Nelly-Sachs-Gymnasium Neuss/Dramenanalysen

Aus ZUM Projektwiki

Das Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft im Spiegel des Theaters...

... lautet das Thema dieses Unterrichtsvorhabens in der Qualifikationsphase. Dramen, die in ihrem historischen Kontext behandelt und hier vergleichend präsentiert werden sollen, sind ...

Dafür arbeiten die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kurse zusammen:

LK
BeKNSG LuJNSG DaHNSG FabNNSG LeoBNSG JaHNSG
NiPNSG LiSNSG JoBENSG AmKöNSG AniBNSG PaWNSG
SaBNSG PaWNSG AkDiNSG NiKNSG KoDaNSG MeSNSG
MaBNSG DuSNSG KoWNSG MeDNSG


GK
LoGNSG KiWoNSG AlHNSG MeCiNSG PhiKoNSG
CKrNSG PhOSNSG LaBNSG ZoHNSG AlWNSG
ChWNSG FaBNSG EvLaNSG BilMNSG BeLNSG
VoPNSG MuGNSG ErTNSG ZeKNSG MeJANSG AnSmNSG


Schreiben und Leben - Brecht und Lessing im Vergleich

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Vergleicht man Brecht und Lessing im Hinblick auf ihre Schreibsituation, so findet man einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede, wie die beiden ihr persönliches Leben literarisch verarbeitet haben.

Beide Autoren waren in ihrer Freiheit des Schreibens eingeschränkt, da sie unter persönlich belastenden Umständen litten, weshalb ihre geschriebenen Dramen auch als Provokation dienen. Ebenfalls von Bedeutung war die Aufklärung ihres Publikums über politische Ereignisse und besonders bei Brecht über politische Machtverhältnisse, um ihr Publikum zum selbstständigen Denken und zur Herstellung von Leidenschaft anzuregen, aber auch zu unterhalten. Brecht war jedoch der Meinung, dass nicht alle Menschen moralisch gleich "gut" sind und besagt die Gesellschaft muss gut sein, erst dann ist man selber gut. Er setzt ebenfalls den Gebrauch des Verstandes als Voraussetzung voraus. Lessing jedoch ist der Meinung, dass alle Menschen gleich "gut" sind und man selbst gut sein muss, um die Gesellschaft zu verändern. Dies spiegelt sich auch in seinem Drama wieder, welches eine dynamische Handlung im Sinne der moralischen Entwicklung der Figuren beinhaltet. Er möchte sein Publikum Leidenschaft fühlen lassen und die Fähigkeiten fördern, welche zur Aufklärung dienen. Im Gegensatz zu Lessing, stellt Brechts Drama ein statisches Bild des Ist-Zustandes zu seiner Lebenszeit dar, welche die Exilsituation und den Verlust der Heimat wieder spiegelt. Brechts "Episches Theater" wird durch viele Verfremdungseffekte gestaltet und seine Antwort auf Lessings Utopie ist, der Fehler liege in der Realität im Menschen selbst. (ZoHNSG)


Lessing und Brecht sind zwei komplett unterschiedliche Menschen, welche in völlig anderen Zeiten gelebt haben und doch haben sie so einiges gemeinsam, wenn man dies im Zusammenhang mit der Entstehung der beiden Dramen Nathan der Weise und Arturo Ui sieht. Da die gesellschaftlichen und sozialen Situationen zur Lebzeit des jeweiligen Autors ähnlich turbulent waren, hatten diese eine Auswirkung auf die Freiheit, in welcher sie ihre Werke verfassen konnten. Brecht musste ins Exil und erfuhr dadurch eine erhebliche Einschränkung in seinem Denken und Schreiben, weshalb er jene Einschränkung und die damit verbundene Machtsituation einer einzelnen Person in Arturo Ui verarbeitet und dies als seinen zentralen Erziehungsanspruch ansieht: Das Publikum durch den aktiven Gebrauch des Verstands dazu anregen selbst die systematische Manipulierung für Macht zu durchschauen. Lessing wiederum war freiwillig gereist, jedoch erfuhr auch er eine Einschränkung durch eine stark unterdrückende Obrigkeit. Sein Erziehungsanspruch lag nun ganz im Namen der Aufklärung, und darin das Publikum zu animieren zu denken und sich selbst weiter zu entwickeln. Beide verarbeiteten also ihre Erlebnisse, aber auch ihre eigenen subjektiven moralischen Ansichten in ihren Werken um diese mit anderen Menschen zu teilen. Eine maßgebliche Unterscheidung jedoch besteht in der generellen Ansicht des Menschen. Während Lessing nun ein Vertreter der Aufklärung war und somit auch die Denkweise „alle Menschen sind gleich“ vertritt, ist er der Meinung, dass alle Menschen grundsätzlich „gut“ seien. Brecht jedoch tut dies nicht. Er grenzt seine Hauptfigur ganz klar als minderwertiger ab, da er die Auffassung vertritt, dass ein relativiertes „gut“ sein noch lange nicht auf jeden Menschen zutrifft. Somit grenzt er sich klar von dieser Denkweise ab. Somit lässt sich folgern, dass Lessing und Brecht zwar in sehr vielen Aspekten vergleichbar sind und sich ähneln, aber sie sich in einigen Grundlegen Ansichten doch unterscheiden. (ChWNSG)