Generationenkonflikt und Klimakrise/Klimakrise Beckenkamp: Unterschied zwischen den Versionen

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(Abstract aus allen sechst Studien, motiviert durch eine Zeitungsanfrage.)
 
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Die im Sommersemester 2020 behandelten Themen sind in der nachfogennden Tabelle angegeben:
Die im Sommersemester 2020 behandelten Themen sind in der nachfolgenden Tabelle angegeben:


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Interessant könnte auch eine relativ aktuelle Studie zur [[Klimakrise]] von Lehman, Thomson, Davis und Carlson (2019)<ref>Lehman, B., Thompson, J., Davis, S., & Carlson, J. M. (2019). Affective Images of Climate Change. ''Frontiers in psychology, 10'', 960. <nowiki>https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.00960</nowiki></ref> sein.
Interessant könnte auch eine relativ aktuelle Studie zur [[Klimakrise]] von Lehman, Thomson, Davis und Carlson (2019)<ref>Lehman, B., Thompson, J., Davis, S., & Carlson, J. M. (2019). Affective Images of Climate Change. ''Frontiers in psychology, 10'', 960. <nowiki>https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.00960</nowiki></ref> sein.
<references />
 
== Überblick über die Ergebnisse aus den sechs Studien ==
Drei der sechs Studien beschäftigten sich mit Unterschieden in der '''Risikowahrnehmung''', drei weitere mit Unterschieden im Set of Relevant Media.
 
=== Drei Studien zur Risikowahrnehmung ===
In der ersten Studie wurden dazu Unterschiede zwischen "Boomern" und ihren eigenen "Gen Z"-Kindern untersucht ((n=28 im Längsschnitt mit 14 Kindern und jeweils einem zugehörigen Elternteil) , in der zweiten Studie Unterschiede zwischen "Boomern" und "Gen Z" (im Querschnitt, n=95), und in der dritten Studie Unterschiede zwischen "Boomern" mit Kindern und "Boomern" ohne Kinder (n=98).
 
Die Stichproben waren wegen der Erhebungsmethode über Erhebungsplattformen im Internet nicht repäsentativ. Soziodemographische Verhältnise (wie Einkommen oder Geschlecht) waren nicht mit Hinblick auf Repräsentativität kontrolliert, die Stichproben waren aber durchaus Altersquerschnitte von jungen Menschen zu Menschen, die vom Alter her betrachtet deren Eltern sein könnten, und sind daher durchaus interessant.
 
==== +++Studie 1: Risikowahrnehmung (Längsschnitt Boomer-GenZ) ====
In Studie 1 ergaben sich signifikante Unterschiede genau in die andere als die von Medien postulierte Richtung: 
 
a) Die Kinder und Eltern eines Haushaltes unterscheiden sich signifikant in der „Risikowahrnehmung“, aber die Eltern hatten dabei eine höhere Risikowahrnehmung bzgl. Klimakrise als ihre Kinder. Die Skala zur Risikowahrnehmung bewertete das Ausmaß, in dem die Befragten den Klimawandel als ein Risiko für ihre eigene Gesundheit, ihren finanziellen Status und das Wohlergehen der Umwelt (3 Items) sowie für die öffentliche Gesundheit, die Wirtschaft und die Umweltintegrität in ihrer Region wahrnehmen (3 Elemente). 
 
b) Die Kinder und Eltern eines Haushaltes unterscheiden sich signifikant im ökologischen Selbstbild, aber die Eltern hatten dabei eine höheres ökologisches Selbstbild als ihre Kinder. Die Teilnehmer antworteten auf der 3-Punkte-Skala der grünen Selbstidentität, die bewertet, inwieweit sie sich selbst als umweltfreundlich oder "grün" identifizieren. Ein Beispiel dafür ist "Ich halte mich für jemanden, der sich sehr mit Umweltfragen befasst". Die Antwortmöglichkeiten reichten von 1 = stark ablehnen bis 5 = stark zustimmen. Höhere Durchschnittswerte deuteten auf eine stärkere grüne Selbstidentität hin.
 
c) Keine Unterschiede gab es bei der Naturverbundenheit.
 
