Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Dramenanalysen/Georg Büchner: Woyzeck: Unterschied zwischen den Versionen

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<br />{{Box|Arbeitsauftrag|"Übersetzt" die Szene 8 ("Beim Doktor") möglichst textnah in modernes Hochdeutsch.
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Es muss deutlich werden, worum es in dieser Szene inhaltlich geht und  wie die Figuren Doktor und Woyzeck zueinander stehen.|Arbeitsmethode}}<br /><references />
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Es muss deutlich werden, worum es in dieser Szene inhaltlich geht und  wie die Figuren Doktor und Woyzeck zueinander stehen.|Arbeitsmethode}}<br />
 
''Beim Doktor''
 
Woyzeck. Der Doktor.
 
Doktor: Was erleb' ich, Woyzeck? Ein Mann von Wort!
 
Woyzeck: Was denn, Herr Doktor?
 
Doktor: Ich hab's gesehn, Woyzeck; er hat auf die Straß gepißt, an die Wand gepißt, wie ein Hund. – Und doch drei Groschen täglich und die Kost! Woyzeck, das ist schlecht; die Welt wird schlecht, sehr schlecht!
 
Woyzeck: Aber, Herr Doktor, wenn einem die Natur kommt.
 
Doktor: Die Natur kommt, die Natur kommt! Die Natur! Hab' ich nicht nachgewiesen, daß der Musculus constrictor vesicae dem Willen unterworfen ist? Die Natur! Woyzeck, der Mensch ist frei, in dem Menschen verklärt sich die Individualität zur Freiheit. – Den Harn nicht halten können! –      Schüttelt den Kopf, legt die Hände auf den Rücken und geht auf und ab. – Hat Er schon seine Erbsen gegessen, Woyzeck? Nichts als Erbsen, cruciferae, merk Er sich's! Es gibt eine Revolution in der Wissenschaft, ich sprenge sie in die Luft. Harnstoff 0,10, salzsaures Ammonium, Hyperoxydul – Woyzeck, muß Er nicht wieder pissen? Geh Er einmal hinein und probier Er's!
 
Woyzeck: Ich kann nit, Herr Doktor.
 
Doktor mit Affekt: Aber an die Wand pissen! Ich hab's schriftlich, den Akkord in der Hand! – Ich hab's gesehen, mit diesen Augen gesehen; ich steckt' grade die Nase zum Fenster hinaus und ließ die Sonnenstrahlen hineinfallen, um das Niesen zu beobachten. –      Tritt auf ihn los: Nein, Woyzeck, ich ärgre mich nicht; Ärger ist ungesund, ist unwissenschaftlich. Ich bin ruhig, ganz ruhig; mein Puls hat seine gewöhnlichen sechzig, und ich sag's Ihm mit der größten Kaltblütigkeit. Behüte, wer wird sich über einen Menschen ärgern, ein' Mensch! Wenn es noch ein Proteus wäre, der einem krepiert! Aber, Woyzeck, Er hätte nicht an die Wand pissen sollen –
 
Woyzeck: Sehn Sie, Herr Doktor, manchmal hat einer so 'en Charakter, so 'ne Struktur. – Aber mit der Natur ist's was anders, sehn Sie; mit der Natur –      er kracht mit den Fingern –, das is so was, wie soll ich sagen, zum Beispiel ...
 
Doktor: Woyzeck, Er philosophiert wieder.
 
Woyzeck vertraulich: Herr Doktor, haben Sie schon was von der doppelten Natur gesehn? Wenn die Sonn in Mattag steht und es ist, als ging' die Welt in Feuer auf, hat schon eine fürchterliche Stimme zu mir geredt!
 
Doktor: Woyzeck, Er hat eine Aberratio.
 
Woyzeck legt den Finger auf die Nase: Die Schwämme, Herr Doktor, da, da steckt's. Haben Sie schon gesehn, in was für Figuren die Schwämme auf dem Boden wachsen? Wer das lesen könnt!
 
