherung an den Autor

Eine erste Sammlung zu seiner Vita:

Mein lieber Eschenburg,

Meine Freude war nur kurz. Und ich verlor ihn so ungern, diesen Sohn! denn er hatte so viel Verstand! so viel Verstand! – Glauben Sie nicht, daß die wenigen Stunden meiner Vaterschaft, mich schon zu so einem Affen von Vater gemacht haben! Ich weiss, was ich sage! – War es nicht Verstand, daß man ihn mit eisern Zangen auf die Welt ziehen musste? daß er so bald Unrat merkte? – War es nicht Verstand, daß er die erste Gelegenheit ergriff, sich wieder davon zu machen? – Freilich zerrt mir der kleine Ruschelkopf auch die Mutter mit fort! – Denn noch ist wenig Hoffnung, daß ich sie behalten werde. – Ich wollte es auch einmal so gut haben, wie andere Menschen. Aber es ist mir schlecht bekommen. (Lessing an Eschenburg, 31. Dezember 1777)[1]


Lebensdaten

Geboren: 22. Januar 1729, Kamenz in der Oberlausitz

Gestorben: 15. Februar 1781, Braunschweig

Ehefrau: Eva König (1776-1778), starb kurz nach der Geburt des Sohnes an Kindbettfieber

Kinder: Traugott *24.12.1777, +25.12.1777

Eltern: Johann Gottfried Lessing (Pastor), Justina Salome Lessing

Geschwister: Erdmann Salomo Lessing, Karl Gotthelf Lessing

Lebenslauf

1748-1752 Medizin-Studium in Wittenberg

1749-1751 „freier Schriftsteller“ in Berlin, Kennenlernen der Freunde Moses Mendelssohn (Philosoph), Friedrich Nicolai (Verleger), Ewald Christian von Kleist (Offizier)

1770-1781 in Wolfenbüttel als Hofbibliothekar, viele Reisen um Einsamkeit zu entfliehen, Unzufriedenheit

Nach Tod des Sohnes und der Ehefrau:  produktivste Zeit

1779: „Nathan der Weise“

Ab 1780: Verschlechterung des Gesundheitszustandes

1781: Tod aufgrund von Brustwassersucht[Quelle: Diekhans, Johannes, Schünemann, Luzia: EinFach Deutsch Unterrichtsmodell Nathan der Weise. Textausgabe. Westermann 2019, S. 166-170, Zusatzmaterial: S. 176-178 1] [JaHNSG, AniBNSG, LiSNSG, AkDiNSG, DaHNSG]


Intention

Der Nathan als typisches Werk der Aufklärung markiert Lessing Wunschvorstellung eines friedlichen Miteinanders von vernunftgeleiteten Menschen:

Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein Mensch ist, oder zu sein vermeynet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen. Denn nicht durch den Besitz, sondern durch die Nachforschung der Wahrheit erweitern sich seine Kräfte, worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit besteht. Der Besitz macht ruhig, träge, stolz - Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit, und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit , obschon mit dem Zusatz, mich immer uns ewig zu irren, verschlossen hielten und spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihm mit Demuth in seine Linke, und sagte: Vater gieb! die reine Wahrheit ist ja doch nicht für dich allein!

Lessing, eine Duplik, 1778

Werk

Dramen:

-Damon, oder die wahre Freundschaft (Lustspiel 1747)

-Der junge Gelehrte (Lustspiel 1747)

-Die alte Jungfer (Lustspiel 1748)

-Der Misogyn (Lustspiel 1748)

-Der Freigeist (Lustspiel 1749)

-Die Juden (Lustspiel 1749)

-Der Schatz (Lustspiel 1750)

-Miß Sara Sampson (Trauerspiel 1755)

-Philotas (Trauerspiel 1759)

-Minna von Barnhelm (Lustspiel 1767)

-Emilia Galotti (Trauerspiel 1772)

-Nathan der Weise (Dramatisches Gedicht 1779)

Gedichte:

-Die drey Reiche der Natur (1747)

-Kleinigkeiten (1751)

-Lieder (1771)

-Oden (1771)

-Sinngedichte (1771)

