(Post-)Kolonialismus/Restitution
A. Einleitung
Ein immer wieder umstrittenes Thema ist die Restitution von kolonialem Raubgut, insbesondere der Rückgabe der Benin-Bronze von Deutschland zurück nach Nigeria.
Dieser facettenreiche Konflikt zwingt uns, uns mit unsere eigenen Kolonialgeschichte zu beschäftigen und lässt uns gleichzeitig in die Geschichte Nigerias blicken. Der nachfolgenden Auseinandersetzung mit dem Thema legen wir folgende Definition von Restitution zu Grunde.
Definition von Restitution
Restitution bedeutet "die Rückgabe identitätsstiftender, kultureller oder sakraler Gegenstände, die im kolonialen Kontext erworben, unter ungleichen Machtverhältnissen angeeignet oder geraubt wurden, an die Herkunftsgesellschaften“[1]
B. Zusammenfassung der geschichtlichen Ereignisse (AnFu)
Restitution im Kunstbereich bezieht sich auf die Rückgabe von Kunstwerken an ihre rechtmäßigen Eigentümer, insbesondere von während der Kolonialzeit entwendeten Objekten[2] (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Restitution_(Kunst))
Das Linden-Museum in Stuttgart unterstützt die Rückgabe von Benin-Bronzen, die 1897 aus dem Königreich Benin geraubt wurden[3] (vgl. https://lindenmuseumn.de/benin-restitution-als-+prozess/).
Diese Bronzen werden als bedeutende Kunstwerke und Zeugnisse kolonialer Gewalt betrachtet[4] (vgl. https://www.swr.de/swrkultur/kunst-und- ausstellung/koloniales-raubgut-am-linden- museum-restitution-als-neuanfang-100.html).
Nigeria fordert seit Jahrzehnten die Rückgabe der Benin-Bronzen, die während eines britischen Überfalls 1897 entwendet wurden[5] (vgl. https://www.deutschlandfunkkultur.de/beni+n-bronzen-raubkunst-nigeria-restitution-100.htm ).
Die Restitution von Raubkunst nach Afrika wird zunehmend als notwendig zur Korrektur historischer Ungerechtigkeiten angesehen[6] (vgl. https://www.dw.com/de/kommentar-restitution- raubkunst-afrika/a-60120976 ).
Die Diskussion über die Rückgabe von Raubkunst ist kontrovers, wobei Befürworter sie als Akt der Gerechtigkeit sehen [7](vgl. https://www.welt.de/debatte/kommentare/articl e229466787/Pro-und-Contra-Sollten-deutsche- Museen-Raubkunst-nach-Afrika- zurueckgeben.htm ).
C. Die britische Strafexpedition (JoBa)
Eine sehr extreme, brutale und drastische Erfahrung, wie einige Soldaten später schilderten. Die britische Strafexpedition war so eigentlich nicht geplant. Die Strafexpedition war eigentlich eine Reaktion auf einen Überfall im November 1896 auf Robert Phillips und seine Truppe aus britischer und afrikanischer Begleiter, welcher sich auf einen angekündigten Besuch nach Benin Chity machen wollte. Dieser wurde samt seiner Truppe in einem Vorort von Benin Chity fast vollzählig umgebracht.
Dies trug sich auf schnellstem Weg nach London, wo man mit militärischen Maßnahmen reagierte, welche dann die Strafexpedition auslösten. Truppen aus 5.000 Mann wurden gewappnet und die Operation (Benin Putitive Expedition) war es, in Benin einzudringen und das Staatsoberhaupt Oba gefangen zu nehmen. Am 9. Feburar 1897 begann dann die Invasion. Britische Soldaten berichteten, dass überall tote Leichen lagen, sowie misshandelte Sklavinnen und Sklaven, welche höchstwahrscheinlich durch Menschenopfer des Obas umgebracht wurden. Es soll laut den Soldaten ein schreckliches Bild gewesen sein.