Doktor: Woyzeck, Er hat die schönste Aberratio mentalis partialis, die zweite Spezies, sehr schön ausgeprägt. Woyzeck, Er kriegt Zulage! Zweite Spezies: fixe Idee mit allgemein vernünftigem Zustand. – Er tut noch alles wie sonst? Rasiert seinen Hauptmann?
 
Woyzeck: Jawohl.
 
Doktor: Ißt seine Erbsen?
 
Woyzeck: Immer ordentlich, Herr Doktor. Das Geld für die Menage kriegt meine Frau.
 
Doktor: Tut seinen Dienst?
 
Woyzeck: Jawohl.
 
Doktor: Er ist ein interessanter Kasus. Subjekt Woyzeck, Er kriegt Zulage, halt Er sich brav. Zeig Er seinen Puls. Ja.<references />

Version vom 12. Dezember 2023, 06:41 Uhr

Woyzeck. Eine Monotypie von Peter Marggraf. 2017

Beim Hauptmann[1]

Hauptmann auf dem Stuhl, Woyzeck rasiert ihn.

Hauptmann: Langsam, Woyzeck, langsam; eins nach dem andern! Er macht mir ganz schwindlig. Was soll ich dann mit den 10 Minuten anfangen, die Er heut zu früh fertig wird? Woyzeck, bedenk Er, Er hat noch seine schönen dreißig Jahr zu leben, dreißig Jahr! Macht dreihundertsechzig Monate! und Tage! Stunden! Minuten! Was will Er denn mit der ungeheuren Zeit all anfangen? Teil Er sich ein, Woyzeck!

Woyzeck: Jawohl, Herr Hauptmann.

Hauptmann: Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denke. Beschäftigung, Woyzeck, Beschäftigung! Ewig: das ist ewig, das ist ewig – das siehst du ein; nur ist es aber wieder nicht ewig, und das ist ein Augenblick, ja ein Augenblick – Woyzeck, es schaudert mich, wenn ich denke, daß sich die Welt in einem Tag herumdreht. Was 'n Zeitverschwendung! Wo soll das hinaus? Woyzeck, ich kann kein Mühlrad mehr sehen, oder ich werd melancholisch.

Woyzeck: Jawohl, Herr Hauptmann.

Hauptmann: Woyzeck, Er sieht immer so verhetzt aus! Ein guter Mensch tut das nicht, ein guter Mensch, der sein gutes Gewissen hat. – Red er doch was Woyzeck! Was ist heut für Wetter?

Woyzeck: Schlimm, Herr Hauptmann, schlimm: Wind!

Hauptmann: Ich spür's schon. 's ist so was Geschwindes draußen: so ein Wind macht mir den Effekt wie eine Maus. – Pfiffig: Ich glaub', wir haben so was aus Süd-Nord?

Woyzeck: Jawohl, Herr Hauptmann.

Hauptmann: Ha, ha ha! Süd-Nord! Ha, ha, ha! Oh, Er ist dumm, ganz abscheulich dumm! – Gerührt: Woyzeck, Er ist ein guter Mensch – aber – Mit Würde:Woyzeck, Er hat keine Moral! Moral, das ist, wenn man moralisch ist, versteht Er. Es ist ein gutes Wort. Er hat ein Kind ohne den Segen der Kirche, wie unser hocherwürdiger Herr Garnisionsprediger sagt – ohne den Segen der Kirche, es ist ist nicht von mir.

Woyzeck: Herr Hauptmann, der liebe Gott wird den armen Wurm nicht drum ansehen, ob das Amen drüber gesagt ist, eh er gemacht wurde. Der Herr sprach: Lasset die Kleinen zu mir kommen.

Hauptmann: Was sagt Er da? Was ist das für eine kuriose Antwort? Er macht mich ganz konfus mit seiner Antwort. Wenn ich sag': Er, so mein' ich Ihn, Ihn –

Woyzeck: Wir arme Leut – Sehn Sie, Herr Hauptmann: Geld, Geld! Wer kein Geld hat – Da setz einmal eines seinesgleichen auf die Moral in der Welt! Man hat auch sein Fleisch und Blut. Unsereins ist doch einmal unselig in der und der andern Welt. Ich glaub', wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen.