Fabeln:-Fabeln und Erzählungen (1772)

-Fabeln. Drey Bücher: (1759)

Ästhetische Schriften:-Rezensionen

-Briefe

-Vorreden

Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthold_Ephraim_Lessing

Wie lebte und arbeitete der Schriftsteller im 18. Jahrhundert? Hintergründe zum Nathan

- Das deutsche Bürgertum im 18. Jahrhundert

  • 18. Jahrhundert: Epochenwende und Beginn der modernen Zeit[2]
Politische Situation
  • Seit dem 30-jährigen Krieg: Deutsche Reich in viele kleine Territorien zersplittert (300 souveräne Territorien)
  • Reichsgewalt lag bis 1806 beim Deutschen Kaiser (nur auf wenige Rechte beschränkt, hat eine symbolische Bedeutung)
  • politische Entscheidungen lagen bei Territiorialstaaten
  • offizieller Titel: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
Bevölkerung
  • Herrscher bekommen ihr Geld durch Auspressung ihrer Untertanen
  • Lebensbedingung der Bevölkerung dürftig (feudale Lasten, fürstliche Willkür)
  • Leibeigenen Bauern ihres Herrn hatten nur lebensnotwendige Dinge (manchmal noch weniger)
  • Unterschicht sind mehr als zwei Drittel der Bevölkerung
  • Bildung von neuen ökonomischen Kräften und einer neuen sozialen Schicht
    • Handel, Bankgewerbe, Manufakturwesen
    • Geld und soziales Prestige
    • war noch schwach und zahlenmäßig klein
  • Kräfteverschiebung —>Spannung in der Ständepyramide—> Konfrontation zwischen Adel und Bürgertum
  • Bürger akzeptieren die Vorherrschaft des Adels nicht
    • meldeten ihren Souveränitätsanspruch an
Fragen
  • Welche geographischen Besonderheiten zeichneten das Deutsche Reich nach dem 30-jährigen Krieg aus?
  • Bei wem lag die Reichsgewalt bis 1806 und was war das besondere daran?
  • Welchen offiziellen Titel trug das Deutsche Reich?
  • Wer übte die wichtigsten politischen Entscheidungen aus?
  • Wie groß war der Anteil der Unterschicht in der Bevölkerung?
  • Was ist geschehen, dass Historiker das 18. Jh. als Beginn der modernen Zeit bezeichnen?
  • Welche Gründe veranlassten Spannung in der alten hierarchischen Ständepyramide?
  • Welche Konsequenzen resultierten aus diesen Spannungen?

- Lessing und Gottsched

Nathan der Weise - Entstehungshintergründe : Nicole, Leonie, Amelie 

- Gottscheds Bemühungen konzentrierten sich auf den Spielplan des Theaters (S.153,Z.34ff.) 

- viele Enttäuschungen ertragen, weil er keine Organisationsform hatte (S.154,Z.2) 

-> Ziel: Schaffung einer Alternative, Aufhebung der sozialen Aufspaltung(S.154,Z.4ff) 

- Aufklärungsphilosophie ( „critischen Dichtkunst vor die Deutschen“) (S.157,Z.2f) 

-Regeln für die klare deutsche Schriftsprache aufgestellt und für das Theater von Hanswurstiaden, Säuberung blutrünstiger Schauerlichkeiten -> Schauspielerstand gehoben (S.157,Z.17ff) 

-Beruf Schauspielers nicht ehrbar (S.157,Z.31f) 

-Beseitigung des rohen Tons auf der Bühne und Vorurteil der Gebildeten gegen das Theater (S.157,Z.32ff) 

-literarisch gehobenes Programm->Drama und Theater Achtung und Anerkennung beim bildungsreifen Bürgertum (S.157,Z.35ff) 

- zu wünschen, Gottsched habe niemals mit dem Theater vermengt -> entbehrliche Kleinigkeiten oder wahre Verschlimmerungen (S.158,Z.20ff) 

-keine Regeln und keine Muster (S.159,Z.2f) 

- Lessing kritisiert: „Eines französierenden, ohne zu untersuchen, ob dieses französierende Theater der deutschen Denkungsart angemessen sei oder nicht.“ (S.159,Z.24ff) 

-kritisiert wie Shakespeare bekannt gemacht wurde (S.160,Z.14ff) 

Streitgespräch - Lessing und Gottsched: 

Lessing: Das Theater richtet sich nicht nach Regeln oder Mustern, der Spielplan sollte kreativ gestaltet sein. 