==== +++Studie 2 Risikowahrnehmung (Querschnitt Boomer-GenZ) ====
Hier antworteten 66 Teilnehmer:innen der GenZ und 29 "Boomer".
 
a) Hier ergaben sich - auch genau in entgegengestzte Richtung der Medienhypothese, signifikante Unterschiede einer höheren Naturverbundenheit der Boomer, verglichen mit den jungen Menschen. Naturverbundenheit wurde dabei mit zwei items gemessen. Bei Risikowahrnehmung und weiteren Variablen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede, aber Ergebnisse gehen zum Teil auch bzgl. des Generationenunterschieds in die andere Richtung. Der Fragebogen dieser Studie basierte auf der Untersuchung von Bradley, Babutsidze, Chai und Reser (2020).  er bestand aus 26 Items und baut auf folgenden Konstrukten der Studie auf: Risikowahrnehmung, Naturverbundenheit, psychologische Anpassung, Glaubensgewissheit, Auswirkungen im Wohnbereich und Reaktionseffizienz und Pro-Umweltverhalten.
 
==== +++Studie 3 Risikowahrnehmung (Querschnitt Boomer mit Kindern vs. Boomer ohne Kinder) ====
Idee dieser Studie war es, dass Eltern sich eher mit modernen Problemen beschäftigen müssen, weil diese ja auch aus der schule ins Elternhaus hineingetragen werden. 67 Teilnehmer:innen hatten eigene Kinder, 31 nicht.  Die Kinder spielen aber entgegen den Erwartungen und der Idee dieser studie keine so große Rolle, als dass sich ein signifikanter Unterschied in der Risikowahrnehmung und den weiteren Variablen nachweisen ließ.
 
=== Drei Studien zum Set of Relevant Media ===
Nun zu den drei Studien bzgl. des Set of relevant media. Hier ergaben sich - erwartungsgemäß, deutliche Unterschiede im Gebrauch und Umgang mit Medien zur Informations- und Nachrichtenbeschaffung.
 
==== +++Studie 1 Set of relevant media (Längsschnitt Boomer-GenZ) ====
Signifikante Unterschiede in der Nutzungszeit von Social Media, in der Nutzungshäufigkeit/zeit von Zeitungen, und in der Nutzungszeit von Podcasts. Junge Menschen nutzen deutlich mehr social media und podcasts (und äußern sich auch signifikant mehr in social media), ältere deutlich mehr die Zeitungen. Auch in dieser Studie bewerteten die Boomer
 
- ohne signifikanten Unterschied - die Klimakrise als bedrohlicher. Das Hauptmedium beider Generationen ist aber schon das Internet, welches beide Gruppen fast täglich benutzen.
 
==== +++Studie 2 Set of relevant media (Querschnitt Boomer-GenZ) ====
Auch in dieser Querschnittstudie, in der nur Boomer ohne Kinder in die Stichprobe der älteren Teilnehmer genommen wurden, zeigten sich in der Nutzungshäufigkeit sozialer Medien ein hochsignifikanter höheren Gebrauch von social media in der Generation Z.  Babyboomer beziehen bei nicht explizit eingeschränktem Thema durchschnittlich mehr Informationen aus den klassischen Medien. In der weiteren Untersuchung der Nutzung zeigt sich außerdem, dass die Generation Z zwar ein ähnlich hohes Vertrauen in Fernsehen, Radio, Nachrichtensender und Zeitungen haben, diese Medien aber insgesamt weniger nutzen. Interessant in dieser Studie war weiterhin, dass die Gesamtmediennutzung der Generationen während der Pandemie tendenziell sinkt, und ein tendenzieller Anstieg bei der Nutzung klassischer Medien durch die Gen Z vorliegt (beides aber nicht signifikant, daher "tendenziell").  Weiterhin nur tendenziell in dieser Studie, dass die Generation Z eher Angst bezüglich der Klimasituation hat als die Babyboomer (ohne Kinder).
 
==== +++Studie 3 Risikowahrnehmung (Querschnitt Boomer mit Kindern vs. Boomer ohne Kinder) ====
Idee der beiden Teilstichproben war ähnlich wie oben bei Risikowahrnehmung - hier ergaben sich aber keine signifikanten Unterschiede. Die Boomer mit Kindern stellen zur Nachrichtenbeschaffung also nicht signifikant mehr auf social media und moderne Medien um als Boomer ohne Kinder, nur weil ihre Kinder mehr damit zur Nachrichtenbeschaffung umgehen.
 
