Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Dramenanalysen/B.Brecht: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
Wer war Bertolt Brecht? Annäherung an den Autor
Lebensdaten
Lebenslauf
Intention
Werk
Wie lebte und arbeitete der Schriftsteller im Exil? Hintergründe zum Arturo U
Die politische Situation in Deutschland und im Exil
Brechts Theaterkonzept
Das epische Theater
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui: Das Werk
Inhalt
Der Prolog - Der Zusammenhang zwischen Gangsterstück und Nazihandlung
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.[1]
Der Weg zur Macht: Eine Handlungsübersicht
Szene 1 - 6: Arturos Weg zur Macht [FaBNSG]
In den Szenen 1 bis 6 wird der Weg von Ui zur Macht deutlich. Dies erkennt man an folgenden Stellen:
Ui verspricht dem Trust, den Umsatz zu verdoppeln (S.12)
Bevor er seinen Plan, sich in das Karfiolgeschäft einzumischen umsetzten kann, braucht er erstmal Rückendeckung von wichtigen Personen. „Erst brauch ich selber Schutz. Vor Polizei und Richter muss ich erst geschützt sein, eh ich andre schützen kann. `s geht nur von oben“ (S.27).
Er nutzt Chancen, die er bekommt, und versucht daraus zu profitieren. So auch als er erfährt, dass Dogsborough krumme Geschäfte macht. „Jetzt riech ich Geschäfte“ (S.33).
Er schildert Dogsborough seinen Plan: „Ich bin entschlossen, ihn zu schützen. Gegen jeden Übergriff. Wenn´s sein muss, mit Gewalt.“ (S.38). Dabei soll Dogsborough ihn schützen, weil Ui sonst keine Chance hat. „Wenn sie mich nicht retten, bin ich aus“ (S.39). Als Dogsborough dies nicht will, erpresst Ui ihn mit seinem Wissen über die Reederei: „Ich werd Sie bloßstellen! Die Beweise hab ich!“ (S.40).
Beim Untersuchungsprozess deckt Ui Dogsborough, indem er Zeugen ermorden lässt und die Schuld auf andere schiebt. Ui wird als Verteidiger für Dogsborough eingestellt (Szene 6).
Szene 7-9: Uis Erprobung und Festigung der Macht [MeDNSG]
In Szene 7 zeigt sich, dass Ui auch anhand seines Auftretens und Redens an Aufmerksamkeit und Ansehen gelangen will, letztlich seine potenzielle Macht erproben will: „Und da es unvermeidlich sein wird, bei dem oder jenem Anlass ein paar Worte zu äußern, … wenn‘ s einmal politisch wird, will ich Stunden nehmen“ (S. 54).
„Wenn ich stehe, wünsche ich, dass man nicht auf zwei Leute hinter mir, sondern auf mich schaut.“ (Szene 7, S. 56). Er probt das Gehen, Stehen, Sitzen und das Reden. Kurz darauf übt er das Reden aus. Auf einer Versammlung von Gemüsehändlern spricht er zu diesen. Im Laufe seiner Rede erprobt Ui, wie sehr und auf welche Art und Weise er die Gemüsehändler beeinflussen kann. Da seine Worte vorerst nicht ausreichten, greift Arturo Ui zu gewalttätigen Vergehen, wie dem plötzlichen Speicherbrand. Er bemerkt, dass er die Leute in eine aussichtslose Lage bringen muss, damit diese auf ihn zurückkommen. In den Momenten, in denen Arturo Ui bemerkt, dass die Leute sich nun, aufgrund von Hilflosigkeit, auf seine Seite begeben und keinen anderen Weg mehr gehen können, festigt sich das Machtgefühl und sein Wille mehr und mehr. Auch der Speicherbrandprozess verläuft nach den Plänen und den Willen von Uis Leuten. Beispielsweise zeigt sich an manchen Stellen, dass der Richter oft mehr Verständnis für die Seite von Uis Leuten zeigt: „Herrn Giris Empörung ist dem Gericht sehr verständlich“ (Szene 9, S. 77). Auch bei Verkündigung des Urteils scheint der Richter von den Leuten Uis beeinflusst zu sein, denn keinerlei Beweise, die für die Schuld des Angeklagten sprechen, konnten bestätigt werden. Dennoch fällt der Richter das Urteil, den Angeklagten für schuldig zu erklären. Auch hierbei bestätigt sich für Ui, dass er scheinbar an immer mehr Kontrolle über das Geschehen und die Menschen in Chicago gelangt.
Szene 10-12: Uis Ausübung der Macht [LiSNSG]
- S.80 „Was ist mit Giri? Ich trau ihm nicht.“ Er möchte sicher sein und möchte nicht, dass ihm (seinen Aufstieg) irgendwas
in die Quere kommt
- S.83 „Der Brand war ein Erfolg! Die Läden zahlen. Dreißig Prozent für etwas Schutz. In weniger als einer Woche wurde ein
ganzer Stadtteil auf Knie gezwungen. Keine Hand erhebt sich mehr gegen uns. Und ich hab weitere
und größre Pläne.“ Er übt seine Macht aus
- S.85 „Und ich sag, was verdient wird; denn Verdienen kommt nach dem Dienen!“ Er nutzt seine Machtposition aus
- S.85 „Ging ich heran an diese Stadt und hab Sie auf die Knie gezwungen.“
- S.86 „Wir sind durch mit Chicago. Ich will mehr haben.“ Ihm reicht seine Macht nicht mehr und will immer mehr
- S.97 „Widerstand ist zwecklos. Ich werd euch lehren, gegen mich aufzumucken!“
- S. 78 (Szene 10): Dogsborough schreibt sein Testament, in dem er Ui und seine Leute erheblich belastet; er gesteht sein eigenes Mitwissen über diese Taten und seine eigene Korruptheit („Ich… aus Gier nach Reichtum und aus Angst…“). Hier wäre Macht/Widerstand gegen Ui von Dogsborough aus noch möglich gewesen.