Gottsched: Für mich gibt es klare Regeln der deutschen Schriftsprache in einem Spielplan, weil damit der Schauspielerstand gehoben wird. 

Lessing: Wenn du Gottsched, dich doch so für die klaren Regeln der deutschen Schriftsprache interessierst, warum untersuchst du denn nichtmal ob das französierende Theater der deutschen Denkungsart überhaupt angemessen ist? 

Gottsched: Weil das Theater nichts mit denken zu tun hat, die Leute glauben was sie hören und hören wollen. 

Lessing: Und wenn die ganze Menschheit die selbe Meinung wie du vertreten würde, würden sie alle vor Dummheit sterben. Der Mensch denkt immer, es geht gar nicht anders. Theaterstücke sollten den Menschen von nutzen sein, sie aufklären und weiterbilden. Sie sollten die Szenen hinterfragen und ihrem Wissen versuchen einzuordnen, denn nur so erfüllt das Theater seinen Sinn und Zweck. 

Gottsched: Und wo bleibt die Kreativität? Das Theater dient zur Unterhaltung und nicht zur Weiterbildung. 

Lessing: Und wenn man so dumm ist wie du, hält man sich wirklich nur daran. Schonmal darüber nachgedacht dass man sowohl als Unterhaltung, als auch Weiterbildung in einen Spielplan reinbringen kann. Man kann seinen Spielplan humorvoll aufbauen und trotzdem den Zuschauern etwas mitgeben. Aber du Narr wärst da lange nicht darauf gekommen, weil du gar keine Ahnung vom Theater hast. Was hat dir deine Organisationsform von Regeln und Mustern eines Spielplans gebracht? Nichts außer Enttäuschungen. Vielleicht solltest du dir deine Berufsauswahl nochmal überdenken ;) 


Vorschlag 2:

Gottsched und Lessing- zum Theaterbetrieb im 18. Jh.

Theaterkonzepte Johann Christoph Gottscheds

•     möchte chaotisches Theater abschaffen

•     Ziel: moralische Belehrung des Publikums - Theater vermittelt moralische Botschaften, die Publikum "erziehen"

•     nimmt sich französische Klassik zum Vorbild

•     stellt Regeln für die Pflege einer klaren deutschen Schriftsprache

•     durch literarisch gehobenes Programm bringt er Drama und Theater wieder zur Anerkennung beimbildungseifrigen Bürgertum

•     fordert Einhaltung von Regeln (Einheit von Ort, Zeit und Handlung im Drama)

•     vernunftgeleitete Darstellung (der Natur)

Theaterkonzepte Gotthold Ephraim Lessing

•     Stücke sollen dramatisch sein und das Publikum emotional fesseln

•     Publikum soll sich emotional identifizieren können- sittliche Verbesserung des Menschen

•     möchte nationales Theater, das viele Freiheiten hat

•     Drama soll zum Nachdenken anregen

•     geprägt von Shakespeare

•     Regeln müssen nicht eingehalten werden

Streitgespräch zwischen Gottsched und Lessing

Lessing: Herr Gottsched, ich bin sehr enttäuscht von Ihnen. Sie versuchen doch nur Ihre französischen Vorbildernachzuahmen und bestehen dann auch noch auf die Einhaltung dieser nutzlosen Regeln. Nichts weiter! Wo bleibt da die Kreativität?

Gottsched: Sie haben doch keine Ahnung. Das Theater dient schließlich nicht zur Belustigung des Publikums, sondernzur Vermittlung moralischer Botschaften. Der hohe Sprachstil ist übrigens auch sehr wichtig, um das höhere Bürgertumanzusprechen.