== Take-Home-Message aus allen sechs Studien ==
Aus Sicht der Daten oben stellt sich das Bild differenziert dar. Die Generationen (oder das Alter) der Probanden scheint wesentlich weniger Aufschluss bzgl. der eigenen Einstellung zur Klimakrise zu geben, als vorhandenes relevantes Wissen und eine vorhanden Umwelteinstellung, die sich etwa sehr präzise mit der GEB von Prof. Florian Kaiser (Umweltpsychologie Uni Magdeburg) messen lässt, und die Umwelteinstellung sagt dann auch sehr viel aus über das konkrete Umweltverhalten, welches Menschen im Alltag zeigen, wie etwa Nutzung des ÖPNV statt Auto, Einschränkung in der Fleischernährung, Energiesparen, Fliegen, usw.
 
Zugespitzt formuliert: wahrscheinlich entspricht der Anteil junger deutscher Urlauber (mit Einkommen) auf Mallorca - in Relation zu allen deutschen Urlaubern auf Mallorca – in etwa dem Anteil junger deutscher Menschen (mit Einkommen) in Deutschland – in Relation zu allen Deutschen. Das Alter sagt also wesentlich weniger über die Einstellung zur Klimakrise aus, als die allgemeine Umwelteinstellung. Dies kann sowohl bei jungen als auch bei älteren Menschen sehr hoch, aber auch sehr niedrig sein. Junge Menschen nuten mehr social media und "moderne" Medien, aber auch hier scheint es eine große Varianz zwischen medienkritischen und weniger kritischen Menschen bzgl. der Einschätzung und Einordnung der Nachrichten zu geben. In der Pandemie nahm die Nutzung der klassischen Medien bei jungen Menschen zu.<references />

Aktuelle Version vom 22. Juni 2021, 18:02 Uhr

Überblick über die Themen

Inhalte im Modul Generationenkonflikt und Klimakrise – Kurs Beckenkamp:

Die Klimakrise wird in jüngerer Zeit in immer mehr klassischen Medien unterschiedlicher politischer Ausrichtungen auch als Generationenkonflikt dargestellt. Lorenz (29.10.2019) spricht in der New York Times [1] gar von Krieg: „Now it’s war: Gen Z has finally shaped over climate change and financial inequality.“ Schneider (26.3.2019) fragt im Intergeneration-Blog, ob die Klimadebatte Jung und Alt spaltet[2], Tholl (13.11.209) bezeichnet im Tagesspiegel 'Boomer' als "Retourkutsche" der jungen Generation[3] , Reinhard und Vašek (17.11.2019) hinterfragen in einem Essay in ZEIT-online, ob wir wirklich einen Generationenkonflikt neuen Ausmaßes erleben, oder vielmehr einen Streit zweier Perspektiven in uns selbst[4]. Der 'Jugendforscher' Hurrelmann warnt (u.a.) in einem Interview mit Rückerl (1.10.2019)[5] in der Neuen Presse, dass der Konflikt ähnlich wie beim Brexit eine Kluft schaffen könne, die das Land kaputt macht: "Mehrheitlich die Älteren wollten raus, die Jüngeren wollten drin bleiben – diese Kluft macht das Land kaputt", und fordert einen Dialog der Generationen, ähnlich wie Fabel (1.1.2020)[6] in der FAZ, der darauf hinweist, dass sich das Klima eben nicht gegeneinander retten ließe, aber den jungen Menschen dazu auch mehr Teilhabe an der Macht gewährleistet werden sollte .

Bei der Literaturrecherche stellt sich heraus, dass es psychologische Untersuchungen zu einem Generationenkonflikt bislang kaum gibt (die Shell-Studie streift die Thematik). Diese Lücke soll in diesem Praxissemester geschlossen werden. In einzelnen empirischen Untersuchungen soll eine Arbeitsdefinition zum Begriff 'Generationenkonflikt' erarbeitet werden, auf die Shell-Studie Bezug genommen und eine eigene Erhebung geplant und durchgeführt werden. Sinnvoll ist auch, dabei das 'relevant set of media' in unterschiedlichen Generationen mit zu erheben und mit abhängigen Stichproben zu arbeiten – in diesem Fall also Stichproben, in denen Eltern und die dazu gehörigen 'Kinder' (junge Erwachsenen) die gleichen Fragen beantworten.