S. 79f (Szene 11): Givola verfasst ein zweites Testament im Namen Dogsboroughs, in dem er Ui als Nachfolger benennt. Fälschung von Dokumenten zum eigenen Vorteil.
Szene 13-17: Uis Ausweitung der Macht [JaHNSG]
„Ich zieh mitunter auch die Reichen an.“ (S. 105) . Hier zeigt Ui seinen positiven Einfluss auf Menschen.
„Mein Plan ist eisern! Schutz für Cicero.“ (S. 114)
„Sein (Dogsboroughs) Testament liegt jedermann zur Einsicht vor“ (S. 120). Ui hatte es fälschen lassen (Szene 11), damit es so aussieht, als ob Dogsborough ihn zu seinen Nachfolger ernannt hat.
Alle Menschen werden dazu gezwungen, bei der Versammlung für Ui zu stimmen (vgl. S. 121). Gegner werden erschossen. Machausweitung durch Gewaltanwendung: Diktatur.
Fazit:
Was nicht gezeigt wird….
ein Szenenüberblick
Figurencharakterisierungen
Clark
Clark ist gemeinsam mit Flake, Caruther, Butcher und Mulberry einer der Bosse des Karfioltrusts. Auch sein Geschäft ist derzeitig von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise betroffen, weshalb er anfangs ebenfalls auf die Anleihe Dogsboroughs angewiesen ist. Doch auch obwohl er sein Geschäft versucht zu retten, ist er zunächst dagegen, den Dogsborough um eine Anleihe zu bitten.
Das erste Mal trifft Clark auf Ui, als er sich gemeinsam mit den anderen Teilhabern des Karfioltrusts im Stadthaus befindet. Gerade hatten sie erfahren, dass Sheet getötet wurde. Als Ui seinen Tod als Selbstmord bezeichnet, scheint Clark schon skeptisch zu reagieren: „Der Sheet ist tot. Hast du ́s denn nicht gehört?“ (Szene 6, S.49), „Ach, sie sprachen nicht mit Sheet?“. Er scheint zu vermuten, dass Arturo Ui die Schuld an Sheets Tod trägt. Im Landhaus zeigt sich zusätzlich, dass Clark sich bei der Untersuchung gegen Dogsborough auf seine seite richtet und somit gegen Uis. Als Ui Dogsborough aufgrund beschuldigt, nimmt Clark ich in Schutz: „Man wirft hier einem unbescholtenen Mann Bestechung vor!“ (Szene 6, S. 52).
Auch bei dem Gespräch mit Frau Dullfeet richtet sich Clark gegen Ui. Er betont hier wiederum, dass bei allen bisherigen Verbechen Ui oder seine Leute mit beteiligt werden. Dabei zeigt er auch Verständnis gegenüber Frau Dullfeet, als sie erzählt, dass ihr Ehemann weiterhin gegen Roma kämpfen wird (vgl. Szene 11, S. 93) .
Insgesamt scheint Clark als ein seriöser und kluger Geschäftsmann. Im Verlaufe des Dramas lässt sich vermuten, dass Clark den Plänen Uis Stück für Stück auf die Schliche kommt, weshalb er bereits bei dem ersten Aufeinandertreffen mit Arturo Ui zu zweifeln scheint. Dennoch kann er sich ihm nicht entgegensetzen. Somit besteht sein weiteres Schicksal darin, Arturo Ui zu „gehorchen“ , da dieser immer mächtiger wird, weshalb es für Clark und die anderen Geschäftsleute vom Karfioltrust um so schwieriger wird aus Uis Hand zu gelangen.
Ignatius Dullfeet
Ignatius Dullfeet ist ein Geschäftsmann aus Cicero, mit dem Arturo Ui zusammen arbeiten möchte. Er ist verheiratet mit seiner Frau Betty Dullfeet. Da er ein erfolgreicher Geschäftsmann in Cicero ist, kommt er in Kontakt mit Arturo Ui und seinen Leuten Giri und Givola. Ui möchte das Grünzeuggeschäft von Cicero übernehmen und bietet Dullfeet Schutz für seine Geschäfte an (vgl. S.101 Z. 15). Gegenüber Ui und seinen Leuten reagiert Dullfeet misstrauisch, da er Verdacht schöpft, dass sie etwas gewaltsames planen (vgl. S.99 Z.6, S.100 Z.12,17, S.101 Z.6). Aus diesem Grund lehnt er das Angebot von Ui ab. Da diese Ablehnung Ui nicht passte, ließ er Dullfeet ermorden und versuchte dann seine Witwe Betty Dullfeet für sich zu gewinnen.
Weblinks
- ↑ B. Brecht: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. 1. Auflage. Edition Suhrkamp, 1965, S. 124.