Lessing: Das ist doch Unsinn. Von Ihnen lasse ich mir nichts sagen. Das Theater sollte für alle da sein, nicht nur für die Adeligen. Die Zuschauer müssen von den Aufführungen mitgerissen werden. Das geht nur, wenn sie sich mit denRollen identifizieren können und wenn das Stück lebendig und emotional vorgetragen wird. Genau das führt zu der sittlichen Besserung des Publikums. Statt dem französischen sollten Sie sich lieber das englische Theater von Shakespeare zum Vorbild nehmen. Dann kommen Sie hoffentlich auf einen besseren Geschmack.

Gottsched: Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein oder? In so einem Ton lasse ich nicht mit mir reden. Unsere Meinungen sind anscheinend zu unterschiedlich, als das eine normale Unterhaltung über das Theater möglich ist. JaHNSG

- Lessing und Melchior Goeze

Zusammenfassung der zentralen Aussagen zwischen Pastor Goeze und Lessing

-Kritik am traditionellen biblischen Glauben und des protestantischen Lehrbegriffs (Erbsünde, Erlösung durch den Tod Christi)

-Folge davon ist, dass ihm die Zensurfreiheit entzogen wurde

-Goeze antwortet auf diese Beleidigung mit einem Bekenntnis „Ungenannten“, die Wiedersprüche des biblischen Offenbarungsberichts und enthüllt sein viel geschmähtes und viel zitiertes Wahrheitsbekenntnis

-Goeze führte im Januar 1778 einen Angriff auf Lessing durch auf dem Lessing mit „Anti-Goeze“ Briefen antwortet

-Streit wird 1778 gewaltsam gelöst, indem am 6. Juli Lessing der weitere Druck und Vertrieb der „Beiträge“, in denen die Fragmente erschienen waren verboten wurden und am 13. Juli folgt das Verbot der Fortsetzung der Anti-Goeze Briefe

-Lessing antwortete darauf noch mit einigen Briefen, auf ein paar unnötige Frage Goezes, worauf er auch nicht mehr aus anderen Orten mit Streitbriefen schreiben durfte

-Lessing schrieb zum letzten Mal im Oktober 1778 auf einen Angriff Goezes mit dem Versuch einer Reihe: Der nötigen Antwort auf eine sehr unnötige Frage, worauf der Streit mit diesem Artikel endet

Dialog zwischen Lessing und Goeze

Goeze: Wie können Sie es wagen, sie Gotteslästerer, den Glauben, die Bedeutung von historischen Ereignissen in Frage zu stellen und die Wahrheit zu definieren.

Lessing: Ich bin kein Gotteslästerer, sondern jemand der nur die Wahrheit ergründen will.

Goeze: Die Wahrheit muss nicht ergründet werden, sondern wird von Gott vorgegeben, anhand der Bibel und den Geboten.

Lessing: Die Vernunft vor Gott, soll die patriarchalische Selbstermächtigung ersetzten.

Goeze: Ist das ein Ansatz der Rebellion? Sie wissen schon, dass Gott sowas nicht unterstützt und dies in der Geschichte schon oft bewiesen wurde!

Lessing: Du Hirnverbrannter Idiot, lesen Sie ihr Malbuch zu Ende und reden, dann wieder mit mir, ich habe nie von einer Rebellion gesprochen, sondern nur Menschen aufgefordert, nachzudenken und nicht einfach nach der Kirches Pfeife zu tanzen!

Goeze: Das ist mir hier zu blöd! Ich gehe jetzt! {MaBNSG}

Quelle: Diekhans, Johannes, Schünemann, Luzia: EinFach Deutsch Unterrichtsmodell Nathan der Weise. Textausgabe. Westermann 2019, S. 166-170, Zusatzmaterial: S.176-178.[Quelle: Diekhans, Johannes, Schünemann, Luzia: EinFach Deutsch Unterrichtsmodell Nathan der Weise. Textausgabe. Westermann 2019, S. 166-170, Zusatzmaterial: S. 176-178 1]

Benutzer:LuJNSG

Johannes, Lisa und Luisa Zusammenfassung der zentralen Aussagen zwischen Pastor Goeze und Lessing