Hauptmann: Woyzeck, Er hat keine Tugend! Er ist kein tugendhafter Mensch! Fleisch und Blut? Wenn ich am Fenster lieg', wenn's geregnet hat, und den weißen Strümpfen nachseh', wie sie über die Gassen springen – verdammt, Woyzeck, da kommt mir die Liebe! Ich hab' auch Fleisch und Blut. Aber, Woyzeck, die Tugend! Die Tugend! Wie sollte ich dann die Zeit rumbringen? Ich sag' mir immer: du bist ein tugendhafter Mensch – gerührt: –, ein guter Mensch, ein guter Mensch.

Woyzeck: Ja, Herr Hauptmann, die Tugend – ich hab's noch nit so aus. Sehn Sie: wir gemeine Leut, das hat keine Tugend, es kommt nur so die Natur; aber wenn ich ein Herr wär und hätt' ein' Hut und eine Uhr und eine Anglaise und könnt' vornehm rede, ich wollt' schon tugendhaft sein. Es muß was Schönes sein um die Tugend, Herr Hauptmann. Aber ich bin ein armer Kerl!

Hauptmann: Gut, Woyzeck. Du bist ein guter Mensch, ein guter Mensch. Aber du denkst zuviel, das zehrt; du siehst immer so verhetzt aus. – Der Diskurs hat mich ganz angegriffen. Geh jetzt, und renn nicht so; langsam, hübsch langsam die Straße hinunter!



Arbeitsauftrag
  1. Worüber spricht deine Figur?
  2. Warum tut sie das?
  3. Welche Haltung zeigt deine Figur gegenüber dem jeweils anderen?
  4. Welche Aspekte ergeben sich daraus für einen dramatischen Konflikt?

Die traditionelle Ordnung I: Das Militär

Hauptmann:

- adelig, Militärangehöriger höheren Ranges, ist Woyzeck gesellschaftlich überlegen, sein Vorgesetzter/Arbeitgeber Worüber spricht der Hauptmann?:

  • • Vielredner
  • Zeit, Vergänglichkeit des Lebens und Unsicherheit der Zukunft
  • • Beschäftigung: Denkt darüber nach was er mit seinen restlichen 10 Minuten anfangen soll („ Was soll ich dann mit den 10 Minuten anfangen, die Er heut zu früh fertig wird?“)
  • • Tugend: Woyzeck kein Tugendhafter Mensch, keine Moral

Warum?

  • • Um später wieder aufzugreifen, Themen wie die Vergänglichkeit des Lebens, Sinn des Lebens etc.

Welche Haltung:

  • • Überlegenheit, da er Woyzeck Befehle gibt („ Langsam, Woyzeck, langsam“)
  • • Zeigt Interesse an Woyzecks Zustand („ Red er doch was Woyzeck! Was ist heut für Wetter?“)
  • • Form der Fürsorglichkeit, mitleidig/empathisch gegenüber Woyzeck; gibt ihm Aufträge für kleines Geld
  • • Autoritätsperson einer höheren Klasse
  • klassistische Grundhaltung; ablehnende Distanz gegenüber weniger privilegierten sozialen Gruppen
  • Anerkennung von Woyzecks Fähigkeiten, z.B. Rasieren

Der Hauptmann spricht in diesem Dialog über verschiedene Themen, darunter die Zeit, die Ewigkeit, die Moral, und die Tugend. Er äußert seine Besorgnis über die Zeit und den Gedanken an die Ewigkeit. Er macht sich Gedanken über die Verschwendung von Zeit und drückt seine Unzufriedenheit darüber aus, wie schnell die Welt sich dreht.

Der Hauptmann tut dies wahrscheinlich, um eine tiefere Konversation mit Woyzeck zu führen und möglicherweise, um seine eigenen Gedanken und Überlegungen mitzuteilen. Es scheint, als ob er versucht, Woyzeck zum Nachdenken zu bringen und seine eigene Sichtweise auf das Leben zu teilen.