Die im Sommersemester 2020 behandelten Themen sind in der nachfolgenden Tabelle angegeben:

Thema Teilnehmer
"Generationenkonflikt?" 1 Risikowahrnehmung: Unterschiede zwischen "Boomern" mit Kindern und "Boomern" ohne Kinder Charlotte, Lukas, Johanna
"Generationenkonflikt?" 2 Risikowahrnehmung: Unterschiede zwischen "Boomern" und "Gen Z" Hannah, Alisha , Melissa, Lisa
"Generationenkonflikt?" 3 Risikowahrnehmung: Unterschiede zwischen "Boomern" und ihren eigenen "Gen Z"-Kindern Anouk, Liane, Lea
"Generationenkonflikt?" 4 Set of relevant media: Unterschiede zwischen "Boomern" mit Kindern und "Boomern" ohne Kinder Laura, Katrin, Denise, Andreas
"Generationenkonflikt?" 5 Set of relevant media: Unterschiede zwischen "Boomern" und "Gen Z" Julia F., Vera, Ella
"Generationenkonflikt?" 6 Set of relevant media: Unterschiede zwischen "Boomern" und ihren eigenen "Gen Z"-Kindern Christoph, Niklas

Hintergrundliteratur und -studien

Die Themen 1 bis 3 fokussieren auf die Risikowahrnehmung , die Themen 4 bis 6 auf den Relevant Set. Bei einzelnen Themen bietet sich auch ein Vergleich zum Umgang mit der Corona-Krise an.

Interessant könnte auch eine relativ aktuelle Studie zur Klimakrise von Lehman, Thomson, Davis und Carlson (2019)[7] sein.

Überblick über die Ergebnisse aus den sechs Studien

Drei der sechs Studien beschäftigten sich mit Unterschieden in der Risikowahrnehmung, drei weitere mit Unterschieden im Set of Relevant Media.

Drei Studien zur Risikowahrnehmung

In der ersten Studie wurden dazu Unterschiede zwischen "Boomern" und ihren eigenen "Gen Z"-Kindern untersucht ((n=28 im Längsschnitt mit 14 Kindern und jeweils einem zugehörigen Elternteil) , in der zweiten Studie Unterschiede zwischen "Boomern" und "Gen Z" (im Querschnitt, n=95), und in der dritten Studie Unterschiede zwischen "Boomern" mit Kindern und "Boomern" ohne Kinder (n=98).

Die Stichproben waren wegen der Erhebungsmethode über Erhebungsplattformen im Internet nicht repäsentativ. Soziodemographische Verhältnise (wie Einkommen oder Geschlecht) waren nicht mit Hinblick auf Repräsentativität kontrolliert, die Stichproben waren aber durchaus Altersquerschnitte von jungen Menschen zu Menschen, die vom Alter her betrachtet deren Eltern sein könnten, und sind daher durchaus interessant.

+++Studie 1: Risikowahrnehmung (Längsschnitt Boomer-GenZ)

In Studie 1 ergaben sich signifikante Unterschiede genau in die andere als die von Medien postulierte Richtung: 

a) Die Kinder und Eltern eines Haushaltes unterscheiden sich signifikant in der „Risikowahrnehmung“, aber die Eltern hatten dabei eine höhere Risikowahrnehmung bzgl. Klimakrise als ihre Kinder. Die Skala zur Risikowahrnehmung bewertete das Ausmaß, in dem die Befragten den Klimawandel als ein Risiko für ihre eigene Gesundheit, ihren finanziellen Status und das Wohlergehen der Umwelt (3 Items) sowie für die öffentliche Gesundheit, die Wirtschaft und die Umweltintegrität in ihrer Region wahrnehmen (3 Elemente). 

b) Die Kinder und Eltern eines Haushaltes unterscheiden sich signifikant im ökologischen Selbstbild, aber die Eltern hatten dabei eine höheres ökologisches Selbstbild als ihre Kinder. Die Teilnehmer antworteten auf der 3-Punkte-Skala der grünen Selbstidentität, die bewertet, inwieweit sie sich selbst als umweltfreundlich oder "grün" identifizieren. Ein Beispiel dafür ist "Ich halte mich für jemanden, der sich sehr mit Umweltfragen befasst". Die Antwortmöglichkeiten reichten von 1 = stark ablehnen bis 5 = stark zustimmen. Höhere Durchschnittswerte deuteten auf eine stärkere grüne Selbstidentität hin.

c) Keine Unterschiede gab es bei der Naturverbundenheit.