Vor der Auseinandersetzung Lessings und Goeze traf Lessing sein Schicksal. Durch den plötzlichen Tod seines Kindes und dem darauffolgenden seiner Frau, suchte er auf rationaler Ebene nach Gründen und Sinnhaftigkeit für sein persönliches Schicksal. Seiner Trauer widmete er sich mit Hilfe seines Verstandes und der Schaffung rational ausgerichteter Werke. Nach zwei Jahrzehnten des Versuches, ein unabhängiger Schriftsteller zu werden, trat Lessing das Amt des Bibliothekvorstehers an und sicherte sich sein Zensurrecht (1770). (vgl. Nathan der Weise Anhang S.166 Z1)

- Lessing erhielt Schriften des Freundes und Professors Samuel Reinhards, welche Kritik an dem Alten und Neuen Testament sowie des protestantischen Lehrbegriffs darstellen und sich zugleich mit diesem beschäftigen. ( Erbsünde, Erlösuung durch den Tod Christi). Diese veröffentlichte Lessing.

- Lessing steht für den Vernunft-Glauben (vgl. Zusatzmaterial Z 19) und möchte die Leichtgläubigkeit durch denkenden Glauben ersetzen (vgl. Zusatzmaterial Z 20).

- Die Mühe, hinter die Wahrheit zu kommen, macht für ihn den Wert des Menschen aus und nicht der Besitz der Wahrheit allein (vgl. Zusatzmaterial Z 59-62). 

- Lessing sieht die Leichtgläubigkeit als Missbrauch der Autorität an. 

- Ein Pastor namens Goeze reagiert auf Lessings Kritik (Wahrheitsbekenntnis) welche Goezes Replik und Widersprüche des biblischen Offenbarungsberichts darstellte. Zudem enthüllt er Lessings herabwürdigendes und viel zitierendes Wahrheitsbekenntnis.

- Im Januar 1778 greift Goeze Lessing erneut an. Dieser antwortet darauf in Form von theologischen „Anti Goetze Briefen“, von denen er insgesamt elf schrieb.

- Der Lessing-Goeze-Streit wird letztendlich gewaltsam beendet.

- Am 6. Juli wird Lessing der weitere Druck und Vertrieb der „Beiträge“ verboten. 

- Am 13. Juli folgt das Verbot der Fortsetzung der Anti-Goeze Briefe. Seine Antworten auf Goezes Fragen veröffentlicht er im Anschluss dennoch. 

- Als Konsequenz wird Lessing die Zensurfreiheit entzogen und er konzentriert sich wieder auf das Theater. Nathan der Weise entsteht.


Streitgespräch Lessing und Goeze


Goeze: Was fällt dir ein die Bibel in Frage zu stellen und die Autorität der Kirche mit deiner erbärmlichen Duplik zu verleugnen, du Gotteslästerer. 

Lessing: Du, du Kirchenfanatiker, hältst dich und deine biblischen Offenbarungsberichte für etwas besseres. Dabei untermauerst du nur deine Einfältigkeit, ohne jeglichen Versuch selbst an die Wahrheit zu gelangen. Ich, als von Vernunft geleiteter Mensch, strebe durch Nachforschung und aufrichtige Mühe die Wahrheit an. Dir, dir liegt sie bloß zu Füßen. 

Goeze: Wer bist du, dass du, die der Geboten und Verheißung folgende Wahrheit demütigst und es wagst, Gott und seine Vertreter auf der Erde in den Dreck zu ziehen? Wenn du so weiter hantierst, drohst du ins offene Feuer zu laufen. 

Lessing: Wer ich bin? Ein Mensch mit Wert und Verstand. Ich verkaufe keine fahrlässigen Behauptungen für wahr. Wenn du in die Hölle möchtest, dann mach nur weiter so, du bist auf dem besten Wege. Mein Ziel ist es lediglich, die Menschen von dem Vernunftglauben zu überzeugen. So einer Leichtgläubigkeit sollte keiner trauen müssen.

Goeze: Du und dein Verstand. Laber keinen Unsinn. Es ist Rechtfertigung genug, dass der ganze Staat und die bürgerliche Verfassung auf dem Glauben basieren! Unser Glaube brauch keinen Verstand. Er kommt aus tiefstem Herzen und erweist immer Loyalität. 