Als wir uns Benin City näherten, kamen wir an mehreren Menschenopfern vorbei, lebenden Sklavinnen, die geknebelt und auf dem Rücken an den Boden geheftet wurden, wobei die Bauchdecke in Form eines Kreuzes aufgeschnitten wurde und der unverletzte Darm heraushing. Diese armen Frauen durften auf diese Weise in der Sonne sterben. Die männlichen Sklaven lagen mit auf dem Rücken gefesselten Händen und zusammengebundenen Füßen, ebenfalls geknebelt, herum. Als wir uns der Stadt näherten, lagen geopferte Menschen auf dem Weg und im Gebüsch - selbst auf dem Gelände des Königs war ihr Anblick und Gestank schrecklich. Tote und verstümmelte Körper lagen überall - bei Gott! Möge ich nie wieder einen solchen Anblick
(Zitat Tagebuch eines teilnehmenden Chirurgens (Name unbekannt)
https://de.wikipedia.org/wiki/Britische_Strafexpedition nach_ Benin#:~:text=Die%20Benin%2DExpedition%20von%
201897,dem%20Niger%2DK%C3%BCsten%2DProtektorat.- abgerufen am 03.07.2024)
Am 18. Februar, wurde Benin Chity eingenommen und in Brand gesteckt. Heilige Stätte, zeremonielle Gebäude und Paläste wurden niedergebrannt. „es stank in der ganze Stadt nach Blut". (Zitat https://de.wikipedia.org/wiki/Britische Strafexpedition nach Benin#:~:text=Die%20Benin% 2DExpedition%20von%201897,dem%20Niger%2DK%C3%BCsten%2DProtektorat. -Journalisten von Reuters und Ilustrated London News - abgerufen am 03.07.2024)
Beim eindringen in den Königspalast waren die Soldaten schockiert, Oba hatte eine schreckliche große Zahl von Menschenopfern gebracht und ließ einige von diesen sogar kreuzigen. Die britischen Truppen nahmen Oba gefangen und übernahmen so auch die Herrschaft über Benin. Sie folgten also Schritt für Schritt den Anweisungen der Operation.
Die Beute der Strafexpedition also mehrere tausend Kunstwerke wurde überall in der Welt verteilt.
2.500 Kunstwerke ingesamt wurden nach Großbritannien verschifft und dort auf Museen verteilt, auf Auktionen versteigert oder den Soldaten geschenkt. Die herrschenden britischen Mächte in Benin Chity setzten Sklavenbefreiung durch und auch das Ende der Menschenopfer, dennoch mussten die Einheimischen dort als Zwangsarbieter arbeiten.
Da den britischen Truppen von Anfang an bewusst war, dass die Menschen in Benin nicht über viel Waffen verfügten, war es für sie eine leichte Aktion Benin zu übernehmen und so auch die Geschichte dieses Volkes zu nehmen. Die Geschichte, welche durch die vielen Kunstwerke getragen wurde.
D. Brutaler Kunstraub in Benin - aber was wurde eigentlich genau entwendet (JoBa)
Brutaler Kunstraub in Benin, aber was wurde eigentlich genau entwendet?
Insgesamt wurden mehrere tausend Objekte bei einer sogenannten „Strafexpedition" entwendet, welche 1897 durch die britischen Mächte in Benin entstand. Die sogenannte „Benin Bronze" wurde dabei gestohlen. Dies ist ein Sammelbegriff für die Kunstwerke, welche sich 1897 als Schmuck im Königspalast von Benin befanden. Unter ihnen wurden die verschiedensten Motive wiedergegeben, wie zum Beispiel Menschen und Tiere, aber auch Ahnendarstellungen, Gebrauchstgegenstände und Ritualgegenstände. Sie schmückten den damaligen Königspalast.
Anders als der Name der Benin Bronze vermuten lässt, waren aber nicht alle gestohlenen Gegenstände aus Bronze. Bronze war zwar einer der am meisten gefunden Materialien, aber unter den Kunstwerken befanden sich auch einige Gegenstände mit Materialien wie beispielsweise Eisen, Holz, Leder oder auch Wolle.
Die Materialien Eisen, Holz, Leder oder Wolle, welche sich auch außer der Bronze unter den Materialien der Gegnstände befanden, sollen die Geschichte des Königsreichs Benin auf sozialer, dynastischer und transnationaler Ebene darstellen.
Aufgrund der Tatsache, dass die Benin Bronze zu der damaligen Zeit den Königspalast von Benin schmückte, kann man also davon ausgehen, dass diese Benin Bronze eine wichtige Rolle spielte, eine Role, in welcher sie von dem Volk vereehrt wurde.