Die Haltung des Hauptmanns gegenüber Woyzeck scheint ambivalent zu sein. Einerseits spricht er Woyzeck als "guten Menschen" an und zeigt eine gewisse Sorge um sein Wohlbefinden. Andererseits wirft er ihm vor, keine Moral zu haben, besonders wenn es um die Geburt eines Kindes ohne den Segen der Kirche geht.

Aus diesem Dialog ergeben sich verschiedene Aspekte für den dramatischen Konflikt. Zum einen gibt es eine soziale Hierarchie und Klassenunterschiede, die sich in der Art und Weise, wie der Hauptmann mit Woyzeck spricht, widerspiegeln. Die moralischen Vorstellungen und das Wertesystem des Hauptmanns und Woyzecks stehen im Konflikt. Woyzeck hingegen betont die Schwierigkeiten, denen er aufgrund seiner sozialen Lage gegenübersteht, und weist darauf hin, dass Menschen in Armut oft keine andere Wahl haben.

Woyzeck:

- einfacher Stadtsoldat (unterster militärischer Rang), lebt in einer Kaserne, muss sich sein Bett teilen; gesellschaftlich ganz unten; religiöse Grundbildung

- unehelicher Vater eines kleinen Kindes

- mit Marie zusammen

- materiell abhängig vom Hauptmann, ihm unterlegen

- Dienstleister

- übt Kritik

  1. Worüber spricht deine Figur?
  2. - er antwortet dem Hauptmann mit "Ja, Herr Hauptmann" (V.9,19) - als der Hauptmann ihn nach dem Wetter fragt, sagt er, dass es windig sei (V.24)
  3. - er spricht über seinen Sohn und sagt, dass es Gott egal ist, dass dieser nicht gesegnet ist (V.1f)
  4. - er spricht über seinen sotialen Stand, dass dieser Gesellschaftlich nicht akzeptiert ist und kein Geld bringt (V.8ff)
  5. - er spricht darüber, dass er selbst im Himmel noch arbeiten müsste (V.12f)
  6. - er sagt, dass er nicht tugendhaft sein kann, da er arm ist (V.23ff)
  7. Warum tut sie das?
  8. - er fühlt sich dem Hauptmann untergeben, da dieser sein Vorgesetzter ist
  9. - er will seinen unehelichen Sohn rechtfertigen
  10. - er will die abwertende Behandlung der Gesellschaft gegenüber ihm bzw. anderen armen thematisieren
  11. Welche Haltung zeigt deine Figur gegenüber dem jeweils anderen?
  12. - unterwürfig
  13. - gehorsam ("Jawohl, Herr Hauptmann")
  14. - steht ihm zu Verfügung und erfüllt seine Wünsche
  15. - selbstverteidigend, wenn es um seine Familie (Kind) geht, durchaus politisch, sozialkritisch bezüglich gesellschaftlicher Strukturen
  16. - bleibt immer höflich und greift den Hauptmann nicht direkt an.
  17. Welche Aspekte ergeben sich daraus für einen dramatischen Konflikt? Woyzecks äußere Handlung steht im Gegensatz zu seinen inneren Gefühlen
  18. —> fühlt sich gedemütigt und abwertend behandelt, unterwirft sich dem Hauptmann trotzdem


Mögliche dramatische Konflikte:

  • • Klassen Konflikt: Soziale Unterrschiede
  • • Existenzieller Konflikt: Besorgnis der Ewigkeit des Hauptmanns
  • • Zeitdruck: Woyzeck führt hektisches leben, steht unter Zeitdruck, Hauptmann hat zu viel Zeit
  • Luxusprobleme (Langeweile) vs. existenzielle Probleme (Armut)


Arbeitsauftrag

"Übersetzt" die Szene 8 ("Beim Doktor") möglichst textnah in modernes Hochdeutsch. Dokumentiert eure Übersetzung auf einer eurer Benutzerseiten.

Es muss deutlich werden, worum es in dieser Szene inhaltlich geht und wie die Figuren Doktor und Woyzeck zueinander stehen.