Lessing: Ihr könnt ja aus tiefstem Herzen glauben , aber vor allem sollt ihr denken. Der Verstand ist der springende Punkt. Allein gehorchen und sich die Bibel als Vorschrift zu nehmen ist lächerlich. Was hat man denn davon? Was bringt es denn den Menschen, von ihren veralteten und längst überholten Tatsachen beschallt zu werden? Nicht in der Lage zu sein, selbst zu denken und sich alles vorgaukeln zu lassen? „Super“ Sache! 

Goeze: Wir glauben nicht nur, wir wissen. Und es ist ganz leicht zu erklären, warum wir uns darauf beruhen. Wirf einfach einen Blick zurück in die Vergangenheit. Wann haben Samen der Rebellion reife Früchte getragen? Ganz einfache Antwort: nie! Und das liegt daran, dass diese nicht aus der Hand der Christen sondern von Gott selbst gesät werden. Gott einzig und allein trägt die Verantwortung. 

Lessing: Mein lieber Götze, wann habe ich denn von Rebellion gesprochen? Ich spreche nur von den Überlegungen auf persönlicher Ebene und der Bildung eigener Meinungen durch das Denken. Das passiert wohl, wenn man selbst seinen Verstand nicht benutzt und sich an Gegebenheiten erfreut. 

Goeze: Du bist ja lächerlich. Und von so einem Witzbold und dessen ach so tollen Grundsätzen soll ich mir als Pfarrer meine Auffassungen abstreiten lassen? In meinen Träumen nicht!

Lessing: Oh ja! Allerdings mache ich deine sinnlosen Behauptungen runter und stelle meine vernünftigen, selbst nachgeforschten Erkenntnisse, in den Vordergrund. Solch zufällige Geschichtswahrheiten der Bibel können niemals standhalten mit belegten Vernunft-Wahrheiten. 

Goeze: Ich glaube, ich muss lachen! Ihre Laberei und Kritzeleien von Vernunftwahrheiten können Sie sich was weiß ich wohin stecken. Es ist lächerlich, wie du dich als Wichtigtuer aufführst. 

Lessing: Es mag sein, dass Sie meine Art des Schreibens nicht mögen, aber das liegt an meiner metaphorischen Art und Weise. Festzustellen ist letztendlich doch, dass du die Wahrheit kennst, ohne nachgeforscht zu haben. Deine Wahrheit besteht nur daraus, dass du keinen Plan hast und damit nur deine Leichtgläubigkeit bestätigst. 

Goeze: Dass du dich traust so etwas über mich zu behaupten!? Das wird Konsequenzen haben, glaube mir! Du Gotteslästerer!

Inhalt

- Das Drama spielt in Jerusalem. Die Handlung beginnt mit Nathans Rückkehr von einer Geschäftsreise. Er erfährt von Daja, seiner Haushälterin, dass seine Tochter Recha von einem Tempelherren aus dem brennenden Haus gerettet worden ist.

- In dieser Zeit regiert in Jerusalem Sultan Saladin. Er will sich auf Empfehlung seines Schatzmeisters Al Hafi von Nathan Geld leihen. Er erfindet eine List.

- Es kommt zu einem Treffen zwischen Saladin und Nathan, in dem Saladin - statt um Geld zu bitten - Nathan fragt, welche Religion die wahrhaftige sei. Es folgt die Ringparabel über ... .

Weblinks

Zum Autor: Wikipedia.org/wiki/Gotthold_Ephraim_Lessing

Das Werk digital: Projekt-gutenberg.org: Nathan der Weise

Zur Figurenkonstellation. Quelle: EinFachDeutsch. Unterrichtsmodell Nathan der Weise. Neubearbeitung 2019, S. 32.


  1. G.E.Lessing an Eschenburg, 31.12.1777 In: G.E. Lessing: Gesammelte Werke, Bd. xc,döfdp
  2. Quelle: Diekhans, Johannes, Schünemann, Luzia: EinFach Deutsch Unterrichtsmodell Nathan der Weise. Textausgabe. Westermann 2019, S. 148-149.


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