„Es ist ein schöner Teil unserer Geschichte, der lieber hier sein sollte" (Zitat Passant in Nigeria bei Befragung zu Benin Bronzen - https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/benin-die-beute-bronzen-15359996.htm|Da - abgerufen am 03.07.2024)
Da diese Kunstwerke alle auch zu einer unterschiedlichen Zeit angefertigt worden sind, haben sie natürlich alle einen anderen Wert und eine andere Geschichte, was das Schicksal der Benin Bronze und deren Diebstahl nur umso schlimmer für die Bevölkerung Benins macht. Die Bevölkerung Benins, fordert daher diese historisch wichtigen Kunstwerke seit Jahren zurück, da sie diese mit der Geschichte ihres Volkes verbinden, also mit allen Ereignissen welche das ganze Volk, als Volk verbindet.
„Sie sollten nach Nigeria zurückgebracht werden, da sie Teil des kulturellen Erben sind. [...] Sie sind Teil von uns und erinnern uns daran, wer wir vor der Verwestlichung und Kolonialisierung waren. [...] Die Bronzen sollten in einem Mseum stehen, wo jeder Nigerianer sie sehen und stolz darauf sein kann." (Zitat Passantin die in Nigeria zu Benin Bronzen befragt wurde - https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/benin-die-beute-bronzen-15359996.html - abgerufen am 03.07.2024)
Man sieht den Kunstwerken ihren Wert allein schon an ihren prunkvollen Verziehrungen an, welche zum Beispiel auf einigen Gusstafeln zu finden ist. Die Kunstwerke wurden hauptsätzlich zur Verherrlichung des Obas und der Manifestation seiner weltlichen und spirituellen Macht genutzt.
Weswegen sie vermutlich auch im Königspalast hingen und ihn schmückten.
So auch das Kunstwerk lyoba (Gedenkkopf einer Königinmutter), welches 1590 im Königreich Benin hergestellt wurde.
Es zeigt das Gesicht einer Frau mit sehr menschlichen Zügen, welche kriegerisch wirkt. Sie lächelte verhalten und wird mit ihrer historischen Rolle, meist mit Krieg, Stärke und Tapferkeit verbunden.
Die Skulptur ist aus Bronze, Eisen und Glas. Wie sich heraushören lässt, ist diese Skulptur ebenfalls ein wichtiges, altes Stück von Geschichte, welche sich hinter all den Benin Bronzen verbirgt.
Dies ist nur ein Beispiel unter vielen tausenden entwendeten Kunstwerken, welche dem oben genannten ähneln.
Abschließend kann man also sagen, dass die Benin Bronze einen wichtigen Wert für die Bevölkerung Benins hat, da sie viel Geschichte verbindet, Geschichte Benins Stück für Stück zusammensetzt und für die Bevölkerung Benins eine königliche, besondere und kulturelle symbolische Bedeutung hat.
E. Welche Bedeutung hat die Benin-Bronze in Nigeria (GrSt)
Unter dem Begriff der „Benin Bronzen“ werden mehrere tausend Kunstwerke zusammengefasst, die1897 im Rahmen einer britischen Strafexpedition aus dem Königreich Benin in Afrika (im heutigen Nigeria) erbeutet wurden (Vgl.B). Sie umfassen „überwiegend Reliefs, Skulpturen und Tafeln aus Bronzematerialien, Messing, Holz oder Koralle“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Benin-Bronzen, aufgerufen am 3.7.24). „Wobei die „Benin-Bronzen“ (die meist aus Messing sind) zum Synonym wurden für das gesamte Raubgut aus Benin-City“
(https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/benin-die-beute-bronzen-15359996.html,
aufgerufen am 3.7.24).
Die Reliefplatten, die meist mit dem Begriff der Benin Bronzen assoziiert werden, wurden von
spezialisierten Handwerksgilden hergestellt und zählen zu den bedeutendsten Kunstwerken Afrikas.
Sie schmückten u.a. den Königspalast von Benin. Auf diesen Tafeln wurden der Oba (Anm.
gleichzusetzen mit Herrscher, König), das politische und geistige Oberhaupt des Königsreichs, sowie
weitere Würdenträger wie Priester, Krieger oder Jäger dargestellt und geehrt. „Damit sind die Benin-
Bronzen auch Zeugnisse der jahrhundertealten Entwicklung der Kultur dieser Region und ihrer
Menschen“ (http://www.Restitution der Benin-Bronzen: Raubkunst aus der Kolonialzeit
(deutschlandfunkkultur.de, aufgerufen am 3.7.24). Sie erzählen die Jahrhunderte alte Geschichte des
Königsreichs Benin und sind somit nicht nur Kunstwerke, sondern haben auch bestimmte Aufgaben in
Verbindung mit Religion und Kultur (Benin-Bronzen: Geschichtsbuch eines Königreichs · Dlf Nova
(deutschlandfunknova.de).