Beim Doktor

Woyzeck. Der Doktor.

Doktor: Was erleb' ich, Woyzeck? Ein Mann von Wort!

Woyzeck: Was denn, Herr Doktor?

Doktor: Ich hab's gesehn, Woyzeck; er hat auf die Straß gepißt, an die Wand gepißt, wie ein Hund. – Und doch drei Groschen täglich und die Kost! Woyzeck, das ist schlecht; die Welt wird schlecht, sehr schlecht!

Woyzeck: Aber, Herr Doktor, wenn einem die Natur kommt.

Doktor: Die Natur kommt, die Natur kommt! Die Natur! Hab' ich nicht nachgewiesen, daß der Musculus constrictor vesicae dem Willen unterworfen ist? Die Natur! Woyzeck, der Mensch ist frei, in dem Menschen verklärt sich die Individualität zur Freiheit. – Den Harn nicht halten können! – Schüttelt den Kopf, legt die Hände auf den Rücken und geht auf und ab. – Hat Er schon seine Erbsen gegessen, Woyzeck? Nichts als Erbsen, cruciferae, merk Er sich's! Es gibt eine Revolution in der Wissenschaft, ich sprenge sie in die Luft. Harnstoff 0,10, salzsaures Ammonium, Hyperoxydul – Woyzeck, muß Er nicht wieder pissen? Geh Er einmal hinein und probier Er's!

Woyzeck: Ich kann nit, Herr Doktor.

Doktor mit Affekt: Aber an die Wand pissen! Ich hab's schriftlich, den Akkord in der Hand! – Ich hab's gesehen, mit diesen Augen gesehen; ich steckt' grade die Nase zum Fenster hinaus und ließ die Sonnenstrahlen hineinfallen, um das Niesen zu beobachten. – Tritt auf ihn los: Nein, Woyzeck, ich ärgre mich nicht; Ärger ist ungesund, ist unwissenschaftlich. Ich bin ruhig, ganz ruhig; mein Puls hat seine gewöhnlichen sechzig, und ich sag's Ihm mit der größten Kaltblütigkeit. Behüte, wer wird sich über einen Menschen ärgern, ein' Mensch! Wenn es noch ein Proteus wäre, der einem krepiert! Aber, Woyzeck, Er hätte nicht an die Wand pissen sollen –

Woyzeck: Sehn Sie, Herr Doktor, manchmal hat einer so 'en Charakter, so 'ne Struktur. – Aber mit der Natur ist's was anders, sehn Sie; mit der Natur – er kracht mit den Fingern –, das is so was, wie soll ich sagen, zum Beispiel ...

Doktor: Woyzeck, Er philosophiert wieder.

Woyzeck vertraulich: Herr Doktor, haben Sie schon was von der doppelten Natur gesehn? Wenn die Sonn in Mattag steht und es ist, als ging' die Welt in Feuer auf, hat schon eine fürchterliche Stimme zu mir geredt!

Doktor: Woyzeck, Er hat eine Aberratio.

Woyzeck legt den Finger auf die Nase: Die Schwämme, Herr Doktor, da, da steckt's. Haben Sie schon gesehn, in was für Figuren die Schwämme auf dem Boden wachsen? Wer das lesen könnt!

Doktor: Woyzeck, Er hat die schönste Aberratio mentalis partialis, die zweite Spezies, sehr schön ausgeprägt. Woyzeck, Er kriegt Zulage! Zweite Spezies: fixe Idee mit allgemein vernünftigem Zustand. – Er tut noch alles wie sonst? Rasiert seinen Hauptmann?

Woyzeck: Jawohl.

Doktor: Ißt seine Erbsen?

Woyzeck: Immer ordentlich, Herr Doktor. Das Geld für die Menage kriegt meine Frau.

Doktor: Tut seinen Dienst?

Woyzeck: Jawohl.

Doktor: Er ist ein interessanter Kasus. Subjekt Woyzeck, Er kriegt Zulage, halt Er sich brav. Zeig Er seinen Puls. Ja.