+++Studie 2 Risikowahrnehmung (Querschnitt Boomer-GenZ)

Hier antworteten 66 Teilnehmer:innen der GenZ und 29 "Boomer".

a) Hier ergaben sich - auch genau in entgegengestzte Richtung der Medienhypothese, signifikante Unterschiede einer höheren Naturverbundenheit der Boomer, verglichen mit den jungen Menschen. Naturverbundenheit wurde dabei mit zwei items gemessen. Bei Risikowahrnehmung und weiteren Variablen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede, aber Ergebnisse gehen zum Teil auch bzgl. des Generationenunterschieds in die andere Richtung. Der Fragebogen dieser Studie basierte auf der Untersuchung von Bradley, Babutsidze, Chai und Reser (2020).  er bestand aus 26 Items und baut auf folgenden Konstrukten der Studie auf: Risikowahrnehmung, Naturverbundenheit, psychologische Anpassung, Glaubensgewissheit, Auswirkungen im Wohnbereich und Reaktionseffizienz und Pro-Umweltverhalten.

+++Studie 3 Risikowahrnehmung (Querschnitt Boomer mit Kindern vs. Boomer ohne Kinder)

Idee dieser Studie war es, dass Eltern sich eher mit modernen Problemen beschäftigen müssen, weil diese ja auch aus der schule ins Elternhaus hineingetragen werden. 67 Teilnehmer:innen hatten eigene Kinder, 31 nicht.  Die Kinder spielen aber entgegen den Erwartungen und der Idee dieser studie keine so große Rolle, als dass sich ein signifikanter Unterschied in der Risikowahrnehmung und den weiteren Variablen nachweisen ließ.

Drei Studien zum Set of Relevant Media

Nun zu den drei Studien bzgl. des Set of relevant media. Hier ergaben sich - erwartungsgemäß, deutliche Unterschiede im Gebrauch und Umgang mit Medien zur Informations- und Nachrichtenbeschaffung.

+++Studie 1 Set of relevant media (Längsschnitt Boomer-GenZ)

Signifikante Unterschiede in der Nutzungszeit von Social Media, in der Nutzungshäufigkeit/zeit von Zeitungen, und in der Nutzungszeit von Podcasts. Junge Menschen nutzen deutlich mehr social media und podcasts (und äußern sich auch signifikant mehr in social media), ältere deutlich mehr die Zeitungen. Auch in dieser Studie bewerteten die Boomer

- ohne signifikanten Unterschied - die Klimakrise als bedrohlicher. Das Hauptmedium beider Generationen ist aber schon das Internet, welches beide Gruppen fast täglich benutzen.

+++Studie 2 Set of relevant media (Querschnitt Boomer-GenZ)

Auch in dieser Querschnittstudie, in der nur Boomer ohne Kinder in die Stichprobe der älteren Teilnehmer genommen wurden, zeigten sich in der Nutzungshäufigkeit sozialer Medien ein hochsignifikanter höheren Gebrauch von social media in der Generation Z.  Babyboomer beziehen bei nicht explizit eingeschränktem Thema durchschnittlich mehr Informationen aus den klassischen Medien. In der weiteren Untersuchung der Nutzung zeigt sich außerdem, dass die Generation Z zwar ein ähnlich hohes Vertrauen in Fernsehen, Radio, Nachrichtensender und Zeitungen haben, diese Medien aber insgesamt weniger nutzen. Interessant in dieser Studie war weiterhin, dass die Gesamtmediennutzung der Generationen während der Pandemie tendenziell sinkt, und ein tendenzieller Anstieg bei der Nutzung klassischer Medien durch die Gen Z vorliegt (beides aber nicht signifikant, daher "tendenziell").  Weiterhin nur tendenziell in dieser Studie, dass die Generation Z eher Angst bezüglich der Klimasituation hat als die Babyboomer (ohne Kinder).