Diese Tafeln können mit Seiten eines Geschichtsbuchs gleichgesetzt werden, dessen einzelne Blätter
nun in der ganzen Welt verstreut sind“ (Benin-Bronzen: Geschichtsbuch eines Königreichs · Dlf Nova
(deutschlandfunknova.de) aufgerufen am 4.7.24, Min. 16:17. Diese einzelnen Blätter wieder
zusammenzuführen und die Geschichte wieder lesbar zu machen spielt eine grosse Rolle für die
heutige EDO Gesellschaft und ihre Landesgeschichte.
Neben ihrem kulturhistorischen und historischen Wert stehen Sie auch sinnbildlich für die generelle
Rückgabe von Kunstwerken aus Kolonialzeiten und der Anerkennung eines geschehenen Unrechts
und dessen Wiedergutmachung. „ Es sind die Werke unserer Vorfahren“
(https://www.hr2.de/podcasts/dokumentation-reportage/benin-bronzen---das-koenigreich-benin-
und-der-kolonialismus,podcast-episode-128028.html, Min. 5:56, aufgerufen am 4.7.24) Der Diskurs über die Rückgabe dieser Bronzen wird auch als Schlüssel für ein grösseres Kunstbewusstsein in Nigeria“ gesehen (https://www.hr2.de/podcasts/dokumentation-reportage/benin-bronzen---das-koenigreich-benin-und-der-kolonialismus,podcast-episode-128028.html Min. 50:00). Kunst gewinnt im allg. Bewusstsein eine grössere Bedeutung. So entstehen Projekte, die durch den Restitutionsprozess angestoßen worden sind, und über die eigentliche Rückgabe der Benin-Bronzen hinausgehen. Eine ganze Region erfährt nun wirtschaftliches Aufstreben und eine neue Perspektive. (https://www.zeit.de/2023/41/benin-bronzen-nigeria-raubkunst-rueckgabe, aufgerufen am 4.7.24)
F. Was versteht man unter dem Restitutionsprozess insbesondere in deutschen Museen? (TeKa)
Restitution bedeutet "die Rückgabe identitätsstiftender, kultureller oder sakraler Gegenstände, die im kolonialen Kontext erworben, unter ungleichen Machtverhältnissen angeeignet oder geraubt wurden, an die Herkunftsgesellschaften“ ( https://grassi-voelkerkunde.skd.museum/forschung/dekolonisierung-restitution-und-repatriierung/, abgerufen am 02.07.2024).
Auf Grundlage dieser Definition ist somit zu klären, wie es zu dem Erwerb der Benin-Bronzen aufgrund ungleicher Machtverhältnisse gekommen ist und warum diese nun von Nigeria zurückgefordert werden.
Die 1897 im Rahmen einer britischen Strafexpedition (vgl. C) erbeuteten Benin-Bronzen wurden nach London verbracht und fanden auf verschiedensten Wegen ihren Platz in europäischen Museen, viele auch in Deutschland. Im Zuge der Unabhängigkeit afrikanische Staaten im sog. „Afrikanischen Jahr“ 1960 kommt es erstmals international wahrnehmbar zu der Forderung afrikanische Staaten zur Rückgabe von Kulturgütern, die in der Kolonialzeit erbeutet wurden. Eine solche Forderung erhebt auch Nigeria, das geografisch dem frühere Königreich Benin nachfolgt. Diese Forderung, insbesondere aus Nigeria, fand im Folgenden beispielsweise ihren Ausdruck 1977 im „Festival Festac´77“ ( https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/nigeria-2021/337818/ikone-einer-debatte/, abgerufen 03.07.2024). Dieser Prozess geriet in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Vergessenheit und wurde durch die Aussage des französischen Präsidenten Emmanuel Macron im Jahr 2017 wieder entfacht: dieser erklärte bei seinem Staatsbesuch in Burkina Faso, die grundsätzliche Bereitschaft, Frankreichs zur Rückgabe kolonialer Güter ( https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/nigeria-2021/337818/ikone-einer-debatte/, abgerufen 03.07.2024). In der Folge hat der internationale Restitution-Prozess an Fahrt aufgenommen und auch Nigeria macht als rechtlicher Nachfolger des Königreichs Benins, die Rückgabe, der Benin-Bronzen weltweit und insbesondere auch gegenüber Deutschland geltend ( https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/nigeria-2021/337818/ikone-einer-debatte/, abgerufen 03.07.2024).
