Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Dramenanalysen/G.E.Lessing: Nathan der Weise/Das aristotelische 5-Akt-Schema
Inwiefern weicht die Dramaturgie im Nathan von der geschlossenen Dramenform im Sinne des aristotelische Dramas ab?
Alle fünf Akte
1. Akt: Exposition
Im ersten Akt, der „Exposition“, geht es um die Rückkehr Nathans nach Jerusalem (Einführung in die Handlung), es werden die Figuren eingeführt und es entsteht ein Konflikt (Tempelherr verachtet Juden).
2. Akt: Zuspitzung
Im zweiten Akt, der „Steigerung/Zuspitzung“, geht es um die Hindeutung auf Verwandtschaftsverhältnisse. Die Situation spitzt sich zu und mündet in der Exposition, dem Höhepunkt.
3. Akt: Peripetie
Im dritten Akt, der „Peripetie“, geht es um die Ringparabel, der Bitte zur Heirat vom Tempelherren und die Enthüllung von Rechas Herkunft und Religion.
4. Akt: Retardierendes Moment
Im vierten Akt, dem „retardierenden Moment“, geht es um Nathans Vorgeschichte und die Offenbarung von Nathans Angst um den Verlust von Recha. Der Konflikt wird verzögert.
5. Akt: Lösung
Im fünften Akt, der „Lösung“, wird alles aufgelöst. Das Ende ist ein Triumph, weil die Religionen und Familien zusammengeführt werden, da die Verwandtschaftsverhältnisse aufgeklärt werden.
Grundvoraussetzungen für die aristotelischen Dramenform
Das Drama erfüllt fast alle Voraussetzungen der aristotelischen/geschlossenen Dramenform. Es werden alle fünf Akte logisch miteinander verknüpft. Außerdem wird gehobene Sprache (Versform) verwendet und es gibt (fast) keine Orts- und Zeitwechsel.
In einigen Fällen hat Lessing die Kriterien allerdings nicht erfüllt. Beispielsweise gibt es mehr als nur eine Haupthandlung. Es gibt zwei Handlungsstränge bzw. zwei dramatische Konflikte (Ringparabel und Religionsstreit). Das Drama findet nicht in einem kurzen Zeitrahmen (<24h) statt. Es gibt viele Figuren, was ebenfalls gegen die geschlossene Dramenform spricht. Somit weicht Lessing in einigen Punkten von der aristotelischen Dramenform ab.
[KoDaNSG]