+++Studie 3 Risikowahrnehmung (Querschnitt Boomer mit Kindern vs. Boomer ohne Kinder)

Idee der beiden Teilstichproben war ähnlich wie oben bei Risikowahrnehmung - hier ergaben sich aber keine signifikanten Unterschiede. Die Boomer mit Kindern stellen zur Nachrichtenbeschaffung also nicht signifikant mehr auf social media und moderne Medien um als Boomer ohne Kinder, nur weil ihre Kinder mehr damit zur Nachrichtenbeschaffung umgehen.

Take-Home-Message aus allen sechs Studien

Aus Sicht der Daten oben stellt sich das Bild differenziert dar. Die Generationen (oder das Alter) der Probanden scheint wesentlich weniger Aufschluss bzgl. der eigenen Einstellung zur Klimakrise zu geben, als vorhandenes relevantes Wissen und eine vorhanden Umwelteinstellung, die sich etwa sehr präzise mit der GEB von Prof. Florian Kaiser (Umweltpsychologie Uni Magdeburg) messen lässt, und die Umwelteinstellung sagt dann auch sehr viel aus über das konkrete Umweltverhalten, welches Menschen im Alltag zeigen, wie etwa Nutzung des ÖPNV statt Auto, Einschränkung in der Fleischernährung, Energiesparen, Fliegen, usw.

Zugespitzt formuliert: wahrscheinlich entspricht der Anteil junger deutscher Urlauber (mit Einkommen) auf Mallorca - in Relation zu allen deutschen Urlaubern auf Mallorca – in etwa dem Anteil junger deutscher Menschen (mit Einkommen) in Deutschland – in Relation zu allen Deutschen. Das Alter sagt also wesentlich weniger über die Einstellung zur Klimakrise aus, als die allgemeine Umwelteinstellung. Dies kann sowohl bei jungen als auch bei älteren Menschen sehr hoch, aber auch sehr niedrig sein. Junge Menschen nuten mehr social media und "moderne" Medien, aber auch hier scheint es eine große Varianz zwischen medienkritischen und weniger kritischen Menschen bzgl. der Einschätzung und Einordnung der Nachrichten zu geben. In der Pandemie nahm die Nutzung der klassischen Medien bei jungen Menschen zu.

  1. Lorenz, T. (29.10.2019). OK Boomer' marks the end of friendly generational relations. New York Times. [abgerufen am 20.04.2020 auf https://www.nytimes.com/2019/10/29/style/ok-boomer.html]
  2. Schneider, R. (26.3.2019). Generationenkonflikt: Spaltet die Klimadebatte Jung und Alt? Intergeneration Blog [aufgefunden am 20.4.2020 auf https://www.intergeneration.ch/de/blog/generationenkonflikt-spaltet-die-klimadebatte-jung-und-alt ]
  3. Tholl, M. (13.11.2019). Ihr habt auf unsere Kosten gelebt! Tagesspiegel. [abgerufen am 20.04.2020 auf https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/aufstand-gegen-die-babyboomer-ihr-habt-auf-unsere-kosten-gelebt/25211180.html]
  4. Reinhard, R., Vašek, (17.11.2019). Generationenkonflikt: Der Rebell in uns. Zeit-online. [abgerufen am 20.04.2020 auf https://www.zeit.de/kultur/2019-11/generationenkonflikt-jung-alt-lebensstil-digitalisierung-klimaschutz/komplettansicht]
  5. Rückerl, P. (1.10.2019). Jugendforscher warnt vor „Generationenkonflikt in Klima- und Umweltfragen“. Neue Presse. [abgerufen am 20.04.2020 auf https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Interview-Generationenkonflikt-in-Klima-und-Umweltfragen]
  6. Fabel, P. (1.1.2020). Generationenkonflikte: Wir können das Klima nicht gegeneinander retten. FAZ. [abgerufen am 20.04.2020 auf https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/jung-gegen-alt-wie-sollen-wir-so-das-klima-retten-16556377.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
  7. Lehman, B., Thompson, J., Davis, S., & Carlson, J. M. (2019). Affective Images of Climate Change. Frontiers in psychology, 10, 960. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.00960