Allgemein anerkannt ist, dass die Benin-Bronzen durch die britische Armee rechtswidrig entwendet worden sind. Deshalb ist es ein Diskussionspunkt, ob deutschen Museen die Benin-Bronzen rechtswidrig besitzen, selbst wenn sie dafür bezahlt haben.
Unabhängig von dieser Rechtslage gibt es aber einen nationalen wie internationalen Konsens, dass koloniales Unrecht aufgearbeitet werden muss ( https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw14-pa-kultur-medien-631622, abgerufen am 03.07.2024).
Vor diesem Hintergrund hat sich Deutschland entschieden, die Restitution der Benin-Bronzen mit Nigeria einzuleiten. Diesen nationalen Weg hat die Bundesregierung mit der „Erklärung zum Umgang mit in deutschen Museen und Einrichtungen befindlichen Benin-Brozen vom 29.04.2021“ eingeleitet ( https://www.kulturstaatsministerin.de/SharedDocs/Downloads/DE/2021/2021-04-29-gemeinsame-erklaerung.pdf?__blob=publicationFile&v=1, abgerufen am 02.07.2024). Diese Erklärung ist bereits durch die verschiedenen Rückübertragungen der Benin-Brozen einzelner Museen umgesetzt worden.
Eines dieser Museen ist das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum ( https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/koeln-gibt-benin-bronzen-an-nigeria-zurueck-102.html, abgerufen am 03.07.2024), welches 2022 92 Objekte aus der eigenen Sammlung im Sinne der oben genannten Erklärung zurück an Nigeria gab. Einen etwas anderen Weg geht das Lindenmuseum in Stuttgart ( https://lindenmuseum.de/benin-restitution-als-prozess/, abgerufen am 03.07.2024) als Teil der Benin Dialogue Group, welche eine internationale Arbeitsgemeinschaft ist, die sich mit der Rückgabe der Benin-Bronzen beschäftigt (vgl. G).
G. Die Benin Dialouge Group (GrSt)
„Die Benin Dialogue Group ist eine seit 2010 bestehende Initiative, in der Museen aus Deutschland,
Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden mit nigerianischen Partnern und
Vertretern des Königshofs von Benin zusammenarbeiten“ (https://www.preussischer-
kulturbesitz.de/news-detail/artikel/2021/03/24/benin-dialogue-group-statement.html, aufgerufen
am 03.07.24). Bestehend aus internationalen Experten weltweit, setzt sich diese Gruppe seit ihrer
Gründung für die Anerkennung der Besitzansprüche, die Wiedergutmachung und Restitution von
Benin Bronzen ein.
Ziel ist es, neben der Förderung des Dialogs zwischen den Museen, die Kunstwerke aus
nigerianischem Kulturbesitz besitzen, im Bundesstaat Edo ein permanentes Museum (Edo Museum of
West African Art (EMOWAA) zu errichten, welches die wiederzurückkehrenden Kunstwerke aus der
Kolonialzeit ausstellt.
Aus der Benin Dialogue Group ist ebenfalls das „Benin Dialogue Project“ entsprungen, welches eine
digitale Informationsplattform für Benine Kunst erschaffen hat. Hier werden Fotos und Dokumente
der interessierten Öffentlichkeit für Recherchezwecke zugänglich gemacht. (https://digitalbenin.org/)
H. Die Kritik am Restitutionsprozess (TeKa)
Wie bei fast jedem politischen Prozess gibt es auch bei der Restitution des kolonialen Raubguts der Benin-Bronzen Kritik.
Zum einen sprechen die Kritiker diesbezüglich organisatorische Probleme an, wie dass zum Beispiel dann keine Benin-Bronzen mehr in deutschen Museen gezeigt werden können bzw. dass Nigeria mit der Menge der zurückgegebenen Kunstwerke überfordert ist (hierzu H.I). Zum anderen gibt es aber tiefer liegende Kritik, die die Rückübereignung und die Aufarbeitung kolonialen Unrechts betrifft (hierzu H. II bis III).
I. Bei der organisatorischen Kritik werden insbesondere Stimmen laut, die darauf verweisen, dass die europäischen Museen ihren Beitrag zur Aufarbeitung des kolonialen Unrechts geleistet und die Museen entsprechend geschichtssensibel gestaltet haben ( https://www.welt.de/debatte/kommentare/article229466787/Pro-und-Contra-Sollten-deutsche-Museen-Raubkunst-nach-Afrika-zurueckgeben.html, abgerufen am 03.07.2024). Ihnen jetzt die Exponate zu entziehen würde für die Aufarbeitung ein Rückschritt sein.
Auch mit Blick auf die schwierige Situation in den ursprünglichen Herkunftsländer der Kunstschätze werden immer wieder Stimmen laut, die auf die instabilen politischen Verhältnisse und die Unklarheit bei der Rechtsnachfolge der ursprünglichen Eigentümer in den afrikanischen Ländern hinweisen. Insoweit werden Bedenken geäußert, dass die Exponate nicht hinreichend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können ( https://www.welt.de/debatte/kommentare/article229466787/Pro-und-Contra-Sollten-deutsche-Museen-Raubkunst-nach-Afrika-zurueckgeben.html, abgerufen am 03.07.2024)
II. Ein große Kontroverse kam im Jahr 2023 auf. Die Benin-Bronzen, welche Deutschland in einem umfassenden Prozess an Nigeria (das geographisch das frühere Königreich Benin umfasst) zurückgab, wurden in einer der letzten Amtshandlungen von dem damaligen nigerianischen Staatspräsidenten Muhammadu Buhari an den Oba König Ewuare II, den Nachfolger der früheren rechtmäßigen Besitzer der Benin-Bronzen, zurückgegeben (vgl. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/benin-bronzen-werden-privatbesitz-des-oba-war-das-der-sinn-18872272.html, abgerufen am 03.07.2024).
Folglich sind die Benin-Bronzen als öffentliches Kulturgut von dem Staat Nigeria in Privatbesitz übergegangen und werden nicht mehr in dem extra dafür erbauten Museum Edo Museum of West African Art (EMOWAA) ausgestellt werden ( https://www.welt.de/politik/article245230746/Nach-Kritik-Auswaertiges-Amt-verteidigt-Vorgehen-bei-Rueckgabe-von-Benin-Bronzen-an-Nigeria.html, aufgerufen am 03.07.2024). Die Folge daraus ist, dass die Kunst, welche eigentlich identitätsstiftend für die nigerianische Öffentlichkeit zurückgefordert wurde, nicht mehr dem Volk zugänglich ist.
III. Ein weiterer Aspekt, der die Kritik an der einheitlichen Restitution aller Benin-Brozen stützt, ist dass die Benin-Bronzen teilweise aus Material geschaffen wurde, die im Sklavenhandel als Gegenleistung für Menschen eingetauscht wurden ( https://videopress.com/v/j0xECTWf, abgerufen am 03.07.2024). Nach der Darstellung der „Restitution Study Group“ (vgl. https://rsgincorp.org, abgerufen am 03.07.2024) wurden Benin-Bronzen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert mit dem „Blutmetall“ des Sklavenhändler hergestellt. Vor allem von der „Restitution Study Group“ wird deshalb gefordert, dass die Benin-Bronzen nicht an die Königsfamilie als Nachkommen der Begünstigten des Sklavenhandels rückübereignet werden dürfen, sondern dass die Nachfahren der damaligen Sklaven berücksichtigt werden müssen ( https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/rueckgabe-stopp-benin-bronzen-101.html, abgerufen am 03.07.2024).
I. Zusammenfassung (Zusammen)
Im Jahr 1897 wurden im Zuge der britischen Strafexpedition (vgl. C) die Benin-Bronzen (vgl.D), welche für die Bevölkerung eine große spirituelle kulturelle und symbolische Bedeutung haben (vgl. E) von der damaligen britischen Kolonialmacht entwendet. In diesem Prozess wurden auf brutale Weiße und mit ungleichen Machtverhältnissen die Kunstwerke gestohlen. Im Rahmen des Unabhängichkeitsprozesses afrikanischer Staaten 1960 wurde auch international erstmals die Forderung auf Restitution von kolonialen Raubgut laut (vgl. F). Deutschland unterzeichnete 2021 mit Nigeria „Die Erklärung zum Umgang mit in deutschen Museen befindlichen Benin Bronzen“ (vgl. F) (https://www.kulturstaatsministerin.de/SharedDocs/Downloads/DE/2021/2021-04-29-gemeinsame-erklaerung.pdf?__blob=publicationFile&v=1, abgerufen am 02.07.2024). Dadurch kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Restitution im Rahmen dieser Vereinbarung aber auch durch internationale Arbeitsgemeinschaften wie der „Benin Dialog Groub“ ( https://lindenmuseum.de/benin-restitution-als-prozess/, abgerufen am 03.07.2024) (vgl. G), welche sich direkt mit den Museen auseinandersetzt. Obwohl es einige berechtigte Kritik an der Restitution gibt (vgl. H), geht der Restitutionsprozess und damit die Aufarbeitung dieses facettenreichen Konflikt unaufhörlich weiter, ob national mit einer Erklärung vom Bundestag oder mit internationalen Arbeitsgemeinschaften.
Quellen
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/297595/restitutionsdebatten-koloniale-aphasie-und-die-frage-was-europa-ausmacht/
https://www.welt.de/politik/article245230746/Nach-Kritik-Auswaertiges-Amt-verteidigt-Vorgehen-bei-Rueckgabe-von-Benin-Bronzen-an-Nigeria.html
https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/rueckgabe-benin-bronzen-105.html
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/koeln-gibt-benin-bronzen-an-nigeria-zurueck-102.html
https://www.tagesspiegel.de/kultur/ruckgabe-der-benin-bronzen-an-nigeria-ist-da-noch-was-zu-retten-9791903.html#:~:text=Der%20Oba%2C%20Nachfahre%20des%20früheren,die%20Rückgabe%20der%20Benin%2DBronzen.
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/nigeria-2021/337818/ikone-einer-debatte/
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article229466787/Pro-und-Contra-Sollten-deutsche-Museen-Raubkunst-nach-Afrika-zurueckgeben.html
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/benin-bronzen-werden-privatbesitz-des-oba-war-das-der-sinn-18872272.html
https://www.sueddeutsche.de/kultur/nigeria-koenig-ewuare-ii-benin-bronzen-annalena-baerbock-1.5847009
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/benin-die-beute-bronzen-15359996.html
https://lindenmuseum.de/benin-restitution-als-prozess/
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/koeln-gibt-92-benin-bronzen-an-nigeria-zurueck-18521747.html
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/benin-die-beute-bronzen-15359996.html
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw14-pa-kultur-medien-631622
https://www.welt.de/politik/article245230746/Nach-Kritik-Auswaertiges-Amt-verteidigt-Vorgehen-bei-Rueckgabe-von-Benin-Bronzen-an-Nigeria.html
https://videopress.com/v/j0xECTWf
https://rsgincorp.org
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/rueckgabe-stopp-benin-bronzen-101.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Restitution_(Kunst)
https://de.wikipedia.org/wiki/Restitution_(Kunst)
https://www.swr.de/swrkultur/kunst-und-ausstellung/koloniales-raubgut-am-linden-museum-restitution-als-neuanfang-100.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/benin-bronzen-raubkunst-nigeria-restitution-100.html
https://www.dw.com/de/kommentar-restitution-raubkunst-afrika/a-60120976
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https://www.dw.com/de/kommentar-restitution- raubkunst-afrika/a-60120976
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- ↑ https://grassi-voelkerkunde.skd.museum/forschung/dekolonisierung-restitution-und-repatriierung/
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Restitution_(Kunst)
- ↑ https://lindenmuseumn.de/benin-restitution-als-%20prozess/
- ↑ https://www.swr.de/swrkultur/kunst-und- ausstellung/koloniales-raubgut-am-linden- museum-restitution-als-neuanfang-100.html
- ↑ https://www.deutschlandfunkkultur.de/beni n-bronzen-raubkunst-nigeria-restitution-100.htm
- ↑ https://www.dw.com/de/kommentar-restitution- raubkunst-afrika/a-60120976
- ↑ https://www.welt.de/debatte/kommentare/articl e229466787/Pro-und-Contra-Sollten-deutsche- Museen-Raubkunst-nach-Afrika- zurueckgeben.htm